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Dieser Artikel beschreibt den Architekten Peter Feile Fur den gleichnamigen Politiker SPD siehe Peter Feile Politiker Peter Feile 12 Januar 1899 in Wurzburg 22 Oktober 1972 in Bad Tolz war ein deutscher Architekt und Vertreter des Neuen Bauens Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenPeter Feile wurde am 12 Januar 1899 in Wurzburg als zweites Kind des Bildhauers und Restaurators Josef Feile geboren Er zog 1905 mit seiner Familie nach Markelsheim und besuchte das Neue Gymnasium in Wurzburg Das Abitur wurde ihm 1917 aufgrund der Einziehung zum Militardienst erlassen Nach Kriegsende studierte er an der Universitat seiner Geburtsstadt Kunstgeschichte brach dieses Studium jedoch ab um an der Kunstgewerbeschule Stuttgart Innenarchitektur zu studieren Nach Zwischenstationen in Dusseldorf und 1923 1924 in Berlin im Buro von Carl Stahl Urach war Feile 1924 bis 1926 im Atelier von Josef Hoffmann in Wien tatig Dort lernte er auch den sechs Jahre jungeren Walter Loos kennen Beide entwickelten ein starkes Interesse an den Ideen einer neuen Architektur mit stark funktionalem Charakter die sich nach Ende des Ersten Weltkriegs bewusst vom Historismus des 19 Jahrhunderts abhob spater unter dem Begriff Neues Bauen oder moderne Architektur bekannt wurde und architekturgeschichtlich der Neuen Sachlichkeit zugeordnet wird U a soll Feile auch am osterreichischen Ausstellungspavillon der Exposition internationale des Arts Decoratifs et industriels modernes 1925 in Paris mitgearbeitet haben 1926 kehrte Feile nach Wurzburg zuruck richtete sich sein erstes Architekturburo im Kontorhaus Zentral Schonbornstrasse 8 ein und versuchte hier ein erstes Bauvorhaben fur einen Schriftsetzer auf dessen Grundstuck am Leutfresserweg 6 im neuen Stil zu verwirklichen Der Bauantrag fur das sogenannte dachlose Haus sorgte in der Sitzung des Wurzburger Stadtrates am 4 August 1927 fur heftige Diskussionen ging es doch um das erste Flachdachwohnhaus das in Bayern gebaut werden sollte Obwohl sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit fur das Vorhaben aussprach scheiterte die Planung am Veto der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg die das ungewohnte Gebaude aufgrund der raumlichen Nahe zur Festung Marienberg als storenden Fremdkorper qualifizierte der im Gegensatz zur heimischen Baugesinnung stehe Das Haus wurde schliesslich mit einem steilen Walmdach versehen Die asymmetrische Fensterausbildung wurde grundlegend geandert und durch eine symmetrische Reihung stehender rechteckiger Fenster ersetzt In dieser Form ist das Haus immer noch vorhanden Bekannt ist auch eine Planung Feiles vom Mai 1927 fur den Um bzw Ersatzbau des Cafe Dauch am Dominikanerplatz 1 in Wurzburg der einen mehrgeschossigen nahezu ungegliederten wurfelformigen Flachdachbau mit einer Lochfassade zeigt Die Planung liess allerdings jede Rucksicht auf die pragende Umgebungsbebauung vermissen und wurde von Feile als aussichtslos schon am 21 Mai 1927 wieder zuruckgezogen 1927 beteiligte sich Feile an der Werkbund Ausstellung Die Wohnung mit der Siedlung am Weissenhof in Stuttgart die als Meilenstein des Neuen Bauens gilt Ein erster eigener Erfolg gelang Feile 1928 dann mit dem Doppelhaus Keesburgstrasse 29 29a im gleichnamigen Wurzburger Stadtteil Hier konnte auf einem Grundstuck seines kunftigen Schwiegervaters und Inhabers eines Stuckateurgeschaftes ein Flachdach Doppelhaus im Stil des Neuen Bauens errichtet werden ohne dass Konflikte mit dem Einfugen in die nahere Umgebung zu befurchten waren Eine Doppelhaushalfte erwarb