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Puffing Billy und Wylam Dilly waren die ersten erfolgreichen Dampflokomotiven mit Adhasionsantrieb und sind die altesten erhaltenen Lokomotiven uberhaupt Sie waren von 1814 15 bis in die 1860er Jahre auf einer Grubenbahn in Nordengland im Einsatz Eine dritte Lokomotive dieses Typs genannt Lady Mary wurde schon fruher ausgemustert und ist nicht erhalten geblieben Puffing Billy Wylam Dilly und Lady MaryPuffing Billy 1862Puffing Billy 1862Anzahl 3Hersteller William Hedley amp Timothy HackworthBaujahr e 1813 1815Bauart B n2 zeitweise D n2Spurweite 1 524 mmLange 6 788 mmDienstmasse mit Tender 13 32 tReibungsmasse 9 19 tRadsatzfahrmasse 4 6 tKuppelraddurchmesser 970 mmZylinderdurchmesser 220 mmKesseluberdruck ca 34 5 N cm Rostflache 0 48 m Verdampfungsheizflache 8 10 m Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wylam Dilly als Dampfschiffantrieb 3 Verbleib 4 Nachbauten 5 Technik 5 1 Aufbau 5 2 Kessel und Tender 5 3 Zylinder und Steuerung 5 4 Technische Daten 6 Namensgebung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Zeichnung der Puffing Billy mit vier Treibachsen nbsp Wylam DillyObwohl schon Richard Trevithick mit seiner ersten Lokomotive nachgewiesen hatte dass die Reibung zwischen Radern und Schienen ausreicht um einen Zug zu ziehen ging John Blenkinsop 1812 einen anderen Weg und baute seine Lokomotiven als Zahnradlokomotiven Diese erwiesen sich zwar als brauchbar jedoch waren die Zahnstangen Schienen umstandlich und relativ teuer Der Inhaber der Wylam Colliery Christopher Blackett war an Lokomotiven der Blenkinsop schen Bauart interessiert Er hatte erst ein paar Jahre zuvor neue Schienen verlegen lassen und die Umstellung auf Zahnradbetrieb erschien ihm zu teuer Deshalb wandte er sich an Richard Trevithick und als dieser ablehnte an den Grubendirektor William Hedley um die Moglichkeiten einer Lokomotive zu ergrunden die auf den vorhandenen Schienen fahren konnte Die Schienen der Grube bestanden aus L oder U formigen Gusseisenprofilen und die Rader der Fahrzeuge benotigten deshalb keine Spurkranze siehe dazu auch Anfange der Eisenbahnschiene Die Spurweite lag bei funf Fuss nach anderen Angaben bei 5 Hedley wies durch Experimente mit einem von Handhebeln angetriebenen Versuchsfahrzeug nach dass eine Lokomotive die leicht genug war um auf den Schienen des Bergwerks fahren zu konnen eine wirtschaftlich sinnvolle Last ziehen konnte Eine erste Probelokomotive die auf dem Versuchsfahrzeug basierte erwies sich wegen zu geringer Leistung des Kessels als Fehlschlag aber dennoch reichte sie aus um Blackett zu uberzeugen So erhielt Hedley 1813 den Auftrag eine neue Lokomotive zu bauen Unterstutzt wurde er dabei von Timothy Hackworth dem Vorarbeiter der Schmiede der Grube und dem Maschinenbauer Jonathan Forster Die spater Puffing Billy genannte Lokomotive erwies sich als erfolgreich und in den nachsten beiden Jahren folgten zwei weitere weitgehend baugleiche Lokomotiven die die Namen Wylam Dilly und Lady Mary erhielten Die Lokomotiven waren in der Lage einen etwa 50 Tonnen schweren Zug in einer Stunde uber die entlang des Tyne verlaufende funf Meilen acht Kilometer lange Strecke zwischen der Grube in Wylam und dem Hafen von Lemington zu ziehen heute ein Ortsteil von Newcastle upon Tyne was einer Geschwindigkeit von etwa 8 km h entspricht Wie schnell sie ohne Belastung fahren konnten ist nicht uberliefert Das Betriebsgewicht der Maschinen lag bei etwa neun Tonnen die Tender wogen etwa vier Tonnen Obwohl die Loks fur diese Strecke konstruiert worden waren hielten die Schienen ihrem Gewicht auf Dauer nicht stand Um die Last besser zu verteilen erhielten die Lokomotiven deshalb nach einigen Jahren zwei weitere Achsen und wurden damit zu den ersten vierachsigen Lokomotiven Bei der erhaltenen Puffing Billy lassen sich allerdings keine Spuren dieses Umbau nachweisen 1 Der Wasserbehalter ruhte auf einer funften Achse die gelenkig mit der eigentlichen Lokomotive verbunden war eine Art einachsiger