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Die Rudolf Oetker Halle ROH ist ein denkmalgeschutztes Konzerthaus im Bielefelder Westen Das Gebaude wurde von 1928 bis 1930 nach Planen der Dusseldorfer Architekten Hans Tietmann und Karl Haake erbaut und am 31 Oktober 1930 eroffnet Das Konzerthaus befindet sich weitestgehend im originalen Zustand und weist auch nach den heutigen Massstaben nahezu ideale akustische Voraussetzungen auf Rudolf Oetker HalleRudolf Oetker Halle 2008Seit 2018 gehort die Rudolf Oetker Halle zu den Buhnen und Orchester der Stadt Bielefeld Mit rund 3 200 Platzen jahrlich 250 000 Besuchern und 700 Vorstellungen sind die BuO eine der grossten Kultureinrichtungen Nordrhein Westfalens Inhaltsverzeichnis 1 Das Bielefelder Konzertwesen um 1900 2 Bau amp Architektur 2 1 Planung einer Konzerthalle 2 2 Bauwettbewerb 2 3 Bauausfuhrung 2 4 Veranderungen und Modernisierungen 3 Historische Auffuhrungen 4 Akustik 5 Orgel 6 Die ROH heute 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDas Bielefelder Konzertwesen um 1900 Bearbeiten1886 wurde Wilhelm Lamping als Nachfolger von Arnold Mendelssohn musikalischer Leiter des Bielefelder Musikvereins und des Mannerchores Arion deren Traditionen bis in die Jahre 1820 bzw 1859 zuruckreichen Lamping war zugleich Organist der Altstadter Nicolaikirche und Leiter des Kirchlichen Gesangvereins An der Grundung des zunachst aus 36 Musiker bestehenden Stadtischen Orchesters im Jahre 1901 hatte Lamping entscheidenden Anteil woraufhin er zum stadtischen Musikdirektor ernannt und als solcher mit der Oberleitung des Orchesters betraut wurde Lamping wies immer wieder eindringlich auf den Mangel an Raumlichkeiten hin Ein wurdiger Konzertsaal muss kommen weil er kommen muss wenn sich auch erst kunftige Generationen des Besitzes freuen werden 1 Grossere Auffuhrungen fanden in der zur Schutzengesellschaft gehorenden Tonhalle auf dem Bielefelder Johannisberg statt die 1000 Zuhorern Platz bot im Hinblick auf Akustik und Infrastruktur jedoch keine angemessenen Voraussetzungen aufwies Fur Symphoniekonzerte konnte das 1904 erbaute Stadttheater verwendet werden obwohl seine andersartige Atmosphare und die Raumakustik dieser Nutzung entgegenstanden Fur Chordarbietungen Kammermusik oder Liederabende eignete sich ein Saal fur 400 Horer im Gesellschaftshaus Eintracht am Klosterplatz Andere Angebote wie Remkes Theatersaal an der Ulmenstrasse dem heutigen Niederwall die Berglust oder die Modernsohn Hallen auf dem Johannisberg waren mehr als Ubungs denn als Konzertraume zu betrachten Dr Rudolf Oetker Sohn des Firmengrunders partizipierte als Sanger im Gymnasial Gesangsverein Kehlkopf aktiv am Bielefelder Musikleben und kannte die Raumsituation daher aus eigenem Erleben So ausserte er gegenuber seinem Schulfreund Richard Kaselowsky er wollte spater dafur sorgen dass seine Vaterstadt endlich zu einer vernunftigen Konzerthalle kame Rudolf Oetker fiel jedoch im Ersten Weltkrieg am 8 Marz 1916 in den Kampfen vor Fort Vaux Die Familie Oetker vor allem seine Mutter Lina Oetker behielt den Wunsch ihres Sohnes im Gedachtnis und stellte der Stadt Bielefeld 1925 eine grossere Summe fur den Bau eine Konzerthalle zu gunstigen Bedingungen zur Verfugung Die Halle sollte dem Gedenken an Rudolf Oetker und seine im Weltkrieg gefallenen Bielefelder Kameraden gewidmet werden den Lebenden zur Freude und Erhebung an den Werken Tonkunst Dieser Wortlaut wurde schliesslich auch auf eine Schrifttafel in der Eingangshalle der Rudolf Oetker Halle aufgenommen Wilhelm Lamping schrieb in einem Brief Gedacht war die Halle als Ehrenmal zum Gedachtnis an Rudolf Oetker und der feinste Sinn dieses