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Die Phenomedia AG war ein Unternehmen mit Sitz im Bochumer Stadtteil Wattenscheid das unter anderem Computerspiele und Spiele fur Mobiltelefone herstellte Es zahlte zu den bekanntesten Vertretern der deutschen New Economy und war im Borsensegment des Neuen Marktes gelistet Befeuert durch gefalschte Bilanzen und den Erfolg des Computerspiels Moorhuhn erfuhr das Unternehmen bis 2002 eine enorme Wertsteigerung Nach Aufdeckung des Finanzskandals rutschte das Unternehmen in die Insolvenz und wurde abgewickelt Viele Kernaktivitaten darunter die Moorhuhnrechte gingen an die neugegrundete Phenomedia publishing GmbH Nachdem die GmbH 2017 liquidiert wurde ging die Marke an die ak tronic Software amp Services GmbH Phenomedia AGRechtsform AktiengesellschaftGrundung 1999Auflosung 2002Auflosungsgrund FinanzskandalSitz Bochum WattenscheidLeitung Markus Scheer CEO Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung bis zum Borsengang 1 2 Finanzskandal und Insolvenz 2 Bewertung 3 Studios 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung bis zum Borsengang Bearbeiten Das Unternehmen wurde vom 22 jahrigen Markus Scheer zuvor Gesellschafter des insolvent gegangenen deutschen Spieleentwicklers Starbyte und weiteren Partnern als Art Department Werbeagentur GmbH gegrundet 1 Art Department erschuf und betreute unter anderem die Entwicklung von Werbespielen wie Das Telekommando kehrt zuruck Deutsche Telekom Geheimprojekt DMSO Merckle Dunkle Schatten drei Teile Bundesministerium des Innern Captain Zins Dresdner Bank oder Bi Fi Roll Action in Hollywood BiFi Daneben besass Art Department mit Greenwood Entertainment ein Tochterunternehmen das auf die Produktion von Vollpreisspielen vor allem Managementsimulationen wie Der Planer spezialisiert war Am bekanntesten wurde jedoch das 1998 zusammen mit Witan fur die Whiskeymarke Johnnie Walker entwickelte Werbekurzspiel Moorhuhnjagd das sich durch virales Marketing enorm verbreitete Art Department war zeitweise Teil der Funsoft Gruppe bis es 1997 per Management Buy out wieder unabhangig wurde 1 Finanzskandal und Insolvenz Bearbeiten 1999 wurde Art Department in Phenomedia umbenannt und an die Borse gebracht Bei einem ausgewiesenen Jahresumsatz von 4 8 Millionen Euro und einem vergleichsweise kleinen Portfolio an Werbe und Computerspielen sammelte das Unternehmen umgerechnet etwa 22 Millionen Euro ein In den folgenden Jahren stieg der Aktienkurs des Unternehmens rasant massgeblich beeinflusst vom Erfolg des Moorhuhn Franchises Der Borsenwert der im Zuge der Dotcom Blase im Fruhjahr 2000 rund 400 Millionen Euro erreichte basierte jedoch auf fingierten Zahlen In den Jahresabschlussen 1999 bis 2001 wurden nicht existente Umsatze und Forderungen eingebucht 2 Die Unregelmassigkeiten wurden im April 2002 bekannt 3 Als die Wirtschaftsprufer der KPMG das Testat fur den Abschluss 2001 verweigerten gaben Vorstandschef Markus Scheer und Finanzchef Bjorn Denhard gegenuber dem Aufsichtsrat die Manipulationen zu und zeigten sich selbst bei der Staatsanwaltschaft an 4 Eine Sonderprufung durch die Wirtschaftsprufer von Warth amp Klein ergab dass der mit 25 8 Mio Euro angegebene Umsatz fur das Geschaftsjahr 2001 lediglich 17 Mio Euro betrug Der fur den Zeitraum 1999 bis 2001 ausgewiesene Verlust betrug demnach nicht 4 3 Mio Euro sondern 29 8 Mio Hinzu kamen Beteiligungen ohne vorherige Zustimmung des