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Dieser Artikel betrifft die Behandlung von Pflanzen fur den Einsatz von Pflanzenprodukten in Human und Veterinarmedizin siehe Phytopharmakon Die Phytomedizin ist die Wissenschaft von den Krankheiten und Beschadigungen der Pflanzen Die Phytomedizin beschaftigt sich mit den Ursachen Erscheinungsformen dem Verlauf der Verbreitung sowie von den Massnahmen und Mitteln zur Gesunderhaltung von Pflanzen und der Regulierung der Schadursachen Sie ist ein Teilgebiet der Agrarbiologie und des Gartenbaus Die Begrifflichkeit und Teildisziplin entwickelte sich speziell im deutschsprachigen Raum und ist in anderen Kulturkreisen der Agrar und der Okologischen Wissenschaft zugeordnet Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Disziplin Phytomedizin 3 Interdisziplinare Interaktionsfelder der Phytomedizin 4 Nutzungsspektrum der Kulturpflanzen mit besonderen Anforderungen an die Phytomedizin 5 Krankheitsursachen und Schaderreger an Nutzpflanzen 6 Krankheitsentwicklung und Befallsverlauf 7 Populationsokologie der Schadorganismen 8 Krankheitserscheinungen und Beschadigungen an Nutzpflanzen 9 Pflanzenschutzmassnahmen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff der Phytomedizin geht auf die Mitglieder des Verbandes Deutscher Pflanzenarzte 1928 1939 im Besonderen auf Otto Appel zuruck Der als Organisator des deutschen Pflanzenschutzes bezeichnete Otto Appel suchte bereits fruhzeitig das als Phyto Medizin bzw Pflanzen Medizin 1 terminologisch zusammenzufassen So forderte er dass die ausbildenden Fachleute entsprechend den Human und Veterinarmedizinern die Phyto Medizin vertreten mussen Ebenso wie man zum kranken Menschen und zum kranken Tiere den Arzt ruft beschrieb Appel 1923 seine Auffassung muss es in Zukunft moglich werden auch beim Auftreten von Pflanzenkrankheiten den Pflanzenarzt zu Rate zu ziehen der in der Lage ist die vorliegende Krankheit richtig zu beurteilen und der soweit es sich um die wichtigsten und haufigsten Krankheiten handelt auch die Anordnungen zu treffen vermag die eine Heilung oder weitere Ausbreitung verhindern Er muss auch vorbeugend wirken etwa so wie es in der menschlichen Medizin durch Massnahmen der Hygiene erfolgt 1 Von dieser Annahme ausgehend entwickelte Appel das Konzept der Phytomedizin wahrend seiner langjahrigen Tatigkeit als Direktor Biologischen Reichsanstalt fur Land und Forstwirtschaft 2 und ist bis heute stark mit dem Begriff verbunden Der Begriff Phytomedizin wird erkenntnistheoretisch als Einheit von Phytopathologie und Pflanzenschutz bzw der diese konstituierenden Teildisziplinen gedacht 3 Als deren vereinende Wissenschaft 4 tragt die Phytomedizin in wissenschaftstheoretischer Hinsicht in vergleichbarer Weise wie die Termini Humanmedizin und Veterinarmedizin dem Spezifikum einer angewandten Wissenschaft Rechnung Das Spezifikum besteht in der untrennbaren Einheit von Forschungsergebnis und Praxis Die Pragung des Begriffes Phytomedizin war eine Folge der Ausdifferenzierung 5 des Fachgebietes Phytopathologie und Pflanzenschutz 6 d h der Aufspaltung in viele Teildisziplinen seit dem Ende des 19 Jahrhunderts Im Ergebnis dessen verlor das Moment der fur angewandte Wissenschaften notwendigen spezifischen Einheit von Theorie und Praxis zunachst immer mehr an Bedeutung Diese Entwicklung liess die Forderung nach Zusammenfassung und Neuordnung unter einem wissenschaftlichen Leitgedanken laut werden 6 Der Forderung kamen Wissenschaftler der Biologischen Reichsanstalt nach wie z B 1919 der Entomologe und Begrunder des Vorratsschutzes Fr Zacher 1923 O Appel und 1937 der Phytopathologe H Braun Das historische Verdienst der Genannten besteht darin die wissenschaftstheoretische Notwendigkeit der Zusammenfuhrung der differenzierten Gebiete Phytopathologie und Pflanzenschutz als eine unabdingbare Grundlage fur die weitere Entwicklung ihres Fachgebietes begriffen und zu deren Losung beigetragen zu haben Die Pragung des Begriffs Phytomedizin war deshalb Ausdruck eines inzwischen erreichten hohen Reifegrades der Phytopathologie Die Diskussion um das interdisziplinare