Gedankens lag fur mein Empfinden darin dass Oetker das was er in seiner Aufgeschlossenheit allem Geistigen gegenuber vorhatte nachtraglich in die Tat umzusetzen trachtete Sein ausgesprochener Wille war es Wandel in den unhaltbaren hiesigen Lokalverhaltnissen zu schaffen und vor allem dem Musikverein die Statte zu bereiten derer er zu gedeihlichem Wirken bedarf 1 Lamping pladierte fur Raumgrossen in der Halle die allen Anforderungen bei musikalischen Darbietungen genugen wurden Das ganze musikalische Leben Bielefelds basiert auf der Arbeit des Musikvereins und des stadtischen Orchesters Solange der Verein fur seine Konzerte keinen Saal zur Verfugung hat der Raum bietet fur die so uberaus notige Vergrosserung des Chores der zu jeder Jahreszeit benutzbar und vom Publikum bei jeder Witterung zu erreichen ist der es auch durch seine Grosse ermoglicht die Eintrittspreise zu den Konzerten so weit zu senken dass auch Minderbemittelten der Zutritt zu ihnen offensteht solange diese Voraussetzungen nicht geschaffen ist sind ihm die Flugel gebunden und auf den besten Teil seiner Mission muss er verzichten 1 Lamping erlebte die Fertigstellung der Rudolf Oetker Halle nicht mehr Er starb ein Jahr zuvor am 7 September 1929 und wurde bei der Einweihung am 31 Oktober 1930 dennoch als der musikalische Baumeister des Hauses bezeichnet Der Bielefelder Musikverein stiftete 1931 zu Ehren Lampings eine Bronzebuste des Bildhauers Hans Perathoner die bis heute im Wandelgang der 1 Etage des Konzerthauses steht 1 Die Stadt Bielefeld erklarte Lina Oetker 1934 zur Ehrenburgerin 2 3 und stiftete im selben Jahr eine Buste des stadtischen Musikdirektors Heinrich Kaminski der von 1931 bis 1934 Leiter des Musikvereins sowie fur die stadtischen Symphoniekonzerte in der Rudolf Oetker Halle zustandig war 4 Bau amp Architektur BearbeitenPlanung einer Konzerthalle Bearbeiten Das erste offizielle Gesprach uber die Absicht eines Konzerthallenbaus und eine spatere Ubereignung an die Stadt fuhrte Richard Kaselowsky mit Oberburgermeister Rudolf Stapenhorst am 14 Februar 1925 Als Bauplatz fur die Konzerthalle wurde zunachst die stadtische Flache des Museumsgartens heute vor dem Ratsgymnasium in Erwagung gezogen Sie stammte ursprunglich aus Kaselowskys Besitz und hatte durch stadtische Ankaufe der Grundstucke an der Obernstrasse gegenuber der Handwerkskammer erweitert werden mussen Der Magistrat der Stadt nahm das Schenkungsangebot an Die Firma Oetker bestatigte kurz darauf ihre Bereitschaft zum Bau der Konzerthalle die den Namen von Dr Rudolf Oetker tragen sollte Dabei wurde bereits ein detailliertes vermutlich mit Wilhelm Lamping abgestimmtes Raumprogramm genannt Die Finanzierung der geschatzten Kosten von 600 000 bis 700 000 Mark sollte dadurch sichergestellt werden dass die Firma durch eine sofort beginnende monatliche Finanzhilfe in Form kurzfristiger Hypothekengelder der Stadt fur Wohnungsprojekte Mittel zur Verfugung stellte Die ab Ende 1926 zuruckzuzahlenden Betrage sollten dann erneut als langfristiges Darlehen fur den Bau der Rudolf Oetker Halle verwendet werden Jedoch wurde zeitnah erkannt dass die Kosten zu niedrig angesetzt waren Gleichzeitig wurde die Eignung des Grundstucks erneut uberpruft Hierzu beauftragte die Stadt den Stadtebauer Professor Ernst Vetterlein aus Hannover den vorgesehenen Bauplatz durch Entwurfsskizzen unter Zugrundelegung des Bauprogrammes zu untersuchen Dabei erwies sich dass die Flache nicht ausreichte Der Versuch zusatzliche Flachen anzukaufen blieb erfolglos Einen Ausweg glaubte man in der Verringerung des Bauvolumens vor allem durch den Bau eines Saales fur lediglich 600 bis 800 Zuhorer zu finden Dagegen