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Rossana Rossanda 23 April 1924 in Pola Istrien Konigreich Italien 20 September 2020 in Rom war eine italienische Intellektuelle und Schriftstellerin die in den 1950er und 1960er Jahren an fuhrender Stelle in der Kommunistischen Partei Italiens KPI tatig war und 1971 die unabhangige linke Tageszeitung Il Manifesto mitbegrundet hat 1 Sie verstand sich selbst als eine Marxistin in der Tradition von Rosa Luxemburg 2 Rossana Rossanda 1963 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRossana Rossanda wuchs in einem burgerlichen in Erziehungsfragen liberal eingestellten Elternhaus auf Ihr Vater arbeitete als Notar in Pola doch die Familie verarmte im Zuge der Weltwirtschaftskrise und zog spater nach Mailand um Als Madchen ging Rossana Rossanda auf das Mailander Manzoni Gymnasium 3 An der Mailander Universitat nahm sie ihr Studium auf Als junge Studentin der Kunstgeschichte und Philosophie kam sie 1943 durch ihren Lehrer Antonio Banfi in Kontakt mit der antifaschistischen Resistenza nahm an Partisanenaktionen teil und engagierte sich nach dem Krieg in der KPI Schon nach kurzer Zeit wurde sie dank ihrer profunden Bildung vom damaligen Parteichef Palmiro Togliatti zur Verantwortlichen fur die Kulturpolitik der KPI ernannt 1959 wurde sie ins Zentralkomitee der Partei aufgenommen und 1963 als Abgeordnete ins Parlament gewahlt In diesen Jahren liess sie anfanglich keine Zweifel an der sowjetischen Politik zu 1953 schwieg Rossanda zum Berliner Aufstand und 1956 zur Niederschlagung des ungarischen Widerstands Sie setzte sich 1967 fur Fidel Castros vorsichtige Loslosung von der Sowjetunion ein um anschliessend von ihm als CIA Agentin denunziert zu werden 4 In den folgenden Jahren geriet sie jedoch immer mehr in Konflikt mit ihrer Partei deren unentschiedene Haltung gegenuber Moskau und allzu reformistische Politik in Italien sie kritisierte 1968 veroffentlichte sie einen schmalen Band mit dem Titel L anno degli Studenti in dem sie ihre politische Sympathie mit der 68er Bewegung ausdruckte Ausserdem verurteilte sie den Einmarsch der Warschauer Pakt Staaten in die CSSR und die ambivalente Haltung der KPI Fuhrung zur Niederschlagung des Prager Fruhlings obwohl Enrico Berlinguer 1969 beim Treffen der kommunistischen Parteien in Moskau das Abschlussdokument das die Invasion in die CSSR rechtfertigen sollte nicht unterschrieben hatte Im heissen Herbst 1969 auf dem Hohepunkt der italienischen Protest und Streikbewegung die langst auf Teile der Arbeiterschaft ubergegriffen hatte grundete Rossanda zusammen mit gleichgesinnten Mitgliedern der KPI Luigi Pintor Valentino Parlato Lucio Magri Luciana Castellina u a die Zeitschrift Il manifesto die scharfe Kritik an der aus ihrer Sicht beschwichtigenden Haltung der KPI ubte Daraufhin wurden die Kritiker wegen Linksabweichung aus der KPI ausgeschlossen Umso mehr engagierte sich Rossanda nun bei Il manifesto Aus der intellektuellen Monatszeitschrift machte sie 1971 eine unabhangige linkskommunistische Tageszeitung deren Linie sie jahrelang pragte Durch ihre zahlreichen Artikel uber politische und kulturelle Fragen aller Art in denen sie auch vor Kritik an den eigenen Leuten und vor Selbstkritik nicht zuruckscheute gewann Rossana Rossanda sogar unter ihren Gegnern grosses Ansehen 1976 nachdem Versuch der Gruppe Il manifesto zusammen mit anderen Splittergruppen der Linken eine neue politische Partei zu bilden in einer vernichtenden Wahlniederlage geendet hatten zog sich Rossanda aus der aktiven Politik und der Leitung der Tageszeitung zuruck um sich nur noch dem journalistischen