www.wikidata.de-de.nina.az
Das Rest Home Projekt war eine von britischen Quakern initiierte Erholungseinrichtung Durch sie sollte in Deutschland ein geschutzter Ort fur Verfolgte des NS Regimes geschaffen werden um den Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland zu starken Die Idee fur dieses Projekt kam aus dem Umfeld des von Bertha Bracey im April 1933 in London mitbegrundeten Germany Emergency Committee GEC Das Projekt endete mit dem Tod von Helen W Dixon 1865 1939 im April 1939 die eine der Hauptverantwortlichen vor Ort gewesen war Inhaltsverzeichnis 1 Die Grundung des Rest Homes in Falkenstein 2 Betrieb und Kosten 3 Die Gaste 3 1 Das alltagliche Zusammenleben 3 2 Bekannte Gaste 4 Ein Frauen Projekt fur Manner 5 Das Rest Home und die Aussenwelt 6 Bad Pyrmont 6 1 Bad Pyrmonter Gaste 6 2 Ein Rest Home in der Nachkriegszeit 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Grundung des Rest Homes in Falkenstein BearbeitenDie Idee fur das Rest Home stammte offenbar von Bertha Bracey und ihrer Freundin Helen W Dixon 1 und wurde dann von Helen W Dixon uber die in Frankfurt am Main lebende deutsch britische Quakerin Dorothy Henkel 1886 1983 mit Unterstutzung Frankfurter Quakerinnen und Quaker vorangetrieben Dorothy was requested by Helen Dixon to assist her in opening a Rest Home where people who had suffered under the Nazi regime could find rest and refreshment This home was set up in the Frankfurter Hof in Falkenstein Taunus 2 Dorothy wurde von Helen Dixon angefragt ob sie ihr bei der Eroffnung eines Erholungsheims helfen konne wo Leute die unter dem Naziregime gelitten hatten Erholung und Starkung finden konnten Dieses Heim wurden im Frankfurter Hof in Falkenstein Taunus errichtet nbsp Ehemaliges Hotel Frankfurter HofNach Bonavita waren auch andere Frankfurter Quakerinnen und Quaker 3 in den Plan eingebunden so eine der spateren Hausmutter in Falkenstein Leonore Burnitz 22 November 1949 in Frankfurt die lange schon mit Helen W Dixon befreundet war Die Wahl des Ortes habe sich fur Dorothy Henkel bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter in Falkenstein ergeben Sie trafen Jean Schmitt den Besitzer des damaligen Hotels Frankfurter Hof und konnten ihn fur das Projekt gewinnen Im November 1933 nahm das Rest Home seine Arbeit auf 1 Das Gebaude des Frankfurter Hofs steht heute unter Denkmalschutz 4 Nicht nur Jean Schmitt 5 erwies sich als ein Glucksfall fur das Projekt sondern auch der Ort Falkenstein selber Hinzu kam noch dass das abgelegene Dorf Falkenstein mit seinen damals knapp 1 000 Einwohnern ohne eine direkte Anbindung an das grossere Eisenbahn und Strassennetz ohne Durchgangsverkehr nahezu 500 m hoch gelegen einen idealen Ort fur ein derartiges Refugium darstellte 6 Zudem war das katholisch gepragte Falkenstein ein Ort in dem bei den vorangegangenen Wahlen die NSDAP keine Mehrheiten erringen konnte Es war also alles andere als ein brauner Ort Diese Tatsache war sicherlich auch fur eine derartige Entscheidung nicht unwichtig 6 Betrieb und Kosten BearbeitenHelen Dixon die in leitender Funktion im Londoner GEC mitarbeitete war bis 1935 auch fur die Finanzierung des Falkensteiner Rest Homes verantwortlich Durch Sammlungen unter englischen Quakern akquirierte sie die Mittel die fur den Betrieb der Einrichtung benotigt wurden Monatlich waren dafur etwa 60 englische Pfund notwendig Nach 1935 wurde das Rest Home von dem