wandte sich Wilhelm Lamping sehr energisch dem es vornehmlich um einen grossen Konzertraum mit mindestens 1500 bis 1600 Platzen ging Rudolf Stapenhorst schlug schliesslich vor ein stadtisches Grundstuck an der Westseite des gerade in Erweiterung begriffenen Burgerparks der zwischen dem damaligen Burgerweg heute Stapenhorststrasse und der Wertherstrasse liegt fur die Rudolf Oetker Halle anzubieten Falls diese stadtische Flache die einen sofortigen Baubeginn ermoglichte nicht ausreichen sollte wollte er sein eigenes angrenzendes Grundstuck zur Verfugung stellen Naturlich gab es auch hier Bedenken Die Entfernung sei fur den Burger unzumutbar eine Strassenbahn musse bis dorthin gefuhrt werden die Umgebung sei vollig unbebaut eine zusatzliche Gastwirtschaft werde unumganglich In einer Ortsbesichtigung am 15 April 1926 im Beisein aller an diesem wichtigen Bauwerk unmittelbar Beteiligten von Seiten der Firma Oetker von der Stadtverwaltung vom Musikverein und vom Stadtischen Orchester konnten schliesslich alle Einwande uberwunden und der Bauplatz festgelegt werden Das Darlehensvertragswerk wurde am 10 Juni bzw 1 Juli 1926 unterzeichnet Es enthielt die festgesetzten Baukosten von 1 500 000 Mark Einzelheiten der Finanzierung den vorgesehenen Beginn der halbjahrlichen Ruckzahlung der Darlehensbetrage ab 1 April 1935 die Durchfuhrung eines Bauwettbewerbs und des Baues durch die Stadt die Bildung eines spateren Verwaltungsausschusses unter Beteiligung der Firma Oetker die bereits erwahnte Bestimmung als Gedachtnishalle die Namensgebung und die Festlegung der Nutzungsarten Im Laufe der Jahre kamen zu letzteren mache Korrekturen und Erganzungen hinzu doch sollte die Halle zunachst vorzugsweise der Pflege der Musik dienen Gleichwohl konnte sie auch fur andere kulturelle Zwecke beispielsweise fur Vortragsveranstaltungen oder fur Kongresse verwendet werden Politische Versammlungen insbesondere Wahlversammlungen waren ausgeschlossen Das Darlehen wurde spater in eine Schenkung umgewandelt Bauwettbewerb Bearbeiten Im Februar 1927 schrieb der Magistrat der Stadt einen allgemeinen Ideenwettbewerb fur den Neubau aus zu dem alle Architekten aus dem nordwestdeutschen Raum teilnahmeberechtigt waren 5 Zu den Bedingungen gehorten die Begrenzungen des Bauvolumens auf 32 000 Kubikmeter und der Ausfuhrungskosten auf 1 500 000 Mark einschliesslich Aussenanlagen jedoch ohne Orgel Das Raumprogramm verlangte im Wesentlichen einen grossen Konzertsaal fur 1 400 Zuhorer das Podium sollte 300 Sangern und 100 Musikern Platz bieten und einen Kammermusikraum fur 400 Personen Es enthielt aber auch gestalterische Hinweise die bei der spateren Beurteilung durch das Preisgericht eine Rolle gespielt haben Der Bau sollte seiner Bestimmung als Konzert und Gedachtnishalle entsprechend in einfachen wurdigen Formen gestaltet sein Besonderer Wert wurde auf die Akustik in beiden Salen gelegt Die Zahl von 113 Wettbewerbsteilnehmern bewies ein grosses Interesse an dieser Aufgabe Zugleich konnte man daran auch die ernsthafte Sorge um die wirtschaftliche Lage ablesen Der zunehmende Mangel an Bauobjekten machte dies allzu deutlich die Architekten bangten um Auftrage Zur Vorprufung der Arbeiten blieb nur eine Woche bis zum Zusammentreten des Preisgerichts am 10 Juni 1927 Fur die Preisrichter erforderte es ein hohes Mass an Konzentration aus dem grossen Angebot an Wettbewerbsarbeiten in nur zwei Tagen die preiswurdigste Arbeit zu ermitteln und eine gerechte Entscheidung zu treffen Der Magistrat der Stadt lud die seinerzeit namhaftesten deutschen Hochschullehrer des Architekturwesens wie Professor German Bestelmeyer aus Munchen und Professor Heinrich Tessenow