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Programmierbare Taschenrechner sind Taschenrechner die ahnlich wie Computer fur die Abarbeitung komplexer Rechenvorgange programmiert werden konnen Der erste Taschenrechner dieses Typs war 1974 der HP 65 von Hewlett Packard fur 795 US Dollar nach heutiger Kaufkraft etwa 4 400 US Dollar Heute kosten erheblich leistungsfahigere Gerate als No Name Gerat ab etwa zehn bis zwanzig Euro Commodore PR 100 Programmierbarer Taschenrechner mit roter LED Anzeige um 1978 in Deutschland auch von Quelle als Privileg PR57NC verkauft Der HP 41C von 1979 war der erste Taschenrechner mit einer energiesparenden LC Anzeige die auch Buchstaben und Sonderzeichen darstellen konnte sogenannte alphanumerische Zeichen Texas Instruments TI 92 II ein grafikfahiger programmierbarer Taschenrechner Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklungsgeschichte 2 Technik 3 Anwendung 4 Austausch von Software 5 Nostalgie 6 Einzelnachweise 7 WeblinksEntwicklungsgeschichte BearbeitenBesondere Meilensteine in der Entwicklung von programmierbaren Taschenrechnern einige Merkmale wurden in nicht programmierbaren Modellen zuerst eingefuhrt waren 1974 wurde von Hewlett Packard HP der HP 65 als weltweit erster programmierbarer Taschenrechner vorgestellt Da der Programm und Datenspeicher beim Ausschalten geloscht wurde erhielt der Taschenrechner zusatzlich einen Magnetkartenleser fur die externe Speicherung der Programme Wesentlich fur die Verbreitung war auch dass uber Magnetkarten die Besitzer baugleicher Taschenrechner Software austauschen konnten Die Programmierung bestand darin dass die manuelle Berechnungsfolge als Tastendrucke zur wiederholbaren Ausfuhrung gespeichert wurden und mit Kontrollstrukturen Vergleiche Schleifen Sprunge und Speicheroperationen angereichert werden konnten Eine besondere Eigenart der HP Modelle war die Eingabelogik die als umgekehrte polnische Notation UPN bezeichnet wurde und als vorteilhaft bei der Implementierung galt 1975 beherrschte der SR 52 von Texas Instruments TI die indirekte Adressierung von Datenregistern und Programmzeilen 1 Daruber hinaus konnte der SR 52 an einen speziellen Thermodrucker PC 100A von TI angeschlossen werden und Daten wie Programme auf Thermopapier ausgeben Im Unterschied zu HP favorisierte TI als Eingabelogik die AOS Algebraic Operation System mit der ublichen Operatorrangfolge wie Punktrechnung vor Strichrechnung 1975 erschien der HP 55 mit einem Quarzoszillator der Stoppuhrfunktionen ermoglichte 1975 gelangte der HP 65 im Rahmen des Apollo Sojus Test Projektes in eine Erdumlaufbahn ca 187 222 km Hohe 1976 wurde mit dem HP 25C das RAM in stromsparender CMOS Technik ausgefuhrt dadurch blieben Programme und Daten auch nach dem Ausschalten erhalten Continuous Memory 1976 losten HP 67 und HP 97 als Taschenrechner HP 67 und dazu voll kompatiblem Tischrechner mit Drucker HP 97 den HP 65 ab Es war nun moglich Programme zu verarbeiten die grosser als der Speicher des Rechners waren Dazu forderte der Befehl Merge eine neue Magnetkarte an die vorhandene Programmteile uberschrieb 1977 wurde der TI 59 als Nachfolger des SR 52 vorgestellt der fur kleine wechselbare ROM Module mit Software Solid State Software ca 5 kB Modul zu verschiedenen Themen Statistik Navigation vorbereitet war Der TI 59 war in der Lage seinen fur die Zeit riesiges RAM von 960 Bytes variabel zwischen Datenspeicher und Programmspeicher aufzuteilen 1977 wurde auch der HP 19C vorgestellt der den Drucker in seinem kompakten Taschenrechnergehause integrierte 1977 wurde der HP 97S vorgestellt ein erweiterter HP 97 der erstmals mit einer externen Schnittstelle BCD parallel ausgerustet wurde 1978 wurde mit dem HP 38E erstmals ein finanzmathematischer Rechner programmierbar Bisher hatten sich die Hersteller programmierbarer Taschenrechner auf technisch wissenschaftliche Anwendungsbereiche konzentriert nbsp Zur HP 41 Serie ab 1979 gab es eine Vielzahl an Peripheriegeraten etwa eine Datasette mit Mikrokassetten die