www.wikidata.de-de.nina.az
Das Pathologische Institut Konigsberg bestand von 1865 bis 1944 Der Neubau des Pathologisch Pharmakologischen Instituts wurde 1890 bezogen und 1944 durch Kriegseinwirkung zerstort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Instituts 2 Unitarismus Dualismus Streit 3 Das Universitatsgebaude und seine Ausstattung 4 Erstveroffentlichungen aus dem Institut 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte des Instituts BearbeitenErster Institutsleiter war Friedrich von Recklinghausen 1833 1910 In der Chirurgischen Klinik wurde ihm ein mehr als bescheidener Raum fur das neue Spezialfach eingerichtet 1 Bis dahin war die Pathologische Anatomie durch die Physiologen Hermann von Helmholtz 1821 1894 und Wilhelm von Waldeyer 1836 1921 vertreten Friedrich von Recklinghausen blieb nur ein Jahr in Konigsberg Nachfolger wurde Ernst Christian Neumann 1834 1918 Sohn des Physikers Franz Ernst Neumann 1798 1895 Er grundete uber zwei Generationen bis zu seiner Emeritierung 1903 die Neumann Schule der Hamatologie 2 und 3 in der am 10 Oktober 1868 erstmals das Knochenmark als Blutbildungsorgan mit seiner pluripotenten Blutstammzelle beschrieben wurde nbsp Erstveroffentlichung 1868 Knochenmark ist das BlutbildungorganDrei Tage nach der Erstveroffentlichung prazisierte Neumann als Institutsleiter im Helmholtz schen Verein fur wissenschaftliche Heilkunde seine Vorstellungen von der extrauterin vorhandenen in sich regenerationsfahigen Lymphoiden Markzelle der spater 1912 von ihm umbenannten pluripotenten grosslymphozytaren Stammzelle 4 Zu dem Ruf des Instituts trugen Max Askanazy 1865 1940 Paul von Baumgarten 1848 1928 Georg Rosenow 1886 1985 bei sowie weitere 54 Assistenten 54 Dissertationen darunter Ludwig Pick 1868 1944 Von den Wissenschaftlern des Instituts wurde von Anbeginn vergl Referat 13 Oktober 1868 die Hypothese aufgestellt dass alle Blutzellen der verschiedenen Blutzellreihen von einer auch extrauterin sich standig aus dem Knochenmarkparenchym entwickelnden pluripotenten Stammzelle abstammen Unitarismus 5 6 Die weiteren Institutsleiter waren Rudolf Beneke 1861 1946 von 1903 bis 1906 Friedrich Henke 1868 1943 von 1906 bis 1911 Carl Kaiserling 1862 1942 von 1913 bis 1935 und Karl Krauspe 1895 1965 von 1935 bis 1944 Sie setzten die Konigsberger Schule der Hamatologie Unitarismus konsequent fort Daneben bearbeiteten sie die Themenbereiche der Thrombose und Embolie Beneke Infektionskrankheiten Diphtherie Appendicitis und der durch Streptokokken bedingten Tonsillitis Henke und die Konigsberger Haffkrankheit 7 Krauspe Unitarismus Dualismus Streit BearbeitenEin europaweiter Meinungsstreit bezog sich auf die Entwicklung der Hamatopoetischen Stammzelle Die Wissenschaftler am Konigsberger Pathologischen Institut vertraten den Unitarischen Standpunkt der besagte dass samtliche Formen derselben Leukozyten auf eine gemeinschaftliche auch extrauterin stets vorhandene Stammzelle zuruckzufuhren sei 8 Diese Meinung wurde von Alexander Maximow in St Petersburg Max Askanazy Genf sowie Artur Pappenheim Berlin in der von ihm gegrundeten Berliner Hamatologischen Gesellschaft 1908 ubernommen Die Geschichte lief zugunsten des Nobelpreistragers Paul Ehrlich 1854 1915 des Wiener Wilhelm Turk 1871 1916 und von Otto Naegeli 1871 1938 aus der Schweiz Zur Schlichtung des Streits wurde 1912 vom Konigsberger Pathologischen Institut die Erforschung einer Reinkultur von Stammzellen vorgeschlagen Vielleicht wird eine endgultige Entscheidung erst moglich sein wenn es gelungen sein wird mit den farblosen Blutzellen dasselbe Experiment anzustellen welches Robert Koch mit den Bakterien auszufuhren lehrte namlich die einzelnen Zellen zu isolieren und ihre Lebensvorgange in einer Reinkultur langere Zeit hindurch in vitro zu verfolgen 9 Dazu war die Zeit noch nicht reif so dass das Konigsberger Pathologische Institut mit dem Ende der Berliner Hamatologischen Gesellschaft 1908 ganz besonders nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geriet 10 Erst nach uber 100 Jahren konnte die Existenz einer nach der Geburt sich stets regenerierenden