www.wikidata.de-de.nina.az
Robert Philipp Weissmann Schreibweise auch Weissmann 1 alias Rudolf Weinert 15 Dezember 1907 in Neustadt an der Haardt 25 Marz 1974 in Kaiserslautern 2 war ein deutscher SS Sturmbannfuhrer und Lagerkommandant des KZ Zschorlau im sachsischen Erzgebirge Er leitete von Oktober 1939 bis Mitte Juli 1943 die Aussendienststelle der Sicherheitspolizei und des SD im Kreis Nowy Targ mit Sitz in Zakopane Wegen der dort verubten Straftaten wurde er 1965 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politischer Werdegang 1 2 Kriegszeit 1 3 Nachkriegszeit 1 4 Strafrechtliche Ahndung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert Weissmann war viertes Kind des Kaufmanns Friedrich Weissmann Er besuchte zunachst in seinem Heimatort und spater in Karlsruhe wo sein Vater eine Weingrosshandlung betrieb zuerst vier Jahre lang die Volksschule und dann die Oberrealschule Nachdem der Angeklagte aus wirtschaftlichen Grunden die Oberschule nach dem Einjahrigen verlassen hatte und 1925 mit seiner Mutter nach Lauter im Erzgebirge verzogen war erlernte er in dem nur wenig entfernten Aue den Beruf eines Kaufmanns Nach erfolgreichem Abschluss der Lehrzeit im Jahre 1927 war er zunachst als Handlungsgehilfe bei der Firma Nickel und Co in Kassel tatig Schon nach einem halben Jahr schied er aus dieser Firma wieder aus weil ihm nach seiner jetzigen Darstellung das Betriebsklima nicht zugesagt hatte und er sich wirtschaftlich verbessern wollte Bis 1929 war Weissmann in der Nahe von Breslau als kaufmannischer Angestellter bei den dortigen Metallwerken beschaftigt Politischer Werdegang Bearbeiten Zum 1 August 1929 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 147 328 und zugleich die Sturmabteilung SA bei Weissmann gehorte damit zu den Alten Kampfern Am 20 Dezember 1930 wurde er Mitglied der SS SS Nummer 5 082 Im Herbst 1929 grundete er eine Hitlerjugendgruppe die er vom 1 November 1929 bis 19 Dezember 1930 fuhrte Im Alter von 25 Jahren ubernahm er als damaliger SS Truppfuhrer im Auftrag der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg im April 1933 die Einrichtung des fruhen Konzentrationslagers in Zschorlau dessen Kommandant er wurde Dort wurden insgesamt 207 politische Gegner darunter auch einige Juden und Tschechoslowaken inhaftiert und gefoltert Zahlreiche Misshandelte starben kurz darauf an der erlittenen Folter Nach Auflosung des Konzentrationslagers bewarb sich Weissmann erfolgreich im September 1933 zur Gestapo nach Dresden wo er zunachst zum Kriminalwachtmeister und dann zum Kriminalkommissar sowie zum SS Untersturmfuhrer befordert wurde Am 1 Januar 1934 ubernahm bei der Gestapo die Leitung des Referates Kirchen und Sekten Im Fruhjahr 1937 kam er wieder zur Staatspolizeileitstelle Dresden zuruck und mit der Leitung des Referates Kirchen und Sekten betraut Kriegszeit Bearbeiten Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges gehorte er einem Einsatzkommando 2 der Einsatzgruppe 1 wahrend des Uberfalls auf Polen an 3 Als SS Hauptsturmfuhrer leitete er von Anfang Oktober 1939 bis Mitte Juli 1943 die Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst Dienststelle fur den Kreis Nowy Targ im besetzten Polen Zunachst lag die Aufgabe in der Bekampfung der polnischen Widerstandsbewegung Die Zustande im Gefangnis in deren Fluren die Haftlinge oft viele Tage und Nachte ohne Nahrung stehen mussten waren schrecklich und menschenunwurdig 4 Ab 1941 war es Juden bei Todesstrafe verboten ihren Wohnsitz zu verlassen Mehrere aufgegriffene Juden wurden ohne Beachtung irgendwelcher Formlichkeiten mit einer Pistole durch Genickschusse getotet Auf Befehl Weissmanns wurden auf diese Weise mindestens sechs judische Manner und Frauen umgebracht 5 Ende Juli oder Anfang August 1942 liess Weissmann befehlsgemass die Hauser der Juden im Raume Szczawnica raumen um die Bewohner nach Nowy Targ zu schaffen Alte und kranke Juden sollten ausgesondert und noch an Ort und Stelle erschossen werden Es wurden dabei mindestens 25 wahrscheinlich aber wesentlich mehr Juden durch Genickschuss getotet 6 Am 30 August wurden Juden in Jordanow in einen Zug verladen der zu einem Vernichtungslager fuhrte Dabei wurde mindestens 20 Juden ermordet die als nicht transportfahig selektiert worden waren Am gleichen Tag wurden auch 4000 Juden aus Nowy Targ deportiert In diesem Zusammenhang wurden mindestens 60 Juden ausgesondert und auf dem Judenfriedhof erschossen 7 Mitte Juli 1943 wurde Weissmann zur Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und SD KdS in Krakau versetzt anfanglich fur kurze Zeit als Leiter der Hauptabteilung IV Gestapo und von Herbst 1943 bis Januar 1945 der Abteilung IV N Nachrichtendienst Nachkriegszeit Bearbeiten Kurz bevor Krakau am 18 Januar 1945 