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Sardonismus bezeichnet im Unterschied zum Sarkasmus keinen beissenden bitteren Spott sondern einen grimmigen schmerzvollen 1 Verbunden ist dieser oft mit einem unheimlichen finsteren Gelachter dem sardonischen Lachen Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Sardonisches Grinsen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseUrsprung Bearbeiten nbsp Sardonisches Lachen einer Maske antike Maske aus Sardinien Bereits im antiken Griechenland kannte man den Ausdruck meist als sardonisches Gelachter sardanios gelws sardanios gelos oder spater sardonios gelws sardonios gelos 2 Man unterschied zwischen kynisch kynikos zur Weltsicht der Kyniker gehorig sarkastisch sarkastikos hohnender Spott verletzende Rede und sardonisch sardanios sardanios das grimmige Hohngelachter eines Zornigen bei eigenem Schaden oder eigenem Schmerz So lacht Odysseus als Bettler verkleidet bei Homer sardonisch in sich hinein als er endlich zuruckgekehrt einem Kuhfuss ausweicht mit dem ihn ein Freier seiner Frau bewirft 3 ὣs eἰpὼn ἔrripse boὸs poda xeirὶ paxeiῃ keimenon ἐk kaneoio labwn ὁ d ἀleyat Ὀdysseὺs ἦka paraklinas kefalhn meidhse dὲ 8ymῷ sardanion mala toῖon ὁ d eὔdmhton bale toῖxon Also sprach er und warf mit nerviger Rechter den Kuhfuss Welcher im Korbe lag nach Odysseus Aber Odysseus Wandte behende sein Haupt und barg mit schrecklichem Lacheln Seinen Zorn und das Bein fuhr gegen die zierliche Mauer Ubersetzung von Johann Heinrich Voss der Freier Ktesippos Gustav Schwab ubersetzt diese Stelle so mit einem grasslichen Lacheln 4 Wortlich heisst sardanion mala toῖon sardanion mala toion wahrlich sehr sardonisch Dies stellt den ersten Beleg fur sardanios dar Pape fuhrt dieses Wort auf sairw sairo Zahne fletschen grinsen hohnlachen zuruck 2 In deutschsprachigen Werken tritt der Ausdruck seit dem 16 Jahrhundert auf mit aim bosshafftigen vnd Sardonischen glachter wie man sagt Ain Sardonisch glachter wurt inn aim sprichwort fur ain erdichtets gespottiges vnd vast bitters gelachter gebraucht Juan Luis Vives De officio mariti deutsche Ubersetzung von Christophorus Bruno 5 Sie lachten ein Sardonisch Gelachter Plutarch Bioi paralleloi deutsche Ubersetzung von Wilhelm Xylander und Jonas Lochinger 6 Die Herkunft des Wortes ist dabei unklar einerseits soll bei den alten Sarden lateinisch Sardoni oder Sardi die Sitte bestanden haben die alten Leute zu toten dabei sollte gelacht werden Das war der beruchtigte risus Sardonicus ein krampfartiges Lachen an dem die Seele unbeteiligt ist 7 Andererseits wird das krampfhafte Lacheln gelegentlich auf die Wirkung einer bitteren Pflanze sardanion sardanion je nach Quelle auch Apium risus oder beispielsweise bei Vergil Sardoa herba deutsch auch Lachkraut aus Sardinien zuruckgefuhrt die das Gift Oenanthotoxin enthalten soll und somit die Uberlieferung von der Totung der Alten erklaren wurde 8 So schreibt Meyers Enzyklopadie von 1888 dazu Sardonisches Lachen Sardonius risus Sardoniasis krampfhaftes mit heftig wechselnden Gesichtsverzerrungen verbundenes Lachen ohne aussern Anlass Der Ausdruck findet sich schon bei Homer Odyssee 20 302 und soll von einem auf Sardinien wachsenden Kraut bei Vergil Sardoa herba hergenommen sein dessen Genuss den Mund wie zum Lachen verzieht Allgemeiner bezeichnet derselbe auch ein gezwungenes oder hohnisches Lachen 9 Auch neuere Werke beziehen den Ursprung des krampfhaften Lachens auf das Gewachs Sardonia 10 Haufig wurde als reale Pflanze hinter dem mythischen Kraut der Rohrige Wasserfenchel botanisch Oenanthe fistulosa identifiziert dessen Pflanzenteile jedoch extrem bitter schmecken Bereits im 18 Jahrhundert war Albrecht von Haller der Meinung dass es sich bei dem Kraut um die nur auf Sardinien vorkommende Safranrebendolde botanisch Oenanthe crocata handeln musse 11 In einer Studie von 2009 gelangte eine Gruppe unter Leitung von Giovanni Appendino 12 zu derselben Ansicht wie Haller Unlike other plant toxins the convulsant polyacetylenes from water dropwort and related plant do not evoke unpleasant taste bitter or chemesthetic burning sensations and the roots of O crocata an exceedingly poisonous plant have a paradoxical sweetish and pleasant taste and odor The large concentration of falcarindiol a bitter compound and the lower contents of polyacetylene toxins in O fistulosa when compared to O crocata could presumably underlie the observation that the former species has not yet been associated with human or animal poisoning The name Oenanthe signifies wine flower because the plant produces a state of stupefaction similar to drunkenness This as well as locked jaws risus sardonicus has been documented in human poisoning from O crocata and there is little doubt that herba sardonica of the ancient medical literature should be identified with O crocata