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Die Reliefsphare ist eine naturliche Erdsphare Sie umfasst die Gesamtheit der festen Oberflachenformen des Planeten Erde also seine Oberflachengestalt sein Relief Ein modernes Synonym fur Reliefsphare lautet Toposphare 1 2 Altere Synonyme heissen Geomorphosphare 3 4 und selten Morphosphare 5 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Inhalt und Umfang 2 1 Gliederung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBegriff Bearbeiten nbsp Auch die Oberflachenformen von Gletschereis gehoren zur Reliefsphare Die Reliefsphare wurde 1969 den Geowissenschaften vorgestellt durch den deutschen Geographen Julius Budel 1903 1983 6 Sie stellt den Versuch dar die Vielfalt der Oberflachenformen der Erde in einem ubergreifenden Begriff zu fassen Die Wissenschaft der Geomorphologie untersucht das Relief Oberflachengestalt Gelandeformen Formenschatz Formenbild das als vielgestaltige Grenzflache die feste Erdkruste unserer Erde Gesteinshulle Lithosphare nach aussen umfasst In ihrer Gesamtheit nennen wir diese Grenzflache die Reliefsphare Sie ist ein eigenstandiges Gebilde von sehr verschiedenartiger Ausformung als Berg und Tal Gebirge und Hugelland Hangen jeder Gestaltung und weiten Ebenheiten mit einem bunten Wechsel von Kleinformen Julius Budel Klima Geomorphologie S 1 7 Aus dem eben wieder gegebenen Zitat wird allerdings nicht sehr deutlich was unter der Reliefsphare genau verstanden werden soll Ob in ihr eine ganz eigenstandige naturliche Erdsphare zu sehen ist oder ob bloss der am Relief beteiligte obere Rand der Lithosphare zusatzlich noch als Reliefsphare ausgesondert werden kann Weitere Ausserungen scheinen die Reliefsphare sogar vollstandig von der Lithosphare scheiden zu wollen Mit diesem Grundzug der Modellierung durch exogene aussenburtige Prozesse unterscheidet sich die Reliefsphare entscheidend von der Lithosphare die ihre Entstehung vornehmlich endogenen innenburtigen Einflussen verdankt Feste Dauerspuren von Zustanden wahrend fruherer Erdzeiten bewahrt nur die feste Erdkruste mit ihren beiden Teilschalen der ihre innere Struktur bestimmenden Lithosphare und der ihre Oberflachengestalt beherrschenden und stets neu umgestaltenden Reliefsphare Julius Budel Klima Geomorphologie S 2 4 8 Die Reliefsphare kann jedoch auch noch ganzlich anders aufgefasst werden Namlich ausschliesslich als Gesamtheit der Reliefformen 9 eben wirklich nur als vielgestaltige Grenzflache der Erdkruste 10 Diese alternative Auffassung geht besonders klar aus einer veranschaulichenden Abbildung hervor die ebenfalls von Julius Budel stammt 11 Es war diese Sicht auf die Reliefsphare die sich mehrheitlich durchsetzen sollte 12 13 14 Um Rahmen der Geospharen begrenzt BUDEL eine selbststandige Reliefsphare Mit dieser Auffassung kann man einverstanden sein man muss nur im Sinne haben dass das Relief eine immaterielle Grosse ist materiell ist der Trager d h die Erdkruste Jaromir Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension S 195 15 Julius Budel sah in der Reliefsphare ein Etwas das tatsachlich in der naturwissenschaftlichen Realitat vorhanden ist 16 Sie war seiner Ansicht nach sogar das zentrale naturwissenschaftliche Forschungsobjekt der Geomorphologie 17 Im Anschluss an ihre Begriffspragung hat die Reliefsphare jedoch keine sonderlich weite Verbreitung im geowissenschaftlichen Schrifttum erfahren Dennoch wird die Reliefsphare zumindest gelegentlich von Geowissenschaftlern erwahnt 18 19 20 21 Daruber hinaus hat sie es sogar in Bildungsplane fur deutsche Gymnasien geschafft 22 Inhalt und Umfang Bearbeiten nbsp Antelope Canyon Der rote Sandstein aus der Moenkopi Formation stellt Morphostrukturen die durch Sturzfluten zu den hier sichtbaren Morphoskulpturen modelliert werden Der direkt anstehende Sandstein fungiert als Relieftrager dieses Ausschnitts der Reliefsphare Die Reliefsphare umfasst das ganze Relief der Erde also alle Oberflachengestalten Gelandeformen Formenbilder den vollstandigen Formenschatz 23 Uberall auf der Erde wird das Relief gestaltet durch Zusammenwirken von innenburtigen endogenen und aussenburtigen exogenen Einflussen 24 25 Das gilt sowohl fur terrestrische Erdoberflachen 26 als auch fur feste Oberflachen am Grund der Meere und Gletscher 27 Die Anfange jedes irdischen Oberflachenreliefs die Anfange der Reliefsphare liegen in den rohen Objekten des