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Das Kabelwerk Dr Cassirer und Co AG alternativ Havelwerk Blei Kabelwerk Cassirer war ein im Berliner Ortsteil Hakenfelde ansassiger Hersteller von Kabeln Ehemalige Werkshalle der Kabelwerk Dr Cassirer und Co AG entworfen von Hans Poelzig Nord West Ansicht 2012 Die vom Architekten Hans Poelzig in den Jahren 1928 bis 1930 entworfene Werkshalle wird heute durch die Stiftung Stadtmuseum Berlin als Museumsdepot genutzt und steht unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Holzhandel und Wohnungsbau 1 2 Einstieg in die Elektroindustrie 2 Das Havelwerk 2 1 Neuer Standort Spandau 2 2 Bauzeit und Funktionsubersicht 3 Der Verkauf der Firma 4 Geschichte des Werkes nach 1945 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHolzhandel und Wohnungsbau Bearbeiten Die Familie Cassirer hat ihre Wurzeln in Schlesien Die Bruder Louis und Julius Cassirer waren als Unternehmer in Breslau und Gorlitz zu Ansehen und Reichtum gelangt und wagten nun den Schritt in das boomende Berlin Die Firmen der Cassirer sind in den 1870er bis Anfang der 1890er Jahre besonders mit Bau und Nutzholzhandel Pappe und Machefertigung sowie mit dem Wohnungsbau im Osten Berlins in Erscheinung getreten 1892 bewohnte Julius eine Villa in der Fasasenstrasse 12 in Charlottenburg und konnte sein Privatvermogen bis 1912 auf uber 3 Millionen Mark steigern Die grossten Chancen sahen die Cassirers bis in die 1890er Jahre hinein im Grundstuckshandel und im Wohnungsbau Einstieg in die Elektroindustrie Bearbeiten nbsp Aktie uber 1000 RM der Dr Cassirer amp Co AG vom Oktober 19301896 schliesslich betrat die Familie dann doch noch ein neues Geschaftsfeld Hugo Cassirer hatte in Chemie promoviert und in der Kabelfabrik seines Onkels Otto Bondy in Wien praktische Erfahrungen gesammelt zudem hatte er seine Kenntnisse uber die Gummifabrikation durch ein Praktikum in England vervollstandigt Mit der Grundung der Dr Cassirer amp Co A G stieg man selbst in die Produktion von Kabeln und Gummifaden ein Fur den ersten Standort wurden Raume in einem Hinterhof an der Schonhauser Allee 62 gewahlt doch bereits 1898 musste die Produktion in das neu gebaute Fabrikgebaude an der Charlottenburger Keplerstrasse umziehen das sogenannte Keplerwerk 1 240 241Zum wirtschaftlichen Erfolg trugen vor allem die modernen Maschinen bei sowie innovative und populare Produkte Cassirer Storschutzkabel und die fruhzeitige Beteiligung an verwandten Unternehmen wie etwa der Lackdrahtfabrik Karlshorst Die Geschafte entwickelten sich bis zum Ersten Weltkrieg stetig aufwarts so dass man 1914 zu den ausgezeichneten Firmen des Weltmarktes zahlte 630 Mitarbeiter erwirtschafteten einen Umsatz von 10 Millionen Mark 1904 nach dem Tod von Louis Cassirer ubernahmen die Bruder Alfred und Hugo Cassirer die Fuhrung des Unternehmens Das Schicksal des Betriebes und der Geschaftsfuhrer wahrend des Ersten Weltkrieges bleibt im Dunkeln Man kann aber davon ausgehen dass der Rohstoffmangel verminderte Produktion und fehlende Exportchancen wie alle anderen Firmen der Elektroindustrie auch die Cassirer Kabelwerke trafen Der Bereich des Bleikabelwerkes musste ausgelagert werden Das Havelwerk BearbeitenNeuer Standort Spandau Bearbeiten Die Wahl fur einen neuen Produktionsstandort der Firma fiel auf Spandau Expansionsmoglichkeiten auf dem 6 Hektar