aus Berlin als Fachpreisrichter ein Wie sorgfaltig und weitsichtig die fur das Gelingen des Baues Verantwortlichen handelten wird daran deutlich dass sie den bedeutendsten Wissenschaftler auf dem noch wenig erforschten Gebiet der Akustik Professor Eugen Michel von der Technischen Hochschule Hannover als Preisrichter hinzuzogen und ihm im Weiteren die akustische Beratung in der Bauzeit ubertrugen Professor Michel konnte bei der Urteilsfindung Bedenken aussern wenn in einer zur Entscheidung stehenden Arbeit die raumlichen Grundbedingungen zur Erlangung einer guten Akustik nicht erfullt waren und sich auch bei der weiteren Entwurfsbearbeitung nicht erfullen liessen Dem Thema Akustik wurde so ein wesentlicher Schwerpunkt eingeraumt Dem Preisgericht gehorten ferner Lina Oetker die Frau des Firmengrunders Frau Ida Kaselowsky die Witwe des gefallenen Dr Rudolf Oetker der Oberbaurat Friedrich Schultz der Leiter der Stadtischen Bauverwaltung und als Vertreter fur Oberburgermeister Rudolf Stapenhorst der Architekt Bernhard Kramer an Wilhelm Lamping nahm als Ersatzpreisrichter an der Sitzung teil Nach drei Rundgangen eingehenden Prufens und Beurteilens blieben nur noch acht Arbeiten in der engeren Wahl und schliesslich erkannte das Preisgericht der Losung mit dem Kennwort Die Neunte einstimmig den 1 Preis in Hohe von 10 000 Mark zu Verfasser war das Dusseldorfer Architektenteam Hans Tietmann und Karl Haake Die Preisrichter bedachten diesen preisgekronten Entwurf mit folgender Beurteilung Die Stellung der Baukorper fugt sich in selbstverstandlicher Weise ins Gelande ein und schafft genugend Raum fur die Anfahrtsverhaltnisse Der Grundriss ist klar entwickelt und entspricht allen wesentlichen Anforderungen Die Innenarchitektur des grossen Saales ist von strenger Sachlichkeit und findet in der ausseren Architektur einen wurdigen Ausdruck Der architektonische Aufbau des Ganzen ist von grosser melodischer Schonheit an der Eingangsseite vielleicht noch von etwas zu starkem Pathos In einer Laudatio fur diese Architekten und ihre Arbeit die 1929 in Monografien uber zeitgenossische Architekten in der Reihe Neue Werkkunst erschien sind sehr ahnliche Worte uber die Art ihres Gestaltens zu finden Sinn fur monumentale Kraft und zugleich fur Anmut Feingefuhl fur ehrliche Sachlichkeit und Wahrheitsliebe Vorliebe fur das Schlichte Anspruchsvolle Selbstverstandliche vornehme Zuruckhaltung richtiger Massstab geschickte Einpassung in die Umgebung zweckmassige und schone Anordnung der Fenster keine modisch sich gebardenden Spielereien 6 Das Dusseldorfer Architektenteam hatte im rheinischen Raum durch eine Reihe von Wettbewerbserfolgen einen bekannten Namen Zu ihren Arbeiten zahlten Kirchenbauten denen man wohltuende Klarheit und Einfachheit herbe Strenge und feierliche Wucht nachsagte sowie Villen Krankenhauser und Burobauten in grosser Vielseitigkeit unter anderem das Industriehaus in Dusseldorf das erste deutsche Burohochhaus uberhaupt Bereits vier Wochen nach der Entscheidung des Preisgerichts unterschrieben die Architekten am 12 Juli 1927 den Vertrag zur Ubernahme der Kunstlerischen Bearbeitung des Ausfuhrungsentwurfes sowie der kunstlerischen Leitung der Ausfuhrung Der Vertrag enthielt nicht nur einen genauen Zeitplan Lieferung der Planunterlagen Baubeginn im Herbst 1927 Fertigstellung nach 18 Monaten und die Honorarfestlegung durch einen Pauschalsatz von 47 000 Mark sondern auch die Verpflichtung alle noch erforderlichen grosstenteils auf akustischen Bedingungen beruhenden Anderungen ohne zusatzliche Vergutungen einzuarbeiten Professor Eugen Michel hatte inzwischen eine Serie von Massnahmen zur Erreichung der besten