unmittelbar nach Fertigstellung der Inhaber eines Wurzburger Kaufhauses der die farbliche Ausgestaltung dem Maler Carl Grossberg ubertrug Die andere Halfte bezog Feile mit seiner Familie selbst Das starke Interesse dass die offentliche Prasentation des neuen fur Wurzburg vollig ungewohnten Gebaudes im Oktober 1928 hervorrief die positive Wurdigung durch den Kunsthistoriker Werner Burmeister am 2 Oktober 1928 im Wurzburger Generalanzeiger sowie die Vorstellung durch den Kunsthistoriker Justus Bier in der Architekturfachzeitschrift Baumeister im Marz 1929 trugen zum Entschluss Feiles bei ein Siedlungsprojekt mit 27 Einfamilien und zwei Doppelhausern noch im gleichen Jahr zusammen mit seinem Kollegen aus den Wiener Jahren Walter Loos zu realisieren Feile grundete hierzu die Baugesellschaft Lerchenhain mbH und teilte sich mit einem Gesellschaftsmitglied die Geschaftsfuhrung Von der Stadt Wurzburg konnte im Juli 1929 ein circa 20 000 m grosses Areal im Stadtteil Frauenland erworben werden fur das Feile einen Bebauungsplan fertigte der in seiner Fassung vom August 1929 eine verdichtete Bebauung mit 31 sogenannten Typenhausern auf durchweg circa 400 m grossen Grundstucksparzellen vorsah Die Stadt Wurzburg als Tragerin der Planungshoheit bestand jedoch auf einer Reduzierung der Gebaudeeinheiten zugunsten einer aufgelockerteren Bebauung so dass der schliesslich im November 1929 beschlossene Bebauungsplan in der Fassung vom Oktober 1929 nur noch 22 Hauser vorsah und innerhalb eines Funfjahreszeitraums realisiert werden sollte Die Baugesellschaft errichtete 1929 1930 drei Musterhauser in unterschiedlicher Grosse im von der Keesburgstrasse abgehenden Lerchenhain Allen Haustypen gemeinsam war der neue von der herkommlichen Bauweise vollig abweichende Stil Einfache kubische Formen in verschiedenen Varianten glatte Wandflachen weisse Farbgebung Fensterentwicklung von innen nach aussen und vor allem die Flachdacher bildeten die baulichen Charakteristika der neuen Hauser Als Baumaterial dienten Bimshohlblocksteine Bimsdielenwande Beton und Massivdecken mit Eisenbetonbalken Die offentliche Prasentation der Musterhauser vom 17 September 1930 bis 1 Oktober 1930 erlebte einen unerwartet grossen Besucherandrang mit entsprechender Resonanz in der Lokalpresse Dem grossen Interesse an der Besichtigung dieser vollig anderen weissen Hauser folgte jedoch kein entsprechendes Kaufinteresse so dass Feile zwar weitere Haustypen planerisch entwarf aber keine weiteren Gebaude mehr verwirklichen konnte Letztlich ist es bei den drei Musterhausern geblieben 1 1930 richtete Feile sein Architekturburo als Erstmieter im sechsten Obergeschoss von Wurzburgs erstem Hochhaus Architekten Christoph Mayer und Franz Kleinsteuber in der Augustinerstrasse 9 ein Hier firmierte er erstmals als Architekt D W B Deutscher Werkbund in einem Gebaude das als gelungene Kompromisslosung zwischen modernem Bauen und den Anforderungen einer historischen Altstadtumgebung gelten kann Die Wahl dieses Gebaudes als Sitz seines Architekturburos war sicherlich auch programmatisch zu verstehen Aufgrund des finanziellen Misserfolges seiner konzipierten Flachdachhauser war es ihm jedoch nicht lange moglich die Buroraume zu halten so dass er diese Ende 1931 wieder verlassen musste Feile plante im privaten Auftrag noch weitere Flachdachhauser in Wurzburg Erhalten sind die Gebaude Steubenstrasse 4 6 und Judenbuhlweg 28 Das Baugesinnungsdiktat der seit 1933 neuen Machthaber in Deutschland wirkte sich zunehmend auch in Wurzburg aus Das Neue Bauen vor allem in der Form des Bauhauses wurde nun zumindest fur den Bereich