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Der Rat der Werktatigen deutscher Nationalitat rumanisch Consiliul Oamenilor Muncii de Naționalitate Germană reprasentierte von 1968 bis zur Rumanischen Revolution 1989 die Minderheit der Rumaniendeutschen in der Sozialistischen Republik Rumanien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Politische Situation 1 2 Rate der mitwohnenden Minderheiten 1 3 Folgen 2 Bewertung 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPolitische Situation Bearbeiten In den ersten Jahren nach dem Amtsantritt des neuen rumanischen Staats und Parteichefs Nicolae Ceaușescu 1965 nahm die rumanische Minderheitenpolitik anfanglich einen liberaleren Kurs Ceaușescu wollte nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Fruhlings durch die am 21 August 1968 in die Tschechoslowakische Sozialistische Republik einmarschierenden Truppen des Warschauer Paktes seine Macht konsolidieren bzw die Gesellschaft einer totalen Kontrolle unterziehen Dass ihm das in jenen Tagen moglich sein wurde stellte er beim Jubel fest den ihm die rumanischen Burger damals ehrlich entgegenbrachten da er sich geweigert hatte die Rumanische Armee nach Prag zu entsenden 1 Zu diesem Zweck rief Ceaușescu die Front der sozialistischen Einheit FSE ins Leben spater Front der sozialistischen Demokratie und Einheit die alle vorhandenen Organisationen und mehrere neue zusammenfasste 2 Erstes Aufsehen erregte der Empfang der Chefs der Kulte die Ceaușescu als Vorsitzenden des Staatsrates seit Dezember 1967 am 28 Februar 1968 zu seiner Antrittsaudienz empfing 3 Alle anerkannten Glaubensgemeinschaften und Religionen Rumaniens waren durch geistliche und weltliche Vertreter reprasentiert Zu den empfangenen Wurdentragern gehorten Bischof Aron Marton des romisch katholischen Erzbistums Alba Iulia der wenige Jahre zuvor aus dem Gefangnis entlassen worden war und in Begleitung des Konsistorialrats Iosif Huber erschien sowie der Bischofsvikar Hermann Binder und der Landeskirchenkurator Albert Hochmeister der Evangelischen Kirche A B in Rumanien 1 Am 3 Juli 1968 fand die Beratung beim Zentralkomitee ZK der Rumanischen Kommunistischen Partei RKP mit Wissenschaftlern und Kulturschaffenden aus den Reihen der deutschen Nationalitat statt Hieran nahmen Anton Breitenhofer Arnold Hauser Paul Schuster Eduard Eisenburger Carl Gollner Carl Saal Johann Wolf Nikolaus Berwanger Hanns Schuschnig Ewalt Zweyer Georg Scherg Norbert Petri Paul Schuller Johann Szekler Hedi Hauser und Franz Liebhard teil Wissenschaftler und Kulturschaffende der ungarischen Minderheit hatten am 27 Juni 1968 Beratungen abgehalten Bereits im Mai 1968 fuhrte Ceaușescu ein Gesprach mit der Leitung des Schriftstellerverbandes ein weiteres fand am 6 November statt 1 Rate der mitwohnenden Minderheiten Bearbeiten Im Oktober und November 1968 entstanden als neue Organisationen die Rate der mitwohnenden Minderheiten unter diesen auch die Kreisrate und der Rat der Werktatigen deutscher Nationalitat 2 Punkt 1 auf der Tagesordnung des Plenums des ZK der RKP das am 24 Oktober 1968 seine Arbeit aufnahm behandelte einige organisatorische Massnahmen zur unablassigen Festigung der moralisch politischen Einheit des werktatigen Volkes der bruderlichen Verbundenheit der rumanischen Werktatigen und der Werktatigen der mitwohnenden Nationalitaten der Geschlossenheit unserer sozialistischen Nation Das Plenum billigte die Vorschlage zur Bildung der FSE sowie der Rate der Werktatigen der mitwohnenden Nationalitaten und beauftragte das Exekutivkomitee des ZK der RKP die notwendigen Massnahmen zu ergreifen um diese Korperschaften