von den russischen Truppen erobert wurde floh er zusammen mit anderen Dienststellenangehorigen nach Brunn und kam dann nach Reichenberg im Sudetenland Bei dem dortigen Wehrbereichskommando liess er sich einen roten Ausmusterungsschein der Wehrmacht und eine deutsche Kennkarte auf den Namen Rudolf Weinert geboren am 6 Februar 1904 in Mannheim ausstellen Bei Kriegsende floh er nach Schleswig Holstein und hier nach Mehlby Kreis Flensburg In Mehlby blieb er bis im Juni 1951 Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Hauslehrer Waldarbeiter Erntehelfer und durch andere Gelegenheitsarbeiten Seit 1951 lebte er in Freiburg von wo er nach St Peter bei Freiburg im Breisgau verzog Beruflich war er Angestellter bei einer Versicherungsgesellschaft bei der er als tuchtige und erfolgreiche kaufmannische Kraft geschatzt war Ende 1954 fuhrte Weissmann wieder seinen wirklichen Namen und erstattete eine Selbstanzeige wegen falscher Namensfuhrung Das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde aufgrund des 7 des Straffreiheitsgesetzes von 1954 eingestellt 8 Strafrechtliche Ahndung Bearbeiten Weissmann befand sich vom 15 Dezember 1961 bis 17 Mai 1963 und erneut ab dem 31 Juli 1964 in Untersuchungshaft 9 Der Angeklagte Weissmann hatte sich wegen vier rechtlich selbstandiger Beihilfehandlungen zum Mord zu verantworten Ihm wurde in zwei Fallen die Erschiessungsanordnung aufgegriffener wohnsitzloser Juden nachgewiesen wobei sich die eine auf vier und die andere auf zwei Menschen bezog Ferner wurde er der Totung von 25 Juden anlasslich ihrer Vertreibung aus dem Gebiet Szczawnica und weiterhin von 80 Juden am 30 August 1942 davon sechzig auf dem Friedhof in Nowy Targ und zwanzig in Jordanow fur schuldig befunden 10 Am 25 Juni 1965 wurde er vom Landgericht Freiburg zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt Die burgerlichen Ehrenrechte wurden Weissmann nicht aberkannt er habe zwar aus menschlicher Schwache grob versagt seine Beihilfehandlungen aber seien nicht Ausdruck einer ehrlosen Gesinnung 11 Strafmildernd wurde u a berucksichtigt dass die Strafe nach einer so langen Zeit einen anderen und zwar gelauterten Menschen trifft als den damaligen Rechtsbrecher und dass sich der Angeklagte seit 1945 nie freigefuhlt sondern immer in der Befurchtung vor einer Bestrafung gelebt habe 12 Am 6 November 1967 wurde er bedingt aus der Strafhaft entlassen Fur die Taten in Zschorlau wurde er nie belangt 13 Literatur BearbeitenGerhard Paul Die Tater der Shoah fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche Wallstein Gottingen 2002 ISBN 3 89244 503 6 LG Freiburg Breisgau 25 Juni 1965 in Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XXI bearbeitet von C F Ruter Amsterdam University Press 2013 Nr 593 S 173 220 im Internet Paul Korb 83 Tage KZ Zschorlau 1933 Komitee der Antifaschistischen Widerstandskampfer Kreise Stollberg Aue Schwarzenberg 1978 Nicole Bickhoff Bottcher Unterlagen der Nachkriegszeit als Quellen zur Geschichte des Dritten Reichs Vortrage eines quellenkundlichen Kolloquiums im Rahmen der Heimattage Baden Wurttemberg am 13 Oktober 2001 in Bad Rappenau Verlag W Kohlhammer 2004 Weblinks BearbeitenKalenderblatt Das fruhe Konzentrationslager Zschorlau im ErzgebirgeEinzelnachweise Bearbeiten Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 170f Sterberegister des Standesamtes Kaiserslautern Nr 303 1974 Klaus Michael Mallmann Jochen Bohler und Jurgen Matthaus Einsatzgruppen in Polen Darstellung und Dokumentation Wissenschaftliche Buchgesellschaft Stuttgart 2008 ISBN 978 3 534 21353 5 S 24 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S S 181 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 184 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 185 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 187f Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 177 178 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile Nr 593 Amsterdam 2004 ISBN 978 90 5356 549 0 S 178 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 207 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 210 Christiaan Ruter Hrsg Justiz und NS Verbrechen Bd 21 S 209 Kalenderblatt Das fruhe Konzentrationslager Zschorlau im Erzgebirge Kalenderblatt aufgerufen am 7 September 2023 Normdaten Person VIAF 74147266806135481918 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 7 September 2023 PersonendatenNAME Weissmann RobertALTERNATIVNAMEN Weissmann Robert Philipp vollstandiger Name Weinert RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Sturmbannfuhrer und KZ KommandantGEBURTSDATUM 15 Dezember 1907GEBURTSORT Neustadt an der HaardtSTERBEDATUM 25 Marz 1974STERBEORT Kaiserslautern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Weissmann amp oldid 237254066