und literarischen Schreiben zu widmen In einem autobiographischen Essay schrieb sie 1979 Dies sind meine Lebensdaten mit funfzehn der Weltkrieg mit funfundzwanzig der Kalte Krieg mit funfunddreissig die Aufnahme ins Zentralkomitee der grossten kommunistischen Partei des Westens mit funfundvierzig der Ausschluss aus dieser Partei Und mit funfundfunfzig stehe ich nun hier mitten im Ruckfluss einer Flutwelle deren Auf und Ab ich seit langem kenne und die mich immer wieder mitreisst In dieser Krise hat sich Rossanda auch intensiv und kritisch mit dem Feminismus der 70er und 80er Jahre auseinandergesetzt was besonders in ihren Buchern Le altre Conversazioni dt Einmischung Gesprache mit Frauen und Anche per me Donna zum Ausdruck kommt In ihrer 2005 erschienenen Autobiographie La ragazza del secolo scorso dt Die Tochter des 20 Jahrhunderts wortlich Das Madchen des vergangenen Jahrhunderts halt sie als 80 Jahrige Ruckschau auf ihre Jugendjahre und ihre Zeit in der KPI bis zum Parteiausschluss 1969 immer unter der Fragestellung wie und warum jemand wie sie im 20 Jahrhundert uberzeugte Kommunistin sein konnte Der Publizist Hans Martin Lohmann schrieb daruber s u Weblinks Rossandas Buch gewahrt nicht nur Einblick in das Binnenleben einer grossen kommunistischen Partei sondern erzahlt nebenbei auch die Geschichte der italienischen Nachkriegsgesellschaft und ihres Umgangs mit der Erblast des Faschismus Man wunscht Rossana Rossandas Memoiren verstandige Leser solche die der herrschende Zynismus noch nicht stumpf gemacht hat Als wichtige Stimme der unorthodoxen Linken in Italien wurde Rossanda im Nachruf der taz fur die sie in den spaten 1980er und fruhen 1990er Jahren auch gelegentlich geschrieben hatte 5 gewurdigt 6 Bis zuletzt sei sie stolz darauf gewesen in Zeiten gewirkt zu haben in denen niemand von der postideologischen Ara redete in der die grossen Ideologien die Politik pragten Werke Auswahl BearbeitenL anno degli Studenti 1968 Partei und Klasse Eine Diskussion zwischen Jean Paul Sartre und Il Manifesto il manifesto Rossana Rossanda Einleitg und Jean Paul Sartre ubers von Ute Lipka und Merve Lowien Merve Berlin 1970 Der Marxismus von Mao Tse tung ubers von Dieter Meyer Merve Berlin 1971 Il manifesto Thesen zur Schul und Hochschulpolitik zus mit Luigi Berlinguer Marcello Cini Lucio Magri und Ernesto Scelza ubers von Burkhart Kroeber und Sigrid Vagt Merve Berlin 1972 Woher kommen die richtigen Ideen der Menschen Eine Kontroverse zwischen Manifesto und Lotta Continua zus mit Lotta Continua Franco Fortini Valentino Parlato Edgardo Pellegrini und Enzo Rutigliano ubers von Burkhart Kroeber Merve Berlin 1972 Zur Chinesischen Aussenpolitik zus mit Enrica Collotti Pischel Lisa Foa Massimo L Salvadori Gianni Sofri und Tiziano Terzani ubers von Claudia Eichenlaub und Barbara Lagler Merve Berlin 1972 Il marxismo di Mao Tse tung e la dialettica mit Charles Bettelheim 1974 Uber die Dialektik von Kontinuitat und Bruch Zur Kritik revolutionarer Erfahrungen Italien Frankreich Sowjetunion Polen China Chile Aufsatze aus il manifesto u a ausgew von R R ubers von Burkhart Kroeber Suhrkamp es 687 1974 Der lange Marsch durch die Krise mit Lucio Magri u a ausgew eingel und ubers v Burkhart Kroeber Suhrkamp es 823 1975 Le altre Conversazioni a Radiotre sui rapporti tra donne e politica liberta fraternita uguaglianza democrazia fascismo resistenza stato partito rivoluzione femminismo 1979 dt Einmischung Gesprache mit Frauen uber ihr Verhaltnis zu Politik Freiheit Gleichheit Bruderlichkeit Demokratie Faschismus Widerstand Staat Partei Revolution Feminismus ubers v Maja Pflug Andrea Spingler