www.wikidata.de-de.nina.az
Robert Maynard Pirsig 6 September 1928 in Minneapolis Minnesota 24 April 2017 in South Berwick York County Maine 1 2 war ein US amerikanischer Autor Sein erstes Werk Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten 1974 wurde zum internationalen Bestseller Robert M Pirsig 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Philosophisches Werk 2 1 Statik und Dynamik 2 2 Evolutionsstufen 3 Auszeichnungen 4 Schriften 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPirsig kam als erstes Kind des Juristen Maynard Pirsig 1902 1997 und seiner Frau Harriet Marie geborene Sjobeck einer geburtigen Schwedin zur Welt Er hatte zwei jungere Schwestern Pirsigs Vater Sohn deutscher Einwanderer war von 1934 bis zu seiner Emeritierung 1970 Professor an der University of Minnesota Law School von 1948 bis 1955 als ihr Dekan Von 1970 bis 1993 lehrte er an der William Mitchell School of Law einer privaten Hochschule Schon wahrend seiner Kindheit in Minneapolis fiel Robert M Pirsig durch seine aussergewohnliche Intelligenz auf im Alter von 9 Jahren wurde bei ihm ein IQ von 170 festgestellt Beim Eintritt in den Kindergarten konnte er bereits lesen und schreiben und wurde nach kurzer Zeit in die zweite Klasse vorversetzt Dort wurde der Linkshander gezwungen mit der rechten Hand zu schreiben und entwickelte ein starkes Stottern das ihn zusammen mit dem Altersunterschied und seiner Hochbegabung zum gemobbten Aussenseiter werden liess so dass er schliesslich die Schule verlassen musste Er wechselte auf die Blake School eine private Grundschule wo er die linke Hand benutzen durfte und sein Stottern verschwand 1939 ging er auf die University of Minnesota High School uber wo er abermals zwei Klassen ubersprang und 1943 mit nur 14 Jahren den Highschool Abschluss erwarb Im Sommer 1944 mit 15 Jahren begann er an der University of Minnesota Chemie zu studieren Es fiel ihm schwer sich den Begrenzungen des akademischen Lehrbetriebs zu fugen zudem entwickelte er grundsatzliche Zweifel an den wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Naturwissenschaft die ihn so sehr beschaftigten dass er daruber sein Studium vernachlassigte Nach zwei Jahren wurde Pirsig schliesslich wegen unzureichender Noten mangelnden Fleisses und Unreife der Universitat verwiesen 3 Nach einer mehrmonatigen Rucksackreise durch Montana trat Pirsig 1946 in die Armee ein und war bis 1948 in Sudkorea stationiert wo er sich fur die ortliche Kultur interessierte und wahrend eines Urlaubs in Japan erstmals mit dem Zen Buddhismus in Kontakt kam 2 Nach seiner Entlassung aus der Armee lebte er einige Monate in Seattle und begann dann an der University of Minnesota ein Philosophiestudium das er 1950 mit dem B A abschloss Anschliessend reiste er nach Benares Indien und studierte an der dortigen Universitat eineinhalb Jahre lang ostliche Philosophie 3 Nach seiner Ruckkehr in die USA begann Pirsig 1952 ein Journalismus Studium an der University of Minnesota Hier lernte er die verheiratete Mitstudentin Nancy Ann James kennen die gemeinsam mit ihm die 1953er Ausgabe von Ivory Tower dem studentischen literarischen Jahrbuch der Universitat redigierte Ende 1953 ging er mit ihr nach Reno Nevada wo sie sich scheiden liess und beide als Croupiers in einem Casino arbeiteten Sie heirateten am 10 Mai 1954 Von dem in Reno verdienten Geld lebten sie vom September 1954 bis zum Mai 1955 in Minatitlan an der Bucht von Campeche in Mexiko Nach Minnesota zuruckgekehrt verdiente Pirsig den Lebensunterhalt fur sich und seine Familie als Autor von technischen Handbuchern und Unterrichtsmaterialien Werbetexter und freiberuflicher Journalist Das Paar bekam zwei Sohne Chris 1956 1979 und Theodore 1958 1957 nahm Pirsig sein Journalistikstudium an der University of Minnesota wieder auf und schloss es im darauffolgenden Jahr mit einem M A in Journalismus ab Im Herbst 1959 trat er eine Stelle als Englischdozent am Montana State College in Bozeman an Dort geriet Pirsig wegen seiner unkonventionellen Lehrmethoden unter anderem lehnte er es ab