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Die Physiosphare ist eine naturliche Erdsphare Sie umfasst die gesamte unbelebte Umwelt der globalen Biozonose also die Gesamtheit der unbelebten Dinge innerhalb der Okosphare Ein Synonym fur Physiosphare lautet Geosphare Begriff Bearbeiten nbsp Bau von Okosystemen in funktionaler und raumlicher Betrachtungsebene Die abiotische Umwelt eines Okosystems in lokaler Betrachtungsdimension heisst Physiotop Genauso heisst die abiotische Umwelt des irdischen Okosystems in seiner globalen Betrachtungsdimension Physiosphare Der Begriff der Physiosphare wurde im Jahr 1963 angebahnt In diesem Jahr veroffentlichte der deutsche Geograph Ernst Neef 1908 1984 einen einflussreichen Aufsatz zu einem von ihm und seinen Schulern massgeblich entwickelten Arbeitskonzept dem Konzept der geographischen Betrachtungsdimensionen 1 Das Konzept besagt dass der geographische Raum Landschaftssphare nach unterschiedlichen Betrachtungsdimensionen aufzugliedern ist Denn die Grosse die Dimensionalitat des betrachteten Raums beeinflusst entscheidend die Auswahlmoglichkeit an jeweils sinnvollen geographischen Arbeitsmethoden Die kleinstraumige Betrachtungsebene ist die lokale Betrachtungsdimension Raumausschnitte der lokalen Betrachtungsdimension heissen Tope Die grosstraumige Betrachtungsebene ist die globale Betrachtungsdimension Grosstmogliche Raumausschnitte der globalen Betrachtungsdimension heissen Spharen Spharen umfassen den gesamten Planeten Erde Nachdem die Raumgrosse festgelegt wurde muss noch uber das Forschungsthema entschieden werden Beides gemeinsam also Raumgrosse und Forschungsthema fuhren zur endgultigen Benennung des Untersuchungsgegenstands Beispielsweise konnen die Boden eines kleinen lokal umrissenen Raumausschnitts thematisiert werden Dann heisst der Gegenstand der Arbeit der Pedotop 2 Andererseits konnen auch die Boden der ganzen Erde also des grosstmoglichen globalen Raumumfangs angesprochen werden Dann wird von der Pedosphare gesprochen 3 Besonders wichtig fur die Entwicklung des Physiosphare Begriffs erwies sich der Umstand dass Neef in der gleichen Veroffentlichung vom Physiotop schrieb der unbelebten Umwelt einer Biozonose in lokaler Raumdimension Getreu der eben erlauterten Benennungsregeln folgte daraus implizit dass es auch eine Physiosphare der grossten globalen Betrachtungsebene geben musste Allerdings wurde 1963 die Physiosphare explizit noch nicht von Ernst Neef erwahnt Dennoch muss der Physiosphare Begriff bereits in den Folgejahren benutzt worden sein Denn er gelangte spatestens bis 1970 sogar in den englischen Sprachraum Last night we had a dialog on the biosphere and some suggested there was also a sociosphere and a psychosphere and a physiosphere and so forth but this is incorrect ecological thinking because ecology is a philosophy of wholeness Letzte Nacht hatten wir ein Gesprach bezuglich der Biosphare und einige meinten dass es ebenfalls eine Soziosphare eine Psychosphare eine Physiosphare und so weiter gabe aber derlei entstammt falschem okologischen Denken denn Okologie ist die Denkrichtung der Ganzheitlichkeit William C Peters Proceedings Of the Conference on Mining and Ecology in the Arid Environment March 22 to 27 1970 Ramada Inn Tucson Arizona vi 4 Auf diese Weise geht die erste schriftliche Erwahnung von Physiosphare wahrscheinlich zuruck auf den amerikanischen Geologen William C Peters Ernst Neef selbst verwendete den Begriff in einer