Aufsichtsrats und Due Diligence Prufung Die Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin erhob zudem den Vorwurf auf Insiderhandel 5 Der Prozess gegen die beiden Vorstande und weitere Manager begann am 2 November 2004 2009 verurteilte das Landgericht Bochum die beiden ehemaligen Vorstande wegen Bilanzfalschung Kreditbetrug und Untreue zu Haftstrafen von drei Jahren und zehn Monaten Scheer bzw drei Jahren Denhard wovon das Gericht 15 Monate wegen der langen Verhandlungsdauer sofort wieder erliess Beide hatten ihre Verfehlungen erst gegen Ende des Prozesses umfassend eingestanden Markus Scheer wurde in der Berichterstattung mit den Worten zitiert Wir haben ein Spiel gespielt Monopoly aber mit echtem Geld 4 6 7 nbsp Logo der phenomedia publishing GmbHFur das Unternehmen bedeutet der Finanzskandal das Ende Grafiker Ingo Mesche der das Moorhuhn entworfen hatte kundigte wegen nicht eingehaltener Lizenzzahlungen in Hohe von 8 des Umsatzes die Vertrage mit Phenomedia auf und erhob zunachst Rechtsanspruch auf das Moorhuhn Spater einigte er sich mit dem Unternehmen auf eine Abfindung 8 1 Der Wert der Aktie der zu Spitzenzeit noch 90 Euro betragen hatte fiel auf 85 Cent 7 Im Juli 2002 wurde Phenomedia vom Borsenhandel ausgeschlossen da weder ein testierter Jahresabschluss noch die erforderlichen zwei Betreuerbanken vorgewiesen werden konnten 5 Am 1 August 2002 wurde das Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Bochum eroffnet Phenomedia wurde aufgelost Der Insolvenzverwalter Wulf Gerd Joneleit verausserte die verbliebenen Vermogenswerte um die Unternehmensschulden zu begleichen Dennoch war eine vollstandige Befriedigung der Glaubiger nicht moglich Das Kerngeschaft der Computerspielentwicklung einschliesslich der Moorhuhnlizenz und der zuletzt verbliebenen 35 Mitarbeiter wurde an eine deutsch niederlandische Investorengruppe um den langjahrigen Vertriebspartner ak tronic Software amp Services verkauft 9 Es wurde zum 1 Juli 2004 in eine neugegrundete Auffanggesellschaft die phenomedia publishing GmbH uberfuhrt 10 Diese bemuhte sich unter dem neuen Geschaftsfuhrer Helge Borgarts um eine strikte Abgrenzung von ihrer Vorgangerin 11 12 2004 erzielte das Unternehmen bereits wieder Gewinn 10 Das Entwicklerstudio Piranha Bytes wurde eigenstandig organisiert in der Pluto 13 GmbH und ubernahm die Lizenz des Computer Rollenspiels Gothic 13 Auch die auf Handyspiele spezialisierte Tochter Mobile Scope wurde durch Management Buy out selbststandig 10 Bewertung BearbeitenMit dem Moorhuhn erschuf das Unternehmen ein Paradebeispiel fur erfolgreiches virales Marketing Das Spielemagazin Gamona bezeichnete es als Vater und Mutter der Casual Game und der Free to Play Welle zugleich Dem Spiel sei es erstmals im grossen Mass gelungen breite Teile der Bevolkerung fur Computerspiele zu begeistern 14 Phenomedias Bilanzskandal wurde als symptomatisch fur die Gepflogenheiten am Neuen Markt dargestellt und in eine Reihe mit den Skandalen und Betrugsfallen um die Firmen Comroad EM TV und Infomatec gestellt Aus reinem Gewinnstreben heraus seien alle sichtbaren Anzeichen fur die Unstimmigkeiten ignoriert worden und in dem Glauben an eine New Economy die ganzlich neuen Regeln folge seien bewahrte Unternehmensregeln ignoriert worden Auch der Aufsichtsrat habe in seiner Kontrollfunktion versagt 1 Ex Vorstand Scheer wurde in der Berichterstattung in Bezug auf seine eigenen Prozessaussagen als zu