und Burkhart Kroeber Europaische Verlagsanstalt Frankfurt M 1980 Un viaggio inutile o della politica come educazione sentimentale 1981 dt Vergebliche Reise oder Politik als education sentimentale ubers v Barbara Kleiner Europaische Verlagsanstalt Frankfurt M 1982 Anche per me Donna persona memoria dal 1973 al 1986 1987 dt Auch fur mich Aufsatze zu Politik und Kultur ubers v Leoni Schroder Argument Verlag Hamburg 1994 Appuntamenti di fine secolo mit Pietro Ingrao 1995 dt Verabredungen zum Jahrhundertende Eine Debatte uber die Entwicklung des Kapitalismus und die Aufgaben der Linken hrsg v Hartwig Heine ubers v Marcella Heine u a VSA Verlag Hamburg 1996 La vita breve Morte resurrezione immortalita mit Filippo Gentiloni 1996 Note a margine 1996 Brigate rosse Una storia italiana Interview mit dem Rotbrigadisten Mario Moretti von Carla Mosca und R R 1994 rev 2002 dt Brigate Rosse Eine italienische Geschichte ubers v Dario Azzellini Verlag Libertare Assoziation Hamburg 1996 Neuausgabe Assoziation A Berlin Hamburg 2006 La Ragazza del secolo scorso 2005 dt Die Tochter des 20 Jahrhunderts ubers v Friederike Hausmann und Maja Pflug Suhrkamp Frankfurt M 2007 ISBN 978 3 518 41936 6 Sonstiges In den 90er Jahren hat Rossana Rossanda ausserdem zwei deutsche Klassiker fur die zweisprachige Buchreihe Letteratura universale Marsilio ubersetzt Thomas Mann L inganno Die Betrogene Venedig 1994 Heinrich von Kleist Il Principe di Homburg Prinz Friedrich von Homburg Venedig 1996 Literatur BearbeitenChristina Ujma Besprechung der Autobiographie Die Tochter des 20 Jahrhunderts In der Freitag 10 August 2009 freitag de Nachruf Rossana Rossanda ist tot In Sozialismus 21 September 2020 sozialismus de Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rossana Rossanda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rossana Rossanda Ein Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen In trend 7 8 1998 abgerufen am 22 September 2020 Rossanda uber das Schwarzbuch des Kommunismus Hans Martin Lohmann Selbstbefragung aus dem Gedachtnis Die Memoiren der italienischen Marxistin Rossana Rossanda In Deutschlandfunk Sendung Politische Literatur 17 September 2007 abgerufen am 22 September 2020 Besprechung der Autobiographie Die Tochter des 20 Jahrhunderts Frank Bonker Rossana Rossanda Die Tochter des 20 Jahrhunderts In Archiv fur Sozialgeschichte online 48 2008 abgerufen am 22 September 2020 Carl Wilhelm Macke Zum Tod von Rossana Rossanda Die letzte Kommunistin mp3 Audio 4 7 MB 5 09 Minuten In Deutschlandfunk Sendung Kultur heute 20 September 2020 abgerufen am 24 September 2020 Addio Rossana Rossanda Rosa Luxemburg StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Antonio Carioti Morta Rossana Rossanda comunista eretica e fondatrice del manifesto In Corriere it 20 September 2020 abgerufen am 22 September 2020 italienisch Die letzte Kommunistin Deutschlandfunk 20 September 2020 Rossana Rossanda Auch fur mich Aufsatze zu Politik und Kultur Hamburg 1994 S 32 Willi Winkler Die Gegenpapstin Abgerufen am 15 Oktober 2020 7 Treffer in taz Archiv Autorensuche Rossana Rossanda Michael Braun Stimme am linken Rand In Die Tageszeitung 21 September 2020 abgerufen am 21 November 2021 Normdaten Person GND 118602926 lobid OGND AKS LCCN n79060054 VIAF 39469685 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rossanda RossanaKURZBESCHREIBUNG italienische Intellektuelle und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 23 April 1924GEBURTSORT Pola Istrien Konigreich ItalienSTERBEDATUM 20 September 2020STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rossana Rossanda amp oldid 217476966