eigenen Publikation erst zwei Jahre spater Alle diese drei abiotischen anorganischen Spharen Lithosphare Hydrosphare Atmosphare 5 unterliegen strenger Naturgesetzlichkeit und sollen als Physiosphare zusammengefasst werden Ernst Neef Geographie und Umweltwissenschaft In Petermanns geographische Mitteilungen 116 1972 S 83 6 Noch im gleichen Jahr wurde Physiosphare von einem weiteren deutschsprachigen Geographen wieder verwendet 7 Die Begriffsetablierung schritt weiter voran als Neef kurz darauf eine wegweisende Zusammenarbeit mit anderen Fachkollegen veroffentlichte die sich explizit mit geographischer Fachterminologie beschaftigte und in der ebenfalls die Physiosphare auftauchte 8 Danach hauften sich die schriftlichen Erwahnungen merklich 9 10 11 12 13 Mitte der 1980er Jahre verlor der geowissenschaftliche Physiosphare Begriff an Gebrauchshaufigkeit 14 15 Das lag vor allem an einem bestimmten konkurrierenden Geosphare Begriff der auf den franzosischen Geowissenschaftler Pierre Teilhard de Chardin zuruckging und ein exaktes Synonym zur Physiosphare darstellte 16 So findet sich Teilhard de Chardins Begriff zum Beispiel auch im Titel des International Geosphere Biosphere Programme das im Jahr 1986 ins Leben gerufen wurde und bis heute weiter betrieben wird Der Gebrauch des geowissenschaftlichen Physiosphare Begriffs geriet ins Hintertreffen obwohl Physiosphare im Gegensatz zur Geosphare nur eine einzige geowissenschaftliche Begriffsbedeutung besitzt so dass Missverstandnismoglichkeiten ausgeschlossen werden konnen Inhalt und Umfang Bearbeiten nbsp Die Physiosphare im Verbund der Erdspharen Die Physiosphare umfasst die drei naturlichen und abiotischen Erdspharen der Lithosphare der Hydrosphare und der Atmosphare 17 Nun reicht die Lithosphare als ausserer Gesteinsmantel der Erde von den Gipfeln der hochsten Berge bis hinab zur Gutenberg Diskontinuitat die in manchen Gebieten in uber 100 km Tiefe liegen kann 18 Diese Tiefe wird jedoch nach heutigem Kenntnisstand noch ubertroffen von der Hydrosphare weil Wasservorkommen sogar mit einiger Sicherheit fur die Ubergangszone zwischen oberem und unterem Erdmantel angenommen werden konnen 19 Die Atmosphare ragt andererseits in die entgegengesetzte Richtung und bildet eine mehr als 100 km dicke Luftschicht die sich schliesslich in den interplanetaren Weltraum verliert Da die Physiosphare alle drei dieser Erdspharen zusammenfasst wurde sie auf den ersten Blick eine gewaltige Ausdehnung besitzen Dies ist jedoch nicht der Fall Denn wie der Physiotop die abiotische Umwelt einer lokalen Biozonose umfasst 20 so umfasst die Physiosphare die abiotische Umwelt der globalen also der gesamten irdischen Biozonose 21 22 23 Dieser globale Lebensraum ist jedoch begrenzt durch die Uberlebensmoglichkeiten der irdischen Lebewesen Denn die Lebewesen sind nicht gefeit gegen sehr extreme Temperaturen Drucke und Strahlungswerte Auf diese Weise endet der Lebensraum der irdischen Lebewesen ungefahr 60 km oberhalb der Erdoberflache in der unteren Mesosphare Jenseits davon ist es selbst fur die robustesten Mikroorganismen zu trocken und zu strahlungsreich Der Lebensraum endet weiterhin etwa 5 km unterhalb der Erdoberflache in der oberen Lithosphare Jenseits davon herrschen zu hohe Drucke und Temperaturen selbst fur extrem widerstandsfahige Mikroben Biosphare Vertikale Erstreckung Mit dem Vorhandensein von Lebensformen werden auch die raumlichen Grenzen ihres Lebensraums also ihrer abiotischen