jung und durch die Erwartungen am Neuen Markt uberfordert dargestellt 15 Er habe Schwierigkeiten nur als kurzfristige Irritationen begriffen und daran geglaubt dass sich die Visionen durchsetzen wurden 1 Scheer wiederum bezeichnete sich als Opfer des Systems und gab Banken und Beratern eine Mitschuld da sie das Unternehmen mit Geld uberschuttet und ihn bspw davon abgehalten hatten ein Senior Management zu berufen 16 17 Studios BearbeitenZur Phenomedia gehorte unter anderem das Bochumer Spielentwicklungsstudio Greenwood Entertainment das mit Wirtschaftssimulationen wie Der Planer und Lizenzprodukten der Sat 1 Sportsendung ran in den 1990er Jahren erfolgreich war Ebenfalls zu Phenomedia gehorte das aus Greenwood Entertainment heraus gegrundete Entwicklerstudio Piranha Bytes das im Verlauf des Insolvenzverfahrens 2002 durch einen Management Buy out selbststandig weitergefuhrt wurde Literatur BearbeitenVolker H Peemoller Stefan Hofmann Bilanzskandale Delikte und Gegenmassnahmen Erich Schmidt Verlag Berlin 2005 ISBN 978 3 503 09031 0 S 114 116 Google Books Weblinks BearbeitenPhenomedia AG bei MobyGames englisch Phenomedia im Moorhuhn WikiEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Frenkel Neuer Markt Born to be abgeknallt In Die Zeit 2 Oktober 2002 ISSN 0044 2070 zeit de abgerufen am 25 April 2016 Sonderprufer bestatigt Bilanzfalschung bei Phenomedia In www handelsblatt com Abgerufen am 26 April 2016 Vgl Wolfgang Berke Jan Zweyer Manipulierte Moorhuhn Bilanzen Borsenbetrug mit der Phenomedia AG In Dies Echt kriminell Die spektakularen Falle aus dem Ruhrgebiet Klartext Verlag Essen 2012 ISBN 978 3 8375 0705 8 S 82f a b SPIEGEL ONLINE Hamburg Germany Bilanzfalschung Moorhuhn Macher bekommt fast vier Jahre Haft In SPIEGEL ONLINE Abgerufen am 25 April 2016 a b Peemoller Hofman 2005 S 115 Ruhr Nachrichten vom 14 Februar 2009 Da konnte man schon verzweifeln Bochumer Lokalteil der Wittener Ausgabe a b Bernd Kiesewetter Ex Manager des Moorhuhns bekommen lange Haftstrafen Nicht mehr online verfugbar In WAZ 14 Februar 2009 archiviert vom Original am 27 April 2016 abgerufen am 31 Oktober 2020 Phenomedia hat keine Moorhuhn Rechte mehr computerwoche de In www computerwoche de Abgerufen am 27 April 2016 heise online Das Moorhuhn hat ein neues Zuhause In heise online Abgerufen am 25 April 2016 a b c Moorhuhn Macher bei Phenomedia schutteln Vergangenheit ab In www handelsblatt com Abgerufen am 27 April 2016 Jurgen Stahl Phenomedia aus Bochum will mit Play a Deal an Moorhuhn Erfolg anknupfen In WAZ Abgerufen am 26 April 2016 SPIEGEL ONLINE Hamburg Germany Computerspiel Moorhuhn Totgesagte gackern langer In SPIEGEL ONLINE Abgerufen am 26 April 2016 15 Jahre Piranha Bytes Der deutsche Kultentwickler von Gothic und Risen im Ruckblick Kommt Gothic 5 In PC GAMES HARDWARE ONLINE Abgerufen am 25 April 2016 Moorhuhn 10 Jahre Moorhuhn Ruckblick auf ein Spiele Phanomen gamona de In gamona de Abgerufen am 27 April 2016 Ex Moorhuhn Manager mussen ins Gefangnis In Welt Online 13 Februar 2009 welt de abgerufen am 27 April 2016 FOCUS Online Haftstrafen fur Millionenzocker In FOCUS Online Abgerufen am 27 April 2016 Moorhuhn Prozess Was am Neuen Markt gemacht wurde war vollig verruckt manager magazin In manager magazin Abgerufen am 27 April 2016 Normdaten Korperschaft GND 1204065470 lobid OGND AKS VIAF 302592503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phenomedia amp oldid 236254017