Germany and Holland Committee of the F S C getragen 7 Im Hotel dessen Normalbetrieb weiter lief konnten funf bis sechs Quakergaste gleichzeitig aufgenommen und betreut werden Sie verbrachten ihren Aufenthalt in einem abgeschirmten Flugel des Hauses und mussten nicht mit den anderen Hotelgasten in Kontakt kommen Betreut wurden sie von den sogenannten Hausmuttern die sich untereinander haufig abwechselten Neben der schon erwahnten Leonore Burnitz waren das Marion Fox und Elisabeth Fox Howard 1873 1957 Rosamund Wallis 1892 1976 die vor allem als Ubersetzerin half Lucy Backhouse geb Mounsey 1882 1965 Dorothy Henkel und Janet Rawlings 7 Geplant war dass immer eine britische und eine deutsche Hausmutter gleichzeitig anwesend sein sollte 1 Wie Bonavita weist auch Claus Bernet auf die besondere Rolle der Frankfurter Quaker fur die Unterstutzung des Rest Homes hin Diese Aufgabe oblag neben Leonore Burnitz insbesondere Melly Kuchler geborene de Ridder 1899 1963 die seit 1936 in Falkenstein lebte und das einzige Quakermitglied war das hier dauerhaft seinen Wohnsitz hatte 7 Weitere deutsche Hausmutter waren Luise Jacob aus Nurnberg und Lina Hilger aus Bad Kreuznach Letztere war dort Direktorin einer Madchenschule gewesen und aus dem Amt entfernt worden Diese Kreuznacher Schule ist heute nach ihr benannt 6 Uber die Frankfurter Quaker hinaus waren die deutschen Quaker an dem Projekt nicht beteiligt Die Grunde hierfur sind nicht bekannt doch vermutet Bernet dass die deutschen Quaker moglicherweise durch das Rest Home ihre Existenz nicht gefahrden wollten weil sie furchteten durch diese Einrichtung leicht in Konflikte mit dem Regime zu kommen Er schliesst aber auch schlichtes Desinteresse an dieser Arbeit aus weil sie moglicherweise als zu unpolitisch empfunden worden sei 7 Die Gaste BearbeitenDas alltagliche Zusammenleben Bearbeiten Das Rest Home in Falkenstein war alles andere als ein unpolitisches Feriendomizil Das ergibt sich schon aus den eingangs zitierten Uberlegungen die zu seiner Grundung gefuhrt hatten Ziel war es politisch Verfolgten zu einer Verschnaufpause zu verhelfen ihnen fur kurze Zeit einen beschutzten Ruckzugsort zu bieten Einige waren gerade aus dem Gefangnis entlassen andere waren sogar fur Monate in einem Konzentrationslager inhaftiert gewesen In diesen ersten Wintermonaten 1933 34 kamen siebzig Eingeladene nach Falkenstein denen eine Atmosphare echter Freundschaft Joan Mary Fry geboten wurde die sie halbwegs wieder stabilisierte und mit vielleicht mehr Zuversicht nach Hause gehen lassen konnte 1 Fur einige der Gaste war der Aufenthalt auch ein Sprungbrett in die Emigration 6 Es gab taglich eine Andacht gemeinsames Singen und Musizieren gesellige Abende und anderes In Einzelgesprachen wurde versucht die Gaste wie die Hilfesuchenden respektvoll genannt wurden wieder aufzubauen Die Kosten fur Anfahrt und Aufenthalt wurden hauptsachlich von englischen Quakern getragen Durchschnittlich wurde man fur zwei Wochen untergebracht Es gab kein Aufnahmeverfahren sondern ausschliesslich personliche Empfehlungen oder Ablehnungen Diese sprach in der Anfangszeit meist das Quaker Centre in Berlin aus dem Corder Catchpool vorstand 8 Allerdings konnte man nach einer Ubergangszeit auch auf Empfehlungen ehemaliger Gaste zuruckgreifen die beispielsweise Mithaftlinge oder entlassene Arbeitskollegen benennen konnten Davon erfuhren die Gaste selbst jedoch nichts da es