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Die Zeitung Neuer Weg war eine staatlich finanzierte zentrale uberregionale Tageszeitung in Rumanien die von 1949 bis 1992 erschien und sich an die deutsche Minderheit Rumaniens richtete Es erschienen sechs Ausgaben pro Woche Der politische Auftrag der Zeitung bestand zunachst darin die Leserschaft fur die Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung aufzubieten Der Neue Weg wurde direkt angeleitet von der Presseabteilung des Zentralkomitees der Rumanischen Kommunistischen Partei und wie alle Medien von der Zensurbehorde kontrolliert Die Redaktion hatte ihren Sitz in Bukarest mit Vertretungen in elf Stadten in Rumanien Das Kollektiv der Mitarbeiter von der Leitung bis zur Korrektur setzte sich aus Deutschen und deutschsprachigen Juden zusammen die zum grossten Teil aus der rumanischen Provinz stammten namlich aus Siebenburgen aus dem Banat und aus der Bukowina Im Grundungsjahr 1949 machte die deutsche Minderheit in Rumanien etwa 2 5 Prozent der Landesbevolkerung aus Inhaltsverzeichnis 1 Die Thematik 2 Titel Auflage Chefredakteure 3 Die Leistung 4 QuellenDie Thematik BearbeitenBedingt durch das Fehlen einer thematisch aufgefacherten deutschsprachigen Presse und dank des Engagements der Redakteure entwickelte sich der Neue Weg aus einem zunachst rein politischen Blatt zu einer Zeitung mit zwei wochentlichen Beilagen die Kulturbeilage sowie eine Kinderbeilage Raketenpost mit mehreren wochentlichen Sonderseiten Leserbriefe Wissenschaft und Technik Sport Heim und Familie Jugend Unterhaltung und mit anderen Rubriken Unterricht Kleingartner Kleintierzuchter Fortsetzungsroman Der Neue Weg ersetzte notgedrungen eine Fulle von deutschen Presseerzeugnissen die es in Rumanien in der Zwischenkriegszeit gegeben hatte Um die thematische Vielfalt erhalten zu konnen legte sich die Zeitungsleitung in den sechziger Jahren auf folgende publizistische Taktik fest Sie erfullte alle Auftrage der Presseabteilung die gut sichtbar abgehandelt wurden auf den ersten zwei oder drei Seiten der Zeitung in Form von Leitartikeln Bildberichten Reportagen und Interviews Diese Taktik hat sich bis zuletzt bewahrt die Zensoren fanden namlich keinen Anlass sich in die Gestaltung der ubrigen Seiten einzumischen Titel Auflage Chefredakteure BearbeitenDie erste Ausgabe erschien am Sonntag 13 Marz 1949 Der Neue Weg war zunachst nominell das Organ des Deutschen Antifaschistischen Komitees 1949 1953 einer von der rumanischen Parteifuhrung angeregten Organisation spater nominell das Organ der Volksrate Ab Februar 1968 fuhrte er den Untertitel Politische Tageszeitung ab Dezember 1973 den Untertitel Tageszeitung des Landesrates der Front der Sozialistischen Demokratie und Einheit Die grosste Auflage wurde im Jahre 1964 gedruckt 70 000 Exemplare das bedeutet bei einer deutschsprachigen Bevolkerung von offiziell 382 595 Personen laut der Volkszahlung vom 15 Marz 1966 ein Exemplar je funf Deutsche Hier muss man in Betracht ziehen dass viele altere Leute aus der rumaniendeutschen Bevolkerung die rumanische Sprache nicht gut genug beherrschten um eine rumanische Zeitung zu lesen So wie die Konkurrenz der Neuen Banater Zeitung die ab 1968 als Tageszeitung erschien bewirkte ab Mitte der siebziger Jahre die Auswanderung der Deutschen aus Rumanien ein Sinken der Auflage 1973 58 000 Februar 1990 30 000 Dezember 1990 10 000 Nach dem politischen Umsturz im Dezember 1989 als Revolution bezeichnet anderte das Redaktionskollektiv sofort den politischen Standpunkt behielt aber aus taktischen Grunden den alten Titel der Zeitung bei Ab dem 1 Januar 1993 erschien die Nachfolgezeitung mit dem Namen Allgemeine Deutsche Zeitung fur Rumanien ADZ Am 1 November 1993 ubernahm sie die Neue Banater Zeitung und am 1 Januar 1996 die Karpaten Rundschau als Wochenbeilage Als Chefredakteure des Neuen Wegs wirkten Ernst Breitenstein 