Knochenmark Stammzelle durch eine Zuchtung von Stammzellen in einer Knochenmarkkultur bestatigt werden 11 Das Universitatsgebaude und seine Ausstattung Bearbeiten nbsp Hamatopoetische Stammzelle 1874 im Nativpraparat in der embryonalen Leber resp im postembryonalen Knochenmark1888 bis 1890 wurde ein Neubau fur das Pharmakologische und das Pathologische Institut in der Kopernikusstrasse 3 4 errichtet Das Institut wurde mit einigen guten Mikroskopen ausgestattet Das Nativpraparat 12 wurde zur gangigsten Untersuchungsmethode 13 Mit einem Schraubstock ausgepresste Zellen des Knochenmarksaftes bzw des Saftes der embryonalen Leber wurden sofort im lebenden Zustand mikroskopisch untersucht denn nach Institutsmeinung veranderten chemische Einwirkungen Farbe die Zellkerne und das Zytoplasma 14 Es sind Zeichnungen aus dem Jahr 1874 erhalten in denen die Differenzierung von den Vorlauferzellen der Erythroblasten uber junge kernhaltige rote Blutzellen dargestellt ist Carl Kaiserling stattete das Institut mit hochmoderner Technik aus z B mit einem Gefriermikrotom der Luminiszenz Mikroskopie zur Untersuchung von Tuberkelbakterien Auch wurden neueste Apparate fur fotografische mikro und makroskopische Projektionen mit Spektrografie zum Thallium Nachweis im Gewebe angeschafft 15 nbsp Erythrozytopoese von der hamatopoetischen Vorlauferzelle zum Erythroblasten Nativpraparat Rudolf Beneke baute 1903 einen neuen Demonstrationssaal aus der zwei Obduktionstische besass Vor dem Zweiten Weltkrieg verschob man alle Antrage auf bessere Zeiten Die Zerstorung des Instituts durch einen Luftangriff am 31 August 1944 vernichtete einen grossen Teil aller dort geleisteten Arbeit insbesondere die wertvolle Praparatesammlung 16 Erstveroffentlichungen aus dem Institut Bearbeiten nbsp Die mesenchymale grosslymphozytare Stammzelle in der embryonalen Leber resp zeitlebens im Knochenmark1868 Extrauterin existierende in sich regenerationsfahige Lymphoide Markzelle im Knochenmark bzw Lymphoide Zelle in der embryonalen Leber fur die Erythrozytopoese 1870 Knochenmarkbedingte Myelogene Leukamie mit Charcot Neumann Leyden Kristallen 1878 Leukozytopoese im Knochenmark bzw der embryonalen Leber und Milz 1888 Extrahepatische Bilirubinbildung Pathol Ikterusformen Physiologischer Ikterus neonatorum N82 N83 1888 Exklusionsgesetz der Hamoglobinabkommlinge Hamosiderin Neumann im lebenden Organismus Hamatoidin als Pigmentsymbol der Nekrose N82 1890 Blutbildung im postpartal neugebildeten Knochenmark N87 vergl UnitarismusZu den Erstveroffentlichungen durfen auch die zeichnerischen Darstellungen des 1869 von Ernst Neumann beschriebenen Nativpraparates gelten Ohne chemische Zusatze wurde das ausgepresste Sekret meistens Knochenmarksaft zwischen zwei feine Glasscheiben im Mikroskop begutachtet Dabei beschrieb Neumann 1874 die Lympoide Markzelle heutige Hamatogene Stammzelle mit ihrem Ubergang zum hamoglobinhaltigen noch kernhaltigen Erythrobasten in der embryonalen Leber resp dem postembryonalen Knochenmark 17 Die weitere Abbildung zeigt die Erythrozytopoese nach der hamatopoetischen Stammzelle uber die schon hamoglinhaltige Vorlauferzelle zum noch kernhaltigen Erythroblasten Die 3 Nativpraparat Abbildung mit der Grosslymphozytaren Stammzelle stammt aus dem Jahr 1914 mit besserer Auflosung 18 Hierbei interessiert die Nr 4d Dieser Zelle setzte Neumann Essigsaure hinzu so dass die Zelle nicht mehr im lebenden Zustand beobachtet werden konnte und das Hamoglobin sich nicht darstellte Fur Neumann war dies der Beweis dass man Entwicklungsprozesse an Zellen nur im Nativpraparat und ohne Farbstoffzusatze beobachten darf Letztendlich fuhrte diese Ansicht auch zur Durchsetzung des Unitarischen Standpunktes gegenuber dem Dualismus Weitere Ergebnisse aus dem Pathologischen Institut 1 Die Erstbeschreibung der Histologie des Knochenmarkgewebes darunter das Neumann Gesetz der zentripetalen Entwicklungsrichtung der Fettmarksubstitution 2 Die embryonale Blutbildung im Knochenmark in der embryonalen Leber und Milz 3 Beitrage zur Perniziosen Anamie 4 Fibrinoide Degeneration und Fibroblasten beim Entzundungsprozess N74 