feste re n Untergrunds in den Morphostrukturen 28 Morphostrukturen bestehen haufig aus Gestein Steinerne Morphostrukturen wurden durch endogene Vorgange geschaffen Magmatite oder in ihrer mineralischen Zusammensetzung verandert Metamorphite oder zumindest gehoben wieder gehobene Sedimentite Gelangen diese endogen gestalteten und oder bewegten Gesteine an die feste Oberflache der Erde werden sie zum Ausgangspunkt der Reliefbildung Sie werden zu endogenen Rohformen 29 Die Energie fur die endogen betriebene Ausbildung der Morphostrukturen stammt letztlich aus dem heissen Erdinnern 30 Andere Gesteine der irdischen Oberflache wurden durch Ablagerung angehauft blieben danach aber in der Nahe der Oberflache Sie gingen also niemals durch endogene Hebungsvorgange Derlei Sedimentite haben demzufolge rein exogene Ursprunge Sie blieben standig in Oberflachennahe nachdem sie durch Wind Gletscher und Gewasser abgelagert worden waren Neben den steinernen Morphostrukturen besteht ein Teil der festen irdischen Oberflache noch aus anderen harten Materialien aus Gletschereis und aus seiner Vorstufe dem Firn Gletschereis und Firn entstehen durch die Akkumulation und Kompression von Schnee Zusammen mit jenen zuletzt angesprochenen Sedimentiten stellen Gletschereis und Firn die exogenen Rohformen der Reliefbildung An der Oberflache werden Morphostrukturen durch exogene Vorgange uberformt die sich von Erdgegend zu Erdgegend in Art und Umfang unterscheiden konnen 31 Durch exogene Vorgange modellierte Morphostrukturen werden zu Morphoskulpturen 32 zu exogenen Realformen 33 Uberall auf der Erde stammt die Energie fur die exogen betriebene Modellierung der Morphoskulpturen letztlich von der Sonne 34 nbsp Lauterbrunnental Das Relief wird vor allem durch das anstehende Gestein bestimmt Talboden mildern bloss die schraffen Konturen Insgesamt folgt die Oberflachenform dieses typischen Trogtals vor allem der dort anstehenden Lithosphare Steinerne Morphostrukturen konnen verwittern Dies stellt schon eine Form der exogenen Modellierung dar ist demnach bereits ein Schritt der Morphoskulpturierung Die verwitterten Gesteine wandeln sich zu Regolithen und zu Boden Die Regolithe und die Boden bilden zusammen mit noch unverwitterten oberflachlichen Gesteinen Anstehendes und mit Gletschereis und Firn die stofflichen Untergrunde in denen sich die Reliefsphare ausbildet Sie sind die Relieftrager 35 Somit formt sich die Reliefsphare in der Dekompositionssphare im engeren Sinne Regolithe der Pedosphare Boden der Lithosphare anstehende Gesteine und der Kryosphare Gletschereis und Firn Haufig allerdings wird das Relief schon stark vorgegeben allein durch die Oberflachenform der Lithosphare Dieser lithospharischen Oberflachenform folgen eventuell auflagernde Regolithe und Boden meistens bloss nach Im Vergleich zum reliefpragenden Einfluss der Lithosphare werden die Oberflachenformen durch Dekompositionssphare i e S und Pedosphare in der Regel nur wenig modifiziert 36 Zusammengefasst stellt sich die Reliefsphare als ein Ort dar in dem markante Schritte im globalen Kreislauf der Gesteine stattfinden Denn an der Erdoberflache geschehen Verwitterung Abtragung Transport und Sedimentation Zur Erdoberflache hin werden Sedimentite Metamorphite und Plutonite aus grosser Tiefe gehoben und treten zu Tage Weiterhin erkalten eben hier die Vulkanite 37 Daruber hinaus erweist sich die Reliefsphare als eine wichtige Einflussgrosse der Mikroklimata Die Reliefsphare ist die im strengen Sinn nur zweidimensionale Erdoberflache ohne eigentliche Dicke oder Machtigkeit Sie ist die Austauschflache auf der kurzwelliges Sonnenlicht in langwellige Warmestrahlung umgesetzt wird und die deshalb in ihren unterschiedlichen Hangneigungen Expositionsgegebenheiten und Hohenlagen eine hohe lokale oder regionale Klimawirksamkeit besitzt Horst Eichler Okosystem Erde S 35 38 Gliederung Bearbeiten Reliefspharengliederung nach vorherrschendem reliefbildenden Vorgang 39 Reliefsphare der Abtragungsgebiete Die Gesamtheit des vor allem durch Abtragungsvorgange geformten Reliefs Reliefsphare der Transportgebiete Die Gesamtheit des vor allem durch Transportvorgange geformten Reliefs Reliefsphare der Ablagerungsgebiete Die Gesamtheit des vor allem durch Ablagerungsvorgange geformten Reliefs Reliefspharengliederung nach Lage 40 Subaerische Reliefsphare Die Gesamtheit des Reliefs der terrestrischen