Tender siehe Abbildung In dieser Form waren Puffing Billy und ihre Schwesterlokomotiven in Betrieb bis auf der Strecke um 1830 moderne Schienen verlegt wurden Die Lokomotiven wurden daraufhin wieder auf zwei Achsen umgebaut und erhielten Rader mit Spurkranzen Wylam Dilly als Dampfschiffantrieb BearbeitenIm Jahr 1822 wurde Wylam Dilly im Rahmen eines Streiks der Flussschiffer auf eines der flachen Keelboats montiert wodurch ein provisorischer Raddampfer entstand Damit wurden einige Monate lang die Kohlenboote geschleppt und die Maschine musste vom Militar vor den Streikenden geschutzt werden Anschliessend wurde Wylam Dilly weiter als Lokomotive eingesetzt 2 Verbleib Bearbeiten nbsp Puffing Billy im Science Museum in London nbsp Puffing Billy im Deutschen Museum in MunchenPuffing Billy und Wylam Dilly blieben bis Anfang der 1860er Jahre im Einsatz an Antrieb und Kessel wurden in dieser Zeit keine wesentlichen Veranderungen mehr vorgenommen Puffing Billy war schon damals die alteste erhaltene Lokomotive und erregte deshalb historisches Interesse 1862 wurde die Lok zunachst leihweise an das Museum of Patents in London ubergeben das spater im Science Museum aufging Zahe Verhandlungen uber drei Jahre hinweg fuhrten schliesslich zu einem Verkauf an das Museum zum Preis von 200 Wylam Dilly blieb noch einige Jahre in Betrieb wurde aber kaum noch eingesetzt da die Kohletransporte inzwischen weitgehend uber die North Eastern Railway abgewickelt wurden 1868 wurde die Grube geschlossen und die Lokomotive zum Schrottpreis in einer Auktion angeboten Nachkommen von Hedley erstanden die Maschine liessen sie restaurieren und ubergaben sie 1882 dem Royal Museum in Edinburgh wo sie noch heute steht 3 Uber den Verbleib der dritten Lokomotive Lady Mary liegen keine Informationen vor sehr wahrscheinlich ist sie jedoch schon einige Jahre vor 1860 ausgemustert worden Fotografien von dieser Lokomotive scheinen nicht zu existieren die der anderen beiden Maschinen wurden erst anlasslich ihrer Ubergabe an die Museen gemacht Nachbauten BearbeitenZwei betriebsfahige Nachbauten der Puffing Billy existieren beide entsprechen dem Zustand der Lokomotive um 1862 Der erste entstand 1906 auf Anregung von Oskar von Miller in der Zentralwerkstatte der Bayerischen Staatseisenbahnen fur das Deutsche Museum in Munchen wo er noch heute steht 4 Bei Vorfuhrungen konnen Rader und Stangen der Maschine bewegt werden 5 Der Nachbau hatte 1934 einen Auftritt im Film Das Stahltier der zum 100 Jahrestag der ersten deutschen Eisenbahn gedreht wurde 6 Ein weiterer Nachbau wurde 2006 fur das North of England Open Air Museum fertiggestellt 7 Technik BearbeitenAufbau Bearbeiten Der Rahmen der Lokomotive bestand aus Holzbalken an denen die Achsen ohne Federung befestigt waren Die Zylinder waren senkrecht uber den hinteren Radern angeordnet Diese Lage wurden damals bevorzugt weil man bei waagerechten Zylindern einen ungleichmassigen Verschleiss der Kolben und Zylinderwande befurchtete Die nach oben arbeitenden Kolbenstangen waren uber Hebel und lange Treibstangen mit einer unterhalb des Kessels liegenden Kurbelwelle verbunden die uber Zahnrader beide Achsen antrieb Dabei lagen zwischen Kurbelwelle und Achsen weitere Zahnrader so dass die Drehrichtung von Kurbelwelle und Radern gleich war Das kompliziert erscheinende Gestange das Zylinder und Treibstange miteinander verband war so konstruiert dass ein Ende der waagerechten Hebel stets uber der Zylindermitte blieb wodurch sich Kreuzkopfe mit Gleitschienen erubrigten Die Speisepumpe wurde mechanisch von einem der beiden Hebel angetrieben die die Kolbenstangen mit den Treibstangen verbanden Beim Umbau zu Vierachsern wurde die Anordnung der Zahnrader verandert Kessel und Triebwerk wurden angehoben und das Zahnrad auf der Kurbelwelle griff jetzt von oben in ein Zahnrad zwischen den beiden inneren Achsen ein Durch den geringeren Abstand der Achsen konnten die Zwischenzahnrader entfallen Kessel und Tender Bearbeiten nbsp Frontansicht der Wylam DillyDer