Studenten zu benoten in Konflikte mit Kollegen und der Hochschule 3 Im Herbst 1961 nahm Pirsig ein Promotionsstudium mit dem Schwerpunkt auf altgriechischer Philosophie an der University of Chicago auf Parallel dazu erhielt er einen Lehrauftrag fur Rhetorik an der University of Illinois Nach erneuten Konflikten mit seinem Professor verbunden mit massiver Uberarbeitung traten erste Symptome einer psychischen Erkrankung auf im Dezember kam es zu einem ersten Klinikaufenthalt bei dem katatone Schizophrenie diagnostiziert wurde 4 Im darauffolgenden Jahr verschlimmerte sich sein Zustand und zwang ihn sein Studium und seinen Lehrauftrag aufzugeben Ein mehrmonatiger freiwilliger Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in Downey Illinois brachte keine dauerhafte Besserung Nachdem Pirsig begonnen hatte Menschen in seiner Umgebung zu bedrohen kam es 1963 zur Zwangseinweisung in das Veterans Hospital in Minneapolis wo Pirsig unter anderem 28 Elektroschock Behandlungen unterzogen wurde die nach eigener Aussage seine Personlichkeit ausloschten 3 5 Nach seiner Entlassung arbeitete Pirsig wieder als Technischer Redakteur und verfolgte parallel dazu ein Buchprojekt mit dem Arbeitstitel Zen and the Art of Motorcycle Maintenance Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten Im Juni 1968 schickte er ein hektographiertes Expose an eine grosse Zahl von Verlagen von denen 22 Interesse zeigten Pirsig blieb in brieflichem Kontakt mit dem Lektor James Landis vom Verlag William Morrow 1974 nach dem Erscheinen seines Buchs sagte Pirsig in einem Interview er habe 120 Ablehnungen erhalten aber eine Annahme genuge Diese Aussage wiederholte er in dem Nachwort aus dem Jahr 1983 und betont dass ihm nur ein einziger Lektor den Vorschuss von 3000 Dollar anbot 6 Daraus entstand die weitverbreitete Urban Legend das Buch sei von 121 Verlagen abgelehnt worden 7 8 Tatsachlich ist nicht das Buch selbst abgelehnt worden sondern das Expose welches jedoch noch vor der Reise 1968 vgl unten entstand und somit das Buch vor allem die Rahmenhandlung nicht wirklich abgebildet haben kann 9 Vom 8 Juli 1968 bis zum 24 Juli 1968 unternahm Pirsig zusammen mit seinem Sohn Chris und zwei Freunden John und Silvia Sutherland eine Motorradreise von Minnesota nach Kalifornien Diese Reise nutzte Pirsig als Rahmenhandlung seines Buches Er arbeitete mehr als vier Jahre daran meist zwischen 2 und 8 Uhr morgens vor Arbeitsbeginn Wahrend dieser Zeit begann Pirsig regelmassig Zen Buddhismus zu praktizieren Im Januar 1973 wurde der Verlagsvertrag mit Morrow geschlossen der Verlag zahlte 3000 Dollar Vorschuss ohne aber grosse wirtschaftliche Erwartungen in das Projekt zu setzen Zen and the Art of Motorcycle Maintenance An Inquiry Into Values erschien schliesslich im April 1974 erhielt begeisterte Kritiken und wurde umgehend zum Bestseller Bis heute wurde das Buch in 27 Sprachen ubersetzt und in mehr als funf Millionen Exemplaren verkauft 10 Ein Guggenheim Stipendium und der Erfolg seines Buchs ermoglichten Pirsig die Aufgabe seiner Berufstatigkeit Er war uber Nacht zur Beruhmtheit geworden zog sich aber bald zunehmend aus der Offentlichkeit zuruck und verfolgte ein neues Buchprojekt uber die Unterschiede zwischen weisser und indianischer Kultur Im Sommer 1975 kaufte er mit seiner Frau ein Segelboot und plante eine Reise um die Welt Die erste Etappe dieses Segeltorns vom Lake Superior bis Florida bildete spater den Rahmen fur sein zweites Buch Lila 1976 trennten sich Pirsig und seine Frau kurz darauf lernte er die Journalistin Wendy Kimball kennen und lebte mit ihr an Bord seines Bootes zusammen Nach der 1978 erfolgten Scheidung von Nancy heirateten Pirsig und Kimball am 28 Dezember 1978 1981 kam die gemeinsame Tochter Nell zur Welt Am 17 November 1979 wurde Pirsigs Sohn Chris kurz vor seinem 23 Geburtstag beim Verlassen des Zen Zentrums in San Francisco in dem er lebte an einer Bushaltestelle uberfallen und erstochen 3 Von 1975 bis 1985 lebten Pirsig und seine Frau uberwiegend auf ihrem Boot in den USA England Holland Belgien Norwegen