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Ruslan und Ljudmila Ruslan i Lyudmila auch als Ruslan und Ludmila geschrieben ist ein Poem ein in Versen abgefasstes Marchen von Alexander Sergejewitsch Puschkin das im Sommer 1820 in Russland veroffentlicht wurde 1 Es war die literarische Grundlage fur die gleichnamige Oper von Michail Iwanowitsch Glinka Das Poem besteht aus einer Widmung einem Prolog sechs Gesangen und einem Epilog Auch der zweite bis sechste Gesang sind jeweils von einem editorischen Kommentar des Dichters eingeleitet Die Kommentare erzeugen im Sinne der Romantischen Ironie eine Metaebene im Text Die Marchengeschichte erzahlt von dem Brautpaar Ruslan und Ljudmila Ljudmila Tochter des legendaren Fursten Wladimir von Kiew wird in der Brautnacht vom bosen Zauberer Tschernomor entfuhrt Der Held Ruslan kann sie nach vielen Wirrungen aus Tschernomors Schloss befreien wobei ihm drei Nebenbuhler und eine Hexe in die Quere kommen Inhaltsverzeichnis 1 Prolog und editorische Notizen 2 Handlung 3 Entstehung 4 Ubersetzungen und Rezeption 5 Vertonungen Verfilmungen 6 EinzelnachweiseProlog und editorische Notizen Bearbeiten nbsp Frontispiz Deckblatt der ersten Ausgabe von 1820Das Gedicht Ein Eichbaum ragt am Meeresstrande im Prolog fugte Puschkin erst 1824 25 hinzu Darin beschwort er mit Anspielungen auf die slawischen Volksmarchen um die Figur Baba Jaga und ein Marchen das er selbst 1824 unter dem Titel Marchen vom Zaren Saltan verarbeitet hatte eine Atmosphare von alter Marchen Wundertraum herauf in die er das nun folgende Marchen als das angeblich schonste einbetten will 1 Zugleich bezeugt Puschkin damit seinen schopferischen Umgang mit Volksmarchen In der Einleitung zum Zweiten Gesang spricht der Dichter die Ritter an kritisiert ihre Mordlust und ruft sie auf In Liebesfragen bleibt vertraglich Und einigt euch in Freundlichkeit Weiter hinten leitet er die Schilderung des Zweikampfes zwischen Rogdai und Ruslan ein indem er den Schlachtenmaler Aleksander Orlowski auffordert die Szene zu zeichnen Den Vierten Gesang leitet Puschkin mit einem Dank an den Schopfer ein dass in unsren Tagen Nicht mehr wie einst so furchterlich Gespenster uns und Zaubrer plagen Dann spricht er den Genius meiner Poesie personlich an den Dichter Wassili Andrejewitsch Schukowski und bittet ihn um Verzeihung dass er ihm nun nachfliege und die heitre Mar der Welt zur Freude In eine hubsche Luge kleide So deutet er an dass seine Geschichte von der schlafenden Ljudmila eine Ballade Schukowskis parodiert Handlung BearbeitenErster Gesang Zu Kiew wurde gefeiert Der alte Furst Wladimir gab seine wunderschone Tochter Ludmila dem jungen Fursten Ruslan einem Ritter ohne Furcht und Tadel zur Frau Nur drei eifersuchtige Manner konnten sich nicht mitfreuen die Ritter Rogdai Ratmir und Farlaf die sich auch in Ludmila verliebt hatten Doch als sich Ruslan und Ludmila in der Hochzeitsnacht endlich in den Armen lagen platzte mit Blitz und Rauch ein Zauberspuk dazwischen betaubte den Brautigam und liess die Braut verschwinden Am nachsten Morgen war Furst Wladimir ausser sich vor Zorn Er annullierte die Hochzeit und versprach Ludmila demjenigen der sie ihm zuruckbrachte und alle vier Bewerber zogen aus die Schone wiederzufinden Der verzweifelte Ruslan zog nach Norden und stiess dort auf die Hohle eines alten Einsiedlers eines Finnen der ihm sagte der bose Zauberer Tschernomor ein Zwerg mit meterlangem Bart habe Ludmila entfuhrt wie schon viele Braute zuvor Er prophezeite Ruslan dass er nach schweren Kampfen den Zauberer uberwinden und Ludmila wiederfinden werde Der Finne erzahlte Ruslan seine Geschichte Als junger Hirte hatte er sich in Finnland in die schone Naina verliebt doch die hatte ihn lachend verschmaht Darauf hatte er sich mit einigen Getreuen in den Krieg gesturzt und viel Kriegerruhm errungen doch als er damit nach Hause kam verschmahte ihn die Schone immer noch Voller Verzweiflung hatte er sich dann der Zauberei ergeben und nach vielen Jahren den Zauber erlernt der ihm Naina gewogen machen sollte Naina verliebte sich tatsachlich in ihn doch sie war inzwischen zur siebzigjahrigen Hexe geworden Jetzt wollte der Finne sie nicht mehr und war vor ihrer Rache in die Ferne gefluchtet Die bose Hexe Naina wusste der Finne