ein Prinzip war diejenigen die Referenzen ausstellten anonym zu belassen Das galt auch fur das Berliner Quaker Centre das die meisten der Gaste empfahl und diesbezuglich in einem engen Kontakt mit Falkenstein stand 7 Politische oder konfessionelle Grunde spielten fur die Aufnahme im Rest Home keine Rolle Unter den Gasten fanden Juden Katholiken Protestanten und Mitglieder linksstehender Parteien zusammen oder um es deutlicher zu machen ein EX Oberprasident einer Provinz ein EX Gewerkschaftssekretar ein EX Zeitungsredakteur und ein kleines alteres kommunistisches Ehepaar das sich weder mit den Sozialdemokraten noch mit den Quakern besonders verstand schrieb Elisabeth F Howard Fur die betreuenden Hausmutter war es nicht immer leicht die unterschiedlichen Charaktere und die aus politisch unterschiedlichen Richtungen und diversen gesellschaftlichen Schichten stammenden Gaste einvernehmlich durch die Zeit ihres Aufenthalts zu begleiten Man sprach sich nur mit Vornamen an um die Gemeinschafrlichkeit zu betonen in der Hoffnung hitzige politische Debatten von vornherein auszuschliessen 1 Bekannte Gaste Bearbeiten Claus Bernet geht davon aus dass bis zum 3 April 1934 bereits 70 Personen im Rest Home Falkenstein waren Diese Zahl erhohte sich bis zum Marz 1937 auf etwa 400 9 Viele dieser Personen waren ehemalige Haftlinge aus Konzentrationslagern In solchen Fallen wurde manchmal auch der Ehepartner eines Verfolgten eingeladen da man berucksichtigte dass dieser ebenfalls gelitten hatte Es waren uberwiegend Personen in fuhrenden beruflichen Stellungen und es war das Prinzip von Anbeginn moglichst professionellen Helfern in Falkenstein Hilfe zukommen zu lassen Das hatte zur Folge dass einfachen Menschen die vielleicht keine Ausbildung hatten oder ansonsten an religiosen oder intellektuellen Themen kein Interesse zeigten eine Einladung in das Rest Home verwehrt blieb 7 Obwohl also eher bekannte Personlichkeiten Zuflucht im Rest Home fanden sind bis heute die Namen der meisten Gaste unbekannt 10 Einer der in das Gasteschema passte und zugleich der wohl bekannteste Gast in Falkenstein war Ernst Reuter der 1933 von den Nazis entlassene Magdeburger Oberburgermeister Er kam im Fruhjahr 1934 direkt nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager Lichtenburg nach Falkenstein Der Aufenthalt hier verschaffte ihm eine kurze Verschnaufpause denn im Juni 1934 wurde er erneut inhaftiert bevor er dann 1935 mit Unterstutzung der Quaker endgultig aus der Haft entlassen wurde und uber England in die Turkei emigrieren konnte 1 Weitere bekanntere Gaste waren Heinz Kappes ein evangelischer Pfarrer und von den Nazis aus dem Amt gedrangter Stadtrat in Karlsruhe 6 Benno Elkan ein bekannter Bildhauer der vor seiner Emigration nach England in Falkenstein war 6 Emil Fuchs evangelischer Theologe christlicher Sozialist Quaker Er war 1934 in Falkenstein ebenso seine Tochter Elisabeth Kittowski 1909 1939 6 Hermann Ivers 1892 1941 linker Politiker und Widerstandskampfer wurde 1935 in Falkenstein betreut Er starb spater bei medizinischen Versuchen eines SS Arztes zu Tode gespritzt 6 Hermann Ivers war in Eckernforde KPD Ortsvorsitzender und Kopf einer aktiven Widerstandsgruppe die Hunderten von Verfolgten aus dem ganzen Reich die Flucht mit Fischkuttern nach Skandinavien ermoglichte 11 Lisa Albrecht ursprunglich Sportlehrerin arbeitete in der Arbeiterwohlfahrt war SPD Frauensekretarin