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Pericyclische Reaktionen sind chemische Reaktionen bei denen die Bindungsverhaltnisse durch eine konzertierte Verschiebung von Elektronen verandert werden ohne dass radikalische oder ionische Zwischenstufen auftreten Die dabei durchlaufenen Ubergangszustande sind cyclischer Natur Die wichtigsten pericyclischen Reaktionen sind elektrocyclische Reaktionen Cycloadditionen sigmatrope Umlagerungen Cheletrope ReaktionenInhaltsverzeichnis 1 Systematik 2 Reaktionen 2 1 Elektrocyclische Reaktionen 2 2 Cycloadditionen 2 2 1 Cheletrope Reaktionen 2 3 Sigmatrope Umlagerungen 3 Konzept des aromatischen Ubergangszustandes 4 EinzelnachweiseSystematik BearbeitenEs existieren insgesamt vier Konzepte zur Klarung der Reaktivitat von pericyclischen Reaktionen Orbitalkorrelationsdiagramme nach Robert Burns Woodward und Roald Hoffmann 1 Methode des obersten besetzten Orbitals nach Robert Burns Woodward und Roald Hoffmann Grenzorbitalmethode nach Kenichi Fukui 2 Konzept der aromatischen Ubergangszustande nach M J S Dewar H Zimmerman und H EvansDie Grenzorbitalmethode eignet sich nur zur Klarung bi oder hohermolekularer Reaktionen Orbitalkorrelationsdiagramme und die Methode des obersten besetzten Orbitals nur fur monomolekulare oder intramolekulare Reaktionen Das Konzept des aromatischen Ubergangszustandes ist allgemein gultig Hierbei erfolgt die Stabilisierung im cyclischen Ubergangszustand in der Regel uber 3 Elektronenpaare Sechselektronen Reaktionen lassen sich uber ein Sechszentren oder Funfzentren Modell mit einem nichtbindenden Elektronenpaar beschreiben wobei die s Bindungen als reagierendes Spezies fungieren Daneben gibt es noch weitere pericyclische Systeme wie beispielsweise Dreizentren Zweielektronen Systeme oder Zehnelektronen Systeme 3 Reaktionen BearbeitenElektrocyclische Reaktionen Bearbeiten Bei elektrocyclischen Reaktionen kommt es zu Ringschlussen zwischen den Enden eines linearen konjugierten p displaystyle pi nbsp Systems zum Beispiel 1 3 Butadien Auch langerkettige oder substituierte konjugierte Systeme reagieren in dieser Art Es gibt zwei Moglichkeiten des Ringschlusses Entweder konrotatorisch oder disrotatorisch Im ersten Fall drehen sich die Substituenten an den terminalen C Atomen in die gleiche Richtung wahrend der Bildung der neuen Bindung im letzten Fall in entgegengesetzte Richtung Eine Erklarungsmoglichkeit sind Orbitalkorrelationsdiagramme Man stellt hierfur alle bindenden und antibindenden Molekulorbitale von Edukt und Produkt in energetischer Reihenfolge dar Dann korreliert man Orbitale gleicher Symmetrie von Edukt und Produkt miteinander Ist es moglich nur bindende und nur antibindende Orbitale zu korrelieren ist der Vorgang thermisch erlaubt und die Reaktion kann stattfinden Da die Reaktion konzertiert ablaufen soll konnen dann aus den Eduktmolekulorbitalen kontinuierlich Produktmolekulorbitale entstehen Sollte eine Korrelation von einem oder mehreren bindenden mit antibindenden Orbitalen vorkommen ist die Reaktion thermisch verboten und findet nicht statt Jedoch ist die Reaktion dann photochemisch moglich denn ein angeregter Zustand besitzt eine andere Orbitalsymmetrie Fur den disrotatorischen Prozess haben die Produktmolekulorbitale eine andere Symmetrie als bei einem konrotatorischen Prozess Es zeigt sich dass beispielsweise die Cyclisierung von Butadien zu Cyclobuten unter thermischen Bedingungen nur konrotatorisch moglich ist Zum gleichen Ergebnis kommt man mit der Methode des obersten besetzten Orbitals Man betrachtet die Vorzeichen bzw die Symmetrie des HOMO des Edukts Man sucht die Drehung der Orbitallappen die zu einer konstruktiven Uberlappung fuhren wurden also man dreht so dass sich Lappen mit gleichem Vorzeichen treffen Auch hier gilt dass man photochemisch zum entgegengesetzten Ergebnis kommt weil der angeregte Zustand eine Knotenebene mehr im HOMO hat und damit genau die entgegengesetzte Symmetrie Bei der Cycloheptatrien Norcaradien Umlagerung ist die Lage des Gleichgewichtes von der Natur des Atoms bzw der Gruppe X abhangig 4 nbsp Cycloadditionen Bearbeiten Bei Cycloadditionen kommt es zu einem Ringschluss durch die Verknupfung der Enden zweier p displaystyle pi nbsp Systeme Man unterscheidet grundsatzlich zwischen einer suprafacialen Annaherung der Edukte aneinander und einer antarafacialen Annaherung Im ersten Fall findet die Addition durch den Reaktanten auf derselben Seite des Substrates statt im letzten