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Die Progressive Partei Kanadas englisch Progressive Party of Canada franzosisch Parti progressiste du Canada war eine politische Partei in Kanada die in den 1920er und 1930er Jahren existierte Nachdem die wahrend des Ersten Weltkriegs gebildete unionistische Koalition an der Aufgabe gescheitert war das fur die Landwirtschaft schadliche System der Exportzolle zu reformieren radikalisierten sich verschiedene Bauernbewegungen und wurden auf Provinzebene politisch aktiv Auf Bundesebene diente die Progressive Partei als lose Klammer dieser Organisationen Politisch eng verbunden waren die Progressiven mit der Bewegung der United Farmers wobei die ideologischen Abgrenzungen meist fliessend waren Progressive Party of CanadaParti progressiste du CanadaGrundung 1920Auflosung 1930Aus richtung ProgressivismusAgrarianismus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprung 1 2 Wahlerfolg 1 3 Niedergang 1 4 Nachwirkung 2 Wahlergebnisse 3 Parteivorsitzende 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprung Bearbeiten Die Entstehung der Progressiven Partei ist auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zuruckzufuhren Wichtigstes Anliegen der Landwirte Westkanadas war zu jener Zeit der Freihandel mit den USA Die von John Macdonald zu Beginn der 1890er Jahre eingefuhrte National Policy ein protektionistischer Kurs in der Wirtschaftspolitik zwang die Landwirte hohere Preise fur ihre Ausrustung zu zahlen wahrend sie im Gegenzug fur ihre Produkte weniger erhielten Nach dem Ersten Weltkrieg befurwortete jedoch keine der beiden grossen Parteien den Freihandel Nach der Jahrhundertwende entwickelten sich in Westkanada radikale politische Ideen Aus den USA kam der Progressivismus aus Grossbritannien das Gedankengut der Fabian Society Diese Mischung von Ideologie und Unzufriedenheit fuhrte zur Grundung agrarisch populistischer Organisationen Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden die kanadischen Bauernorganisationen zunehmend politisch aktiv und feierten auf Provinzebene erste Wahlerfolge Thomas Crerar Landwirtschaftsminister der unionistischen Koalitionsregierung von Premierminister Robert Borden verliess im Juni 1919 aus Protest das Kabinett weil Finanzminister Thomas White ein Budget vorgelegt hatte das kaum die Anliegen der Landwirte berucksichtigte 1919 und 1920 gewannen unabhangige Bauernkandidaten mehrere Nachwahlen Im Jahr 1920 erfolgte auf Crerars Initiative die Grundung der Progressiven Partei welche die verschiedenen Organisationen auf Bundesebene vertreten sollte Wahlerfolg Bearbeiten Bei der Unterhauswahl 1921 gewann die neue Partei auf Anhieb 58 Sitze und wurde zweitstarkste Kraft Allerdings war die Verteilung der Sitze unausgeglichen Wahrend die Progressiven in Alberta Manitoba und Saskatchewan uber die Halfte der zu verteilenden Sitze gewannen waren sie in den Seeprovinzen mit nur einem Abgeordneten und in Quebec uberhaupt nicht vertreten Der Wahleranteil reichte von 3 1 Prozent in Quebec bis 61 7 in Saskatchewan der nationale Durchschnitt betrug 21 1 Die Progressive Partei hatte eine sehr dezentralisierte Struktur Thomas Crerar war kein nationaler Parteivorsitzender sondern nur Fraktionsvorsitzender im Parlament Die Medien betrachteten ihn als Fuhrungsfigur der Partei obwohl er ausserhalb des Parlaments keine offizielle Position ausubte Die Partei verfugte auch nicht uber eine nationale Organisation sondern nutzte zur Koordination die Strukturen des Kanadischen Landwirtschaftsrates Jedem Kandidaten stand es frei seine eigenen politischen Ansichten zu vertreten Die Unterstutzung der Reform des Zollwesens war ein verbindendes Element doch selbst dieses Anliegen fand nicht bei allen Zuspruch Die Liberale Partei hatte die meisten Sitze gewonnen verfehlte aber die absolute Mehrheit und bildete unter der Fuhrung von William Lyon Mackenzie King eine Minderheitsregierung Die Progressiven waren