www.wikidata.de-de.nina.az
Die Rats Apotheke in der Grossen Gasse 2 in Michelstadt ist eine der altesten Apotheken Hessens und wurde angeblich bereits 1551 gegrundet Sicher ist jedenfalls dass 1678 eine Apotheke bestand Das erste Gebaude der Apotheke 1678 im Bild das nur halb zu sehende Haus am rechten Bildrand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mogliche Grundung 1551 1 2 Grundung 1678 1 3 Das erste Apothekengebaude 1 4 Weitere Geschichte 1 5 Das Apothekengebaude Volksches Haus 1 6 Weitere Geschichte 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMogliche Grundung 1551 Bearbeiten Die Inschrift auf dem Apothekengebaude weist 1551 als Grundungsjahr der Apotheke aus Da die Unterlagen des Samtarchives der Grafen von Erbach in Darmstadt verbrannten ist die Richtigkeit dieser Aussage heute nicht mehr zu uberprufen Michelstadt war Residenz der Grafen von Erbach Furstenau und einer der Hauptorte im Odenwald Die ersten Apotheken entstanden als Hofapotheke in Residenzstadten es ist daher nicht auszuschliessen dass die Angaben richtig sind Allerdings hatte Michelstadt 1523 315 Einwohner 1666 sogar nur 300 Ob eine Apotheke fur einen Ort dieser Grosse wirtschaftlich war ist zweifelhaft In der benachbarten Landgrafschaft Hessen Darmstadt entstand die Darmstadter Hofapotheke spater Lowenapotheke erst 1629 Grundung 1678 Bearbeiten Am 8 Juni 1678 erhielt der Apotheker Johann Caspar Kummer aus Soest das Privileg von Graf Georg zu Erbach uber den Betrieb eine Apotheke Aus der Tatsache dass die Bestallung einen Kostenersatz von 12 Reichstalern fur die Einrichtung einer Apotheke enthalt kann geschlossen werden dass vorher keine bestand Am 24 Januar 1683 heiratete Apotheker Kummer Juliane Selig Auch aus dem Kirchenbucheintrag ist die Berufsbezeichnung Apotheker erkennbar Das erste Apothekengebaude Bearbeiten Die Apotheke hatte ihren Sitz nach der Uberlieferung im Haus Grosse Gasse 2 Ecke Marktplatz Dieses zweigeschossige Doppelhaus aus Fachwerk stammt aus dem 16 Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz Das Haus zeigt urwuchsiges Fachwerk mit geschosshohen Streben und drei Andreaskreuzen im Giebel Im Erdgeschoss befindet sich ein Raum mit einer Stuckdecke in Form eines Medaillons mit 1 5 Meter Durchmesser und der Inschrift NON EST MORTALE QUOD OPTO Nichts Sterbliches ist es was ich mir wunsche Das Madaillon zeigt eine sitzende Frau die in der rechten Hand einen Reifen tragt aus dem Rauchringe kommen Motiv und Schriftzug konnen die These vom Apothekensitz stutzen Die Nordhalfte des Hauses wurde 1685 also nach der Grundung der Apotheke erbaut Das Haus ist seit 1695 Wirtshaus Zum guldenen Engel 1 Weitere Geschichte Bearbeiten 1687 bat Kummer um seine Entlassung die ihm auch gewahrt wurde In den Folgejahren war Michelstadt ohne Apotheker 1693 erwarb der Weinheimer Apotheker Maximilian Peter Bohm von Schirandob Apothekenausrustung fur die Michelstadter Hofapotheke Da dieser jedoch nach den Weinheimer Kirchenbuchern und Ratsprotokollen in Weinheim ansassig war war er wohl nur nebenberuflich in Michelstadt tatig Dass benachbarte Herrscher einen gemeinsamen Hofapotheker beschaftigten war in der damaligen Zeit nicht unublich Bohm heiratete am 25 Dezember 1692 Maria Hornemann die Witwe des Weinheimer Apothekers Friedrich Barawart Hornemann In zweiter Ehe heiratete er am 27 Februar 1698 Marie Susanne Schippel die Witwe des Wormser Apothekers Georg Johann Schippel Er zog daraufhin nach Worms und betrieb die dortige Apotheke