Fall wird eine Bindung auf der einen und eine auf der anderen Seite des Substrates gebildet Derartige Antara Additionen sind sterisch sehr ungunstig sodass im Allgemeinen nur Supra Additionen stattfinden Ein klassisches Beispiel fur eine suprafaciale Cycloaddition ist die Diels Alder Reaktion Solche Reaktionen konnen mit der Grenzorbitalmethode erklart werden Man betrachtet hierbei das LUMO des einen Reaktanten und das HOMO des anderen Um die Stereochemie und die Moglichkeit der Reaktion voraussagen zu konnen nahert man die Reaktanten so an dass es zu einer konstruktiven Uberlappung der entsprechenden Grenzorbitale kommt d h Orbitallappen mit gleichem Vorzeichen mussen uberlappen Ist dies moglich so findet die Reaktion unter thermischen Bedingungen statt ansonsten ist Photochemie vonnoten Cheletrope Reaktionen Bearbeiten Sie sind ein Sonderfall der Cycloadditionen bei denen die neu geknupften Bindungen vom selben Atom ausgehen Beispielhaft ist dies die Addition von Carbenen an Doppelbindungen Auch diese Reaktionen sind uber die Grenzorbitalmethode nachvollziehbar Sigmatrope Umlagerungen Bearbeiten Sigmatrope Umlagerungen sind Reaktionen bei denen es intramolekular zur Losung einer s displaystyle sigma nbsp Bindung kommt die an einer anderen Stelle wiederhergestellt wird Ein Beispiel fur eine sigmatrope Umlagerung ist die Cope Umlagerung Diese Reaktionen werden mit der Methode des obersten besetzten Orbitals erklart da es hier nur zu Wechselwirkungen zwischen den HOMOs der wandernden Gruppe und des Restgerustes kommt Die Stereochemie ist somit von der Symmetrie der beteiligten Orbitale abhangig Abhangig von der Zahl der Knoten im Molekulorbital des theoretisch intermediar auftretenden Polyenylradikals findet die Wasserstoffverschiebung suprafacial oder antarafacial statt Je nachdem mit welchen Orbitalhalften das s Orbital des Wasserstoffs konstruktiv uberlappen kann Sollte eine Kohlenstoffgruppe wandern so sind theoretisch beide Wege moglich da das p Orbital am Kohlenstoff zwei Lappen mit entgegengesetztem Vorzeichen besitzt Somit konnen Kohlenstoffverschiebungen unter Retention der Konfiguration verlaufen wenn nur eine Orbitalhalfte der wandernden Gruppe beteiligt ist oder unter Konfigurationsinversion wenn beide Orbitalhalften beteiligt sind Im Allgemeinen ist die antarafaciale Kohlenstoffverschiebung aber geometrisch sehr ungunstig sodass es bei unterschiedlichen Vorzeichen am Ende des Polyenylradikals zur antarafacialen Umlagerung unter Konfigurationsinversion und bei gleichem Vorzeichen zur suprafacialen Umlagerung unter Konfigurationsretention kommt Kohlenstoffverschiebungen sind jedoch aufgrund der hohen Masse der wandernden Gruppe sehr selten und die Wasserstoffverschiebung wird bevorzugt Konzept des aromatischen Ubergangszustandes BearbeitenWenn der Ubergangszustand einer pericyclischen Reaktion der Topologie eines Huckel Aromaten sehr nahekommt und die Anzahl der beteiligten Elektronen denen eines Aromaten entspricht so ist die Reaktion thermisch erlaubt Weiterhin fuhren auch mobiusaromatische Ubergangszustande zu thermisch erlaubten Reaktionen In letzteren kommt es zu einer ungeraden Anzahl von Phasenumkehrungen im obersten besetzten Orbital Huckelaromatische Ubergangszustande besitzen dagegen keine oder eine gerade Anzahl von Phasenumkehrungen Zusammenfassend lasst sich feststellen Wenn die Summe aus der Anzahl der an der Reaktion beteiligten Bindungen und der Anzahl der Phasenumkehrungen im Ubergangszustand eine ungerade Zahl ergibt so ist die Reaktion thermisch erlaubt Die Phasenumkehrungen bestimmen die Topologie des Ubergangszustandes und damit die Stereochemie der Reaktion Siehe auch Macrophomat SynthaseEinzelnachweise Bearbeiten R B Woodward Roald Hoffmann The Conservation of Orbital Symmetry In Angewandte Chemie International Edition Band 8 Nr 11 1969 S 781 853 doi 10 1002 anie 196907811 Kenichi Fukui The Role of Frontier Orbitals in Chemical Reactions Nobel Lecture In Angewandte Chemie International Edition Band 21 Nr 11 1982 S 801 809 doi 10 1002 anie 198208013 James B Hendrickson Die Vielfalt thermischer pericyclischer Reaktionen In Angewandte Chemie Band 86 Nr 2 1974 S 71 100 doi 10 1002 ange 19740860203 Ulrich Luning Organische Reaktionen 2 Auflage Elsevier GmbH Munchen 2007 S 169 ISBN 978 3 8274 1834 0 Normdaten Sachbegriff GND 4173761 1 lobid OGND AKS LCCN sh2006006618 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pericyclische Reaktion amp oldid 202182943