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Die Quadratrix oder Trisektrix des Hippias auch Quadratrix des Dinostratos ist eine kinematisch erzeugte Kurve deren Erfindung der Uberlieferung nach dem griechischen Sophisten Hippias von Elis 5 Jahrhundert v Chr zugeschrieben wird Sie ist eines der altesten Beispiele einer kinematisch erzeugten Kurve und wurde benutzt um zwei der drei grossen antiken geometrischen Probleme die Dreiteilung des Winkels und die Quadratur des Kreises zu losen Hippias verwendete sie um 420 v Chr zur Dreiteilung des Winkels daher Trisektrix und Dinostratos um 350 v Chr zur Quadratur des Kreises daher Quadratrix Quadratrix rot Momentaufnahme fur F und E bei sechs Zehnteln ihres Weges Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Winkelteilung 3 Quadratur des Kreises 4 Historisches 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Bild 1 Quadratrix auf x Achse a 1 nbsp Bild 2 Quadratrix auf y Achse a 1 Im Quadrat ABCD sei ein Viertelkreis um A mit der Seitenlange des Quadrates als Radius eingezeichnet Ein Punkt E durchlaufe den Viertelkreis von D nach B mit konstanter Winkelgeschwindigkeit Ebenfalls mit konstanter Geschwindigkeit durchlaufe F die Strecke DA und zwar so dass E und F gleichzeitig in D loslaufen und gleichzeitig in B bzw A ankommen Die Quadratrix ergibt sich dann als Ortskurve des Schnittpunkts S der Strecke AE mit der Parallelen zu AB durch F 1 2 Platziert man das obige Quadrat mit einer gegebenen Seitenlange a so in einem kartesischen Koordinatensystem dass die Seite AB auf der x Achse und der Punkt A im Ursprung liegt dann wird die Quadratrix durch eine ebene Kurve g 0 p 2 R 2 displaystyle gamma 0 tfrac pi 2 rightarrow mathbb R 2 nbsp beschrieben Bild 1 und es gilt g t x t y t 2 a p t cot t 2 a p t displaystyle gamma t begin pmatrix x t y t end pmatrix begin pmatrix frac 2a pi t cot t frac 2a pi t end pmatrix nbsp dd Diese Darstellung kann man nun auch verwenden um die Quadratrix ausserhalb ihres zugehorigen Quadrates zu definieren wobei sie allerdings an den Definitionslucken des cot t displaystyle cot t nbsp nicht definiert ist Sie ist aber an der formalen Definitionslucke bei t 0 displaystyle t 0 nbsp wegen lim t 0 t cot t 1 displaystyle lim t to 0 t cot t 1 nbsp stetig fortsetzbar Dadurch erhalt man eine stetige Kurve auf dem Intervall p p displaystyle pi pi nbsp 3 4 Mochte man die Quadratrix als einfach darstellbare Kurve beschreiben so ist es zweckmassig die x und y Achsen zu vertauschen Bild 2 das heisst man legt AB auf die y Achse anstatt auf die x Achse Dann wird die Quadratrix a 1 displaystyle a 1 nbsp durch folgende kartesische Gleichung beschrieben 5 6 x y cot p 2 a y displaystyle x y cdot cot left frac pi 2a cdot y right nbsp Winkelteilung Bearbeiten nbsp Quadratrix Zirkel nbsp Dreiteilung eines WinkelsDie Dreiteilung eines beliebigen Winkels ist mit Zirkel und Lineal nicht moglich Erlaubt man jedoch die Verwendung einer Quadratrix als ein weiteres Hilfsmittel das heisst setzt man voraus dass uber einem Winkelschenkel eine Quadratrix gezeichnet werden kann dann ist es moglich einen beliebigen Winkel in n gleich grosse Winkel zu unterteilen Damit ist dann insbesondere auch die Dreiteilung eines Winkels moglich n 3 Zu einem Quadrat mit fest vorgegebener Lange kann man eine Quadratrix zum Beispiel mit Hilfe eines Quadratrix Zirkels oder einer Quadratrix