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Unter einer Regelfunktion oder sprungstetigen Funktion versteht man in der Mathematik eine Funktion deren einzige Unstetigkeitsstellen Sprungstellen sind Sie spielen eine wichtige Rolle in der Integrationstheorie Die Bezeichnung Regelfunktion fonction reglee wurde von der franzosischen Mathematiker Schule eingefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Eigenschaften 3 1 Charakterisierung 3 2 Raume von Regelfunktionen 3 3 Approximierbarkeit 3 4 Integral von Regelfunktionen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEs sei I displaystyle I nbsp ein offenes halboffenes oder abgeschlossenes Intervall mit Anfangspunkt a displaystyle a nbsp und Endpunkt b displaystyle b nbsp Eine reell oder komplexwertige Funktion f I R displaystyle f colon I to mathbb R nbsp bzw f I C displaystyle f colon I to mathbb C nbsp heisst Regelfunktion falls sie in jedem Punkt x a b displaystyle x in a b nbsp sowohl einen linksseitigen als auch einen rechtsseitigen Grenzwert besitzt und im Fall a I displaystyle a in I nbsp in a displaystyle a nbsp einen rechtsseitigen Grenzwert und im Fall b I displaystyle b in I nbsp in b displaystyle b nbsp einen linksseitigen Grenzwert hat Da links und rechtsseitige Grenzwerte nicht ubereinstimmen mussen kann eine Regelfunktion Sprungstellen aufweisen das heisst Stellen bei denen es eine Folge a n displaystyle a n nbsp gibt fur die lim f a n f lim a n displaystyle lim f a n neq f lim a n nbsp gilt Regelfunktionen werden daher auch als sprungstetige Funktionen bezeichnet Eine Regelfunktion heisst dabei stuckweise stetig falls sie nur endlich viele Stellen besitzt an denen sie nicht stetig ist und damit nur endlich viele Sprunge aufweist 1 Die Definition kann verallgemeinert werden indem man anstatt reell oder komplexwertiger Funktionen Banachraum wertige Funktionen betrachtet 2 Beispiele Bearbeiten nbsp Die Vorzeichenfunktion ist ein Beispiel fur eine Regelfunktion mit einer Sprungstelle RegelfunktionenJede stetige Funktion auf einem Intervall ist eine Regelfunktion ohne Sprungstellen Die Heaviside Funktion und die Vorzeichenfunktion sind auf einem Intervall um den Nullpunkt Regelfunktionen mit einer Sprungstelle an der Stelle 0 displaystyle 0 nbsp Jede reellwertige monotone Funktion auf einem Intervall ist eine Regelfunktion Die Thomaesche Funktion ist eine Regelfunktion mit abzahlbar unendlich vielen Sprungstellen Sie ist daher nicht stuckweise stetig Keine RegelfunktionenEine Funktion mit einer Polstelle innerhalb des betrachteten Intervalls ist keine Regelfunktion denn an dieser Stelle existiert zumindest einer der Grenzwerte nur als uneigentlicher Grenzwert Die Funktion sin 1 x displaystyle sin tfrac 1 x nbsp ist in keinem Intervall das den Nullpunkt enthalt eine Regelfunktion denn sie besitzt an der Stelle 0 displaystyle 0 nbsp keinen Grenzwert Die Dirichlet Funktion ist keine Regelfunktion denn bei ihr existiert an keiner Stelle ein Grenzwert Sie besitzt uberabzahlbar viele Sprungstellen Eigenschaften BearbeitenCharakterisierung Bearbeiten Eine Funktion ist genau dann sprungstetig wenn sie keine Unstetigkeitsstellen zweiter Art hat Jede Regelfunktion auf einem kompakten Intervall ist beschrankt Die umgekehrte Richtung muss jedoch nicht wahr sein wie das Beispiel der Dirichlet Funktion zeigt Raume von Regelfunktionen Bearbeiten Die Menge der Regelfunktionen auf einem Intervall I displaystyle I nbsp bilden einen Vektorraum der mit R I displaystyle mathcal R I nbsp bezeichnet wird 3 Mit der Supremumsnorm f sup x I f x displaystyle f infty sup x in I f x nbsp ist R I displaystyle mathcal R I nbsp ein Banachraum 4 Mit dem punktweisen Produkt zweier Regelfunktionen handelt es sich dabei sogar um eine Banachalgebra Approximierbarkeit Bearbeiten Jede Regelfunktion auf einem kompakten Intervall kann durch eine Folge von Treppenfunktionen gleichmassig approximiert werden Das heisst zu jeder Regelfunktion f a b R displaystyle f colon a b to mathbb R nbsp bzw f a b C displaystyle f colon a b to mathbb C nbsp existiert eine Folge h n displaystyle h n nbsp von Treppenfunktionen so dass lim n f h n 0 displaystyle lim n to infty f h n infty 0 nbsp gilt wobei displaystyle cdot infty nbsp die Supremumsnorm ist Umgekehrt ist jede Funktion auf einem kompakten Intervall die gleichmassig durch Treppenfunktionen approximiert werden kann eine Regelfunktion Deswegen kann diese Eigenschaft alternativ zur Sprungstetigkeit benutzt werden um Regelfunktionen zu definieren 5 Integral von Regelfunktionen Bearbeiten Sei f a b R displaystyle f colon a b to mathbb R nbsp eine Regelfunktion und h n displaystyle h n nbsp eine Folge von Treppenfunktionen mit f h n 0 displaystyle f h n infty to 0 nbsp wobei displaystyle cdot infty nbsp die Supremumsnorm ist Dann kann ein Integral durch a b f x d x lim n a b h n x d x displaystyle int a b f x mathrm d x lim n to infty int a b h n x mathrm d x nbsp definiert werden Dieses Integral wird durch das Riemann Integral verallgemeinert Literatur BearbeitenHerbert Amann Joachim Escher Analysis II Birkhauser Basel 1999 S 4 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Amann Joachim Escher Analysis II 2 Auflage Birkhauser Verlag Basel 2006 ISBN 978 3 7643 7756 4 S 4 5 Regelfunktion In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0439 8 Konrad Konigsberger Analysis 1 Springer Verlag Berlin u a 2004 ISBN 3 540 41282 4 S 193 Martin Barner Friedrich Flohr Analysis I 4 Auflage de Gruyter Berlin 1991 Seite 342 343 Martin Barner Friedrich Flohr Analysis I 4 Auflage de Gruyter Berlin 1991 Seite 340 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regelfunktion amp oldid 231168337