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Pierre Nora 17 November 1931 in Paris ist ein französischer Historiker der unter anderem für seine Arbeiten über die fra

Pierre Nora

Pierre Nora (* 17. November 1931 in Paris) ist ein französischer Historiker, der unter anderem für seine Arbeiten über die französische Identität und für seine Verdienste in den Sozialwissenschaften bekannt ist. Sein Name wird oft mit der Disziplin Mentalitätsgeschichte in Verbindung gebracht.

Pierre Nora (2011)

Leben Bearbeiten

Pierre Nora besuchte zunächst das renommierte Lycée Louis-le-Grand im Quartier Latin in Paris, besuchte danach aber nicht – wie oft zu lesen ist – die École normale supérieure. An der Universität erwarb er schließlich eine Licence in Philosophie. Nach seiner Agrégation d’histoire arbeitete er bis 1960 als Gymnasiallehrer in Oran (Algerien). Ab 1977 war er Studienleiter an der Pariser Elite-Hochschule für Sozialwissenschaften École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS).

Gleichzeitig war Nora sehr erfolgreich und später auch einflussreich im Verlagswesen, zumal er seit 1965 beim renommierten Verlag Éditions Gallimard tätig ist. 1980 gründete er bei Gallimard zusammen mit dem Philosophen Marcel Gauchet die Zeitschrift Le débat, welche in der Nachfolge von Les Temps Modernes schnell zu einer der wichtigsten intellektuellen Zeitschriften Frankreichs wurde. 2001 wurde er zum Mitglied der Académie française gewählt, in die er am 6. Juni 2002 feierlich aufgenommen wurde.

Nora ist Sohn einer bürgerlichen, nicht-praktizierenden jüdischen Familie, er selbst gibt an, „keinerlei religiöses Empfinden“ zu haben.

Nora lebt seit 2013 mit Anne Sinclair zusammen.

Werk Bearbeiten

Pierre Nora setzt sich stets kritisch mit der französischen Geschichte und der kollektiven Identität der Franzosen auseinander. Bedeutung erlangte seine Idee vom „lieu de mémoire“, dem Erinnerungsort, womit er die Vorstellung verbindet, dass sich das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe (für Nora in der Regel die französische Nation) an bestimmten Orten kristallisiert. Der Begriff Ort ist dabei nicht geographisch zu verstehen; in jedem Fall besitzt solch ein Ort eine besondere Symbolkraft, die für die jeweilige Gruppe eine identitätsstiftende Funktion hat.

Auf deutsch erschienen Auszüge aus seinem siebenbändigen Werk Les Lieux de mémoire 1990 unter dem Titel „Zwischen Geschichte und Gedächtnis“. Die Initiative zu dieser Übersetzung ging von dem Publizisten und Historiker Ulrich Raulff und dem Verleger Klaus Wagenbach aus. Längere Auszüge wurden 2005 unter dem Titel Erinnerungsorte Frankreichs veröffentlicht.

Nora gehörte über Jahre weniger durch seine eigenen Werke, als durch seine Position des Herausgebers zu den einflussreichsten Historikern Frankreichs. So war er für die Edition einiger heute als wegweisend angesehener Titel verantwortlich, etwa von Raymond Aron, Michel Foucault oder Jacques Le Goff. Außerdem sorgte er für die Übersetzung von in Frankreich bis dahin weitgehend unbekannten deutschsprachigen Autoren wie Ernst Kantorowicz, Thomas Nipperdey oder Karl Polanyi. Einige seiner Entscheidungen stießen auf Unverständnis, so weigerte er sich in den 1990er Jahren wegen der marxistischen Orientierung des Autors, die französische Übersetzung von Eric Hobsbawms „Zeitalter der Extreme“ zu veröffentlichen. Das Buch erschien schließlich in einem Brüsseler Verlag.

Ehrungen Bearbeiten

Veröffentlichungen Bearbeiten

In französischer Sprache (Auszug) Bearbeiten

  • Les Français d’Algérie. Julliard, Paris 1961, zuletzt Bourgois, Paris 2012, ISBN 978-226702423-4.
  • Vincent Auriol. Journal du Septennat 1947–1954 (Armand Colin).
  • Faire de l’histoire (Gallimard).
  • als Herausgeber und Verfasser des Vorworts: Essais d’ego-histoire. Gallimard, Paris.
    • deutsch: Leben mit der Geschichte. Vier Selbstbeschreibungen von Pierre Chenu, Georges Duby, Jacques Le Goff und Michelle Pierrot. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-10-015503-3.
  • Les Lieux de mémoire (Gallimard).

