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Postjungboten Abkurzung Pjb waren Nachwuchskrafte fur den einfachen Postdienst in Deutschland Sie waren Anwarter auf ein Beamtenverhaltnis Erstmals wurden 1931 Postjungboten eingestellt Als Ausbildungsberuf wurde er 1959 anerkannt und 1979 durch die Dienstleistungsfachkraft im Postbetrieb abgelost Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Dienstverhaltnis 3 Tatigkeiten 4 Bekannte Postjungboten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Laufbahnvorschriften vom 1 Juli 1922 1 haben zum ersten Mal unter anderem fur den unteren spater einfachen Postdienst die Einstellung von Postlehrlingen vorgesehen Sie sollten Beamteneigenschaften haben mindestens 16 aber nicht uber 17 Jahre alt sein und nach zweijahriger erfolgreicher Vorbereitungszeit zu Hilfspostschaffner HPSch ernannt und spater als Postschaffner Psch planmassig angestellt werden Diese Absicht wurde aber zunachst nicht verwirklicht Als dann im Laufe der Zeit die personellen und betrieblichen Verhaltnisse die Forderung nach einem jungen gut ausgebildeten Nachwuchs von Zivilanwartern fur den unteren einfachen Postdienst immer dringlicher werden liessen hat das damalige Reichspostministerium 1931 eine besondere Laufbahn fur solche Krafte eroffnet 2 Den jungen Anwartern die im unmittelbaren Anschluss an ihre Entlassung aus der Volksschule einzustellen waren wurde die Bezeichnung Postjungbote beigelegt Mit dem Namen sollte die Fachbezeichnung und zugleich auch das jugendliche Alter der Anwarter zum Ausdruck gebracht werden Die fruher vorgesehene Bezeichnung Postlehrling wurde nicht ubernommen weil mit Lehrling allgemein der Nachwuchs fur handwerkliche gewerbliche und ahnliche Berufe bezeichnet wurde Die Postjungboten sollten von vornherein auch wenn sie keinen Anspruch auf Ubernahme in das Beamtenverhaltnis hatten als Beamtenanwarter gekennzeichnet werden Ebenso wurde davon abgesehen das 1922 fur Postlehrlinge festgesetzte Eintrittsalter von 16 bis 17 Jahren zu fordern dies insbesondere auch deshalb um zu vermeiden dass sich geeignete Anwarter in der zwischen Schulentlassung und fruhester Einstellungsmoglichkeit liegenden Zeit anderen Berufen zuwendeten Das Dienstverhaltnis der Postjungboten war in den Vorschriften uber das Dienstverhaltnis der Postjungboten Jugendliche Beamtenanwarter festgelegt Danach waren die Postjungboten Beamtenanwarter ohne Beamteneigenschaft Die Postjungboten Zeit dauerte drei Jahre und war eine reine Lernzeit 1939 wurde sie aufgrund des Kriegsbeginns auf zweieinhalb Jahre herabgesetzt nach 1945 ist sie aber wieder auf drei Jahre heraufgesetzt worden Im letzten Monat der Lernzeit hatten die Beschaftigungsamter die Kenntnisse der Postjungboten in geeigneter Weise festzustellen und unter Beifugung eines Zeugnisses uber das Ergebnis die Leistungen und die Befahigung die dienstliche und ausserdienstliche Fuhrung usw des Postjungboten an die Oberpostdirektion zu berichten Diese entschied ob die Betreffenden fur die Ubernahme in das Beamtenverhaltnis geeignet oder zu entlassen waren Die Postjungboten wurden von dem Ergebnis unterrichtet Fur geeignet befundene Postjungboten wurden bei sich bietender Gelegenheit jedoch nicht vor Vollendung des 17 Lebensjahres als Hilfspostschaffner in das Beamtenverhaltnis ubernommen und bei befriedigender dienstlicher und ausserdienstlicher Fuhrung spater als Postschaffner planmassig angestellt Die Oberpostdirektionen auch in Bayern und Wurttemberg durften ab 1931 Postjungboten einstellen In den Jahren 1931 und 1932 durften jeweils 580 Postjungboten eingestellt werden Ab 1933 bis einschliesslich 1938 wurden nur noch rund 350 Postjungboten jahrlich eingestellt Die Einstellungszahlen fur Postjungboten wurden deshalb so niedrig gehalten weil der Beamtenkorper des unteren einfachen Dienstes wie bis zur Einfuhrung der Postjungboten Laufbahn grundsatzlich auch weiterhin durch Versorgungsanwarter und bewahrte nicht uber 35 Jahre alte Posthelfer Postfacharbeiter erganzt und insbesondere der Stellenanteil der Versorgungsanwarter moglichst nicht verringert werden sollte 1939 stieg die Zahl der angenommenen bedingt durch den Zweiten Weltkrieg wieder an 1931 580 1932 580 1933 bis 1938 350 jahrlich 1939 3300 1940 4090 1941 3642 1942 3721 1943 