im Laufe des Novembermonats d J zu bilden 4 An den Wahlen beteiligte sich kunftig die RKP gemeinsam mit allen gesellschaftlichen und Massenorganisationen der Werktatigen im Rahmen der Front der Sozialistischen Einheit die als eine Formation die alle schopferischen Krafte des Volkes vereinigt bezeichnet wurde Ihr traten im November ausser den Raten der mitwohnenden Nationalitaten die Landesverbande der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der Frauen der Studentenvereinigungen der Ingenieure und Techniker der Juristen der Kunstschaffenden der Buhnen und Musikinstitutionen der Handwerkergenossenschaften und anderen bei Uber diese Verbande wurde die Zugriffsmoglichkeit auf alle Bevolkerungsgruppen erreicht 1 Fur die Rumaniendeutschen sagte Richard Winter bei den Erorterungen des ZK Plenums Die Bildung der Rate der Werktatigen ungarischer deutscher und anderer Nationalitat in der Sozialistischen Republik Rumanien ist ein neuerlicher Beweis der Ausweitung des sozialistischen Demokratismus in unserem Land schafft neue Moglichkeiten zur aktiven Beteiligung der Werktatigen der mitwohnenden Nationalitat an dem gesamten politischen und gesellschaftlichen Leben des Landes Die nationalen Minderheiten erhielten hiermit 15 Jahre nach der Auflosung des Demokratischen Komitees im Fall der Rumaniendeutschen das Deutsche Antifaschistische Komitee DAK wieder eine eigene politische Vertretung erhielten Sie stand unter strikter Kontrolle der KP mit ihrer Hilfe versuchte diese die innerhalb der Minderheit bestehenden Probleme zu losen die Reprasentanten der Minderheit versuchten ihrerseits Anliegen vorzubringen 1 Versammlungen zur Grundung der Kreisrate der Werktatigen aus den Reihen der mitwohnenden Nationalitaten fanden Anfang November statt Zur Grundung des Gremiums im Kreis Timiș hiess es Alle unsere Krafte zur Verwirklichung der Parteipolitik ubertitelt im Kreis Hermannstadt wollte man einen Beitrag zur weiteren Festigung der Zusammenarbeit leisten 5 Uber die Ratsgrundungen in den anderen von Deutschstammigen bewohnten Kreisen Rumaniens hiess es weiter In einer Atmosphare grosser Begeisterung kamen gestern 15 November Mittag die Vertreter der Rate der Werktatigen deutscher Nationalitat aus den Kreisen Temesch Hermannstadt Kronstadt Karasch Severin Arad Alba Hunedoara Bistritz Nassod und Mureș sowie aus Bukarest im Kleinen Saal des ZK der RKP in Bukarest zur Grundungssitzung des Rats der Werktatigen deutscher Nationalitat der Sozialistischen Republik Rumanien zusammen 6 1 Der ehemalige Generalsekretar des DAK Emmerich Stoffel kam bei der konstituierenden Sitzung die Aufgabe zu die Vorschlage zur Wahl der Mitglieder des Buros des Landesrates der Werktatigen deutscher Nationalitat zu unterbreiten Die Wahl der Versammlung fiel auf Eduard Eisenburger als Vorsitzenden und Anton Breitenhofer Peter Lamoth Richard Winter und Paul Schuster Schriftsteller als Stellvertretende Vorsitzende Zum Sekretar wurde Adalbert Millitz gewahlt Mitglieder im Buro waren Friedrich Wachter Filip Geltz Stoffels Nachfolger im Amt des DAK Generalsekretars Johann Henning Nikolaus Pilly und Karl Pfleger In den Jahren danach wurden viele der Grundungsmitglieder durch andere Personen ersetzt Der Rat der Werktatigen deutscher Nationalitat beschloss den Beitritt zur FSE und schickte ein bestatigendes Telegramm an das ZK der RKP an den Genossen Nicolae Ceaușescu 1 Folgen Bearbeiten In den Jahren 1971 bis 1972 wurden vier Schulen je eine in Brașov Hermannstadt Timișoara und Arad mit ausschliesslich deutscher Unterrichtssprache neu gegrundet 2 Weil Zeitungen und Illustrierte aus Deutschland fehlten so