wurde politisch verfolgt kam in Haft 6 Der genaue Zeitpunkt ihres Aufenthalts in Falkenstein ist nicht uberliefert 6 Walter Furstenheim 1879 in Berlin 1967 in Frankfurt am Main studierte Medizin und wurde Kinderpsychiater in Frankfurt am Main 12 In Frankfurt arbeitete er auch als Medizinalrat im Dienste der Stadt und war Mitbegrunder der sogenannten Stadtischen Jugendsichtungsstelle 1934 wurde er gezwungen seine Praxis aufzugeben Wohl danach hielt er sich in Falkenstein auf 1 1938 emigrierte Furstenheim nach England wo er bei Kriegsbeginn auf der Isle of Man als Enemy Alien interniert wurde 1959 kehrte Furstenheim nach Frankfurt zuruck 1966 wurde er mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet 13 Uber diese Personen hinaus finden sich bei Claus Bernet noch die folgenden Namen von Falkensteiner Gasten 7 Elton Bernet vermerkt hierzu nur dass es sich um eine Frau gehandelt habe die spater fur das Schwedische Rote Kreuz in Hannover arbeitete Friedrich Charlotte Eine der ersten Gaste war 1933 Charlotte Friedrich geb Meier 1895 1981 deren Ehemann Ernst Friedrich 1894 1967 in Berlin das Antikriegs Museum gegrundet hatte Nach ihrem Aufenthalt verhalfen die Quaker ihr zur Emigration nach England Helmschmidt Ehepaar Hermann Eva Nach den von Bernet referierten Geburtsdaten spricht vieles dafur dass es sich um die spater als Gerechte unter den Volkern geehrte Quakerin Eva Hermann gehandelt hat Ludecke Elisabeth geb 1887 von der Quakergruppe Berlin erholte sich im Rest Home 1935 oder 1936 Ihr Mann Kurt geb 1883 der als Staatsbankdirektor tatig war hatte zuvor auf Grund der Rassenpolitik seine berufliche Stellung verloren und die Familie lebte unter schwierigen finanziellen Bedingungen in Berlin Ausnahmsweise fand auch mal eine Gruppe von Personen Aufnahme Im Mai 1937 musste der Bruderhof eine Einrichtung des Lebensreformers Eberhard Arnold 1883 1935 innerhalb von achtundvierzig Stunden schliessen Drei von den Brudern die zuvor in Haft gewesen waren konnten bevor sie nach England ausreisten eine Zeit im Rest Home verbringen Ein Frauen Projekt fur Manner BearbeitenSchon die Initiatorinnen des Rest Homes waren Frauen und auch in dessen Betrieb scheinen ausschliesslich Frauen involviert gewesen zu sein Claus Bernet schreibt dazu Die Betreuerinnen wurden damals als Hausmutter bezeichnet wohingegen mir Hausmanner in den Quellen nicht untergekommen sind Bekannt geworden ist eine solche Tatigkeit auch von Louisa Jakobi aus Philadelphia und Julia Whitworth spater Carter Regelmassige Hausmutter waren auch Lucy Backhouse geb Mounsey 1882 1965 im Pyrmonter Rest Home where her German her music and her loving spirit was a healing influence wo ihr Deutsch ihre Musik und ihre liebevolle Art ein heilender Einfluss waren und Margot Pottlitzer Strauss war Betreuerin in Falkenstein und spater fast jahrlich einige Wochen in Bad Pyrmont 7 Auch auf deutscher Seite gab es nur Hausmutter Bei den Gasten dagegen waren die Manner in der Uberzahl Das Rest Home und die Aussenwelt BearbeitenDas Rest Home in einem Hotel einzurichten bot Risiken und Chancen zugleich Ein separat angemietetes Gebaude in dem standig wechselnde Personen wohnten teils Deutsche teils englische Frauen ware in der damaligen Zeit viel starker aufgefallen als die gewahlte Unterbringung in einem nach aussen hin weiterhin normal arbeitenden Hotel Der Frankfurter Hof hatte ein gutes Restaurant mit einem kleinen