grossen Gelande der relativ niedrige Grundstuckspreis sowie die Schienen und Wasseranbindung an die Spandau Botzower Kleinbahn und an die Havel waren die grossten Vorteile eines der wichtigsten Industriebezirke der Stadt Das 6 24 ha 2 2 grosse Gelande musste vor Baubeginn jedoch mit Sand von der U Bahn Baustelle Alexanderplatz um rund 1 Meter aufgeschuttet werden 3 286 nbsp Poelzig Halle Nordseite 2011Mit der Auftragsvergabe an Hans Poelzig 1928 entstand ein Werksgelande mit der dominanten Fertigungshalle mit einer Grosse von etwa 121 78 Metern 2 2 das im Gegensatz zu den anderen Bauten des Architekten eher unbeachtet blieb Nach dem Ersten Weltkrieg und den Folgen der Inflation entschied man sich fur ein eher funktionales Gebaude Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Elektroindustrie wurde der Werksneubau in nur zwei Jahren geplant und durchgefuhrt Von Anfang an war die architektonische Gestalt an den Arbeitsablaufen der Kabelfabrik orientiert 2 3 so dass sich Anderungen Poelzigs im Planungsablauf eher auf die reprasentativen Schauseiten des Gebaudes oder die Hohe der Pfortnerhauschen beschrankten 1 239 Die Fassadengestaltung der Werkhalle mit gelb braunen Klinkern und dunkelviolett schwarzen Rahmen spiegelte sich auch in den anderen Gebauden wider und ergab ein schlichtes aber harmonisches Gesamtbild der Anlage Das Werksgelande umfasste neben der Werkhalle ein Heizhaus mit einem markanten silber verkleideten Schornstein die Pfortneranlage mit anschliessender Prussmauer den Verladekai an der Havel sowie weitere Nebengebaude Bauzeit und Funktionsubersicht Bearbeiten Mit der Aufschuttung des Gelandes und dem Legen des Schienenanschlusses konnte bereits gegen Ende des Jahres 1928 begonnen werden Im Sommer 1929 war die tragende Eisenkonstruktion der Werkhalle fertiggestellt 1929 war der Roh und Ausbau der Gebaude abgeschlossen Zwischen Ende 1929 und Anfang 1930 wurden die Maschinen und Fertigungsanlagen aus Charlottenburg nach Spandau umgelagert 1 241 so dass im Februar 1930 die Produktion aufgenommen werden konnte 2 2 Die Baukosten des Werkes inkl der Maschinen beliefen sich auf mehr als 2 Millionen Mark 3 298Innen war die Halle schlicht und zweckdienlich ausgestattet schlanke und schmale Stutzen und unverputzte Wande dominierten das Bild Dem Produktionsablauf von Osten nach Westen entsprechend stieg die Hohe der Hallenschiffe von 4 Meter auf 6 50 Meter am westlichen Hallenende an Die Produktion erforderte hier auch den Einbau von Laufkranen unter dem Dach um die fertiggestellten Kabelrollen aus der Halle in Richtung Schiene und Verladekai zu transportieren Oberlichtraupen ermoglichten eine hervorragende Tageslichtbeleuchtung des Innenraumes Zur Fertigungshalle gehorte ein zweigeschossiger Lager und Verwaltungstrakt an der Nord und Westseite Der Verkauf der Firma BearbeitenDie Jahre 1919 und 1920 standen fur das Familienunternehmen im Zeichen geschaftlicher und privater Umbruche Die Umwandlung der Firma von einer Offenen Handelsgesellschaft OHG in eine Aktiengesellschaft AG brachte zwar mehr finanzielle Sicherheit der Tod von Hugo Cassirer im Juni 1920 schwachte allerdings die Fuhrung der Firma Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise und fallende Absatzpreise geriet die Elektrotechnische Industrie Ende der 20er Jahre in Schieflage Eine Kartellbildung unter Mitwirkung