der Chefredakteur Ernst Breitenstein der Zeitschrift Neuer Weg 1971 erreichten die parteitreuen deutschen Publikationen beachtliche Auflagen die Tageszeitung Neue Banater Zeitung 40 000 Exemplare die Wochenzeitschriften Karpaten Rundschau 7000 und Hermannstadter Zeitung 10 000 sowie das Monatsblatt Neue Literatur 2500 Exemplare 7 Der Minderheitenverlag Editura Kriterion wurde gegrundet deutsche Fernsehsendungen eingefuhrt und der landeskundlichen Forschung etwas mehr Spielraum gewahrt 8 Das Komitee bemuhte sich um die Wiederbelebung von Brauchen Blasmusik und Trachten sowie Heimatmuseen in Stadten und Dorfern Elf Abgeordnete vertraten die deutsche Minderheit in der Grossen Nationalversammlung funf Deutschsprachige wurden in das ZK der RKP gewahlt 7 7 In den 1970er Jahren anderte sich der liberale Kurs Rumanien wollte seinen eigenen Weg zum Kommunismus gehen Die zunehmend nationalistischer werdende Politik der RKP versuchte die im Lande lebenden nationalen Minderheiten zu romanisieren so durften zum Beispiel deutsche Ortsnamen nicht mehr benutzt werden Privates und kirchliches Kulturgut wurde zum Staatseigentum erklart Verausserungen von Boden untersagt Auswanderer mussten ihr Eigentum dem Staat uberlassen die Reisefreiheit wurde einschneidend beschrankt Vom Kindergarten bis zum Staatsexamen wurde im Sinne der kommunistischen Ideologie unterrichtet und erzogen Die Staatssicherheit Securitate uberwachte alles und unterdruckte jede Eigeninitiative Literarische Zirkel wie zum Beispiel die Aktionsgruppe Banat oder der Literaturkreis Adam Muller Guttenbrunn wurden verboten nur die deutschen Sektionen der Volkshochschulen blieben bestehen und wurden zu einer wichtigen Kultureinrichtung Deutsche Fernsehsendungen wurden unter dem Vorwand der Energiekrise eingestellt Mit dem Programm zur Systematisierung der Dorfer sollten etwa 7000 kleine Ortschaften aufgelost werden und die Dorfbevolkerung in agrotechnische Zentren umgesiedelt werden 9 Bewertung BearbeitenDie Journalistin und Historikerin Hannelore Baier bemerkte Hiermit zeigte er eine gewisse Bereitschaft mit den Reprasentanten der Meinungsbilder in der Gesellschaft einen Austausch zu halten Diese waren angetan von den offenen Gesprachen und merkten erst Jahre spater dass er mit diesen Treffen die Legitimierung seiner Person und seines Regimes suchte und gleichzeitig seine Einflussnahme und die Kontrolle uber die gesamte Gesellschaft konsolidierte Dies wurde in steigendem Masse 1971 klar als er seine Juli Thesen lancierte die das Ende der liberalen Periode bedeuteten 1 Die Politikwissenschaftlerin Philologin und Journalistin Anneli Ute Gabanyi meinte Die Minderung des innenpolitischen Drucks und die zeitweilige Liberalisierung fand jedoch unter den Deutschen nicht das vom Regime erwunschte positive Echo 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Hannelore Baier Das Jahr 1968 und die deutsche Minderheit Memento vom 17 Juli 2009 imInternet Archive a b c Hans Fink Wie sich die Einstellung zu Schule und Studium nach dem Zweiten Weltkrieg verandert hat Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive 2010 Neuer Weg 2 Februar 1968 Neuer Weg 26 Oktober 1968 Neuer Weg 9 November 1968 Neuer Weg 16 November 1968 a b c Der Spiegel Brauch und Boden 12 1971 15 Marz 1971 a b Anneli Ute Gabanyi Geschichte der Deutschen in Rumanien erschienen in Informationen zur politischen Bildung Heft 267 Aussiedler Bund der Vertriebenen Hessen Siebenburgen und die Siebenburger Sachsen Memento vom 4 Marz 2016 imInternet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rat der Werktatigen deutscher Nationalitat amp oldid 219401465