Garten sowie Raumlichkeiten in denen haufig Versammlungen und Veranstaltungen der ortlichen Vereine stattfanden Zudem waren die Restaurantgaste nicht selten deutsche Offiziere aus dem gegenuberliegenden Kurlazarett 6 Doch trotz aller Vorsicht der es bedurfte um die unterschiedlichen Gastegruppen gegeneinander abzuschirmen blieb die haufige und langer andauernde Anwesenheit auslandischer Damen und deren deutscher Gaste den offentlichen Stellen und Parteiorganisationen nicht ganzlich verborgen Gross berichtet von einem Besuch der ortlichen NSV Frauenschaft Nationalsozialistische Volkswohlfahrt die sich fur die Betreuerinnen und deren Gaste interessierte habe Man hatte sich Frau Liesel Schmitt als Begleiterin ausbedungen und eine Dolmetscherin mitgebracht Die Englanderinnen sind dann wohl sehr geschickt vorgegangen die Sprachschwierigkeiten auf beiden Seiten taten das Ihrige dazu jedenfalls wurde wohl die Problematik der Anwesenheit bestimmter Gaste in Falkenstein nicht sehr ausfuhrlich erortert Die Englanderinnen seien namlich sehr schnell und wohl auch ausfuhrlich auf die besonderen Vorzuge eines Aufenthaltes in Falkenstein zu sprechen gekommen 6 14 Moglicherweise hat auch das Alter der englischen Damen die zudem aufgrund ihres auslandischen Passes gewisse Privilegien besassen dazu beigetragen dass das offentliche Interesse gering blieb und selbst die Gestapo vom Rest Home keine Notiz nahm In deren Berichten aus dem Jahre 1935 wird es nicht erwahnt 7 Claus Bernet weist denn auch darauf hin dass es ausser dem zuvor erwahnten Besuch der NSV Frauenschaft nur noch zu einem Vorfall kam bei dem die Staatsmacht in Erscheinung trat Von den Betreuerinnen wurde Elisabeth Fox Howard einmal auf ihrer Ruckreise nach England verhaftet und von Aachen bis nach Berlin zum Verhor gebracht Es scheint tatsachlich so gewesen zu sein dass die Zuhorer wirklich so naiv waren und der Vortragenden Glauben schenkten was jedoch unter anderen Umstanden oder anderem Publikum hatte ganz anders ausgehen konnen Nur 1938 gelangte einmal auf nicht mehr nachvollziehbarem Weg eine schriftliche Einladung in das Rest Home in die Hande der Gestapo was aber offensichtlich ohne Folgen fur die Einrichtung und des Eingeladenen blieb 7 Bad Pyrmont BearbeitenAb Oktober 1934 wurden Gaste teilweise in einem zweiten Rest Home in Bad Pyrmont untergebracht unter anderem Reuter nach seiner zweiten Haft im KZ Lichtenburg Falkenstein wurde allerdings weiterbetrieben doch nur noch ausserhalb der Sommersaison 1 Die gegenuber Falkenstein veranderten Bedingungen beschreibt Claus Bernet folgendermassen Hier in Bad Pyrmont war es im Gegensatz zu Falkenstein moglich den Gasten durch die Nahe zum Quakerhaus dem Zentrum der deutschen Quaker einen lebendigen Eindruck vom religiosen Leben der Glaubensgemeinschaft zu vermitteln Durch die englische Quakerin Mary Friedrich 1882 1970 fand die Einrichtung im St Josephs Heim eine Bleibe Das St Josephs Heim war ein Pensionshaus und ein katholisches Kloster der Franziskanerinnen das einem amerikanischen Mutterhaus unterstand Jedes Jahr von Oktober bis Marz konnten hier Gaste betreut werden wahrend uber den Sommer das Rest Home geschlossen war Grund waren die hohen Kurtaxen die das Unternehmen im Sommer unrentabel gemacht hatten Durchschnittlich acht bis zwolf Gaste beiderlei Geschlechts erholten sich in Bad Pyrmont fur zumeist zwei Wochen Die Kureinrichtungen von Bad