Umwelt festgelegt Da die irdischen Lebewesen nicht oberhalb von 60 km in der Atmosphare und unterhalb von 5 km in der Lithosphare existieren konnen endet hier zusammen mit ihrem Verbreitungsbereich auch die Physiosphare Beides zusammen die irdischen Organismen in ihrer Gesamtheit und ihre gesamte unbelebte Umwelt bilden ein gewaltiges globales Okosystem Dieses Okosystem wird in seiner globalen Ausdehnung als Okosphare benannt Okosphare globale Biozonose Physiosphare okospharischer Abschnitt der Lithosphare okospharischer Abschnitt der Hydrosphare okospharischer Abschnitt der AtmosphareVorlage Klade Wartung 3Einzelnachweise Bearbeiten E Neef Topologische und chorologische Arbeitsweisen in der Landschaftsforschung In Petermanns geographische Mitteilungen 107 1963 S 249 259 H Leser Landschaftsokologie Stuttgart 1997 S 145 147 148 H P Blume G W Brummer R Horn E Kandeler I Kogel Knabner R Kretzschmar K Stahr B M Wilke Scheffer Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde Heidelberg 2010 S 363 W C Peters Hrsg Proceedings Of the Conference on Mining and Ecology in the Arid Environment March 22 to 27 1970 Ramada Inn Tucson Arizona Tucson 1970 E Neef Geographie und Umweltwissenschaft In Petermanns geographische Mitteilungen 116 1972 S 83 E Neef Geographie und Umweltwissenschaft In Petermanns geographische Mitteilungen 116 1972 S 81 88 und Tafel 3 H Hambloch Allgemeine Anthropogeographie In Erdkundliches Wissen 31 1972 Beiheft zu Geographische Zeitschrift 60 1972 S 7 G Haase E Neef H Richter H Barsch Beitrage zur Klarung der Terminologie in der Landschaftsforschung Leipzig 1973 H Klug Die Landschaft als Geosystem In Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Schleswig Holstein 43 1973 S 42 L Finke Wozu heute noch Vegetationsgeographie studieren In Geographische Rundschau 25 1973 S 130 E Neef Geographie und geologische Entwicklungsprobleme Die Tatigkeit des Menschen und ihre Bedeutung fur die geologische Evolution In Zeitschrift fur Geologische Wissenschaften 2 1974 S 919 H Barsch Zur Kennzeichnung der Erdhulle und ihrer raumlichen Gliederung in der landschaftskundlichen Terminologie In Petermanns geographische Mitteilungen 119 1975 S 83 H Naumann Tumpfel Bemerkungen zum geographischen Aspekt der Okosystemforschung In Geographische Berichte 82 1977 S 61 H Klug R Lang Einfuhrung in die Geosystemlehre Darmstadt 1983 S 46 K H Busch D Uhlmann G Weise Ingenieursokologie Jena 1983 S 24 26 H Leser Hrsg Worterbuch Allgemeine Geographie Munchen Braunschweig 2005 S 291 H Barsch Zur Kennzeichnung der Erdhulle und ihrer raumlichen Gliederung in der landschaftskundlichen Terminologie In Petermanns geographische Mitteilungen 119 1975 S 83 N Schmerr The Gutenberg Discontinuity Melt at the Lithosphere Asthenosphere Boundary In Science 335 2012 S 1480 Anna Kelbert Adam Schultz Gary Egbert Global electromagnetic induction constraints on transition zone water content variations In Nature 460 2009 S 1003 1006 E Neef Zu einigen Fragen der vergleichenden Landschaftsokologie In Geographische Zeitschrift 59 1970 S 165 E Neef Geographie und Umweltwissenschaft In Petermanns geographische Mitteilungen 116 1972 S 83 und Tafel 3 H Naumann Tumpfel Bemerkungen zum geographischen Aspekt der Okosystemforschung In Geographische Berichte 82 1977 S 60 61 L Finke Wozu heute noch Vegetationsgeographie studieren In Geographische Rundschau 25 1973 S 130 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Physiosphare amp oldid 179384615