a plant that within the Mediterranean area is common only in Sardinia The results of our investigation provide a further rationale for this identification proposing a molecular mechanism for the risus sardonicus described by the ancient authors Im Gegensatz zu anderen Pflanzengiften rufen die krampferzeugenden Polyacetylene aus der Safranrebendolde und verwandten Pflanzen keine unangenehmen Geschmacks bitter oder chemasthetischen brennenden Empfindungen hervor und die Wurzeln von O crocata einer ausserst giftigen Pflanze haben einen paradoxen sussen und angenehmen Geschmack und Geruch Die hohe Konzentration an Falcarindiol einer bitter schmeckenden Verbindung und der geringere Gehalt an Polyacetylentoxinen in O fistulosa im Vergleich zu O crocata konnten vermutlich der Beobachtung zugrunde liegen dass erstere Art noch nicht mit einer Vergiftung von Mensch oder Tier in Verbindung gebracht wurde Der Name Oenanthe bedeutet Weinblume weil die Pflanze einen Zustand der Benommenheit erzeugt der der Trunkenheit ahnlich ist Dies ist ebenso wie die verkrampfte Kiefermuskulatur risus sardonicus bei einer menschlichen Vergiftung durch O crocata dokumentiert und es besteht kaum ein Zweifel dass die Herba sardonica der antiken medizinischen Literatur mit O crocata identifiziert werden sollte einer Pflanze die im Mittelmeerraum nur auf Sardinien verbreitet ist Die Ergebnisse unserer Untersuchung liefern eine weitere Begrundung fur diese Identifizierung und schlagen einen molekularen Mechanismus fur den von den antiken Autoren beschriebenen Risus sardonicus vor Giovanni Appendino et al 13 Sardonisches Grinsen BearbeitenAls Risus sardonicus oder sardonisches Grinsen wird heute ein Symptom bezeichnet das bei einer Tetanus Erkrankung Wundstarrkrampf und bei Vergiftung mit Strychnin auftritt Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sardonismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Angelika Franz Das Lacheln des Todes 1 Juli 2009 abgerufen am 10 Januar 2019 auch erschienen in Geo Juli 2009 Riley Winters An Ancient Method of Forced Euthanasia The Disturbing Truth Behind a Sardonic Grin In Ancient Origins 14 Oktober 2017 abgerufen am 10 Januar 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Brockhaus 1 2 Vorlage Toter Link www brockhaus de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis a b Wilhelm Pape Griechisch Deutsches Worterbuch Braunschweig 1849 Belegstellen u a bei Homer Platon Polybios Meleager und Sophokles Online Stichwort sardanios sardanios Zeno org Homer Odyssee 20 302 Verse 299 302 griechisch und deutsch zitiert nach Navicula Bacchi Homer Odyssee 20 Die Ereignisse vor dem Freiermord griechischer Originaltext und deutsche Ubersetzung Schwab Sagen Der Festschmaus Odysseus Textlog de Juan Luis Vives De officio mariti dt Ubersetzung von Christophorus Bruno Von Gebuhrlichem Thun und lassen eines Christlichen Ehemanns Augsburg 1544 fol 12b im Text und am Rand Onlineansicht in der Google Buchsuche Frankfurt am Main 1566 fol 10b im Text und am Rand Onlineansicht in der Google Buchsuche Plutarch dt Ubersetzung von Wilhelm Xylander und Jonas Lochinger Von der herrlichsten loblichsten namhafftsten Historien Leben der herrlichsten Manner so under den Romern und Griechen gegrunet haben Frankfurt am Main 1580 fol 211b Onlineansicht in der Google Buchsuche W de Porta Illustr dt Monatshefte 3 Folge Band 5 1875 S 593 f Buchmann Geflugelte Worte 1912 S 328 Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch Berlin 1963 S 625 Karl Friedrich Wilhelm Wander Deutsches Sprichworter Lexikon Brockhaus Leipzig 1867 s v Gelachter Das Geheimnis des sardonischen Lachens In epoc Heft 5 Spektrum Heidelberg 2009 S 9 ISSN 1865 5718 Sardonisches Lachen In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 14 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 328 Lemma im Original fett ausgezeichnet dtv Lexikon Band 16 Munchen 1977 ISBN 3 423 03066 6 Heinrich Gottfried von Mattuschka Flora Silesiaca oder Verzeichniss der in Schlesien wildwachsenden Pflanzen Erster Theil Leipzig 1776 S 520 Onlineansicht in der Google Buchsuche wiewohl Herr von Haller der Meinung ist dass die Oenanthe crocata die wahre Herba Sardoa der Alten sey Professor fur Organische Chemie in der Pharmazeutischen Fakultat der Universita del Piemonte Orientale Docenti Dipartimento di Scienze del Farmaco Giovanni Battista Appendino Giovanni Appendino Federica Pollastro Luisella Verotta Mauro Ballero Adriana Romano Paulina Wyrembek Katarzyna Szczuraszek Jerzy W Mozrzymas Orazio Taglialatela Scafati Polyacetylenes from Sardinian Oenanthe fistulosa A Molecular Clue to risus sardonicus In Journal of Natural Products Band 72 Nr 5 2009 S 962 965 doi 10 1021 np8007717 PMID 19245244 PMC 2685611 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sardonismus amp oldid 229651603