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QV66 das Felsengrab der Nefertari der Grossen koniglichen Gemahlin Ramses II 19 Dynastie ist das bedeutendste Grab im Tal der Koniginnen Das Grab ist die erste vollstandig dekorierte Anlage im Tal der Koniginnen und bildet den Hohepunkt in der Entwicklung des agyptischen Koniginnengrabes Die Bedeutung des Grabes wird durch die prachtigen Wandmalereien besonders hervorgehoben Einige Motive wurden sogar direkt dem Bildprogramm der Konigsgraber entnommen wodurch es sich weit uber die Stufe der Beamten und Prinzengraber hinaushebt Plan von QV66 mit franzosischer Beschriftung Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Architektur 3 Text und Bildprogramm 4 Rettung der Wandgemalde 5 Fotos 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntdeckung BearbeitenDas Grab wurde 1904 von Ernesto Schiaparelli der zwischen 1903 und 1905 erste systematische Ausgrabungen im Tal der Koniginnen durchfuhrte entdeckt Nachdem der verschuttete Eingang freigelegt worden war fand er das Grab offen vor ohne Uberreste der antiken Schliessung womit klar war dass ihm Grabrauber zuvorgekommen waren Die wenigen Funde die er bergen konnte uberfuhrte er in das von ihm geleitete Museo Egizio in Turin wo sie noch heute zu sehen sind 1 In der Sargkammer fand Schiaparelli als bedeutendstes Objekt den von Plunderern gesprengten Sarkophagdeckel dessen Fragmente sich grosstenteils wieder zusammensetzen liessen Hier fand er auch einen Djed Pfeiler der sich in einer von vier Wandnischen befand Zu den anderen Funden zahlen zahlreiche Uschebtis ein Paar Sandalen aus Palmbast zwei gewolbte Kastchendeckel und ein Knauf aus blauer Fayence der die Namenskartusche von Pharao Eje dem Nachfolger Tutanchamuns aus der ausgehenden 18 Dynastie tragt 2 Architektur BearbeitenDie konzeptionelle Grundlage des Felsgrabes bildet ein Zweikammer System das durch umfangreiche Erweiterungen jedoch auf zwei axial aufeinander ausgerichtete Raumkomplexe ausgedehnt wurde Die Hauptachse des Grabes vom Eingang zur Sarkophagkammer orientiert sich nach den real geographischen Himmelsrichtungen von Suden nach Norden was scheinbar in Widerspruch zur agyptischen Ideologie steht nach der eine Sarkophagkammer im Westen zu liegen hat Die Szenen orientieren sich meist an den idealtypischen Himmelsrichtungen es gibt aber auch eine Einbindung der real geographischen Himmelsrichtung in die Konzeption des Dekorationsprogrammes 3 Wie in seiner eigenen Grabanlage KV7 hatte Ramses II auch bei Nefertari eine leicht geknickte Form in der Gestaltung der Grabachse gewahlt was in der Zeit vor Echnaton ublich war Dieser Knick ist ein einzigartiges architektonisches Element im Tal der Koniginnen Erik Hornung deutet dies folgendermassen Diese Ubereinstimmung kann weder dem Zufall noch technischem Unvermogen entspringen sondern muss als Reaktion auf die geraden Grabachsen der Amarnazeit verstanden werden durch die man das Sonnenlicht moglichst direkt in das Reich der Toten holen wollte wahrend man jetzt noch einmal den gekrummten Raum des Jenseits nachahmt 4 Heike Schmidt sieht in dieser Verschiebung aber auch rein praktische Grunde Die Verschiebung der Hauptachse ist pragmatisch durch die thematische Trennung des Sud Nord von dem Ost West orientierten Raumkomplex bedingt Die symmetrische Ausarbeitung der beiden Komplexe musste zwangslaufig zu einer Achsenverschiebung fuhren da der zur Hauptachse gehorige Korridor nicht von einem der Raume der Nord Sud Achse ausgehen sollte 5 Eine weitere Besonderheit des Grabes ist dass es Pfeiler besitzt Kein fruheres Grab im Tal der Koniginnen weist Pfeiler auf Auch im Tal der Konige sind Pfeiler von wenigen Ausnahmen abgesehen nur den koniglichen Grabern vorbehalten 6 Text und Bildprogramm BearbeitenAls Konigin durfte Nefertari keine koniglichen Totentexte benutzen sondern wahlte Entsprechungen aus dem Totenbuch dessen Spruche und Illustrationen fur jedermann zum jenseitigen Gebrauch verfugbar waren und auch in den Beamtengrabern jener Zeit viel benutzt wurden Einige Motive sind aber auch direkt dem Bildprogramm der Konigsgraber entnommen und heben sie damit uber die Stufe der Beamten und Prinzengraber weit hinaus Dazu gehort vor allem die Gestaltung der Decke als gestirnter Himmel was man seit dem Alten Reich nur in koniglichen Grabern findet und die Vorstellung eines fur den Konig bestimmten Jenseits verkorpert Auch die Darstellungen der Wappenpflanzen von Ober und Unteragypten Lotos und Papyrus und der Gottin Maat gehoren eigentlich nur in ein Konigsgrab 7 Die Wandgemalde des Grabes folgen einem bestimmten ikonografischen Programm Es wird die Reise der Verstorbenen anhand von zwei Achsen dargestellt Die erste Achse ist auf das Innere des Grabs orientiert religioser