Fachgebiet Phytomedizin ist bis heute in standigem Fluss 7 8 Die berufsstandische Vertretung der vormals als Pflanzenarzte und derzeit als Phytomediziner bezeichneten Wissenschaftler ubernimmt seit uber 90 Jahren die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft e V Disziplin Phytomedizin BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Bitte Aussagen zu wissenshcaftlichen Herkunft des Fachs etc mit Quellen versehen Zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen tragen ihren Anteil zur Phytomedizin bei Wesentliche Grundlagenfacher sind Facher wie die Botanik Zoologie Mikrobiologie Okologie und Bodenkunde deren Lehrinhalt in die Phytomedizin eingehen Um sie herum gruppieren sich agrarwissenschaftliche Disziplinen die im Rahmen phytomedizinischer Arbeit besonderes Gewicht erlangt haben und fur die vonseiten der Phytomedizin vielfaltige eigene Beitrage geleistet werden An speziellen Schaderregergruppen orientierte Fachgebiete erganzen das Spektrum der Kernkompetenzen der Phytomedizin so z B die Landwirtschaftliche Entomologie befasst sich mit tierischen Schaderregern insbesondere Insekten und Spinnen sowie deren Gegenspielern von denen einige auch im biologischen Pflanzenschutz eine Rolle spielen Zur Phytopathologie zahlen die Landwirtschaftliche Mykologie pilzliche Schaderreger als Ursache von Pflanzenkrankheiten die Landwirtschaftliche Bakteriologie bakterielle Schaderregern die Landwirtschaftliche Virologie Viren als Schaderregern an Pflanzen die Landwirtschaftliche Nematologie Fadenwurmer als Schaderreger die Landwirtschaftliche Malakologie Schnecken als Schaderrerger die Landwirtschaftliche Wirbeltierkunde Nagetiere als Schaderreger oder die Landwirtschaftliche Herbologie Unkrautern Ackerwildpflanzen als Konkurrenten der Kulturpflanzen Die atiologische ursachenorientierte Arbeit fuhrte einerseits zu einem starken Anwachsen unserer Kenntnisse uber die vielfaltigen Schadursachen andererseits blieben zum Teil selbst einfache Beziehungen zur Schadensentwicklung unter Produktionsbedingungen ungeklart Heutzutage werden vermehrt grossere Zusammenhange untersucht Fachgebiete sind dabei fur die Phytomedizin besonders wichtig geworden die sich in der Regel auf mehrere oder alle Erregergruppen beziehen und vielfach nichtparasitare Schadursachen einschliessen Dabei wird versucht die von Schadursachen bedrohte oder bereits geschadigte Pflanze in den Mittelpunkt des Interesses zu rucken Im Unterschied zur Human und Veterinarmedizin wird in der Regel in der Phytomedizin der gesamte Pflanzenbestand Ziel der Schutzmassnahmen Die Bedeutung der Phytomedizin fur die Offentlichkeit z B fur die Ernahrungssicherheit oder die Sicherung nachwachsender Rohstoffe ist heute so gross wie bereits vor 100 Jahren Ihre wissenschaftlichen Ergebnisse und praktischen Empfehlungen haben vielfaltige Ruckwirkungen auf Produktion Verarbeitung und Verbrauch von Pflanzen So gerat sie nicht selten mit Teilgebieten in die offentliche Diskussion um aktuelle politische Fragen die auf ihre Zielsetzungen Einfluss nimmt Interdisziplinare Interaktionsfelder der Phytomedizin BearbeitenDie Phytomedizin verknupft die Wissenschaft der Pflanzenkrankheiten Phytopathologie und beschadigungen mit der Praxis eines umfassend angelegten integriertenPflanzenschutzes Damit ist die Phytomedizin von zentraler Bedeutung fur die Sicherung der Ernahrungsgrundlage der Bevolkerung Sie garantiert qualitativ hochwertige pflanzenbauliche Produkte in ausreichender Menge Sie schafft die Grundlage fur eine adaquate Pflanzenquarantane und den sicheren Handel mit agrarischen und gartenbaulichen Erzeugnissen Die Kernkompetenzen der Phytomedizin sind eingebunden in interdisziplinare und transdisziplinare Interaktionsfelder die sowohl die okonomischen als auch die okologischen und sozialen Belange des Pflanzenbaus Verbraucherschutz Arbeitsschutz Umweltschutz Produktqualitat einbeziehen und damit die nachhaltige Entwicklung von Pflanzenbausystemen im Sinne gesteigerter Produktionsqualitat im soziookonomischen und landschaftsokologischen Kontext mit Unterstutzung von Kommunikation