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Die Romische Octavia ist ein ab 1677 in zunachst drei Banden erschienener Roman von Anton Ulrich Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel Diese unvollendete Fassung wurde von 1703 bis 1707 durch drei weitere Bande erganzt und abgeschlossen In den Jahren 1712 und 1713 erschienen sechs Bande einer erweiterten Fassung Ein siebter folgte postum 1762 Daruber hinaus sind Manuskripte zu Teilen eines achten Bandes erhalten Es ist ein sehr umfangreicher barocker Roman der bereits in der kurzeren ersten Fassung circa 7000 Seiten lang ist Inhaltsverzeichnis 1 Die Welt der romischen Octavia 2 Haupthandlung 3 Struktur 4 Sprache 5 Entstehung 6 Literatur 6 1 Ausgaben 6 2 Sekundarliteratur 7 WeblinksDie Welt der romischen Octavia BearbeitenDer Roman spielt im antiken Romischen Reich vom Ende Neros 68 n C bis in die ersten Regierungsjahre Vespasians 70 n C Das Weltbild des Romans ist vom Absolutismus gepragt Die handelnden Personen sind durchweg Hochadelige wie Angehorige des Kaiserhauses romische Senatoren kleinasiatische Konige und germanische teutsche und britannische Fursten Nichtadlige kommen allenfalls als Diener oder als Menschenmenge auf der Strasse vor Hauptpersonen sind Neros erste Frau Octavia und der armenische Konig Tyridates Die historischen Ereignisse die im Roman aufgegriffen werden wie zum Beispiel der Tod Neros das Vierkaiserjahr oder die Zerstorung des Jerusalemer Tempels werden weitgehend im Einklang mit den historischen Quellen wiedergegeben Zusatzlich wird aber eine fiktive Parallelwelt geschildert in der zuvor bereits gestorbene oft ermordete Personen uberlebt haben und weiter im Hintergrund wirken Oft werden historischen Ereignissen andere Ursachen als die uberlieferten angedichtet Eine wichtige Rolle spielt auch das aufkommende Christentum unter anderem bekennt sich Octavia zu diesem Mehrere totgeglaubte Personen verstecken sich bei den Christen in den Katakomben in Rom Haupthandlung BearbeitenDer armenische Konig Tyridates befindet sich in Rom und trauert um seine geliebte Neronia hinter der sich in Wirklichkeit Octavia verbirgt In einer geheimen Zeremonie vor ausgewahlten romischen Senatoren bestimmt Nero ihn zu seinem Nachfolger was allgemeine Verwunderung auslost Nach und nach stellt sich diese Zeremonie als Tauschungsmanover einer Gruppe von hochrangigen Romern heraus die Nero beseitigen und Tyridates an seine Stelle setzen wollen Ein Mitglied dieser Gruppe war dabei als Nero verkleidet aufgetreten In ausfuhrlichen Ruckblenden wird erzahlt wie Tyridates Neronia vor einem Mordanschlag rettet und sich die beiden ineinander verlieben Als Christin sieht sich die Kaiserin allerdings weiterhin mit Nero verheiratet obwohl er selbst es war der sie ermorden lassen wollte Deshalb halt sie Tyridates auf Distanz Etliche Plane den verbrecherischen Nero zu beseitigen werden in immer wieder wechselnden Personenkonstellationen diskutiert Ebenso werden immer wieder die Grunde ob Octavia Tyridates nun heiraten soll oder nicht in Variationen ausgebreitet Der erste Band endet mit Neros Selbstmord nachdem der Senat ihn zum Staatsfeind erklart hat und Galba gegen Rom marschiert um ihn abzusetzen Schon bei Neros Beerdigung wird allerdings ein Doppelganger gesichtet der Verwirrung und Angst bei den Anwesenden auslost Die folgenden Bande behandeln die historischen Querelen um die Nachfolge Neros und vor diesem Hintergrund weitere Liebesverwirrungen der Romanfiguren Bis zum vierten Band ist der Schauplatz Rom Dann wechselt er auf den Balkan und schliesslich zum Berg Carmel in Palastina Struktur BearbeitenVorbild fur den Aufbau und die vertrackten Liebesgeschichten ist wie bei vielen Romanen des Barock Heliodor mit seiner Aethiopika Die Handlung wird regelmassig durch eingeschobene Erzahlungen unterbrochen Dabei treten eine oder mehrere Romanfiguren als Erzahler auf die anderen entweder ihre eigene oder die Lebensgeschichte einer weiteren Person berichten Typischerweise wechseln so Abschnitte mit der fortlaufenden Romanhandlung uber 40 bis 100 Seiten mit eingeschobenen Geschichten von 40 bis 60 Seiten Umfang Die Handlung wird von den komplizierten und oft sehr