trieb noch immer ihr Unwesen und war eine Gefahr fur alle Liebenden Zweiter Gesang In der Tat kreuzte Naina alsbald den Weg des Ritters Rogdai der ein jahzorniger Wuterich war und wies ihm den Weg nach Norden wo er seinen Nebenbuhler Ruslan toten konne Rogdai folgte ihrem Rat stiess aber zunachst auf Farlaf und hatte ihn beinahe erschlagen ehe er seinen Irrtum erkannte Farlaf war ein nichtsnutziger Zecher und Prahlhans Naina erschien auch ihm und auf ihren Rat zog er sich in ein Haus bei Kiew zuruck um das Weitere abzuwarten er werde dennoch Ludmila gewinnen hatte sie gesagt Die entfuhrte Braut Ludmila wachte unterdessen in einem prachtigen Schloss auf wurde von drei mitleidigen Dienerinnen bedient man zeigte ihr einen wunderschonen Garten im Innern des Zauberschlosses doch ringsumher lag eine grauenvolle Eiswuste Untrostlich wandelte Ludmila den ganzen Tag durch den Garten In der Nacht kam mit grossem Getose Tschernomor zu ihr um um sie zu werben Dunkelhautige Diener trugen auf Kissen seinen meterlangen Bart voran Ludmila schrie so gellend dass die Diener fluchtartig hinaussturmten sie packte den Zwerg entriss ihm die Mutze und der Spuk war voruber Am Dnjepr Ufer fand Rogdai seinen Nebenbuhler Ruslan und sturzte sich auf ihn In ihrem langen Zweikampf zerschlugen die beiden Ritter samtliche Waffen und gingen zum Faustkampf uber Rogdai ermattete schliesslich und Ruslan warf den Ohnmachtigen in den Dnjepr wo er ertrank Dritter Gesang Die Hexe Naina erschien in Tschernomors Schloss und bot dem Zauberer ein Bundnis an um gemeinsam den alten Finnen zu vernichten Tschernomor offenbarte ihr dass seine Zauberkraft in seinem meterlangen Bart steckte Als Tschernomor erneut Ljudmilas Gemach aufsuchte war das Madchen verschwunden Denn die hatte als sie am Morgen vor dem Spiegel die Mutze des Zauberers ausprobierte entdeckt dass sie eine Tarnkappe war Wenn sie die Mutze drehte wurde sie unsichtbar So konnte sie sich tagelang im Garten verstecken und den Dienern die nach ihr suchten entkommen Ruslan stiess indes auf ein altes Schlachtfeld und versorgte sich notdurftig mit neuen Waffen fand aber kein brauchbares Schwert Als er weiterritt stiess er nachts auf einen schnarchenden Hugel Es war das abgeschlagene Haupt eines Riesen das immer noch lebte aber schlief Frech weckte Ruslan das Riesenhaupt indem er es mit dem Speer an der Nase kitzelte Der wutende Riese forderte ihn zum Kampf Ruslan schaffte es ihn zu verbluffen und versetzte ihm einen solchen Backenstreich dass das Haupt zur Seite rollte und ein Reckenschwert freigab das viele Jahre unter ihm verborgen war Der Riese bat Ruslan um Gnade und erzahlte ihm seine traurige Geschichte Er war der Bruder des Zauberzwerges Tschernomor einst ein Hune von schoner Gestalt aber einfaltig dieser jedoch war schon in jungen Jahren ein hasslicher Gnom listig eifersuchtig und bosartig Seine Zauberkraft lag in seinem langen Bart Tschernomor hatte seinem Bruder von einem Reckenschwert erzahlt das nach einer alten Prophezeiung ihnen beiden Unheil bringen werde Der Hune hatte sich mit Tschernomor aufgemacht das Schwert zu finden Als sie es gefunden hatten hatte Tschernomor mit List und Schwert dem eigenen Bruder den Kopf abgeschlagen und das Haupt das durch einen Zauber weiterlebte als Wachter uber das Schwert gesetzt Vierter Gesang Ratmir der feurige Chasaren Khan stiess auf seiner Fahrt auf ein Zauberschloss mit zwolf ebenso feurigen Jungfrauen von denen liess er sich verwohnen und vergass daruber bald Ludmila Kiew und die Suche Mit einer List schaffte es Tschernomor am Ende doch Ljudmila in einem Netz einzufangen und in einen Zauberschlaf zu versetzen Funfter Gesang In diesem Moment tauchte Ruslan mit seinem Ross vor dem Schloss auf und forderte Tschernomor zum Kampf Tschernomor der fliegen konnte griff ihn aus der Luft an Ruslan bekam seinen Bart zu packen und Tschernomor flog tagelang durch die Luft wahrend Ruslan in seinem Bart hing und ihm ein Barthaar nach dem anderen ausrupfte Dadurch verlor er an Kraft und musste sich geschlagen geben Er kehrte zum Schloss zuruck wo Ruslan ihm mit dem Schwert den Bart abhieb und den zeternden Zwerg in den Quersack auf seinem Ross steckte den Bart band er sich als Trophae an den Helm Allerdings suchte er in Schloss und Garten