1949 1954 und 1976 1988 Anton Breitenhofer 1954 1976 Hugo Hausl 1989 1990 und Emmerich Reichrath 1990 1992 Die Leistung BearbeitenDie grosste Wirkung des Neuen Wegs im Laufe von 40 Jahren von der politischen Fuhrung Rumaniens sicher nicht beabsichtigt war die dass er das kollektive Bewusstsein der deutschen Minderheit in Rumanien gestarkt und erhalten hat indem er taglich in deutscher Sprache uber deutsche Burger berichtete Die Leser wurden ermutigt alle ihre Rechte wahrzunehmen auch das auf Bildung und Unterhaltung in ihrer Muttersprache Ohne diese zentrale Zeitung hatte der Einzelne sehr wenig uber das Leben der deutschen Burger in anderen Ortschaften und in anderen Landesteilen Rumaniens erfahren denn die rumanische Presse informierte in der kommunistischen Zeit so gut wie gar nicht uber die Deutschen Zugleich damit ermoglichte die Zeitung einen landesweiten Erfahrungsaustausch in deutscher Sprache der fur engagierte Lehrkrafte und Kulturschaffende wesentlich war Im Marz 1954 veranstaltete die Zeitungsleitung eine Beratung uber Kulturfragen mit zehn namhaften Intellektuellen Emmerich Bartzer Bernhard Capesius Harald Krasser Franz Liebhard Georg Scherg Matthias Schork Erwin Wittstock Alfred Margul Sperber Alexander Tietz Johann Wolf Ihre Vorschlage ergaben das Programm fur die ab Juli 1954 wochentlich erscheinende Kulturbeilage das Programm wurde spater von anderen deutschsprachigen Medien in Rumanien ubernommen und differenziert Zeitungen Rundfunkstudios und der Deutschen Fernsehstunde Als das Prasidium des rumanischen Parlaments der Grossen Nationalversammlung im Marz 1954 das Dekret Nr 81 zur Ruckgabe der 1945 enteigneten Hauser und Hofe an die deutsche Bevolkerung erliess beteiligte sich die Redaktion im Rahmen ihrer Moglichkeiten an der Durchfuhrung Bis Ende 1956 erhielten rund 22 000 Deutsche ihre Hauser und Hofe zuruck Im selben Jahr gelang es dem Neuen Weg die Erlaubnis zum Abhalten der Kronenfeste in Siebenburgen sowie der Kirchweihfeste im Banat durchzusetzen die seit Kriegsende verboten waren Der Neue Weg setzte sich laufend fur den Unterricht in deutscher Sprache und fur die deutschen Kulturformationen ein Die Redaktion brachte jahrlich einen Almanach und von 1970 bis 1990 den Reisefuhrer Komm mit heraus In der Frage der Auswanderung musste die Redaktion selbstverstandlich den offiziellen Standpunkt vertreten Abgesehen davon sprach sich die Zeitungsleitung fur das Bleiben aus weil abzusehen war dass fur die Zuruckbleibenden die Schwierigkeiten im schulischen und im kulturellen Bereich immer mehr zunehmen wurden Unter den Bedingungen der Diktatur war eine offene Aussprache zum Thema Auswanderung in den Spalten der Zeitung ebenso wenig moglich wie an anderer Stelle Quellen BearbeitenEisenburger Eduard und Kroner Michael Hg Die Zeit in der Zeitung Beitrage zur rumaniendeutschen politischen Publizistik Cluj Napoca Dacia 1977 Eisenburger Eduard und Kroner Michael Hg Sachsisch schwabische Chronik Beitrage zur Geschichte der Heimat Bukarest Kriterion 1976 Ferstl Lothar und Hetzel Harald Deutsche in Rumanien In Dies Wir sind immer die Fremden Aussiedler in Deutschland Bonn J H W Dietz Nachf 1990 S 163 184 Fink Hans Hinter den Kulissen des Neuen Wegs In Geschichte Gegenwart und Kultur der Donauschwaben Texte aus dem Jahresprogramm 1998 der Landsmannschaft der Donauschwaben Herausgegeben von der Landsmannschaft der Donauschwaben Sindelfingen 1999 S 175 204 Muller Annett Abschied in Raten Vom Neuen Weg zur Allgemeinen Deutschen Zeitung fur Rumanien Hermannstadt hora Arbeitskreis fur Siebenburgische Landeskunde e V Heidelberg 2002 Schuster Egon Vom Huldigungstelegramm zur Information Die deutschsprachige Minderheitenzeitung Neuer Weg vor und nach dem Umsturz in Rumanien Eine vergleichende Inhaltsanalyse Bochum Brockmeyer 1992 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neuer Weg Zeitung amp oldid 206058358