Schablone zeichnen 1 2 Da nach Definition der Quadratrix der durchlaufene Winkel proportional zum durchlaufenen Streckenabschnitt auf der Quadratseite ist liefert eine Einteilung dieses Streckenabschnitts in n gleich grosse Teile auch eine Einteilung des zugehorigen Winkels in n gleich grosse Teile Die Einteilung einer beliebigen Strecke in n Teile ist aufgrund des Strahlensatzes mit Zirkel und Lineal moglich Zu einem gegebenen Winkel BAE 90 errichtet man zunachst uber seinem Schenkel AB ein Quadrat ABCD und zeichnet die zugehorige Quadratrix Der zweite Schenkel des Winkels schneidet die Quadratrix in einem Punkt G und die zum Schenkel AB parallele Gerade durch G schneidet die Quadratseite AD in F dann ist AF der zum Winkel BAE proportionale Streckenabschnitt Nun tragt man auf einem von A ausgehenden Strahl n aquidistante Punkte ab und verbindet den letzten Punkt O mit F Man zeichnet die zu OF parallelen Geraden durch die aquidistanten Punkte deren Schnittpunkte mit der Strecke AF liefern dann die Einteilung dieser Strecke in n gleich grosse Teile Die Parallelen zur Quadratseite AB durch diese Schnittpunkte schneiden die Quadratrix Die Schnittpunkte auf der Quadratrix teilen dann den Winkel BAE in n gleich grosse Teile 5 Mit Zirkel und Lineal alleine kann man nicht jeden Punkt der Quadratrix erzeugen sondern nur eine dichte Teilmenge Damit kann man eine Quadratrix zwar beliebig gut annahern aber eine exakte Winkelteilung ohne ein Gerat zur Erzeugung einer Quadratrix ist im allgemeinen Fall nicht moglich da die benotigten Quadratrixpunkte nicht in dieser mit Hilfe von Zirkel und Lineal konstruierbaren Teilmenge liegen mussen 2 3 Quadratur des Kreises Bearbeiten nbsp Quadratur des Viertelkreises mit r 1Die Quadratur des Kreises mit Zirkel und Lineal alleine ist unmoglich Lasst man jedoch als weiteres Hilfsmittel die Quadratrix des Hippias zu dann ermoglicht der Satz des Dinostratos mit Zirkel und Lineal ein zu einem Viertelkreis flachengleiches Quadrat zu konstruieren Das Quadrat mit doppelter Seitenlange hat dann den gleichen Flacheninhalt wie der volle Kreis Der Satz des Dinostratos besagt dass die Quadratrix des Hippias die Seite des zugehorigen Quadrates im Verhaltnis 2 p displaystyle tfrac 2 pi nbsp teilt 1 Zu einem gegebenen Viertelkreis mit Radius r konstruiert man zunachst das zugehorige umschriebene Quadrat ABCD mit Seitenlange r Dann schneidet die Quadratrix dieses Quadrates die Quadratseite AB in J und es gilt A J 2 p r displaystyle left overline AJ right tfrac 2 pi r nbsp Nun errichtet man in J eine Strecke JK die senkrecht zu AB ist und die Lange r hat Dann schneidet die Gerade AK die verlangerte Seite BC in L Nach dem Strahlensatz gilt B L p 2 r displaystyle left overline BL right tfrac pi 2 r nbsp Wenn man die Quadratseite AB uber B hinaus um die Strecke B O r 2 displaystyle left overline BO right tfrac r 2 nbsp verlangert dann bilden BL und BO die Grundseite eines Rechtecks OBLN dessen Flache der des Viertelkreises entspricht Zu diesem Rechteck lasst sich mit Hilfe des Hohensatzes von Euklid und des Satzes des Thales ein flachengleiches Quadrat konstruieren siehe auch Quadratur des Rechtecks Dazu verlangert man die Rechteckseite ON um die Strecke O Q r 2 displaystyle left overline OQ right tfrac r 2 nbsp errichtet einen Halbkreis mit NQ als Durchmesser und verlangert die Strecke AO so dass sie den Halbkreis