Horsamkeit zusammengestellt und sie dem fur den Bau gebildeten Sonderausschuss vorgetragen Die gesamte technische Leitung blieb beim Stadtbauamt vertreten durch Stadtoberbaurat Friedrich Schultz Regierungsbaumeister und Stadtbaurat Hans Laspeyres und den ortlichen Bauleiter Regierungsbaumeister Hermann Petri den spateren Stadtbaurat Man besichtigte mit den Architekten Vergleichsbauten Die Stadthalle in Mulheim Ruhr und Bauten in Gelsenkirchen und Dusseldorf wie es aus dem noch erhaltenen Bautagebuch hervorgeht Professor Eugen Michel fuhrte das Ergebnis seiner Beratung in akustischen Fragen am Beispiel der wesentlich grosseren Stadthalle in Magdeburg vor um die entsprechenden Erfordernisse fur die Rudolf Oetker Halle besser erklaren zu konnen Der bereits nach vier Wochen vorgelegte neue Vorentwurf erfuhr durch weitere Uberarbeitungen so viele Neuauflagen und damit Verzogerungen dass der Bauantrag erst Ende Juni 1928 eingereicht werden konnte 4 Bauausfuhrung Bearbeiten Eine Gegenuberstellung des Wettbewerbsentwurfes mit den Ausfuhrungszeichnungen verdeutlicht dass die Grundstruktur und die Raumordnung im Grossen und Ganzen sowie auch das aussere Erscheinungsbild nur verhaltnismassig wenig voneinander abweichen Der Eingangsbereich blieb nahezu gleich Den Besucher empfingen nunmehr neun statt elf schlanke Bogenfelder Der Garderoberaum gewann erheblich an Raumwirkung indem die Treppenhauser an den Ecken herausgezogen und der mittlere Stuhllagerraum verlegt wurden Durch nachtragliches Einfugen einer Zwischenwand 1949 ist von diesem grosszugigen Eindruck leider viel verlorengegangen Im ruckwartigen Bereich konnten ein geraumiger Probenraum und ein Stimmraum fur das Orchester gewonnen werden Die hier geplanten Raume der Technik mussten in untere Geschosse ausweichen eine Massnahme die sich auch gunstig auf die Larmabschirmung auswirkte Dies hatte allerdings zur Folge dass man spater bei den Endarbeiten im Sud West Bereich der Baugrube auf Fels stiess den man durch Sprengungen beseitigen musste Einschneidender wirkten sich Anderungen beim Grossen Saal aus Er wurde verkurzt und auf Anregung des Magistrats der Stadt durch Seitenrange verbreitert Die Saaldecke musste um einen Meter erhoht werden Dies hatte aber wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Statik und die Kosten denn die neun Meter hohen Aussenwande des Ranggeschosses lagen nun nicht mehr uber tragenden Wanden sondern in der Mitte uber den Seitengangen des Saalgeschosses Man hatte gewiss Sorgen solche zusatzlichen Kosten in der festgelegten Summe von 1 500 000 Mark unterzubringen denn die Uberprufung ergab eine Uberziehung um etwa 30 Prozent So galt es erhebliche Einsparungen vorzunehmen die sich sowohl in der Materialwahl als auch in der Ausstattung bemerkbar machen mussten Das grossflachige Dach wurde nicht mehr mit Kupfer sondern mit grunbesandeter Pappe eingedeckt Naturstein konnte nur noch sparlich an Einfassungen verwendet werden fur Aussenturen reichten auch farblich behandelte verglaste Stahlturen Freiplastiken an den Fassaden entfielen das Saalgestuhl erhielt nicht die vorgesehene Lederpolsterung Zwar gelang es letztendlich die festgesetzte Summe einzuhalten aber nur formell Die Mehrkosten fur das Gestuhl die Orgel die Musikerstuhle den Konzertflugel die Pauken und die Garderobeneinrichtungen hat Lina Oetker selbst ubernommen Es ist das Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen den Architekten Tietmann und Haake und dem ortlichen Bauleiter Regierungsbaumeister Hermann Petri sowie seinem Fachingenieur Dipl Ing Wendt dass der Bau allen Anforderungen entsprechend in zwei Jahren ausgefuhrt wurde Wie sehr die Zeit