und Schweden bevor sie sich in Maine niederliessen Wahrend dieser Zeit arbeitete Pirsig an seinem zweiten Buch Es erschien im November 1991 unter dem Titel Lila An Inquiry Into Morals Pirsig versuchte darin eine systematischere Zusammenfassung seiner Philosophie Trotz gelegentlicher akademischer Beschaftigung mit seinem Werk beklagte Pirsig dass er vorwiegend als Kultautor oder New Age Autor wahrgenommen und nicht als ernstzunehmender Philosoph rezipiert werde 2 4 Der zuruckgezogen lebende Pirsig war in seinen letzten Lebensjahren gesundheitlich geschwacht die Ehrendoktorwurde der University of Montana die ihm 2012 verliehen wurde konnte er nicht mehr personlich entgegennehmen 10 Er starb am 24 April 2017 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in South Berwick Maine Philosophisches Werk BearbeitenKern von Pirsigs Werk ist die Metaphysik der Qualitat In dieser nichtdualistischen Metatheorie verwirft Pirsig die Subjekt Objekt Theorie und fuhrt stattdessen die Eigenschaftsworter statisch und dynamisch ein Der Hauptnutzen der Metatheorie der Qualitat liegt in seiner Eigenschaft moralische Fragen wissenschaftlich untersuchen und bewerten zu konnen Sie funktioniert daher unabhangig vom Determinismus oder Positivismus und steht hierarchisch uber der klassischen dualistischen Metaphysik Als Folge daraus kann die Metatheorie nicht dualistisch untersucht werden wahrend die Metatheorie der Qualitat durchaus in der Lage ist dualistische Theorien zu erklaren Statik und Dynamik Bearbeiten Statische Strukturen sind festgeschriebene Wertestrukturen die zum Beispiel im Sozialen eine Ubereinkunft uber Verhaltensweisen darstellen Sinn und Zweck dieser statischen Festschreibungen ist die Definition von Gut und Bose Hierbei wird all das zum Guten erklart was den Erhalt der sozialen Strukturen fordert wahrend das Bose die bestehenden sozialen Strukturen gefahrdet Statik und Dynamik sind folglich in sich zwar gegeneinander gerichtet dienen aber dem Zweck der Fortentwicklung und Evolution dadurch dass die Statik erreichte Evolutionsstufen gegen Degenerierung absichert und von diesen Absicherungspositionen aus dynamische Versuche unternimmt vorhandenen Gegebenheiten und Sachzwangen kreativ auszuweichen und dem Leben mehr Raum und Moglichkeiten zu verschaffen Es ist also das Grundprinzip des Dynamischen bestehende Strukturen zu modifizieren und zu variieren wobei sich die Brauchbarkeit dieser Variationen immer erst spater herausstellen kann Variation und Selektion Anhand dieser Gegebenheiten definiert Pirsig den Moralbegriff den zu beschreiben die Philosophie und Geisteswissen bislang vergeblich versuchten Moral ist demnach das Prinzip dem Leben Entfaltungsmoglichkeiten zu verschaffen Damit ist erklart wann soziale Strukturen als unmoralisch empfunden werden namlich immer dann wenn sie Entfaltungsmoglichkeiten restringieren statt eroffnen Evolutionsstufen Bearbeiten Pirsig beschreibt vier Sprunge in der Evolution statischer Wertstrukturen die sich als Evolutionsstufen erhalten haben Diese werden bezeichnet als anorganische biologische soziale und intellektuelle Wertstrukturen Eine funfte mystische Ebene wird von Pirsig als auf die intellektuelle folgend beschrieben wobei diese nicht mehr den statischen Strukturen zuzurechnen ist obgleich sie alle statischen Wertebenen durchzieht und beeinflusst sondern sich als dynamische undefinierbare der Subjekt Objekt Trennung vorausgehende Qualitat zeigt Ein Erwartungsbruch in der Metaphysik der Qualitat besteht darin dass diese Stufen nach Pirsig nicht harmonisch kooperieren sondern sich eher feindlich gegenuberstehen sodass eine hohere Evolutionsstufe sich darum bemuht die ihr untergeordnete Stufe fur ihre eigenen Ziele zu benutzen Diese Evolutionsstufen sind folglich statische Strukturen die aber fortlaufend von dynamischen Einflussen organisch Mutationen sozial Antagonisten geistig Ideen korrumpiert werden Das Resultat ist ein Spannungsfeld zwischen Bewahrern und Revolutionisten Die dynamische Qualitat fand so im Kohlenstoffatom einen solchen