in R schneidet Nach dem Satz des Thales ist das Dreieck NQR rechtwinklig und nach dem Hohensatz des Euklid ist seine Hohe OR die Grundseite eines Quadrates das flachengleich zum Rechteck OBLN und damit auch zum Viertelkreis ist 7 Der Schnittpunkt J der Quadratrix mit der Quadratseite AB ist jedoch bei Anwendung der geometrischen Definition nicht definiert da an dieser Stelle die beiden zu schneidenden Strecken zusammenfallen und kein eindeutiger Schnittpunkt existiert Damit lasst sich der Punkt J weder mit Zirkel und Lineal noch mit Hilfe des obigen Quadratrix Zirkels exakt konstruieren 8 9 Historisches BearbeitenIn historischen Quellen wird die Quadratrix bei Proklos 412 485 Pappos 3 4 Jahrhundert und Iamblichos ca 240 325 erwahnt Proklos gibt Hippias als den Entdecker einer als Quadratrix bezeichneten Kurve an und beschreibt an einer anderen Stelle wie Hippias diese Kurve zur Dreiteilung eines beliebigen Winkels verwendet Pappos hingegen beschreibt wie eine als Quadratrix bezeichnete Kurve von Dinostratos Nikomedes und anderen zur Quadratur des Kreises verwendet wurde Dabei erwahnt er jedoch weder Hippias namentlich noch benennt er explizit einen Entdecker der Kurve Iamblichos gibt lediglich in einem kurzen Satz an dass Nikomedes eine als Quadratrix bezeichnete Kurve zur Quadratur des Kreises verwendet hat 10 11 12 Obwohl es aufgrund der Bezeichnung der Kurve als Quadratrix bei Proklos denkbar ist dass Hippias die Kurve auch selbst zur Quadratur verwendet hat wird diese Quellenlage von Mathematikhistorikern meist so gedeutet dass Hippias die Kurve zwar entdeckt aber selbst nur zur Dreiteilung des Winkels verwandt hat und ihre Anwendung zur Quadratur auf spatere Mathematiker insbesondere Dinostratos und Nikomedes zuruckgeht Diese Lesart der historischen Quellen geht auf Moritz Cantor zuruck 11 12 Literatur BearbeitenHans Wolfgang Henn Elementare Geometrie und Algebra Verlag Vieweg Teubner 2003 S 45 48 Die Quadratur des Kreises Auszug Google Felix Klein Famous Problems of Elementary Geometry Cosimo 2007 Nachdruck ISBN 978 1 60206 417 1 S 57 58 Auszug Google Audun Holme Geometry Our Cultural Heritage Springer 2010 ISBN 978 3 642 14440 0 S 114 116 Auszug Google Thomas Little Heath A History of Greek Mathematics Volume 1 From Thales to 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Bearbeiten a b c Horst Hischer Klassische Probleme der Antike Beispiele zur Historischen Verankerung PDF 539 kB In Jurgen Blankenagel Wolfgang Spiegel Hrsg Mathematikdidaktik aus Begeisterung fur die Mathematik Festschrift fur Harald Scheid Klett Stuttgart Dusseldorf Leipzig 2000 S 97 118 a b c Hans Wolfgang Henn Elementare Geometrie und Algebra Verlag Vieweg Teubner 2003 S 45 48 Die Quadratur des Kreises Auszug Google a b Hans Niels Jahnke A History of Analysis American Mathematical Society 2003 ISBN 0 8218 2623 9 S 30 31 Auszug Google Eric W Weisstein Quadratrix of Hippias In MathWorld englisch a b Dudley Underwood The Trisectors Cambridge University Press 1994 ISBN 0 88385 514 3 S 6 8 Auszug Google John J O Connor Edmund F Robertson Quadratrix of Hippias In MacTutor History of Mathematics archive Audun Holme Geometry Our Cultural Heritage Springer 2010 ISBN 978 3 642 14440 0 S 114 116 Auszug Google Jean Paul Delahaye Pi Die Story Springer 1999 ISBN 3 7643 6056 9 S 71 Auszug Google 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