zum Schluss gedrangt haben muss wird daraus ersichtlich dass erst am Tag der Eroffnung am 31 Oktober 1930 die bauliche Schlussabnahme stattfand An den Bauausfuhrungen waren fast ausnahmslos Bielefelder Firmen und hiesige Handwerker beteiligt um der Wirtschaftskrise im Bielefelder Raum entgegenzuwirken Eine uberlieferte Aufstellung von Notstandsarbeiten die mit dem Bau selbst und mit dem Ausbau der Lamping sowie der Stapenhorststrasse zusammenhingen weist den beachtlichen Betrag von 500 000 Mark aus Zur Vervollstandigung der Gesamtanlage bemuhte sich die Stadt im Mai 1930 um ein Anschlussprojekt einen Gaststattenbau mit Musikpavillon der wie bereits im Wettbewerbsentwurf aufgezeichnet in baulicher Verbindung zur Rudolf Oetker Halle stehen den Vorplatz an der Burgerparkseite einfassen sich jedoch zum Park hin offnen sollte Der Firma Oetker wurde der Entwurf eines Gesellschaftsvertrages zur Teilfinanzierung vorgelegt Das Vorhaben musste jedoch wegen der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage 1930 und auch in den Jahren 1931 und 1932 zuruckgestellt werden Obwohl die Firma in diesen Jahren mit Schwierigkeiten zu kampfen hatte hielt sie trotzdem an ihrem Versprechen fest den Bau der Rudolf Oetker Halle auf jeden Fall zum Abschluss zu bringen Das Bauwerk konnte seine grosse Premiere schliesslich am 31 Oktober 1930 erleben Veranderungen und Modernisierungen Bearbeiten nbsp Rudolf Oetker Halle um 1950Im Februar 1935 uberstand die Rudolf Oetker Halle einen orkanartigen Sturm bei dem etwa 250 Quadratmeter Dachflache zerstort wurden Die Kriegsschaden am Tage des grossen Bombenangriffs auf Bielefeld am 30 September 1944 betrafen nicht den Hauptbau sondern lediglich den nordwestlichen Vorbau an der Lampingstrasse Das Betondach die freistehenden Pfeiler und der gesamte dortige Eingangsbereich hatten erheblich gelitten An den Wiederaufbaukosten der damals notwendigen Gesamtrenovierung und bei fast allen grosseren baulichen Aufwendungen fur die Rudolf Oetker Halle hat sich die Firma Oetker finanziell beteiligt Dazu gehorten unter anderem auch die Neuanlage der Vorflache vor dem Haupteingang 1971 der Einbau eines behindertengerechten Aufzuges im Foyer des Kleinen Saals 1977 der grosse Umbau der Orgel 1973 sowie die drei Umstellungen der Heizungsanlage auf moderne sparsamere Systeme Als Zeichen des Dankes an die Familie Oetker liess die Stadt 1965 eine Buste von Dr Rudolf Oetker des Berliner Bildhauers Professor Richard Scheibe aufstellen Wahrend der Sanierung des Stadttheaters in den Jahren 2004 bis 2006 spielte das Musiktheater der Stadtischen Buhnen in der von Architekt Frank Otterbach temporar umgebauten Rudolf Oetker Halle Daraufhin wurde das Konzerthaus nach zwei Spielzeiten wieder in den ursprunglichen Zustand zuruckversetzt 7 Seit 2018 ist die Rudolf Oetker Halle eine Spielstatte der Buhnen und Orchester der Stadt Bielefeld 2018 wurde das Foyer der Rudolf Oetker Halle umgebaut und kann seitdem als weitere Spielstatte neben dem Grossen und dem Kleinen Saal genutzt werden Es wurden geringe Anpassungen zur Optimierung der Akustik vorgenommen 8 Das Architekturburo Wannenmacher amp Moller GmbH erhielt dabei die symmetrische Achse des Konzerthauses ebenso wie die historische und denkmalgeschutzte Bausubstanz 9 Historische Auffuhrungen BearbeitenDie Rudolf Oetker Halle wurde am 31 Oktober 1930 mit einem Konzert des stadtischen Orchesters unter der Leitung des Intendanten Max Cahnbley eroffnet und vom Rundfunk Koln ubertragen Johannes Brahms 1 Symphonie c MollJohann Sebastian Bach Passacaglia c MollLudwig van Beethoven Violinkonzert D DurLudwig van Beethoven Ouverture zur Oper Leonore 3 Fassung Am 