mittels des Bus Systems HP IL angeschlossen wurden1979 erhielt der HP 41C ein alphanumerisches LC Display Texas Instruments hatte ein LCD mit rein numerischer Darstellung im nicht programmierbaren TI 1750 bereits 1977 vorgestellt 2 konnte Texte darstellen und diese auch im Programm verarbeiten Optionale Anschlusse und Module fur die Schachte des HP 41C erganzten das Angebot im Laufe der Jahre z B RAM Zeitfunktionen Spezialfunktionen Kartenleser Drucker Barcodeleser und ein Infrarotmodul fur weitere Drucker Erstmals wurden die Speicherbereiche fur verschiedene Programme gegeneinander abgeschottet Im Laufe seiner weiteren 10 jahrigen Bauzeit wurde eine Interface Loop HP IL angeboten mit der beispielsweise Magnetkassettengerate oder Messgerate angesteuert bzw ausgelesen werden konnten 1979 erschien der Sharp EL 5100 Er besass eine Punktmatrixanzeige zur Darstellung von Zahlen und Zeichen im Gegensatz zur alphanumerischen Segmentanzeige des HP 41C Der EL 5100 konnte nur formelprogrammiert werden ohne Sprungbefehle oder bedingte Anweisungen 1981 wurde der finanzmathematische HP 12C vorgestellt der seitdem Stand 2017 fast unverandert gebaut wird und damit der am langsten verkaufte programmierbare Taschenrechner auf dem Markt sein durfte 1981 begann die NASA 3 HP 41 Modelle den Astronauten der Raumfahre Columbia 4 mitzugeben Die Astronauten konnten mit speziellen HP 41 Programmen die Parameter fur den Wiedereintritt uberprufen die der Bordcomputer berechnet hatte 1985 nahm so auch ein HP 41CX an der deutschen D1 Mission im Space Shuttle teil das Gerat der D1 Mission befindet sich heute im Besitz des Deutschen Museums 1982 wurde mit dem HP 75C der fur Akkubetrieb zu energiehungrige Motor fur den Magnetkartenleser wieder abgeschafft 5 Die Magnetkarten wurden von Hand durch einen Schlitz am Gehause gezogen 1982 wurde mit dem HP 16C ein Rechner speziell fur Programmierer vorgestellt um beispielsweise in verschiedenen Zahlensystemen zu rechnen Texas Instruments hatte zwar schon 1977 den TI Programmer herausgebracht allerdings war der nicht programmierbar 1982 wurde mit dem HP 15C ein Rechner vorgestellt der einen Stack fur komplexe Zahlen bot und somit viele Rechnungen der Elektrotechnik einfach bewaltigen konnte TI hatte den nicht programmierbaren TI 54 fur reelle und komplexe algebraische Funktionen bereits 1981 vorgestellt Matrixoperationen und funktionen wurden ebenfalls als eingebaute Funktion des HP 15C realisiert Da der HP 15C weder drucken noch Programme extern ubertragen konnte hielt sich der Austausch von Software in Grenzen 2011 legte Hewlett Packard eine Limited Edition dieses Rechners auf der als Nachbau des Ur HP 15 optisch sehr ahnlich aber etwa 100 fach schneller arbeitete 1984 erschien mit dem Sharp EL 5400 erstmals ein Taschenrechner mit BASIC als hohere Programmiersprache Der EL5400 war in Design und Programmierbarkeit an den 1979 vorgestellten Sharp PC 1210 angelehnt dem ersten BASIC programmierbaren Taschencomputer 1985 stellte Casio mit dem FX 7000G den ersten grafikfahigen Taschenrechner vor Die verschiedenen Grafikfunktionen konnten sowohl manuell aufgerufen als auch in selbstgeschriebenen Programmen benutzt werden 1986 erschien Casio s fx 5500 der erste Taschenrechner mit einem begrenzten Computeralgebrasystem CAS Der fx 5500 war in der Lage Ausdrucke symbolisch zu manipulieren Faktorisieren Expandieren Vereinfachen 6 Der Taschenrechner konnte nur formelprogrammiert werden ohne Sprungbefehle oder bedingte Anweisungen 1987 wurde der HP 28C vorgestellt Der HP 28 verwendete eine neue HP eigene Sprache RPL die rekursive Programmierung ermoglichte uneingeschrankt mit reellen wie komplexen Zahlen rechnete Matrixalgebra und grafische Darstellungen erlaubte und symbolische Ausdrucke berechnen und ableiten konnte Alle Speicher Variable Unterprogramm Rucksprungebenen Stackebenen waren nur noch durch die Kapazitat des RAMs begrenzt so dass Programme beliebige andere Programme ruckwirkungsfrei aufrufen konnten Die Entwicklung mundete im HP 48SX