Westen wo sie ins Reich des Osiris gelangt die zweite Achse richtet sich nach aussen religioser Osten wo sie regeneriert und zum Licht des Re zuruckkehrt Mit ihrem Einzug in das Haus der Ewigkeit begibt sich Nefertari somit auf eine lange Reise und gelangt nachdem sie alle Hindernisse erfolgreich uberwunden hat ins Reich des Totengottes Osiris Ihre Ruckkehr zum Licht spielt sich in umgekehrter Reihenfolge ab in der sich der Ubergang von ihrem Zustand als Osiris in den des Re vollzieht Der Hohepunkt dieser Reise findet in der Vorhalle statt wo das Herausgehen am Tage der glorifizierten und mit der am Horizont auftauchenden Sonne verschmolzenen Konigin stattfindet 8 Rettung der Wandgemalde BearbeitenDas schlechte porose Gestein in welches das Grab der Nefertari hineingeschlagen ist aber auch Einwirkungen von Wasser und den darin gelosten Salzen haben dazu gefuhrt dass sein Bildschmuck schwer in Mitleidenschaft gezogen worden ist und sich zuletzt ganze Verputzplatten mit farbigem Dekor von den Wanden zu losen drohten Seit September 1985 bemuhten sich die Agyptische Altertumerverwaltung und das Getty Conservation Institute GCI in Malibu um die Rettung der gefahrdeten Malereien die bereits zu diesem Zeitpunkt zu rund 20 Prozent unwiederbringlich zerstort waren Die grossangelegte Aktion fand ihren Abschluss nach siebenjahriger Forschungs und funfjahriger Restaurierungsarbeit im Fruhjahr 1992 9 Fotos Bearbeiten nbsp Die Konigin Nefertari beim Opfer nbsp Die Konigin Nefertari beim Senetspiel nbsp Der Gott Re Harachte und die Gottin Hathor nbsp Die Konigin Nefertari in GebetshaltungLiteratur BearbeitenAufsatzeErik Hornung Das Grab einer agyptischen Konigin In Bibliotheca Orientalis BiOr Band 32 Nr 3 4 1975 S 143 145 ISSN 0006 1913 Christian Leblanc Architecture et evolution chronologique des tombes de la Vallee des Reines In Bulletin de l Institut francais d archeologie orientale BIFAO Nr 89 1989 S 227 247 ISSN 0255 0962 Heike C Schmidt Szenarium der Transfiguration Kulisse des Mythos Das Grab der Nefertari In Studien zur Altagyptischen Kultur SAK Nr 22 1995 S 237 270 ISSN 0340 2215 BucherErik Hornung Tal der Konige Die Ruhestatte der Pharaonen 6 Auflage Artemis Zurich 1999 ISBN 3 7608 0519 1 EA Zurich 1982 Christian Leblanc Ta set neferou une necropole de Thebes Ouest et son histoire Band 1 Geographie Toponymie historiquede l explorationscientifique du site Nubar Print House Cairo Paris 1989 ISBN 2 9504365 0 1 Rosalind Moss Bertha Porter Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts Reliefs and Paintings Teil 1 The Theban necropolis Griffith Institute 1989 94 EA Oxford 1927 Private tombs 6 Auflage 1994 Royal Tombs and Smaller Cemeteries 2 Auflage 1989 ISBN 0 900416 10 6 Ernesto Schiaparelli Relazione sui lavori della Missione archeologica italiana in Egitto Band 1 Esplorazione della Valle delle Regine nella necropoli di Thebe R Museo di Antichita Turin 1924 Heike C Schmidt Joachim Willeitner Nefertari Gemahlin Ramses II Zaberns Bildbande zur Archaologie Band 10 von Zabern Mainz 1994 ISBN 3 8053 1474 4 Gertrud Thausing Hans Goedicke Nofretari Eine Dokumentation der Wandgemalde ihres Grabes Monumenta scriptorum Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1971 Kent Weeks Hrsg Im Tal der Konige Von Grabkunst und Totenkult der agyptischen Herrscher Frederking amp Thaler Munchen 2001 ISBN 3 89405 456 5 illustriert von Araldo de Lucca Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grab der Nefertari Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Tomb of Queen Nefertari In Time Magazine 1 Juni 1992 The Tomb of Nefertari 1986 1992 The Getty Conservation Institute Bilder der Restaurierungsarbeiten TOMB OF NEFERTARI QV66 mit 3D Modell Einzelnachweise Bearbeiten H C Schmidt J Willeitner Nefertari Gemahlin Ramses II Mainz 1994 S 94 H C Schmidt J Willeitner Nefertari Gemahlin Ramses II Mainz 1994 S 95ff H C Schmidt Szenarium der Transfiguration Kulisse des Mythos Das Grab der Nefertari In SAK Nr 22 1995 S 237ff Erik Hornung Tal der Konige Die Ruhestatte der Pharaonen Zurich 1985 S 53 H C Schmidt Szenarium der Transfiguration Kulisse des Mythos Das Grab der Nefertari In SAK Nr 22 1995 S 240 Erik Hornung Das Grab einer agyptischen Konigin In BiOr Band 32 Nr 3 4 1975 S 144 Erik Hornung Tal der Konige Die Ruhestatte der Pharaonen Zurich 1985 S 52f Christian Leblanc Das Tal der Koniginnen In Araldo De Luca Kent R Weeks Im Tal der Konige Von Grabkunst und Totenkult der agyptischen Herrscher GEO Frederking amp Thaler Munchen 2001 ISBN 3 89405 456 5 S 286 S 297ff H C Schmidt J Willeitner Nefertari Gemahlin Ramses II Mainz 1994 S 101ff 25 727861 32 592611 Koordinaten 25 43 40 3 N 32 35 33 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title QV66 amp oldid 238553739