des Wohnungsbaus als kulturbolschewistisch abqualifiziert Der Bebauungsplan fur die Lerchenhainsiedlung wurde so im Februar 1935 neu aufgestellt und in den Grundzugen der Planung massiv geandert Die Gebaude wurden als eingeschossige Giebelhauser mit steilem Satteldach im nun wieder offiziell favorisierten Heimatschutzstil festgesetzt Feile der seit Marz 1936 Mitglied der Reichskammer der Bildenden Kunste sowie zum 1 Mai 1937 der NSDAP beigetreten war Mitgliedsnummer 5 160 834 2 baute hinfort wieder herkommliche Gebaude wie etwa die Kaffeemuhlenhauser im Stadtteil Frauenland bevor er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde Bereits 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen kehrte er zu seiner zwischenzeitlich nach Bad Tolz umgezogenen Familie zuruck Ein Berufsverbot 1946 aufgrund seiner Parteimitgliedschaft wurde erst nach seiner Entnazifizierung aufgehoben Spater baute Feile wieder in Wurzburg neben einigen Umbauten und dem Wohnhaus Rottendorfer Strasse 1 das Kaufhaus Woolworth sowie die Kinos Bavaria und CC beide nicht mehr vorhanden Am 22 Oktober 1972 verstarb Peter Feile in Bad Tolz und wurde im Familiengrab beigesetzt Sein Name und Werk schien schon in Vergessenheit geraten zu sein als von Lokal und Architekturhistorikern in einer Werkschau im Wurzburger Kulturspeicher 2003 und einer Ausstellung im Haus der Architektur in Munchen 2005 wieder an Peter Feile als einem Avantgardearchitekten der 1920er Jahre erinnert und aufmerksam gemacht wurde Die vier noch erhaltenen weissen Hauser wurden inzwischen unter Denkmalschutz gestellt Auszug aus der Liste der bayerischen Baudenkmaler fur die Stadt Wurzburg nbsp Arch Peter Feile Wurzburg Keesburgstrasse 29 29a 49 47 N 9 57 O 49 77936 9 94764Keesburgstrasse 29 29a Doppelwohnhaus dreigeschossiger gestufter Flachdachbau Neue Sachlichkeit 1928 von Peter Feile Lerchenhain 2 Villa dreistufiges Terrassenhaus mit Flachdach Neue Sachlichkeit 1930 von Peter Feile Lerchenhain 4 Villa dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Treppenhausturm Neue Sachlichkeit 1930 von Peter Feile Lerchenhain 5 Villa dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Dachaufsatz Neue Sachlichkeit 1930 von Peter FeileLiteratur BearbeitenSuse Schmuck Von Kistenhausern und Flachdachern Peter Feile und das Neue Bauen in Wurzburg In Tradition und Aufbruch Wurzburg und die Kunst der 1920er Jahre Wurzburg 2003 ISBN 3 8260 2763 9 Die Lerchenhainsiedlung Heft 2 der Heiner Reitberger Stiftung Wurzburg 2002 ISBN 3 87717 810 3 Heiner Reitberger Das alte Wurzburg Wurzburg 1977 Justus Bier Die Siedlung Lerchenhain in Wurzburg von Peter Feile und Walter Loos In Der Baumeister Heft 12 1931 Bettina Kess Kunstleben und Kulturpolitik in der Provinz Wurzburg 1919 bis 1945 Veroffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte Wurzburg 2001Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peter Feile Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Peter Feile In archINFORM Foto der Lerchenhainsiedlung Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Guido Harbers Das freistehende Einfamilienhaus von 10 30000 Mark und uber 30000 Mark Callwey Munchen 1932 S 18 19 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8451121Normdaten Person GND 121598039 lobid OGND AKS VIAF 13168348 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Feile PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Vertreter des Neuen Bauens GEBURTSDATUM 12 Januar 1899GEBURTSORT WurzburgSTERBEDATUM 22 Oktober 1972STERBEORT Bad Tolz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Feile amp oldid 235990304