und Beratung vorantreiben Nutzungsspektrum der Kulturpflanzen mit besonderen Anforderungen an die Phytomedizin BearbeitenAckerbau Gartenbau Sonderkulturen ForstKrankheitsursachen und Schaderreger an Nutzpflanzen BearbeitenAbiotische Schadursachen z B Baumbeschadigungen Viren Mykoplasmen und Mykoplasmen ahnliche Organismen Bakterien Pilze und Neomyceten Algen Parasitische Blutenpflanzen Unkrauter Nematoda Gastropoda Arthropoda VertebrataKrankheitsentwicklung und Befallsverlauf BearbeitenKrankheitsentwicklung und Befallsverlauf werden unter folgenden Aspekten beschrieben Charakteristik von Infektion und Schadlingsbefall Einfluss von Umweltfaktoren auf Schaderreger Auswirkungen des Befalls auf den Wirt Abwehrmechanismen der Pflanze Populationsokologie der Schadorganismen BearbeitenDie Populationsokologie der Schadorganismen befasst sich mit Aufbau Veranderung und Wechselwirkung der Population einer Art mit anderen Populationen und mit der Umwelt Sie erfasst Struktur und Dynamik von Populationen ihre altersmassige Zusammensetzung ihr Wachstum und ihre Entwicklung unter dem Einfluss der biotischen und abiotischen Einflussgrossen des Okosystems Die Mitberucksichtigung genetischer Aspekte oder von Aspekten der Inselbiogeographie fuhrt zur Populationsbiologie Fur die Regulierung von Schadorganismen sind von besonderer Bedeutung die Populationsdynamik Dispersionsdynamik Annidation und okologische Verdrangung Okologische Isolation und Typenbildung Freisetzung von Organismen Krankheitserscheinungen und Beschadigungen an Nutzpflanzen BearbeitenFur die Beschreibung von Krankheiten und Beschadigungen an Nutzpflanzen sind wichtig Symptomatologie Auftreten im Laufe der Pflanzenentwicklung Pflanzenschutzmassnahmen BearbeitenPflanzenquarantane wie beispielsweise fur Quarantaneschaderreger Kulturmassnahmen beispielsweise kann es aus phytomedizinischen Grunden sinnvoll sein sich fur eine Defizitbewasserung auszusprechen Physikalische Massnahmen Biotechnische Massnahmen Biologische Massnahmen Chemische Massnahmen Integration von PflanzenschutzmassnahmenLiteratur BearbeitenJohannes Hallmann Andreas von Tiedemann Phytomedizin UTB Ulmer 2019 ISBN 978 3 8252 5261 8 R Heitefuss Pflanzenschutz Grundlagen der praktischen Phytomedizin 3 Auflage 2000 Thieme Verlag Stuttgart Gunter M Hoffmann Franz Nienhaus Hans Michael Pohling Lehrbuch der Phytomedizin Blackwell Wissenschafts Verlag 1994 ISBN 3 8263 3008 0 Horst Borner Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz 8 neu bearb und akt Aufl Springer 2009 ISBN 978 3 540 49067 8 Rudolf Heitefuss Pflanzenschutz Grundlagen der praktischen Phytomedizin 3 Auflage 2000 Thieme Verlag ISBN 3 13 513303 6 H Borner Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz 7 Auflage UTB 1997 Gunter M Hoffmann F Nienhaus H M Poehling F Schonbeck H C Weltzien H Wilbert Lehrbuch der Phytomedizin Auflage 1994 Blackwell Verlag Berlin E Schlosser Allgemeine Phytopathologie 2 Auflage Thieme Verlag StuttgartWeblinks BearbeitenDeutsche Phytomedizinische Gesellschaft e V DPG Einzelnachweise Bearbeiten a b O Appel Der Pflanzenschutz im Unterricht In T A C Schoevers Report of the International Conference of Phytopathology and economic Entomology Wageningen 1923 Ulrich Sucker Anfange der modernen Phytomedizin Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt fur Land und Forstwirtschaft 334 Berlin 1998 vgl F Feldmann Die Zusammensetzung der Mitglieder der DPG In Phytomedizin 34 3 2004 S 41 46 E Muhle Phytomedizin und Pflanzenschutz In Der Pflanzenarzt 20 1967 S 115 118 R Stichweh Ausdifferenzierung der Wissenschaft eine Analyse am deutschen Beispiel Bielefeld 1982 Wissenschaftsforschung 8 a b G Staar E Reinmuth Phytopathologie und Pflanzenschutz Phytomedizin In M Klinkowski Hrsg Grundlagen und allgemeine Probleme der Phytopathologie und des Pflanzenschutzes 2 Aufl Bd 1 1974 S 3 5 Friedrich Grossmann The concept of phytomedicine In Indian Phytopathology 24 1971 S 247 257 F Feldmann Die Zusammensetzung der Mitglieder der DPG In Phytomedizin 34 3 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phytomedizin amp oldid 231551627