Sein Nachfolger als Apotheker in Michelstadt war Georg Christoffel Billing Dieser heiratete 1699 Maria Jacobina Berghold von Dinkelsbuhl erhielt 1703 das Burgerrecht und war 1712 bis 1714 Stadtschultheiss Nach seinem Tod am 24 Dezember 1741 ist Georg Wilhelm Neddelbeck uberliefert der am 11 Juli 1743 als Apotheker dahier in Michelstadt die Tochter des Rimhorner Pfarrers Johanna Louysa Muller heiratete Neddelbeck erhielt im August 1745 das Pradikat Hofapotheker und die Personalfreiheit vom Grafen von Erbach und Furstenau Das Apothekengebaude Volksches Haus Bearbeiten Aus einem Lageplan fur Michelstadt vom Jahr 1753 geht der Standort der Apotheke unter Apotheker Neddelbeck hervor Es handelt sich um das Volksche Haus in der Grossen Gasse 12 Dieses bedeutende Fachwerkhaus in Ecklage wurde 1557 vom Ratsherrn Georg Strieder erbaut Seit 1695 war es geteilt die eine Halfte war gemass Eintrag in der Denkmalschutzliste seit 1708 Hofapotheke Auf dem genannten Plan lautet der Eintrag Hofapotheke Billing sche Erben modo Nettelbeck G eor g Wilh elm Auch dies lasst darauf schliessen dass das Haus bereits vor Billing als Apotheke genutzt wurde Das massive Erdgeschoss verfugt uber ein mit Renaissanceprofilen verziertes Rundbogenportal jetzt ein Schaufenster das im Scheitel auf 1557 datiert ist daruber ein Fachwerkerker Das Obergeschoss besteht traufseitig aus jungerem konstruktivem Fachwerk der originale Nordgiebel dagegen besteht aus reichem Renaissance Fachwerk mit zahlreichen Feuerbocken und Andreaskreuzen oben ein vierseitig vorkragender Walmschopf kraftig profilierter Rahmkranz in Traufhohe Ruckseitig vorgeblattete Riegel 2 Weitere Geschichte Bearbeiten Nachfolger von Neddelbeck der am 29 Oktober 1756 starb wurde der alteste Bruder der Witwe Johann Christoph Hermann Muller Nach dessen Tod am 12 Januar 1764 fiel die Hofapotheke an die Witwe Neddelbecks Johanna Louisa zuruck die die Apotheke am 21 Marz 1764 an den Apotheker Johann Jacob Odenwald verkaufte Im Rahmen dieses Verkaufs erteilten die Bruder Graf Ludwig Friedrich Carl Eginhardt und Georg Albrecht zu Erbach am 11 April 1764 dem neuen Hofapotheker ein Exklusivprivileg die einzige Apotheke in der Grafschaft betreiben zu durfen Apotheker Odenwald erhielt wieder den Titel eines Hofapothekers und heiratete am 7 Oktober 1766 Sophia Dorothea Cranz die Tochter des Michelstadter Pfarrers Johann Conrad Cranz Am 12 Juli 1770 starb Odenwald und die Witwe erbte die Apotheke Ihr Bruder Johann Ludwig Cranz verwaltete die Apotheke als Provisor und wurde nach dem Tod der Witwe am 10 August 1781 Alleinerbe Am 3 Oktober dieses Jahres bestatigten die Grafen Ludwig und Friedrich August zu Erbach das Apothekenprivileg und den Titel eines Hofapothekers Zwischen 1806 und 1814 war Cranz auch Stadtschultheiss 1811 verkaufte Cranz die Apotheke an Philipp Wilhelm Luck seinen zukunftigen Schwiegersohn Luck war zuvor vier Jahre als Lehrling und zwei Jahre als Geselle bei ihm tatig gewesen Am 20 April 1811 bestatigte die Graflich Erbach Furstenauische Rentkammer die Privilegien und nahm ihn als Burger und Hofapotheker in Michelstadt an Die Grafen waren inzwischen jedoch mediatisiert worden und nicht mehr zu dieser Genehmigung berechtigt Die Regierung der Provinz Starkenburg bestand daher auf einer Prufung durch das Kollegium in Darmstadt die Luck am 5 Juni 1811 bestand Fur die Hintergrunde des folgenden siehe Apothekenwesen in Hessen Darmstadt Aus dem Protokoll der Ubernahmerevision vom 12 September 1811 geht