In deutscher Sprache Bearbeiten

  • (Hrsg.) Erinnerungsorte Frankreichs. Beck, 2005, ISBN 978-3-406-52207-9.
  • Gaullisten und Kommunisten. In: ders. (Hrsg.): Erinnerungsorte Frankreichs. München 2005, S. 214–252.
  • Das Zeitalter des Gedenkens. In: ders. (Hrsg.): Erinnerungsorte Frankreichs. München 2005, S. 543–575.
  • (Hrsg.) Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Fischer, 2001, ISBN 978-3-596-12295-0.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Marie-Françoise Masson: Pierre Nora, une mémoire d'historien In: La Croix. 23. April 2010.
  2. Anne Sinclair : direction le bonheur amoureux avec Pierre. femmeactuelle.fr. Abruf am 18. April 2017 (französisch)
  3. Erinnerungsorte Frankreichs, München 2005, S. 8.
Personendaten
NAME Nora, Pierre
KURZBESCHREIBUNG französischer Historiker
GEBURTSDATUM 17. November 1931
GEBURTSORT Paris
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Veröffentlichungsdatum:
Pierre Nora 17 November 1931 in Paris ist ein franzosischer Historiker der unter anderem fur seine Arbeiten uber die franzosische Identitat und fur seine Verdienste in den Sozialwissenschaften bekannt ist Sein Name wird oft mit der Disziplin Mentalitatsgeschichte in Verbindung gebracht Pierre Nora 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrungen 4 Veroffentlichungen 4 1 In franzosischer Sprache Auszug 4 2 In deutscher Sprache 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPierre Nora besuchte zunachst das renommierte Lycee Louis le Grand im Quartier Latin in Paris besuchte danach aber nicht wie oft zu lesen ist die Ecole normale superieure An der Universitat erwarb er schliesslich eine Licence in Philosophie Nach seiner Agregation d histoire arbeitete er bis 1960 als Gymnasiallehrer in Oran Algerien Ab 1977 war er Studienleiter an der Pariser Elite Hochschule fur Sozialwissenschaften Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales EHESS Gleichzeitig war Nora sehr erfolgreich und spater auch einflussreich im Verlagswesen zumal er seit 1965 beim renommierten Verlag Editions Gallimard tatig ist 1980 grundete er bei Gallimard zusammen mit dem Philosophen Marcel Gauchet die Zeitschrift Le debat welche in der Nachfolge von Les Temps Modernes schnell zu einer der wichtigsten intellektuellen Zeitschriften Frankreichs wurde 2001 wurde er zum Mitglied der Academie francaise gewahlt in die er am 6 Juni 2002 feierlich aufgenommen wurde Nora ist Sohn einer burgerlichen nicht praktizierenden judischen Familie er selbst gibt an keinerlei religioses Empfinden zu haben 1 Nora lebt seit 2013 mit Anne Sinclair zusammen 2 Werk BearbeitenPierre Nora setzt sich stets kritisch mit der franzosischen Geschichte und der kollektiven Identitat der Franzosen auseinander Bedeutung erlangte seine Idee vom lieu de memoire dem Erinnerungsort womit er die Vorstellung verbindet dass sich das kollektive Gedachtnis einer sozialen Gruppe fur Nora in der Regel die franzosische Nation an bestimmten Orten kristallisiert Der Begriff Ort ist dabei nicht geographisch zu verstehen in jedem Fall besitzt solch ein Ort eine besondere Symbolkraft die fur die jeweilige Gruppe eine identitatsstiftende Funktion hat Auf deutsch erschienen Auszuge aus seinem siebenbandigen Werk Les Lieux de memoire 1990 unter dem Titel Zwischen Geschichte und Gedachtnis Die Initiative zu dieser Ubersetzung ging von dem Publizisten und Historiker Ulrich Raulff und dem Verleger Klaus Wagenbach aus 3 Langere Auszuge wurden 2005 unter dem Titel Erinnerungsorte Frankreichs veroffentlicht Nora gehorte uber Jahre weniger durch seine eigenen Werke als durch seine Position des Herausgebers zu den einflussreichsten Historikern Frankreichs So war er fur die Edition einiger heute als wegweisend angesehener Titel verantwortlich etwa von Raymond Aron Michel Foucault oder Jacques Le Goff Ausserdem sorgte er fur die Ubersetzung von in Frankreich bis dahin weitgehend unbekannten deutschsprachigen Autoren wie Ernst Kantorowicz Thomas Nipperdey oder Karl Polanyi Einige seiner Entscheidungen stiessen auf Unverstandnis so weigerte er sich in den 1990er Jahren wegen der marxistischen Orientierung des Autors die franzosische Ubersetzung von Eric Hobsbawms Zeitalter der Extreme zu veroffentlichen Das Buch erschien schliesslich in einem Brusseler Verlag Ehrungen Bearbeiten2014 wurde Nora mit dem Dan David Preis ausgezeichnet Veroffentlichungen BearbeitenIn franzosischer Sprache Auszug Bearbeiten Les Francais d Algerie Julliard Paris 1961 zuletzt Bourgois Paris 2012 ISBN 978 226702423 4 Vincent Auriol Journal du Septennat 1947 1954 Armand Colin Faire de l histoire Gallimard als Herausgeber und Verfasser des Vorworts Essais d ego histoire Gallimard Paris deutsch Leben mit der Geschichte Vier Selbstbeschreibungen von Pierre Chenu Georges Duby Jacques Le Goff und Michelle Pierrot Fischer Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 10 015503 3 Les Lieux de memoire Gallimard In deutscher Sprache Bearbeiten Hrsg Erinnerungsorte Frankreichs Beck 2005 ISBN 978 3 406 52207 9 Gaullisten und Kommunisten In ders Hrsg Erinnerungsorte Frankreichs Munchen 2005 S 214 252 Das Zeitalter des Gedenkens In ders Hrsg Erinnerungsorte Frankreichs Munchen 2005 S 543 575 Hrsg Zwischen Geschichte und Gedachtnis Fischer 2001 ISBN 978 3 596 12295 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Pierre Nora im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Marie Francoise Masson Pierre Nora une memoire d historien In La Croix 23 April 2010 Anne Sinclair direction le bonheur amoureux avec Pierre femmeactuelle fr Abruf am 18 April 2017 franzosisch Erinnerungsorte Frankreichs Munchen 2005 S 8 Normdaten Person GND 124731244 lobid OGND AKS LCCN n85015107 NDL 00903186 VIAF 98090393 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nora PierreKURZBESCHREIBUNG franzosischer HistorikerGEBURTSDATUM 17 November 1931GEBURTSORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Nora amp oldid 229747767