www.wikidata.de-de.nina.az
Als Psychoanalytische Filmtheorie bezeichnet man eine Stromung der Filmwissenschaft bzw Filmtheorie welche die Methode der Psychoanalyse auf das Phanomen des Films und des Kinos anwendet Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Schulen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEinfuhrung BearbeitenAb dem Jahr 1969 als Reaktion auf die Unruhen des Pariser Mai entwickelte sich ausgehend von Frankreich genauer von Seiten der franzosischen Filmkritik aus eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Medium Kino dessen Grundlage eine Mischung aus Psychoanalyse Semiotik Strukturalismus und Marxismus bildete Ihren Hohepunkt erreichte die psychoanalytischen Filmtheoriebildung im Jahre 1975 Die Artikel Le Dispositif approches metapsychologiques de l impression de realite von Jean Louis Baudry und Le film de fiction et son spectateur Etude metapsychologique von Christian Metz avancierten dabei zu den einflussreichsten und wirkmachtigsten Texten 1 Im Mittelpunkt dieser filmtheoretischen Debatte stand das Zuschauersubjekt sowie dessen Beziehung zum Kino Ausgangsbasis bildeten die Uberlegungen des franzosischen Theoretikers Jean Louis Baudry sowie die filmtheoretischen Schriften von Christian Metz dessen Le signifiant imaginaire Psychoanalyse et cinema 1977 dt Der imaginare Signifikant Psychoanalyse und Kino die Diskussion erst richtig eroffnete Metz unternimmt den Versuch psychoanalytische Termini insbesondere der Theorie Jacques Lacans auf den Bereich der Kinematographie zu ubertragen Psychoanalytische Filmtheorie versucht in erster Linie herauszuarbeiten wie das Unbewusste die Rezeption von Filmgeschehen unterstutzt bzw wie Film und Kino unbewusste irrationale Prozesse beim Betrachter auslosen und Filmschauen so zu einer lustvollen Erfahrung werden lassen Wenn der Film wie seit jeher behauptet in Nahe des Traumes geruckt werden kann so muss es moglich sein ihm mit Mitteln der Psychoanalyse analog einer Traumdeutung beizukommen Christian Metz umschreibt die Fragestellung psychoanalytischer Filmtheorie folgendermassen Welchen Beitrag kann die Freudsche Psychoanalyse zur Erkenntnis uber den kinematographischen Signifikanten leisten Dass es sich dabei um einen Forschungsbereich handelt der auch ohne die Analyse einzelner Filme oder Genres auszukommt wird schnell deutlich Ziel der Auseinandersetzung bleibt es Aussagen uber den Gesamtapparat Kino und seiner Anordnung zu treffen wobei das Zuschauersubjekt stets im Mittelpunkt der Beschaftigung steht Entsprechend war es niemals die Aufgabe psychoanalytischer Filmtheorie herauszuarbeiten wie das Unbewusste filmisch sichtbar gemacht werden kann etwa durch Traumsequenzen Darstellung von Visionen Ruckblenden etc Ebenso wenig handelt es sich um die Auseinandersetzung mit Filmen die die Darstellung psychoanalytischer Probleme oder die der Psychoanalyse selbst zum Thema haben Die Rolle des Zuschauers soll also entscheidend sein nicht die Rolle einzelner Schauspieler oder Autoren Eine solche neue psychoanalytische Methode die sich seit Mitte der 1970er Jahre von Frankreich ausgehend zu entwickeln begann konnte nicht langer den Film isoliert betrachten sondern musste das gesamte Umfeld Kino miteinbeziehen Dabei stiessen die neuen Theoretiker vor allem auf zwei bestehende Stromungen fruherer filmtheoretischer Auseinandersetzung die sie um die Frage nach dem filmisch Unbewussten erganzten Zum einen hat die Realismusdiskussion um Andre Bazin die davon ausgeht dass die Leinwand als Fenster zur Welt fungiert das die Objekte und den Raum ausserhalb der Leinwand bereits impliziert nichts von ihrer Aktualitat verloren Zum anderen gibt es die formalistische Position von Eisenstein und Rudolf Arnheim die die