Erdoberflache Es umfasst etwa 26 der festen Aussenflache der Erde 41 Hierzu zahlt auch das Relief auf Gletschern und Inlandeismassen 42 Submarine Reliefsphare Die Gesamtheit des Reliefs der Oberflache des Meeresgrunds Es umfasst etwa 71 der festen Aussenflache der Erde 43 Subglaziale Reliefsphare Die Gesamtheit des Reliefs unterhalb von Gletschern und Inlandeis Es umfasst derzeit noch etwa 3 der festen Aussenflache der Erde Litorale Reliefsphare 44 Die Gesamtheit des Reliefs im Ubergang von submarinem und subaerischem Relief randmarines Relief Literatur BearbeitenJ Budel Die Reliefsphare im Schalenbau der Erde Mannheim 1969 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 1 9 J Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension In Die Erde 110 1979 S 195 196 C J Kiewietdejonge Budel s geomorphology In Progress in Physical Geography 8 1984 S 218 248 Einzelnachweise Bearbeiten R J Huggett Geoecology an evolutionary approach New York 1995 S 7 26 R J Huggett J Cheesman Topography and the Environment Harlow 2002 S 9 11 I Mac Geomorfosfera Continut Structura Și Extindere The Geomorphosphere Content Structure and Extension In Memoriile Secțiilor Științifice 4 1983 S 259 266 M Gallay Assessing alternative methods for acquiring and processing digital elevation data Bratislava 2009 S 18 Herz K arl Grossmassstabliche und kleinmassstabliche Landschaftsanalyse im Spiegel eines Modells In Petermanns geographische Mitteilungen Erganzungsheft 271 1968 S 49 J Budel Die Reliefsphare im Schalenbau der Erde Mannheim 1969 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 J Budel H Hagedorn Einleitung In Zeitschrift fur Geomorphologie Supplementband 23 1975 S V J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 1 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 3 Figur 2 C J Kiewietdejonge Budel s geomorphology In Progress in Physical Geography 8 1984 S 218 H Zepp Geomorphologie Paderborn 2002 S 18 H Durr H Zepp Geographie verstehen Paderborn 2012 S 79 J Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension In Die Erde 110 1979 S 195 196 J Budel Die Stellung der Geomorphologie im System der Naturwissenschaften In Zeitschrift fur Geomorphologie Supplementband 23 1975 S 9 J Budel H Hagedorn Einleitung In Zeitschrift fur Geomorphologie Supplementband 23 1975 S V R J Huggett Geoecology an evolutionary approach New York 1995 S 7 26 H Zepp Geomorphologie Paderborn 2002 S 18 H Durr H Zepp Geographie verstehen Paderborn 2012 S 79 W Endlicher Einfuhrung in die Stadtokologie Stuttgart 2012 S 20 68 Ministerium fur Kultus Jugend Sport Baden Wurttemberg Hrsg Bildungsplan 2004 Allgemein bildendes Gymnasium Stuttgart 2004 S 245 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S III J Budel H Hagedorn Einleitung In Zeitschrift fur Geomorphologie In Supplementband 23 1975 S VI J Budel Die Stellung der Geomorphologie im System der Naturwissenschaften In Zeitschrift fur Geomorphologie Supplementband 23 1975 S 9 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S III G Sommerhoff Geomorphologische Prozesse in der Labrador und Irmingersee Ein Beitrag zur submarinen Geomorphologie einer subpolaren Meeresregion In Polarforschung 51 1981 S 175 191 J Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension In Die Erde 110 1979 S 196 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 14 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 2 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 3 Figur 1 J Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension In Die Erde 110 1979 S 196 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 14 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S III 16 vgl J Demek Julius Budel Klima Geomorphologie Rezension In Die Erde 110 1979 S 195 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 3 Figur 2 H Eichler Okosystem Erde Leipzig 1993 S 35 H Eichler Okosystem Erde Leipzig 1993 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 2 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 1 2 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 1 2 C J Kiewietdejonge Budel s geomorphology In Progress in Physical Geography 8 1984 S 218 J Budel Klima Geomorphologie Berlin Stuttgart 1977 S 1 C J Kiewietdejonge Budel s geomorphology In Progress in Physical Geography 8 1984 S 218 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reliefsphare amp oldid 237123899