hervor dass die Apotheke sich immer noch im Haus Grosse Gasse Untere Pfarrgasse befand Am 12 Dezember 1812 bestatigte die Grossherzogliche Regierung das Exklusivprivileg von Luck Gleichzeitig rugte die Regierung die Rentkammer fur die unzulassige Erteilung des Privilegs im Vorjahr Im Antwortschreiben der Rentkammer vom 4 Marz 1813 erkannte die Kammer ihren Fehler an warf aber im Gegenzug der Regierung vor das Privileg eigentlich gar nicht erneuern zu wollen sondern eine Apotheke in Reichelsheim zu konzessionieren Am 27 April 1813 wurde die Rentkammer zu einer Strafzahlung verurteilt die am 29 Juni 1813 gnadenhalber wieder aufgehoben wurde In der Tat plante die Regierung die Eroffnung einer Apotheke in Reichelsheim Die Proteste der benachbarten Apotheker dagegen konnten dieses Vorhaben nicht verhindern aber zumindest bis 1834 verzogern Am 10 April 1826 wurde der Grundstein fur das neue Apothekengebaude in der Bahnhofstrasse gelegt Philipp Wilhelm Luck starb am 9 Marz 1852 Zwischen zwei seiner Sohne die beide Apotheker geworden waren entspann sich ein Erbstreit Zunachst war der promovierte Ludwig Carl Eduard Luck 2 April 1819 ein Sohn aus erster Ehe bis 1856 als Pachter der Apotheke tatig Nachdem er 1856 nach Darmstadt verzogen war beantragte er seinen Gehilfen Wilhelm Werle als Provisor vereidigen zu lassen Friedrich Wilhelm August Luck 28 November 1833 ein Sohn aus zweiter Ehe beantragte bei der Regierung daraufhin das Apothekerprivileg Diesem widersprach der Anwalt der Kinder aus erster Ehe Nachdem die Apotheke keinen verantwortlichen Leiter mehr hatte schloss das Kreisamt am 16 Januar 1857 die Apotheke vorlaufig und setzte am 24 Januar 1857 Wilhelm Werle als Provisor ein Anfang 1860 beantragte Eduard Luck bei der Regierung erneut die Erteilung einer Konzession als Apotheker Die Regierung war bereit dies zu bewilligen jedoch nur als personliches nicht verausserliches Recht Eduard Luck lehnte dies ab und berief sich darauf dass sein ererbtes Privileg ein verausserliches Realprivileg sei Mit Schreiben vom 21 Mai 1860 gab die Regierung nach und bestatigte das Realprivileg Im Marz 1869 verkaufte Luck die Apotheke an den Apotheker Christoph Hess aus Wald Michelbach fur 30 000 Gulden Die Regierung bestatigte seine Konzession am 30 Juni 1869 als personliches unverausserliches Recht Nach dessen Tod am 27 Januar 1902 verpachtete seine Witwe die Apotheke an den Apotheker Max Lombard der 1922 starb Am 1 August 1922 verpachtete die Witwe Hess an den Apotheker Dr Kiesgen Nach dem Tod der Witwe am 5 Juni 1931 endete das Pachtverhaltnis Dr Kiesgen zog nach Fulda die Michelstadter Apotheke wurde von Dr Julius Schweissinge erworben der bis 1857 der bis 1957 Apotheker blieb Nachdem 1950 zwei weitere Apotheken im Ort eroffnet hatten benannte er seine alte Apotheke in Rats Apotheke um 1958 erwarb Friedrich Wilhelm Schroeter die Apotheke und verpachtete sie 1969 an Klaus Kirschner Literatur BearbeitenUte Rausch Das Medizinal und Apothekenwesen der Landgrafschaft Hessen Darmstadt und des Grossherzogtums Hessen unter besonderer Berucksichtigung der Provinz Starkenburg Dissertation 1978 DNB 780617754 S 367 ff Einzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Grosse Gasse 2 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Grosse Gasse 12 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen49 678817 9 003757 Koordinaten 49 40 43 7 N 9 0 13 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ratsapotheke Michelstadt amp oldid 213474143