und dessen Nachfolgern 1990 erhielt der HP 48SX serienmassig eine RS 232 Schnittstelle mit der Daten und Programme auf PCs gespeichert werden konnten Eine Infrarotschnittstelle erlaubte es Daten und Programme mit kompatiblen Modellen auszutauschen 1995 erschien mit dem TI 92 der erste Taschenrechner mit einem vollstandigen Computer Algebra System basierend auf Derive Der TI 92 ist in einer BASIC artigen Sprache programmierbar In der Anfangszeit konkurrierten programmierbare Taschenrechner mit Rechenschiebern und einfachen Taschenrechnern so dass die hochwertigen Rechner vor allem bei Wissenschaftlern und Ingenieuren beliebt waren und fur zahlreiche technische und in begrenztem Umfang betriebswirtschaftliche Fragestellungen programmiert wurden Als Ende der 1980er Jahre LC Displays gunstig wurden und immer mehr grafikfahige Taschenrechner auf den Markt kamen wuchs gleichzeitig eine immer starkere Konkurrenz durch die Tabellenkalkulationen auf PCs heran die letztendlich die Verbreitung und dadurch auch die Entwicklung und den Absatz neuer Generationen von programmierbaren Taschenrechnern bremste Wesentliche Neuentwicklungen sind auf diesem Gebiet daher nicht mehr zu erwarten Technik BearbeitenProgrammierbare Taschenrechner besitzen einen internen Speicher in dem Programme abgespeichert werden konnen die komplexe Berechnungsvorgange vereinfachen oder automatisieren konnen Die Eingabe solcher Programme erfolgt uber die Tastatur des Taschenrechners in einem speziellen Programmeingabemodus Aufgrund der zumeist einfachen Anzeigen in Taschenrechnern fruher nur eine Zeile zur Anzeige von Zahlen heute meist mehrere Zeilen beschrankt sich das Editieren von Programmen auf Scrollbefehle ein Programmbefehl vor ein Programmbefehl zuruck in der Anzeige das Einfugen Uberschreiben und Loschen von Befehlen Fruhe Taschenrechner erlaubten keine Eingabe von Buchstaben so dass nur die Tastenbefehle auf der Tastatur verwendet werden konnten Die Programmierung war maschinennah d h es wurden Speicherregister und Programmregister explizit verwendet Speichere 5 in Speicherregister 3 5 STO 3 in UPN Springe zu Programmzeile 78 GTO 78 etc Programmierbare Taschenrechner die zudem auch grafikfahig sind bieten aber mittlerweile oftmals schon Texteditoren mit teilweise recht umfangreicher Funktionalitat fur diese Zwecke und weisen oftmals auch keinen speziellen Programmiermodus auf Der wesentliche Nachteil der Programmierung von Tastenfolgen bestand darin dass gemeinsame Ressourcen wie Datenspeicher Rechenregister Stack und Flags nicht abgeschottet werden konnten So genugte es bei einem fremden Hilfsprogramm nicht die Eingabe und Ausgabe zu kennen wie bei den eingebauten Funktionen des Taschenrechners sondern man musste auch die Belegung der Ressourcen und Konflikte mit dem eigenen Programm uberprufen Notwendige Anderungen waren nur manuell moglich und bei Programmen die mit indirekter Adressierung von Speicherregistern arbeiteten nur nach Analyse des Programms moglich Erst Programmiersprachen wie RPL bei HP eingefuhrt mit dem HP 28C und den HP 48 49 ff Modellen erlaubten umfangreichere Programmsammlungen ohne dass die Ausfuhrung von fremden Hilfs und Unterprogrammen das eigene Programm gestort hatte Programme konnten zunachst nur im Taschenrechner selbst spater auch auf Magnetkarten gespeichert werden Wenige Modelle erlaubten das Lesen von Programmen uber Barcodes und Magnetbandlaufwerken HP 41 Mit dem Markterfolg des PC waren moderne Taschenrechner ab den 1990er Jahren auch in der Lage mit Computern zu kommunizieren Ab da bestand die Moglichkeit fertige Programme fur den Taschenrechner auf dem PC zu entwerfen bzw aus dem Internet ab Mitte der 1990er Jahre zu laden und anschliessend auf den Taschenrechner mittels eines speziellen Ubertragungskabels inzwischen USB zu ubertragen Anwendung BearbeitenDas Spektrum der moglichen Programme ist sehr gross Von Mathematikprogrammen und Geometrieprogrammen bis hin zu Spielen ist nahezu jedes Genre an Programmen vertreten Es hat sich