Pyrmont und die tiefen Walder mit ihren Wanderwegen waren wie schon in Falkenstein einem Erholungsaufenthalt besonders forderlich 7 Im April 1939 wurden beide Einrichtungen aufgrund des Todes von Helen Dixon 13 April 1939 die sich sehr fur die beiden Einrichtungen eingesetzt hatte geschlossen Claus Bernet weist ausdrucklich darauf hin dass nicht die politische Lage des Jahres 1939 fur die Schliessung der beiden Rest Homes verantwortlich war sondern Dixons Tod 7 Bad Pyrmonter Gaste Bearbeiten Aus den schon erwahnten Grunden sind auch die Informationen uber die Personen die als Gaste im Rest Home Bad Pyrmont Zuflucht fanden sehr sparlich Claus Bernet konnte einige von ihnen wenigstens namentlich belegen 7 Bergholtz Albert Bei dem von Bernet als ehemalige n Vorsitzende n der Eisernen Front vorgestellten Bergholtz konnte es sich aufgrund des Geburtsjahres 1892 um den SPD Reichstagsabgeordneten Albert Bergholz gehandelt haben Allerdings finden sich in dessen Biografie keine Hinweise auf eine Funktion in der Eisernen Front 15 Kleinspehn Johannes Ockel Gerhard 1894 in Frankfurt Oder 1975 in Konstanz Im WorldCat finden sich viele Publikationen von Gerhard Ockel darunter auch seine Schrift Guilt 16 In einer Besprechung daruber heisst es Der Arzt Gerhard Ockel wurde in den 1920er Jahren in Deutschland zum Quaker Er war stark beeinflusst durch seine Kenntnis der Tiefenpsychologie durch die er auch den Quaker Ansatz begrundet sah Die Verschmelzung des spirituellen Glaubens und der psychologischen Einsicht schien ihm von ausserster Wichtigkeit zu sein und er versuchte das nicht nur in seiner berufliche Arbeit als Arzt und Psychotherapeut sondern auch bei einem Hilfsprojekt das er nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt initiierte Im Jahre 1945 grundete er zusammen mit anderen die betroffen waren von den korperlichen und geistigen Bedurfnisse der angeschlagenen Bewohner in Frankfurt das Friends Service Fellowship 17 das auch unter dem Namen Nothelfergemeinschaft der Freunde bekannt ist Der Kinderarzt und Quaker Gerhard Ockel 1894 1975 praktizierte in Frankfurt und war in den funfziger und sechziger Jahren ein gefragter Redner in Sachen Sexualaufklarung 18 Ockel befand sich 1945 im Rest Home siehe unten Grunberg Wilhelmine Von ihr ist nur uberliefert dass sie 1935 im Rest Home weilte Kube Erna Auch von ihr ist nur der Aufenthalt in 1935 uberliefert Frank Mathilde Sie sei 1888 geboren worden und Judin gewesen Dr Schloss und seine Frau Helene geb Wallersteiner Ihr Aufenthalt war im Oktober 1936 Ein Rest Home in der Nachkriegszeit Bearbeiten Dem englischen Friends Relief Service FRS und der United Nations Relief and Rehabilitation Administration UNRRA gelang es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei der fur Bad Pyrmont zustandigen britischen Militarregierung die Wiedereroffnung des Rest Homes durchzusetzen Es existierte weiterhin neben dem Quakerhaus das von Mary und Leonhard Friedrich 1889 1979 unterhalten wurde Das Ehepaar Friedrich organisierte auch die Freizeitveranstaltungen des Rest Home wie Ausfluge Musikabende oder Gesellschaftsspiele 7 Die eigentlich Leitung des Rest Homes lag jedoch bei Elizabeth Fox Howard die schon zu den Hausmuttern in Falkenstein gehort hatte und seit 1947 beim Ehepaar Corder und Gwen Catchpool Der Schwerpunkt der Arbeit lag nun nicht mehr ausschliesslich bei den deutschen Opfern des NS Regimes sondern