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Das Pfeifergericht war eine Zeremonie der Reichsstadt Frankfurt am Main Sie fand alljahrlich im Rahmen eines Gerichtstages zur Herbstmesse statt und wurde erstmals 1380 urkundlich erwahnt Johann Wolfgang Goethe beschrieb den Ablauf in seiner autobiographischen Schrift Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit Sein Grossvater Johann Wolfgang Textor sass als Stadtschultheiss dem Pfeifergericht vor 1802 fand das letzte Pfeifergericht statt Geschichte BearbeitenDie Ursprunge der Zeremonie lagen in einem Privileg mit dem Konig Heinrich IV die Burger von Worms 1074 vom Zoll zu Frankfurt befreit hatte Der Zoll wurde von allen durch die Frankfurter Mainfurt nach Norden oder Osten reisenden Fernhandlern erhoben spater auch von den Kaufleuten die zur ab Mitte des 12 Jahrhunderts schriftlich nachweisbaren Frankfurter Herbstmesse reisten Nach und nach wurde das Privileg auf die Stadte Alt Bamberg und Nurnberg erweitert Die Zollbefreiung musste jahrlich durch rituelle Naturalabgaben an den kaiserlichen Vogt in Frankfurt ab 1220 an den Reichsschultheissen erneuert werden Nachdem Frankfurt 1372 seine Reichsunmittelbarkeit erlangt hatte liessen sich die Deputierten der vier Reichsstadte das Privileg jahrlich vom Schoffengericht den 14 Ratsherren der Ersten Bank unter dem Vorsitz des Stadtschultheissen bestatigen 1802 wurde das letzte Pfeifergericht abgehalten Mit dem Ende des Heiligen Romischen Reiches 1806 endete die Tradition des Pfeifergerichts auch formell Ablauf BearbeitenAm Tag vor Maria Geburt am 7 September dem traditionellen Beginn der Herbstmesse versammelten sich die 14 Schoffen unter dem Vorsitz des Stadtschultheissen im Kaisersaal des Romers um Gericht zu halten Wahrenddessen trafen sich die Deputierten der drei Stadte im Nurnberger Hof Von dort zogen sie hinuber zum Romerberg Angefuhrt wurde ihr Zug von drei Nurnberger Stadtpfeifern die auf einer Schalmei einer Posaune und einem Pommer die uberlieferte Melodie des Pfeifermarsches bliesen Bei der Ankunft im Kaisersaal unterbrach das Gericht seine Sitzung um den Vortrag der Deputierten zu horen Sie uberreichten dem Stadtschultheissen einen holzernen Becher der mit einem Pfund Pfeffer bis zum Rand gefullt war ein Paar weissbestickte Lederhandschuhe ein weisses Stabchen und ein paar kleine Silbermunzen Der Wormser Deputierte fugte noch einen alten Biberhut hinzu den er nach der Zeremonie fur einen Gulden wieder ausloste um ihn fur das nachste Jahr in Verwahrung zu nehmen Der Stadtschultheiss nahm die Geschenke entgegen und bestatigte den Gesandten der drei Stadte die Zollfreiheit fur ihre Kaufleute Anschliessend zog die Delegation ab wobei die Pfeifer wiederum einen Marsch bliesen Der Pfeffer und der Hut symbolisierten die Handelswaren der Stadte die Handschuhe und der Stab die Gerichts und Zollherrschaft des Kaisers die der Stadtschultheiss in seinem Auftrag vertrat Drei Pfeifergerichtsbecher werden im Frankfurter Historischen Museum aufbewahrt Ein Becher aus Bamberg von 1655 aus Worms von 1698 und aus Nurnberg von 1701 Literatur BearbeitenHeinrich Heym Frankfurts Pracht und Herrlichkeit Kultur und Sittenleben in vier Jahrhunderten Societats Verlag Frankfurt am Main 1971 S 99 106 Johann Heinrich Fries Abhandlung vom sogenannten Pfeifergericht Frankfurt am Main 1752 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfeifergericht amp oldid 207768048