4194 1944 Unbekannt es kann angenommenen werden dass es mindestens ebenso viele Einstellungen gab wie im Vorjahr Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Bereich der spateren Deutschen Bundespost eingestellt 1945 853 1946 842 1947 1656 1948 1847 1949 1087 1950 1475 1951 1779 1952 2211Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von uber 38 000 eingestellten Postjungboten 3 1975 ca 2000 im Bereich der OPD Hamburg waren es davon zirka 160 4 Bis 1979 gab es Postjungboten 1949 ist in Anpassung an die ubrigen Laufbahnen bei denen als Abschluss der Ausbildung eine Prufung gefordert und ein Prufungszeugnis ausgestellt wurde auch fur die Postjungboten nach Beendigung der Lernzeit eine Prufung und die Aushandigung eines Abschlusszeugnisses eingefuhrt worden 5 Dienstverhaltnis BearbeitenDas Dienstverhaltnis der Postjungboten wurde auch in den 1950er Jahren durch die Vorschriften uber das Dienstverhaltnis der Postjungboten geregelt die den Zeitverhaltnissen entsprechend mehrfach erganzt und geandert worden ist Als Postjungboten wurden danach gut beleumundete junge Leute deutscher Staatsangehorigkeit eingestellt Sie mussen eine abgeschlossene Volksschulbildung durfen aber keine daruber hinausgehende Schulbildung besitzen Bei der Einstellung sollen sie moglichst das 14 Lebensjahr 3 vollendet haben aber nicht uber 15 Jahre als sein Sie mussen vollkommen gesund und ihrem Alter entsprechend genugend kraftig entwickelt sein Die Ausbildungszeit war auf drei Jahre festgesetzt Stand 1953 spatestens 1956 wurde sie auf zweieinhalb Jahre verkurzt 6 Sie soll eine reine Lernzeit sein und wird unter bewusster Vermeidung des Ausdrucks Lehrzeit als Lernzeit bezeichnet Die ersten drei Monate der Lernzeit galten als Probezeit Die Postjungboten erhielten eine vom ersten bis zum dritten Lehrjahr jahrlich steigende monatliche Vergutung oder wenn sie auf Kosten der Deutschen Bundespost in Heimen oder anderswo untergebracht und verpflegt wurden ein in den einzelnen Lernjahren verschieden hoch festgesetztes monatliches Taschengeld Postjungboten die nicht taglich zum Wohnort des Erziehungsberechtigten zuruckkehrten und auch nicht auf Kosten der Post untergebracht und verpflegt wurden erhielten neben der Vergutung eine monatliche Unterhaltsbeihilfe Den ausserhalb des Dienstortes wohnenden Postjungboten wurden die Ausgaben fur die Benutzung offentlicher Verkehrsmittel zu Fahrten zwischen Dienst und Wohnort erstattet Soweit offentliche Beforderungsmittel nicht benutzt werden konnten und der Weg zu Fuss oder mit dem eigenen Fahrrad zuruckgelegt werden musste war eine Pauschentschadigung vorgesehen wenn die einfache Entfernung mehr als vier Kilometer betrug Fur den Besuch auswartiger Berufsschulen wurden die Fahrkosten erstattet Etwaiges Schulgeld wurde ebenfalls von der Bundespost getragen Lernmittel hatten die Postjungboten auf eigene Kosten zu beschaffen Postjungboten die mehr als 100 km vom Wohnort des Erziehungsberechtigten entfernt beschaftigt wurden erhielten unter bestimmten Voraussetzungen im Urlaubsjahr viermal Freizeit fur Familienheimfahrten Weiter stand den Postjungboten in jedem Urlaubsjahr unter Weiterzahlung der Vergutung Erholungsurlaub zu Die Postjungboten waren weder kranken noch invaliden oder arbeitslosenversicherungspflichtig und konnten nicht Mitglied der Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost werden Gegen Unfall waren sie nach der Reichsversicherungsordnung versichert Die Postjungboten waren Mitglieder der Postbeamtenkrankenkasse ihre Beitrage wurden von der Bundespost ubernommen Sie waren ausserdem ordentliche Mitglieder der Postkleiderkasse Sie durften wahrend der Lernzeit nur in gewissen Ausnahmefallen nach vom Bundespostministerium aufgestellten Richtlinien ausserhalb des Rahmens der Ausbildungsvorschriften als volle Arbeitskraft eingesetzt werden Sie erhielten dann einen zusatzlichen Tagespauschbetrag Der Ausbildungsgang der Postjungboten war in einem besonderen Ausbildungsplan festgelegt Im letzten Ausbildungsabschnitt nahmen die Postjungboten an einem Dienstlehrgang einer Postschule teil 7 Nach Ablauf der zweieinhalbjahrigen Lernzeit wurden die Postjungboten soweit sie in gesundheitlicher Hinsicht und nach ihrem Gesamtverhalten fur die Berufung in das Beamtenverhaltnis