Revolutionisten durch welchen eine neue dynamischere Wertebene entstehen konnte irdisches biologisches Leben Die zweite Eigenschaft der Evolutionsstufen besteht in ihrer Unabhangigkeit voneinander im Hinblick auf ihre Struktur die Unabhangigkeit bestehe demnach wie in einer Analogie zur Hard und Software eines Computers bei der ein Programmierer nicht wissen musse wie hardwareseitig z B eine Mono Flop Schaltung aufgebaut sei wie Ankling und Refraktarzeiten Gatterspannungen etc eingestellt seien Der Programmierer verwende die Hardware uber die logischen Beziehungen in seinem Programm ohne von diesen physikalischen Dingen Kenntnis haben zu mussen Der Anwender wiederum verwendet die Software ohne Kenntnis von den logischen Beziehungen des Programms Auch sei keine Aussage uber einen Operanden oder eine logische Beziehung mehr auf der Hardwareebene nachweisbar Auszeichnungen BearbeitenGuggenheim Stipendium 1974 American Academy and Institute of Arts and Letters Award 1979 Nominierung fur den Pulitzerpreis 1992 fur Lila Nominierung fur den National Book Award for Contemporary Affairs Ehrendoktor in Philosophie der Montana State University 2012Schriften BearbeitenZen und die Kunst ein Motorrad zu warten ein Versuch uber Werte Roman Originaltitel Zen and the Art of Motorcycle Maintenance An Inquiry into Values New York 1974 ubersetzt von Rudolf Hermstein S Fischer Frankfurt am Main 1976 ISBN 3 10 061901 3 als Fischer Taschenbuch 2020 Frankfurt am Main 1978 2005 ISBN 3 596 22020 3 Lila oder ein Versuch uber Moral Originaltitel Lila An Inquiry into Morals 1991 ISBN 3 596 17169 5 Lila s Child An Inquiry Into Quality 2003 ISBN 1 4033 5620 3 Kompilation einer Internet Diskussionsgruppe uber Lila Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert M Pirsig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Psybertron Pirsig Pages Studien und Diskussionsseite zu Robert Pirsigs Metaphysik der Qualitat englisch Website zu Pirsigs Metaphysics of Quality Subjects Objects Data and Values von Robert M Pirsig englisch PDF 131 kB Einzelnachweise Bearbeiten Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten Bestseller Autor Robert M Pirsig ist tot In Spiegel Online SPIEGELnet GmbH 24 April 2017 abgerufen am 25 April 2017 a b c Paul Vitello Robert Pirsig 88 Author of Zen and the Art of Motorcycle Maintenance Dies In The New York Times 25 April 2017 S B12 englisch nytimes com abgerufen am 25 April 2017 a b c d e Ian Glendinning Biographical Timeline of Robert Pirsig Abgerufen am 25 April 2017 englisch a b Tim Adams The interview Robert Pirsig In The Observer 19 November 2006 englisch theguardian com abgerufen am 25 April 2017 Christie Hefner Conversation With Robert M Pirsig PDF Abgerufen am 5 Mai 2017 englisch Robert M Pirsig Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten 310 bis 319 Auflage Fischer 1997 ISBN 3 596 22020 3 S 437 Dan Bloom Robert Pirsig Celebrated Zen an the Art of Motorcycle Maintenance author dies at age 88 An investigation into the unfactchecked and untrue urban legend that he submitted the book to 121 publishers before William Morrow said yes Abgerufen am 5 Mai 2017 englisch Ian Glendinning Pirsig and the 121 Rejections Mythology Abgerufen am 5 Mai 2017 englisch Author Psybertron Pirsig and the 121 Rejections Mythology In Psybertron Asks 28 April 2017 abgerufen am 13 Mai 2020 amerikanisches Englisch a b Steve Chawkins Robert Pirsig dies at 88 wrote counterculture classic Zen and the Art of Motorcycle Maintenance In Los Angeles Times 24 April 2017 englisch latimes com abgerufen am 25 April 2017 Normdaten Person GND 119104660 lobid OGND AKS LCCN n83231586 NDL 00452889 VIAF 78757182 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pirsig Robert M ALTERNATIVNAMEN Pirsig Robert Maynard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer AutorGEBURTSDATUM 6 September 1928GEBURTSORT Minneapolis Minnesota Vereinigte StaatenSTERBEDATUM 24 April 2017STERBEORT South Berwick Maine Vereinigte Staaten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert M Pirsig amp oldid 237084321