30 September 1945 dem Jahrestag der schweren Bombenangriffe feierte die Rudolf Oetker Halle mit Mozarts Requiem ihre Wiedereroffnung In den folgenden Jahrzehnten gastierten mehr und mehr bedeutende Solisten Dirigenten und Orchester in der Rudolf Oetker Halle darunter die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sergiu Celibidache 1946 die Wiener Symphoniker unter Herbert von Karajan 1952 Claudio Arrau Gidon Kremer Yehudi Menuhin David Oistrach und Igor Oistrach Maurizio Pollini Wilhelm Kempff sowie Paul Hindemith Im Festkonzert zum 50 Jubilaum der Rudolf Oetker Halle am 31 Oktober 1980 konzertierte Martha Argerich als Solistin des Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld unter der Leitung von Rainer Koch Ausserdem nahm Krystian Zimerman hier seine beruhmten Einspielungen der Chopin Balladen auf 10 Akustik BearbeitenDurch die von Akustiker Professor Eugen Michel verwendeten Materialien und die bewusst eingesetzten Absorptionsflachen wird der Grosse Saal unmittelbar zu einem Klangkorper So dient die gesamte Decke als Resonanzflache bestehend aus grossflachigen gestrichenen Sperrholzplatten die mit Abstand unter einer schallabsorbierenden Bimsbetondecke hangen Auch sind die grossen Deckenleuchten in ihrer besonderen Form zur Schallzerstreuung notwendig ebenso wie die Abstufungen des Deckenspiegels die hervorstehenden Holzrahmen der Fenster und die Turnischen im Parkettbereich Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung und Befragung von 20 bedeutenden Dirigenten durch Dr Ing Fritz Winckel gehorte die Rudolf Oetker Halle 1955 zu den zehn besten Tonhallen der Welt Der hervorragende Nachhalleffekt der Rudolf Oetker Halle ermoglicht auch Aufnahmen von hoher Qualitat Orgel BearbeitenDie Orgel der Rudolf Oetker Halle wurde 1930 von der Firma Wilhelm Sauer Frankfurt Oder als Opus 1412 erbaut Sie steht hinter einer akustisch durchlassigen Lamellenwand und bildet den Abschluss der hinteren Buhnenwand wodurch sie sich in die Architektur des Saales einfugt Die Disposition und die Intonation der spatromantischen dynamisch fein abgestuften Register ergaben den typischen warmen aber auch stark grundbetonten Sauerklang Mit der Orgelbewegung erfolgte 1973 ein Umbau durch die Orgelbaufirma Willi Peter nach dem Zeitgeschmack der 1970er Jahre der den klaren obertonigen Klang der Barockorgel als Vorbild hatte Originale Register mit spatromantischem und sinfonischem Klang mussten weichen oder sind gegen obertonige Register ausgetauscht worden Der ursprunglich gewollte Klangausdruck einer Saalorgel wurde zu einer traditionellen Konzertorgel verandert Heute ist die Orgel der Rudolf Oetker Halle die einzige erhaltene prospektlose Saalorgel in Nordrhein Westfalen 11 12 13 I Hauptwerk C c4Prinzipal 16 Prinzipal 8 Grobgedackt 8 Gemshorn 8 Gambe 8 Oktave 4 Rohrflote 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Kornett 3 4f 2 2 3 Mixtur 4 6f 2 Trompete 8 II Schwellwerk C c4Rohrgedackt 8 Quintade 8 Salicional 8 Prinzipal 4 Blockflote 4 Oktave 2 Salizet 4 Waldflote 2 Sesquialtera 2f 2 2 3 Scharff 4 6f 2 Zimbel 3f 1 2 Rankett 16 Krummhorn 8 Regal 4 Tremulant III Schwellwerk C c4Nachthorngedackt 16 Prinzipal 8 Holzflote 8 Gedeckt 8 Vox coeleste 8 Oktave 4 Flaute dolce 4 Nasat 2 2 3 Piccelflote 2 Terz 1 3 5 Fagott 16 Trompete 8 Oboe 8 Schalmei 4 Tremulant Pedal C f1Prinzipal 16 Untersatz 16 Barem 16 Quintflote 10 2 3 Oktavbass 8 Bassflote 8 Choralbass 4 Nachthorn 2 Rauschwerk 4f 2 2 3 Basson 32 Posaune 16 Trompete 8 Clarine 4 Die ROH heute BearbeitenDie Rudolf Oetker Halle ist das Konzerthaus fur Bielefeld und die Region Die programmatische Vielfalt reicht von Klassik Jazz Folk Pop uber