zunachst vergeblich nach Ludmila der Tschernomor zuvor die Tarnkappe aufgesetzt hatte Erst als er ihr zufallig die Mutze vom Kopf stiess fand er die Schlafende und ritt mit ihr und Tschernomor zuruck nach Suden Unterwegs kam er wieder am Haupt von Tschernomors Bruder vorbei und als dieser den gebundenen und entmachteten Ubeltater sah konnte er endlich sterben Spater traf Ruslan einen Fischer der mit seiner jungen schonen Frau in der Einsamkeit lebte es war Ratmir der das Kriegshandwerk gegen die Liebe eingetauscht hatte Ruslan und Ratmir schieden als Freunde Die Hexe Naina hatte unterdessen Farlaf alarmiert und auf Ruslans Fahrte gesetzt Der unwurdige Konkurrent uberfiel den schlafenden Ritter durchbohrte ihn mit dem Schwert und machte sich mit der schlafenden Ludmila davon Sechster Gesang Als Farlaf mit Ljudmila in Kiew einzog hielt sich dort der Jubel in Grenzen denn niemand gonnte ihm den Fang und Furst Wladimir musste weiterhin um seine Tochter bangen da sie nicht aufwachte Zu allem Uberfluss erschienen die Petschenegen vor den Toren und begannen die Stadt zu belagern Der finnische Einsiedler hatte Kunde von den Ereignissen Von zwei geheimen Quellen besorgte er sich je einen Krug vom Wasser des Todes und vom Wasser des Lebens Damit suchte er den todlich getroffenen Ruslan auf heilte seine Wunden und erweckte ihn wieder zum Leben Er wies ihn das belagerte Kiew zu befreien und Ludmila mit einem Zauberring aufzuwecken So geschah es Ruslan und die anderen Ritter verjagten die Petschenegen Ruslan weckte Ludmila auf die Liebenden hatten sich endlich wieder grosszugig begnadigte der neue Herrscher seine geschlagenen Widersacher Farlaf und Tschernomor Entstehung BearbeitenPuschkin hatte das Poem schon 1817 im Lyzeum begonnen Es entsprach konzeptionell der Forderung der literarischen Gesellschaft Arsamas der Puschkin angehorte nach Schaffung nationaler russischer Heldenepen Das Gedicht wurde im Mai 1820 abgeschlossen und rief sofort ein starkes und zwiespaltiges Echo in der Kritik hervor Wassili Andrejewitsch Schukowski schickte Puschkin eine Widmung Dem siegreichen Schuler vom besiegten Lehrer Kritiker emporten sich uber den Niedergang des Hohen Kanons Puschkin gelang es in dem Poem das Sagenhafte und das Historische das Komische und das Heroische parodistisch zu vereinigen und so die Form des klassizistischen Epos zu uberwinden 1 Das Werk machte Puschkin in ganz Russland bekannt 2 Ubersetzungen und Rezeption BearbeitenSchon 1823 erschien die erste deutsche Ubersetzung eines Ausschnitts von Ruslan und Ljudmila in einer von Karl Friedrich von der Borg herausgegebenen Anthologie russischer poetischer Werke Es war die erste deutsche Puschkin Ubersetzung 1833 erschien eine deutsche Ubersetzung der ersten beiden Gesange durch Erhard Goring 1922 die erste vollstandige deutsche Ubersetzung durch Johannes von Guenther 1 Die 1985 im Berliner Aufbau Verlag erschienene Ubersetzung besorgte Martin Remane Anton Pawlowitsch Tschechow zitierte in seinem Drama Drei Schwestern Zeilen aus dem Prologgedicht Puschkins die dort von der Hauptfigur Mascha vorgetragen werden Maxim Gorki berichtet in seinem autobiographischen Roman Unter fremden Menschen wie stark ihn Puschkins Poeme in seiner Jugend beeindruckten und seine Asthetik beeinflussten Die Beispielverse die er zitiert stammen aus Ruslan und Ljudmila 3 Vertonungen Verfilmungen Bearbeiten1842 wurde die Oper Ruslan und Ljudmila von Michail Glinka in St Petersburg uraufgefuhrt Das Libretto schrieb Nestor Kukolnik nach der Vorlage von Puschkin 1938 verfilmten Iwan Nikittschenko und Wiktor Neweschin den Stoff fur das Mosfilmstudio 1968 1972 verfilmte Alexander Lukitsch Ptuschko den Stoff mit vielen Spezialeffekten in der Sowjetunion Es war sein letzter Film 2018 wurde der Computeranimationsfilm Mila und Ruslan Mutiger als erlaubt veroffentlicht der auf diesem Gedicht basiert Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Alexander Sergejewitsch Puschkin Poeme und Marchen Aufbau Verlag Berlin DDR 1985 Anmerkungen S 371f Biographie Puskin auf zeno org Abgerufen am 15 Juni 2020 Unter fremden Menschen Kapitel X Text im Projekt Gutenberg Abgerufen am 13 Juni 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruslan und Ljudmila Gedicht amp oldid 226548744