musste sich auf Druck der britischen Militarregierung in Richtung Versorgung der Displaced Persons verlagern 7 Eva Hermann die 1976 zusammen mit ihrem Ehemann Carl Hermann als Gerechte unter den Volkern ausgezeichnet wurde 19 war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine der ersten der ein zweiwochiger Aufenthalt im Rest Home Bad Pyrmont ermoglicht wurde Hier verfasste sie auch ihre Schrift Gefangen und doch frei 20 Am 1 Oktober 1950 zog das Rest Home vom tradierten Sitz im St Josephs Heim in das Birkenhaus An der Stadtkirche 4 um Die Leitung dort lag bei der Quakerin Elisabeth Jankowsky 1883 1965 und deren Tochter Brigitte Schaper 1912 2008 Die gegenuber dem ursprunglichen Konzept nun stark veranderten Arbeitsbedingungen beschreibt Claus Bernet Unter den Abertausenden die als potentielle Kandidaten nach 1945 Hilfe bedurften war eine Auswahl zu treffen Es sollten so die Absicht der Quaker nach Moglichkeit Leute in Fuhrungspositionen und Multiplikatoren herausgesucht werden wie Arzte Lagerleiter oder politische Funktionstrager Einerseits hatte man die Hoffnung dass somit der Geist der Versohnung weiter getragen werden konne und moglichst viele Personen erreicht werden Andererseits war diese Auswahl auch Ausdruck eines elitaren Verstandnisses das dem Quakertum dieser Jahre nicht fremd war trotz aller Betonung von Gleichheit der Menschen und Gleichberechtigung Damit ging einher dass die meisten Gaste nun wesentlich junger waren als noch in den dreissiger Jahren Fur die Gaste war es verpflichtend sich in der einen oder anderen Art und Weise am Wiederaufbau zu beteiligen Das hiess aber auch dass sie bestimmte Vorzuge bei Verpflegung und Fursorge in Anspruch nehmen konnten Uber diese Einrichtung haben also die Quaker einen weitreichenden Beitrag zum Wiederaufbau geleistet 7 Im Fruhjahr 1962 endete die Geschichte des Rest Homes Die Einrichtung wurde geschlossen weil die englischen Quaker ihre Hilfsarbeit in anderen Teilen der Welt fortsetzen wollten Die deutschen Quaker standen fur eine Fortfuhrung der Einrichtung nicht zur Verfugung 7 Siehe auch BearbeitenGlossar QuakertumLiteratur BearbeitenLawrence Darton An account of the work of the Friends Committee for Refugees and Aliens First Known as the Germany Emergency Committee of the Society of Friends 1933 1950 O O 1954 Das Rest Home Erinnerungen einiger Hausmutter und Gaste Bad Pyrmont 1962 Claus Bernet Das Rest Home fur Verfolgte des Dritten Reiches In Exil Forschung Erkenntnisse Ergebnisse Heft 2 2004 S 75 81 Aktualisierte Fassung Neues zum Rest Home Hilfe fur Opfer der NS Diktatur 1933 1939 in Deutschland Stefan Jung Fluchtort Falkenstein in Taunuszeitung vom 26 April 2014 S 16 Petra Bonavita Quaker als Retter im Frankfurt am Main der NS Zeit Schmetterling Verlag Stuttgart 2014 ISBN 3 89657 149 4 Weblinks BearbeitenClaus Bernet Corder Catchpool 1883 1952 Hermann Gross Ein Refugium im Taunus Das Erholungsheim Rest Home der Quaker in Falkenstein 1933 1939 RettungsWiderstand in Frankfurt am Main wahrend der Herrschaft der Nationalsozialisten Claus Bernet Neues zum Rest Home Hilfe fur Opfer der NS Diktatur 1933 1939 in DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Erholungsheim in Falkenstein im Taunus in Petra Bonavita Quaker als Retter im Frankfurt am Main der NS Zeit S 24 32 A life of Quaker service in England and Germany from World War I to II cataloguing the papers of Dorothy Henkel 