Crossover Formate bis hin zu Kabarett Gesang und Tanz International bekannte Solisten haben ihren festen Platz im Programm ebenso wie vielversprechende Nachwuchskunstler Bielefelder Musikensembles und Chore 14 Die Bielefelder Philharmoniker bespielen die Rudolf Oetker Halle sowie das Stadttheater am Niederwall Zu den internationalen Gasten in der Rudolf Oetker Halle zahlten zuletzt u a Isabelle van Keulen Hakan Hardenberger Frank Peter Zimmermann Tom Gaebel Till Bronner die Akademie fur Alte Musik Berlin und die Hofkapelle Munchen In der Spielzeit 2020 2021 prasentierte die Rudolf Oetker Halle mit dem Jazzflotisten und saxophonisten Magnus Lindgren erstmals einen Artist in Residence Mit ihrer besonderen Architektur und der unvergleichlichen Akustik ist die Rudolf Oetker Halle bis heute ein bedeutendes Zentrum des musikalischen und kulturellen Lebens in Bielefeld Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rudolf Oetker Halle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Guntter Die Geschichte der Oetkerhalle In Neue Westfalische Bielefeld 22 Januar 2016 abgerufen am 10 Oktober 2020 Kulturamt Bielefeld Die Rudolf Oetker Halle im Wandel der Zeit In Rudolf Oetker Halle Nr 22 Konzertsaison 2016 2017 S 50 52 Tips Verlag Bielefeld 2016 abgerufen am 31 Oktober 2020 Bernd J Wagner 31 Oktober 1930 Einweihung der Rudolf Oetker Halle In Historischer RuckKlick Stadtarchiv Bielefeld 1 Oktober 2020 abgerufen am 10 Oktober 2020 Historischer Pressebericht Die Rudolf Oetker Halle In Westfalische Zeitung Bielefeld Portal www zeitpunkt nrw 31 Oktober 1930 abgerufen am 10 Oktober 2020 Website Dr August Oetker KG 150 Geburtstag von Caroline Oetker 14 Oktober 2017 abgerufen am 19 November 2020 Website der Rudolf Oetker Halle Website der Bielefelder Philharmoniker Website des Theaters Bielefeld Website der Theaterstiftung BielefeldEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Dietrich Hoffmann 50 Jahre Rudolf Oetker Halle 1930 1980 Hrsg Stadt Bielefeld Kramer Druck Bielefeld 1980 Hiltrud Bocker Lonnendonker Die Ehrenburgerin Karoline Friederike Oetker geb Jacobi In Ravensberger Blatter Erstes Heft 2009 S 18 24 Stadtarchiv Bielefeld 2009 abgerufen am 25 Oktober 2020 Hiltrud Bocker Lonnendonker Karoline Oetker die Ehrenburgerin Pendragon Bielefeld 2011 ISBN 978 3 86532 232 6 S 141 a b Thomas Guntter Die Geschichte der Oetkerhalle Hrsg Neue Westfalische Bielefeld 22 Januar 2016 Deutsche Bauzeitung 61 Jg Nr 16 23 Februar 1927 Hans Eitel Vorwort Tietmann amp Haake Architekten B D A Dusseldorf In Neue Werkkunst F E Hubsch Berlin Leipzig Wien 1929 S 12 Website Stadt Bielefeld Rudolf Oetker Halle Abgerufen am 25 Oktober 2020 Architektenkammer NRW Rudolf Oetker Halle in Bielefeld In www baukunst nrw de 25 Januar 2012 abgerufen am 5 November 2020 Portal Baunetz Wannenmacher und Holscher Umbau Rudolf Oetkerhalle In www baunetz architekten de Abgerufen am 5 November 2020 https www discogs com de master 446045 Chopin Krystian Zimerman 4 Balladen Barcarolle Fantasie Kulturamt Bielefeld Die Sauersche Saalorgel Klangtradition lebt weiter In Rudolf Oetker Halle Bielefeld Konzertsaison 2010 2011 S 60 62 Tips Verlag Bielefeld 2010 abgerufen am 6 November 2020 Portal Orgeln in OWL Orgeln in Bielefeld In www orgel owl de Abgerufen am 5 November 2020 Website Orgelbau Fotos aus der Orgelkammer In www schroeder orgelbau de Abgerufen am 19 November 2020 Uber uns Rudolf Oetker Halle Abgerufen am 5 November 2020 52 028302777778 8 513125 Koordinaten 52 1 41 9 N 8 30 47 3 O Normdaten Geografikum GND 1192332849 lobid OGND AKS VIAF 150783625 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Oetker Halle amp oldid 236588787