Leinwand durch ihre Rahmung begrenzt sehen wobei diese Begrenzung das auf der Leinwand sichtbare Bild formt und positioniert Jean Mitry fuhrt beide Metaphern wieder zusammen indem er dem Kino sowohl den Status des Fensters als auch den der Rahmung zubilligt Durch Hinzuziehen einer weiteren Metapher entwickelt sich schliesslich die neue Theorie Die Leinwand wird nun als Spiegel aufgefasst Die Begriffe Realitat Fenster und Kunst Rahmung werden so mit der Frage nach dem Zuschauer verknupft der Diskurs der Psychoanalyse und der Begriff des Unbewussten in die Diskussion eingebracht Es geht also um mehr als nur um Film zwei Systeme werden miteinander in Beziehung gesetzt das Kino und die Psyche Jean Louis Baudry nimmt an dass die Blickbeziehung des Zuschauers zum Bild so wie die Zentralperspektive in der Malerei Kontrolle und Allmacht suggeriert Das erweist sich jedoch als Selbsttauschung da tatsachlich der Apparat das Bild erschafft Schulen BearbeitenDie klassische psychoanalytische Filmtheorie begann bereits 1916 mit der Veroffentlichung von Hugo Munsterbergs Studie Das Lichtspiel Sie bedient sich vor allem der Konzepte Sigmund Freuds als das wichtigste Konzept sei hier der das unbewusste Verarbeiten odipaler oder narzisstischer Strukturen genannt Daneben gibt es seit den 1970er Jahren die auf den Theorien des franzosischen Psychoanalytikers Jacques Lacan aufbauenden Ansatze die von Filmwissenschaftlern wie Laura Mulvey und Christian Metz aufgegriffen wurden Wichtige Aspekte sind hierbei Identifikation und Symbolik sowie Lacans auf dem Konzept des Spiegelstadiums beruhende Konzeption des Imaginaren Auffallend bei der Beschaftigung mit psychoanalytischer Filmtheorie ist die nahezu ausschliessliche Beschaftigung mit Filmen des klassischen narrativen Erzahlkinos besonders beliebt sind hierbei die Filme Alfred Hitchcocks wahrend Uberlegungen etwa zum Avantgarde und Experimentalfilm meist vollig unberucksichtigt bleiben Siehe auch BearbeitenDas Imaginare Slavoj ZizekLiteratur BearbeitenLaura Mulvey Visuelle Lust und narratives Kino 1975 In Liliane Weissberg Hrsg Weiblichkeit als Maskerade Fischer Frankfurt am Main 1994 S 48 65 Christian Metz Der imaginare Signifikant Psychoanalyse und Kino Nodus Munster 2000 Paris 1977 J L Baudry Das Dispositiv Metapsychologische Betrachtungen des Realitatseindrucks In Psyche 48 1994 S 1047 1074 Hermann Kappelhoff Kino und Psychoanalyse In Jurgen Felix Hrsg Moderne Film Theorie 2 Auflage Bender Mainz 2003 S 130 167 Renate Lippert Vom Winde verweht Film und Psychoanalyse Stroemfeld 2002 W Bergande M Rautzenberg P Rupert Kruse Psychoanalytische Bildanalyse In Netzwerk Bildphilosophie Hrsg Bild und Methode Theoretische Hintergrunde und methodische Verfahren der Bildwissenschaft Halem Koln 2014 Weblinks BearbeitenSteven Jay Schneider Psychoanalysis in and of the Horror Film Memento vom 25 Dezember 2010 im Internet Archive bei Senses of Cinema Bibliographie des 3rd European Psychoanalytic Film Festivals Memento vom 17 April 2013 im Internet Archive Holger Reichert Film und Kino Die Maschinerie des Sehens Memento vom 28 November 2011 im Internet Archive Diplomarbeit 1993 Podcasts zum Thema Psychoanalyse und FilmEinzelnachweise Bearbeiten Markus Kugle 50 Jahre suture Everything you always wanted to know about the beginning of psychoanalytic film theory but were afraid to ask Oudart In ffk journal de 12 Marz 2020 S 206 222 abgerufen am 31 Juli 2020 Abstract von hier aus PDF Version abrufbar Link zu direktem Download der PDF Version PDF Abgerufen am 31 Juli 2020 Ausgabe des Gesamtjournals Nr 5 2020 Inhaltsverzeichnis In ffk journal de 12 Marz 2020 abgerufen am 31 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psychoanalytische Filmtheorie amp oldid 214501244