konstruiert wirkenden Liebesbeziehungen der Hauptfiguren bestimmt vor allem naturlich von der zwischen Octavia und Tyridates Daneben werden die Geschichten mehrerer Dutzend Figuren wie der Prinzessinnen Claudia Antonia und Berenice oder der deutschen Fursten Jubilius Italus und Thumelicus ausfuhrlich dargestellt und immer wieder aufgegriffen Ca 1500 Personen werden namentlich erwahnt Standig kommt es zu Verwirrungen und Verwechslungen Nahezu jede wichtige Figur tritt zumindest zeitweise unter einer anderen Identitat auf sei es um sich vor der Verfolgung z B durch Nero zu schutzen um einer Geliebten nahe sein zu konnen oder schlicht weil sie als Kind vertauscht wurde Der Roman enthalt eine Reihe von Spannungsbogen sowie rhetorisch hochst gelungene Passagen wie die Eingangsszene das Aufeinandertreffen von Antonia und Nero oder die Aussprache zwischen Vespasian und Titus im siebten Band Eine differenziertere psychologische Zeichnung findet sich vor allem in den spater entstandenen Teilen Weite Teile sind fur den modernen Leser allerdings nur schwer zuganglich Zu seiner Entstehungszeit erfuhr der Roman hochstes Lob Sprache BearbeitenDie Sprache des Romans ist typisch barock mit ausgreifendem Satzbau und Wendungen die auf den heutigen Leser oft gesucht wirken konnen Der Anfangssatz zum Beispiel lautet Rom schwebte nun zwischen Furcht und Hoffnung des unertraglichen Jochs einmahl entledigt zu werden welches die Grausamkeit des Nero ihm aufgeburdet weil nicht allein des Cajus Julius Vindex Abfall in Gallien ob er gleich sein Leben daruber eingebusset und des Servius Sulpitius Galba Verhaltniss in Hispanien diesem Wutherich den Untergang drohte sondern auch der Himmel selbst durch erschreckliche Wunderzeichen zu verstehen gabe dass er ermudet ware so ausserster Bosheit ferner zuzusehen und dass das Ende vom Stamm geschlechte des grossen Augustus mit diesem unartigen letzten Zweige erfolgen sollte Entstehung BearbeitenAnton Ulrich hat den Roman nicht allein verfasst sondern mit Hilfe mehrerer Mitarbeiter Sein Sekretar Christian Flemmer hat einen grossen Teil der Vorarbeiten durch historische Recherchen geleistet Sein ehemaliger Erzieher der Dichter Sigmund von Birken las Anton Ulrichs Manuskripte Korrektur fugte gewunschte Gedichte hinzu und hatte ohne weitere Rucksprache die Endfassung zu erstellen Nach Birkens Tod ubernahm Gottfried Alberti die Endredaktion Der Hauptanteil beim Entwerfen und Verfassen des Romans ist aber unstrittig Anton Ulrich zuzuschreiben Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Octavia romische Geschichte vol 1 3 J Hoffmann Nurnberg 1677ff Octavia romische Geschichte vol 4 6 J Hoffmann Nurnberg 1703ff Die romische Octavia erster bis sechster Theil J G Zilliger Braunschweig 1712ff Die romische Octavia siebenter Theil Trattner Wien 1762 Historisch kritische Ausgabe HKA hg von Rolf Tarot u a Band 3 Teil 1 1993 Band 5 Teil 3 1997 Band 8 Teil 6 2001 Band 9 Teil 7 2003 Hiersemann Stuttgart Sekundarliteratur Bearbeiten Hanna Wippermann Herzog Anton Ulrich von Braunschweig Octavia Romische Geschichte Zeitumfang und Zeitrhythmus Dissertation Bonn 1948 Wolfgang Bender Verwirrung und Entwirrung in der Octavia Romische Geschichte Dissertation Universitat Koln 1964 Elisabeth Erbeling Frauengestalten in der Octavia des Anton Ulrich von Braunschweig Germanische Studien Bd 218 Kraus Reprint Nendeln 1967 Nachdr d Ausg Berlin 1939 Stephan Kraft Geschlossenheit und Offenheit der Romischen Octavia von Herzog Anton Ulrich Epistemata Bd 483 Verlag Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2004 ISBN 3 8260 2655 1 zugl Dissertation Universitat Bonn 2002 Maria Munding Zur Entstehung der Romischen Octavia Dissertation Universitat Munchen 1974 Rolf Tarot Zum Problem der Echtheit barocker Texte Grimmelshausen und Anton Ulrich In Jean Marie Valentin Hrsg Monarchus Poeta Studien zum Leben und Werk Anton Ulrichs von Braunschweig Luneburg Akten des Anton Ulrich Symposions in Nancy 2 3 Dezember 1983 Rodopi Amsterdam 1985 ISBN 90 6203 657 0 S 31 46 in deutscher und franzosischer Sprache Weblinks BearbeitenEinfuhrung von Stephan Kraft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Octavia amp oldid 238068680