Kessel war fur einen Druck von etwa 3 5 Bar ausgelegt und bestand aus miteinander vernieteten Platten aus Schmiedeeisen Der Rohrenkessel war zu dieser Zeit noch nicht erfunden und bei den Blenkinsop schen Lokomotiven lief ein Flammrohr langs durch den Kessel in dem sich an einem Ende die Feuerung befand wahrend am anderen Ende der Schornstein angesetzt war Die geringe Heizflache dieser Anordnung wurde etwa verdoppelt indem das Flammrohr der Puffing Billy U formig angeordnet wurde eine Anordnung die schon Trevithick bei seinen Lokomotiven verwendet hatte Die Feuertur lag deshalb aussermittig neben dem ebenfalls zur Seite versetzten Schornstein wahrend sich in der gegenuberliegenden Kesselseite keine Offnungen befanden und diese deshalb eine gewolbte Form erhalten konnte Diese Besonderheit des Kessels brachte es mit sich dass der Tender vor der Lokomotive lief Der Lokfuhrer stand auf einer Plattform am hinteren Ende der Lokomotive wahrend der Heizer seinen Platz auf dem Tender hatte Die Lokomotive wurde in beide Richtungen eingesetzt also mit gezogenem oder geschobenem Tender Zylinder und Steuerung Bearbeiten Puffing Billy war die erste Lokomotive bei der die Zylinder ausserhalb des Kessels lagen Trevithick Blenkinsop und noch 1825 Stephenson hatten die fur die Wartung umstandliche Anordnung innerhalb des Kessels bevorzugt um eine Abkuhlung und damit eine Kondensation des Dampfs innerhalb der Zylinder zu verhindern Bei der Puffing Billy waren die Zylinder aus diesem Grund mit einem Mantel umgeben der mit dem Kesselinneren verbunden war so dass heisses Wasser die Zylinder umstromen konnte Die Steuerung wurde uber zwei parallel zu den Kolbenstangen an den Schwinghebeln angeordnete Stangen angetrieben die uber zwei Anschlage gegen Ende des jeweiligen Zylinderhubs Wipphebel betatigten welche die Dampfrichtung umkehrten Zum Anfahren oder Andern der Fahrtrichtung konnten diese Hebel auch von Hand verstellt werden Eine Nutzung der Dampfexpansion wie bei spateren auf Exzentern basierenden Steuerungsbauarten war damit nicht moglich Technische Daten Bearbeiten Die Angaben in der Tabelle gelten fur die Puffing Billy im Ausmusterungszustand Es ist davon auszugehen dass sich diese Daten im Laufe der Zeit verandert haben und dass auch die drei Lokomotiven sich in Details voneinander unterschieden haben da es einen echten Serienbau um 1815 noch nicht gegeben hat Auf den Bildern ist z B zu erkennen dass der Kessel der Wylam Dilly etwas langer ist als der der Puffing Billy wobei unklar ist ob dieser Unterschied von Anfang an bestanden hat oder erst im Rahmen eines spateren Umbaus entstanden ist Namensgebung BearbeitenPuffing Billy war wahrscheinlich nicht der offizielle Name der Lokomotive sondern ein Spitzname Es ist uberliefert dass William Hedley an Asthma litt und einer Anekdote zufolge entstand der Name der Lok auf Deutsch etwa Schnaufender Wilhelm als Anspielung auf die Krankheit des Konstrukteurs 8 Unklar ist auch wann die anderen beiden Lokomotiven ihre Namen erhalten haben Mit Dilly bezeichnete die Bevolkerung ursprunglich die Strecke auf der die Lokomotiven verkehrten Literatur BearbeitenWolfgang Kilian 200 Jahre Puffing Billy In Eisenbahn Magazin Nr 11 2013 ISSN 0342 1902 S 40 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Kilian 200 Jahre Puffing Billy In Eisenbahn Magazin Nr 11 2013 ISSN 0342 1902 S 40 Wylam Dilly and the Keelmen Memento vom 4 Juli 2004 im Internet Archive Locomotive National Museum of Scotland abgerufen am 7 Mai 2012 englisch Wylam Dilly a railway locomotive constructed by William Hedley 1813 used to pull coal along the Wylam Wagonway to the river near Newcastle upon Tyne Bild der Puffing Billy auf Bahnbilder Demonstrationen der Puffing Billy im Bewegungszustand Deutsches Museum Die Puffing Billy von William Hedley Nachbau des North of England Open Air Museum William Hedley Die Dampflokomotive Puffing Billy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Puffing Billy Wylam Dilly und Lady Mary amp oldid 225774190