sich uneinig wie sie vorgehen sollten Eine bedeutende Gruppe ehemaliger Liberaler unter ihnen Crerar unterstutzte die Bildung einer Koalitionsregierung Dagegen wandten sich sowohl die Liberalen aus Montreal als auch radikale Progressive Letztere wollten die dezentralisierte Struktur aufrechterhalten in der ein Abgeordneter einfach seinen Wahlkreis vertrat Die beiden Stromungen der Progressiven Partei einigten sich darauf die Rolle der offiziellen Opposition an die drittstarkste Fraktion abzugeben die Konservative Partei Niedergang Bearbeiten Crerar versuchte die progressiven Abgeordneten mit Einfuhrung von Elementen einer herkommlichen Partei wie Whips und einer nationalen Parteiorganisation zu einer effektiveren Gruppe zu machen Diese Anstrengungen stiessen jedoch auf Widerstand woraufhin Crerar 1922 zurucktrat An seine Stelle trat Robert Forke ebenfalls ein ehemaliger Liberaler der mit seinem Vorganger in vielen Punkten einig war Im Parlament erwiesen sich die Progressiven als weitgehend erfolglos und die an sich schon geringe Unterstutzung im Osten Kanadas nahm weiter ab da Forke seine Arbeit auf die westkanadischen Provinzen beschrankte Bei der Unterhauswahl 1925 gewannen die Progressiven nur noch 22 Sitze mit Ausnahme zweier Wahlkreise in Ontario waren sie im Osten des Landes nicht mehr vertreten Daraufhin begann der radikale Flugel aus Alberta die Partei zu dominieren Am 30 Juni 1926 trat Robert Forke zuruck einen Tag nach Kings Rucktritt als Premierminister Forke und die Progressiven aus Manitoba trafen mit der Liberalen Partei eine Vereinbarung und kandidierten bei der Unterhauswahl 1926 die aufgrund des Scheiterns der konservativen Ubergangsregierung von Arthur Meighen ausgerufen worden waren als Liberal Progressive Die Liberalen konnten mit Unterstutzung der acht liberal progressiven Abgeordneten eine stabile Minderheitsregierung bilden und Forke wurde als Einwanderungsminister in Kings Kabinett berufen Die Progressiven aus Alberta konstituierten sich neu als Vertreter der United Farmers of Alberta UFA 1926 waren elf Kandidaten erfolgreich 1930 neun Kandidaten Die meisten dieser Abgeordneten waren Mitglied der sozialistischen Ginger Group der auch Abgeordnete der Labour Party und der United Farmers angehorten Nach der Wahl von 1930 verblieben nur noch drei Abgeordnete der Progressiven Partei darunter Agnes Macphail die erste Frau die ins Unterhaus gewahlt worden war Nachwirkung Bearbeiten Nach dem Zusammenbruch der Partei kehrten die meisten progressiven Wahler zur Liberalen Partei zuruck Die Liberalen hatten die Progressiven stets als Liberale in Eile betrachtet die im Grunde die gleichen Ziele verfolgten aber einfach ungeduldig gewesen waren So gehorte Thomas Crerar noch wahrend Jahrzehnten zu den wichtigsten liberalen Personlichkeiten zuerst als Unterhausabgeordneter spater als Senator Die radikaleren Progressiven spalteten sich in zwei Bewegungen Aus der Ginger Group entstand die sozialdemokratische Co operative Commonwealth Federation die Vorgangerin der heutigen Neuen Demokratischen Partei Populistische Kreise wandten sich der Ideologie von Social Credit zu Wahlergebnisse BearbeitenErgebnisse bei den Wahlen zum Unterhaus 1 Wahl Sitzegesamt Kandi daten Gew Sitze Stimmen Anteil 1921 235 137 58 658 976 21 09 1925 245 68 22 266 319 8 45 1926 245 28 11 128 060 3 93 1930 245 15 3 70 822 1 82 Parteivorsitzende BearbeitenThomas Crerar 1920 1922 Robert Forke 1922 1926 Siehe auch BearbeitenListe politischer Parteien in KanadaLiteratur BearbeitenW L Morton The Progressive Party in Canada University of Toronto Press Toronto 1950 Weblinks BearbeitenProgressive Party In The Canadian Encyclopedia Abgerufen im 1 Januar 1 englisch francais The Prairie Roots of Canada s Political Third Parties Einzelnachweise Bearbeiten Ergebnisse vergangener Unterhauswahlen Elections Canada Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Progressive Partei Kanadas amp oldid 177939013