der Cassirer Kabelwerke half ab 1930 die Preise zu stabilisieren Alfred Cassirer schied 1929 aus gesundheitlichen Grunden aus der Firma aus womit die Fortfuhrung der Firma in Familienhand ernsthaft bedroht war und es zu ersten Sondierungen zur Ubernahme durch Siemens Halske kam die aber nicht zu Stande kam Nachdem 1933 die Produktion auf einen Tiefststand gefallen war ubernahm ein Bankenkonsortium die Mehrheit der Aktienanteile Die Elektrische Licht und Kraftanlagen AG Berlin eine Finanzierungsgesellschaft unter Beteiligung u a von Siemens ubernahm fur 6 7 Millionen Mark das Kabelwerk in Spandau womit das Ende des Cassirersches Familienunternehmens besiegelt war 1 242 Die Firma produzierte auch nach dem Verkauf noch bis zum 9 Oktober 1941 unter dem Namen Dr Cassirer amp Co AG bevor sie in Markische Kabelwerke AG umbenannt wurde Geschichte des Werkes nach 1945 BearbeitenDas Fabrikgelande in Spandau uberstand die Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges trotz britischer Bombardierungen 1943 weitgehend unbeschadet Das Keplerwerk hingegen war zu Kriegsende 1945 ausgebrannt Die Rote Armee demontierte Teile der Produktionsmaschinen was eine direkte Wiederaufnahme der Produktion verzogerte 1 242 Nach der Ruckgewinnung einzelner Teile der Produktionsanlagen konnte aber 1946 die Produktion wieder aufgenommen werden 2 3Unter der Leitung von Architekt Max Daul wurde das Werksgelande wenige Jahre spater in sudlicher Richtung erweitert 1 242f wie es bereits Poelzig in seinen ursprunglichen Planen optional vorgesehen hatte 2 2 Im Zuge des Neubaus wurde das Kesselhaus durch einen Neubau ersetzt Nach der Fusion 1967 der Markischen Kabelwerke mit dem Kabelwerk Vohwinkel gehorte der Standort zu den neu geschaffenen Bergmann Kabelwerken 1 243 2 3 Nach Beendigung der Produktion am 30 September 1993 musste fur das Gelande und die Halle eine neue Verwendung gefunden werden 1 243 Man bemuhte sich das Werksgelande als Ensemble unter Denkmalschutz zu stellen 2 2Mitte der 1990er Jahre erfolgte der Ruckbau des Kesselhauses und des Zahlerhauses am ehemaligen Werkstor Am 17 Juni 1997 nach dem Ubergang des Werksgelandes in die Entwicklungsgesellschaft Wasserstadt GmbH wurde eine Hugo Cassirer Strasse eingeweiht Die verbleibenden Gebaudeteile und die Halle wurden nach Renovierungen in den Jahren 2000 und 2001 unter Denkmalschutz gestellt Seit 2003 ist die Stiftung Stadtmuseum Berlin Nutzer der ostlichen Seite der Halle Seit dem museumsgerechten Ausbau der westlichen Hallenseite im Jahre 2010 nutzt die Stiftung den gesamten Hallenbau als Museumsdepot Literatur BearbeitenBergmann Kabelwerke Bericht Uber d Geschaftsjahr Berlin Wipperfurth Christian Kennert 2007 Unternehmer Hugo Cassirer ein Beitrag zur Berliner Wirtschaftsgeschichte In Verein fur die Geschichte Berlins Hg Der Bar von Berlin Jahrbuch des Vereins fur die Geschichte Berlins Bd 56 Berlin Westkreuz Verlag S 123 150 Dietrich Worbs 1994 Heimatkunde Ehemaliges Kabelwerk Dr Cassirer amp Co AG In Bauwelt Fundamente 16 17 S 868 869 Hans Stefan Bolz Hans Poelzig und der neuzeitliche Fabrikbau Industriebauten 1906 1934 2 Bande Dissertation Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Bonn 2008 urn nbn de hbz 5 16153 Dieter Nellessen Baudenkmale in der Wasserstadt Oberhavel 18 Berliner Denkmaltag 2004 Stadtraume Wasserraume Denkmalorte Landesdenkmalamt