geeignet waren als Postschaffneranwarter PSchAw in das Beamtenverhaltnis auf Widerruf ubernommen Als solche hatten sie einen sechsmonatigen Vorbereitungsdienst abzuleisten und an dessen Ende die Prufung fur den einfachen Postdienst abzulegen Uber das Ergebnis der Prufung das zu den Personalakten genommen wurde wurden die Pruflinge schriftlich unterrichtet und ein Abschlusszeugnis erteilt Wenn der mundliche oder schriftliche Teil mangelhaft oder ungenugend war konnte die Prufung innerhalb einer Frist von mindestens drei hochstens sechs Monate wiederholt werden Soweit die Pruflinge auch in der Wiederholung nicht genugen hatten sie aus ihrem bisherigen Dienstverhaltnis als Postjungboten auszuscheiden Nach beendeter Lernzeit und bestandener Prufung wurden die Postjungboten als Hilfspostschaffner i V im Vorbereitungsdienst spater apl Psch ausserplanmassiger Postschaffner in das Beamtenverhaltnis ubernommen wenn sie in gesundheitlicher Hinsicht und nach ihrem Gesamtverhalten dafur geeignet waren Nach Ablauf von sechs Monaten wurden sie zu ausserplanmassigen Beamten Hilfspostschaffner ernannt Die ausserplanmassige Dienstzeit und das Diatendienstalter begannen jedoch fruhestens mit dem Tag der auf den Tag nach Vollendung des 20 Lebensjahrs folgt Bei befriedigender dienstlicher und ausserdienstlicher Fuhrung und ausreichenden Leistungen werden die HPSch wenn sie auch gesundheitlich den Anforderungen entsprechen im Rahmen freier Planstellen jedoch nicht vor vollendetem 22 Lebensjahr als Postschaffner planmassig angestellt 7 Im einfachen Dienst gab es anschliessend noch den Aufstieg zum Postboten oder Amtsgehilfen Des Weiteren gab es die Aufstiegsmoglichkeit in den mittleren Dienst als Assistent getrennt nach Post und Fernmeldedienst einerseits und technischen Fernmeldedienst anderseits nach Bestehen der Assistentenprufung 8 Tatigkeiten BearbeitenPostjungboten stellten Brief und Paketsendungen zu Sie sortierten eingelieferte Sendungen und bereiteten die Zustellung vor Briefe Wurfsendungen und Pakete verteilten verluden ubergaben und ubernahmen sie und sorgten fur deren Weiterbeforderung Dabei waren sie zu Fuss mit dem Fahrrad oder einem Dienstfahrzeug unterwegs Wenn sie Nachnahmesendungen zustellten kassierten sie Entgelte oder liessen sich Einschreiben quittieren Auch nahmen sie an Postschaltern Sendungen an gaben Sendungen aus und verkauften Briefmarken oder Verpackungsmaterial Bekannte Postjungboten BearbeitenJoachim Wiesensee 1935 2009 Postjungbote von 1950 bis 1953 Spater von 1986 bis 2003 Abgeordneter im Landtag von Niedersachsen Kurt van Haaren 1938 2005 Postjungbote von 1953 bis 1955 Spater von 1982 bis 2001 Vorsitzender der Deutschen Postgewerkschaft DPG Horst Jungmann Politiker 1940 Postjungbote vor 1958 Spater Mitglied des Bundestags von 1976 bis 1994 Rolf Buttner 1949 Postjungbote in Hamburg Spater von 2001 bis Marz 2007 Mitglied des Bundesvorstandes der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver di und Leiter des Fachbereichs Postdienste Speditionen und Logistik Walter Scheurle 1952 Postjungbote beim Postamt in Schwabisch Gmund 1967 Spater Von 2000 bis 2012 Konzernvorstand fur Personal und Arbeitsdirektor der Deutschen Post AG Literatur BearbeitenHandworterbuch des Postwesens 2 Auflage S 530 531 1 Nachtrag zur 2 Auflage S 87 Postjungbote der Deutschen Bundespost ein Merkblatt uber alles Wissenswerte dieses Berufes 1962 S 1 15 Siegmar Peschke Neunzehnhundertvierundvierzig Mein erstes Jahr bei der Reichspost Postjungbote beim Postamt Zittau in Sachsen Post und Telekommunikationsgeschichte Regionalbereich Ost Berlin 1999 S 98 Walter Preuss Der Postjungbote TRIGA Der Verlag Gerlinde Hess 2005 ISBN 3 89774 407 4 ISBN 978 3 89774 407 3Einzelnachweise Bearbeiten Amtsblatt Verfugung Nr 76 1922 Verfugung IV VI Q 36 vom 27 Januar 1931 a b Handworterbuch des Postwesens 2 Auflage S 530 Deutscher Bundestag 7 Wahlperiode Drucksache 7 3364 vom 13 Marz 1975 S 4 PDF Datei Amtsblatt Verfugung Nr 244 1949 Handworterbuch des Postwesens 1 Nachtrag zur 2 Auflage S 87 a b Handworterbuch des Postwesens 2 Auflage S 531 Karl Sautter Geschichte der Deutschen Post Teil 3 Geschichte der Deutschen Reichspost 1871 bis 1945 S 344 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postjungbote amp oldid 236639789