1886 1983 Dort auch ein Uberblick uber Dorothy Henkels Biografie Zum Quaker Widerstand in Frankfurt am Main vergleiche auch RettungsWiderstand in Frankfurt am Main wahrend der Herrschaft der Nationalsozialisten Liste der Kulturdenkmaler in Konigstein Frankfurter Hof amp Eva Rowedder Hochtaunuskreis Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Konrad Theiss Verlag Darmstadt 2013 ISBN 978 3 8062 2905 9 S 268 269 Eine Postkarte die den Frankfurter Hof zeigt wie er in den 1930er Jahren ausgesehen hat ist auf der Webseite Rettungswiderstand in Frankfurt zu finden Seine Motive blieben weitgehende im Dunkeln Nach Gesprachen mit alteren Falkensteinern die sich noch an das Rest Home erinnern konnten will Gross nicht ausschliessen dass nicht nur reine christliche Nachstenliebe im Spiel war sondern vielmehr auch Geschaftsinteresse Diese Gaste haben schliesslich in der toten Zeit das Haus gefullt Hermann Gross Ein Refugium im Taunus Das Erholungsheim Rest Home der Quaker in Falkenstein 1933 1939 a b c d e f g h i j k l Hermann Gross Ein Refugium im Taunus Das Erholungsheim Rest Home der Quaker in Falkenstein 1933 1939 a b c d e f g h i j k l m n o p q Claus Bernet Neues zum Rest Home Hilfe fur Opfer der NS Diktatur 1933 1939 in Deutschland Claus Bernet Corder Catchpool 1883 1952 Die von Claus Bernet auch genannte Zahl von 800 bezieht sich auf Falkenstein und Bad Pyrmont Die Grunde hierfur benennt Claus Bernet In den Publikationen der Quaker selbst lange nach 1945 sind die Namen meist nicht genannt oder durch Abkurzungen unkenntlich gemacht Aus Sicherheitsgrunden fertigte man offiziell keine Gastelisten an Selbst die Gaste untereinander sprachen sich lediglich mit Vornamen an und kannten ihre Identitat nicht Diese Praxis wurde auch nach dem Krieg bis zum Ende der Rest Home beibehalten Intern besass man aber wohl solche Listen die aufs Sorgfaltigste gehutet wurden Wurde man heute solche Listen oder auch nur eine auffinden ware das eine kleine Sensation In uber zehn Jahren ist es mir in keinem Archiv gelungen auch nur eine Liste ausfindig zu machen sie scheinen tatsachlich nach 1945 verloren gegangen zu sein Claus Bernet Neues zum Rest Home Hilfe fur Opfer der NS Diktatur 1933 1939 in Deutschland Vergleiche hierzu Eckernforde in der Zeit des Nationalsozialismus Denkstein fur Frieda Furstenheim Tragerinnen und Trager der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main amp Fangerau Topp Schepker Kinder und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit S 307 Claus Bernet referiert diesen Besuch als einen von zwei Fallen der Beobachtung durch staatliche Stellen schildert ihn aber etwas anders Helen Dixon musste hingegen der NS Frauenschaft in Konigstein Auskunft uber das Rest Home geben was sie selbstverstandlich nicht tat sondern den versammelten Nationalsozialistinnen einen gewinnenden Vortrag uber die Schonheit der hessischen Bergwelt hielt Claus Bernet Neues zum Rest Home Hilfe fur Opfer der NS Diktatur 1933 1939 in Deutschland BIORAB Weimar Online Personendaten Albert Bergholz Bucher von Gerhard Ockel im WorldCat About Guilt by Gerhard Ockel Jurgen Oelkers Schule vor und nach 50 Jahren The Righteous Among The Nations Hermann FAMILY Claus Bernet Das Rest Home fur Verfolgte des Dritten Reiches S 78 50 191988 8 478234 Koordinaten 50 11 31 2 N 8 28 41 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rest Home Projekt amp oldid 238541500