gezeigt dass die funktionelle Ausrichtung der Rechner uberwiegend naturwissenschaftlich war Taschenrechner mit Spezialisierung auf Finanzmathematik kamen erst spat heraus Wegen der immer noch eingeschrankten Grafikmoglichkeiten und der massigen Arbeitsgeschwindigkeit sind Spiele eher einfach und haben nur eine geringe Verbreitung gefunden Austausch von Software BearbeitenDie Taschenrechner waren nur auf ihre eigene proprietare Art programmierbar und der Austausch von Programmen war bis Mitte der 1980er Jahre nur uber Magnetkarten moglich Bei den Rechnern beinhaltete dies meist die Abwartskompatibilitat zum Vorgangermodell sonst waren die Anwender fur den Austausch von Software auf gedruckte Medien angewiesen Fur den HP 41C hat HP einen Barcodeleser entwickelt der gedruckte Barcodes einfach ubernehmen konnte Allerdings hatten die Anwender keine offizielle Moglichkeit selbst Barcodes zu erstellen bis Bastler einen Umbau des HP Druckers zum 41C vorstellten Spater hat HP die Interface Loop eingefuhrt uber die erstmals Disketten und Magnetkassetten zur Speicherung von Daten und Programmen benutzt werden konnten allerdings zu einem vergleichsweise hohen Preis Mit themenorientierten Losungsbuchern haben die Hersteller der hoherwertigen Rechner Software fur ihre Produkte verbreitet HP vertrieb die Pakete mit Magnetkarten spater mit Barcodes fur den HP 41C wahrend Texas Instruments fur den TI 59 sogar ROM Module anbot beispielsweise fur die Navigation auf See Hewlett Packard hat mit seiner Users Program Library Europe UPLE und einem Belohnungssystem fur eingereichte Software bis 1983 am freien Austausch von Programmen zwischen den Anwendern mitgewirkt Die Verbreitung von Software wurde ausserdem von Fachzeitschriften und vor allem durch verschiedene Vereine gefordert Computerclub Deutschland e V CCD der im November 1981 gegrundet wurde 7 Die Mitgliederzeitschrift hiess PRISMA neben Programmlistings wurden fur den HP 41 spater auch als Barcodes abgedruckt Mikro Taschen Computer Anwender Club MICAC vormals German Chapter des HP 65 Users Club in Koln die Mitgliederzeitschrift hiess Display TI 58 59 Software ClubNostalgie Bearbeiten nbsp Nachbau des HP 16C als DM 16 von Swiss Micros im Scheckkartenformat 88 59 7 mm Inzwischen gibt es einige Emulatoren und Simulatoren fur verschiedene Betriebssysteme die vor allem alte Hewlett Packard Taschenrechner nachbilden und teilweise den Original Code verwenden Diese Nachbildungen sind daruber hinaus auf die gleiche Art programmierbar wie die Original Rechner Speziell bei HP Rechnern bedeutet dies dass wesentliche Merkmale wie UPN oder BCD Arithmetik statt Binararithmetik erhalten wurden Hohepunkt ist bisher der Nachbau verschiedener Rechner die meist aus der Voyager Serie von HP stammen HP selbst hat 2011 eine Limited Edition des HP 15C angekundigt und spater herausgebracht Der Anbieter Swiss Micros hat seit 2012 die meisten Rechner der Voyager Serie und andere Modelle als Nachbauten mit dem Original HP Microcode herausgebracht wobei der ursprungliche HP Prozessor von einem aktuellen Mikroprozessor emuliert wird Diese Methode hat auch HP bei der Limited Edition angewendet Einzelnachweise Bearbeiten Siehe SR 52 Owners Manual PDF 27 4 MB von 1975 S 115 ff abgerufen am 5 Januar 2011 Bild und Beschreibung auf Mr Martin s Website abgerufen am 5 Januar 2012 HP calculators and space exploration abgerufen am 5 Januar 2012 HP Key Notes Vol 5 N1 Jan 1981 PDF 3 0 MB abgerufen am 5 Januar 2012 Kundenzeitschrift von HP Details zum HP 75 abgerufen am 5 Januar 2012 http www hpmuseum org forum thread 7748 html Siehe HP Key Notes Vol 6 No 2 vom Marz Mai 1982 ISSN 0730 2037Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Programmable calculators Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien WEB Museum fur programmierbare Taschenrechner englisch Spezifikationen und Beschreibungen von programmierbaren Taschenrechnern englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Programmierbarer Taschenrechner amp oldid 225818374