Berlin zuletzt gepruft am 13 September 2012 Dietrich Worbs Das Kabelwerk Dr Cassirer amp Co AG in Spandau von Hans Poelzig 1928 29 In Dietrich Worbs Hg Einblicke in die Berliner Denkmal Landschaft Berlin Gebr Mann 2000 S 325 331 Dr Cassirer u Co AG Das neue Havelwerk Berlin 1931 Elisabeth Schwiontek Relikt vergangener Industrie Zeiten In Berliner Morgenpost 6 September 2000 Erich Zimmermann Neubau des Bleikabelwerkes der Dr Cassirer amp Co A G Berlin In Der Industriebau 21 1930 11 12 S 285 299 Fritz Godon Bergmann Kabelwerke AG Berlin und Wipperfurth 1896 1971 Werner Hildebrandt Peter Lemburg Jorg Wewel Historische Bauwerke der Berliner Industrie In Senator fur Stadtentwicklung und Umweltschutz Hg Beitrage zur Denkmalpflege in Berlin Bd 1 Berlin Mann 1988 S 230 231 Hoppmann Erich Schlogl Herwig 1971 Rationalisierung durch Kartelle Berlin Duncker amp Humblot Schriften des Vereins fur Socialpolitik N F 62 Iris Schewe und jetzt ins Kabelwerk Die Bibliothek der Stiftung Stadtmuseum Berlin 2011 Ulrich Werner Hg Secondhand aber exzellent Bibliotheken bauen im Bestand Bad Honnef Bock Herche Online PDF 1 7 MB Jahn Gunther Scheper Hinnerk Rave Paul Ortwin Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Berlin Gebr Mann 1971 Kuhbandner Birgit 2008 Unternehmer zwischen Markt und Moderne Univ Wiesbaden Erlangen Nurnberg Gustav Mayer Erinnerungen Vom Journalisten zum Historiker der deutschen Arbeiterbewegung 1993 Nachdr d Ausg Zurich und Munchen Verl der Zwolf 1949 Hildesheim Olms Abt 5 Literatur und Kulturgeschichte Tano Bojankin 2008 Kabel Kupfer Kunst Walter Bondy und sein familiares Umfeld In Andrea Winklbauer Hg Moderne auf der Flucht Osterreichische KunstlerInnen in Frankreich 1938 1945 anlasslich der Ausstellung Moderne auf der Flucht Les Modernes s Enfuient Osterreichische KunstlerInnen in Frankreich 1938 1945 Des Artistes Autrichiens en France 1938 1945 im Judischen Museum der Stadt Wien 4 Juni bis 7 September 2008 Les modernes s enfuient Wien Turia Kant S 30 49 Online PDF 748 kB zuletzt gepruft am 13 September 2012 Erich Hoppmann Herwig Schlogl Hrsg Rationalisierung durch Kartelle Berlin 1971 Dietrich Worbs Gutachten zur Denkmaleigenschaft des Ehemaligen Kabelwerk Dr Cassirer amp Co AG vom 28 Oktober 1993 Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt Berlin Aktennr 2586 2450 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kabelwerk Dr Cassirer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag 09085738 in der Berliner Landesdenkmalliste Plane und Skizzen im Architekturmuseum der TU Berlin Firmenportrait der LEONIE Kabelwerke als Nachfolger der Markischen Kabelwerke PDF 798 kB Die Elektrische Licht und Kraftanlagen stosst ihre Anteile an den Markischen Kabelwerken ab Aktie der Cassirer Kabelwerke uber 1000 Reichsmark aus dem Jahr 1930 Heins Osterwind als Aufsichtsratsmitglied der Markischen Kabelwerke AG Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Kabelwerk Dr Cassirer und Co in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Bolz Hans Stefan Neuzeitlicher Fabrikbau 2008 a b c d e f g h Worbs Dietrich Gutachten zur Denkmaleigenschaft 1993 a b Zimmermann Erich Neubau des Bleikabelwerkes 1930 52 558759 13 219914 Koordinaten 52 33 31 5 N 13 13 11 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabelwerk Dr Cassirer und Co amp oldid 238183791 Das Havelwerk