1880 und N92 1896 5 Beschreibung des Pigments der braunen Lungeninduration N101 1900 6 Erkennung der Regenerationsfahigkeit des Muskels Neumann Muskelknospen 7 Neumann Nervenentwicklungsgesetz N103 1901 Regeneration periferer Nerven nach Kontinuitatstrennung am Pathologischen Institut Konigsberg Buzmann 2003 8 Neumann Zahnscheiden Neumann 1863 9 Neumann Tumor kongenitale Epulis N50 1871 Literatur BearbeitenBernard Cl E Neumann Konigsberg Du role de la moelle des os dans la formation du sang Oct 1868 In Memoire presentee par M Claude Bernard a l Academie des sciences de Paris 1869 Comptes rendue des sceances de l Academie des Sceances de Paris Tome 68 Nr 19 1869 Boroviczeny K G v et al Einfuhrung in die Geschichte der Hamatologie Georg Thieme Verlag Stuttgart 1974 Klinger Y Uber die Entdeckung der hamatopoetischen Funktion des Knochenmarks und das Postulat der Stammzelle Dissertation aus der Medizinischen Klinik der Ruhr Universitat Bochum 1992 Neumann E Uber die Bedeutung des Knochenmarks fur die Blutbildung Centralblatt fur die Med Wissenschaft 44 1868 689 Neumann E Uber die Bedeutung des Knochenmarks f d Blutbildung Ein Beitrag zur Entwicklungsgesch der Blutkorperchen Archiv f Heilkunde 10 1869 68 102 Wagners Archiv Neumann E Ein Fall von Leukamie mit Erkrankung des Knochenmarks Anhang Salkowski Chemische Untersuchungen des leukamischen Markes 28 7 69 Archiv der Heilkunde Wagners Archiv Bd XI 1871 S 1 15 Neumann E Neue Beitrage zur Kenntnis der Blutbildung E Wagners Archiv der Heilkunde Bd XV 1874 mit Abb Nativpraparat von dem kernhaltigen roten Blutzelle bis zum kernlosen Erythrozyten Blut und Pigmente S 63 92 Neumann E Das Gesetz uber die Verbreitung des gelben und roten Knochenmarks Centralblatt fur die Med Wissenschaft 18 1882 S 321 323 Neumann E Uber die Entwicklung roter Blutkorperchen im neugebildeten Knochenmark Virchows Archiv Bd 119 1890 Blut und Pigmente S 201 211 Neumann E Hamatologische Studien III Leukozyten und Leukamie Virch Arch 207 1912 S 379 412 Neumann E Blut und Pigmente Jena Gustav Fischer 1917 BP Seiten Zahlen Neumann Redlin von Meding E Der Pathologe Ernst Neumann 1834 1918 und sein Beitrag zur Begrundung der Hamatologie im 19 Jahrhundert Demeter Verlag 1987 H Neumann H Klinger Y Knochenmark und Stammzelle Der Kampf um die Grundlagen der Hamatologie Blackwell Wissenschaft Ex libris Roche Bd 1 1994 Neumann Redlin von Meding E Ernst Chr Neumann 1834 1918 Die Beschreibung der funktionellen Morphologie des Knochenmarks am Pathologischen Institut Konigsberg und dessen Einfluss auf die Hamatologie des 19 Jahrhunderts in Jahrbuch der Albertus Univ Konigsberg Bd 29 1994 425 437 und Hrsg Rauchning D et al Die Albertus Universitat zu Konigsberg und ihre Professoren Duncker u Humblot Berlin 1995 Schinck Peter Ernst Neumann als Begrunder der Hamatologie Dissertation am Pathologischen Institut in Konigsberg Prof Kaiserling 1920 Peters Oleg Heino Schmieden Leben und Werk des Architekten und Baumeisters 1835 1913 Lukas Verlag Berlin 2016 Darin August Stuler erbaute 1862 das neue Universitatsgebaude am Paradeplatz Konigsberg und von 1888 90 das Pathologische und Pharmakologische Institut S 310 Tavassoli M Yoffey J M Bone Marrow Structure and Function Alan R Liss Inc 1983 New York Virchow R Stellungnahme gegen das Knochenmark als Blutbildungsorgan In Cellularpathologie 4 Aufl 1871 S 214Weblinks BearbeitenHamatopoetische Stammzelle http www franz neumann stiftung net Pahologisches Institut Koenigsberg html http www ernst neumann koenigsberg de index htmlEinzelnachweise Bearbeiten Scholz H Arzte in West und Ostpreussen Holzner Verlag Wurzburg 1970 Askanazy M Ernst Neumann Verh dt Path Ges 28 1935 S 363 372 Rutisheimer E Necrologica Max Askanazy Schweiz Zeitschr f Allgem Path und Bakteriologie Basel 4 1941 174 176 Vortragstext vor dem Verein fur Wissenschaftliche Heilkunde am 13 Oktober 1868 Lymphoide Markzelle ist die Ursprungszelle der Erythropoese Askanazy Max Neumann legt am Frosch dar dass diese Stammzellen die Lymphozyten im weiteren Sinne des Wortes d h die ungefarbten Parenchymzellen des Blutbildungsgewebes zuzurechnen sind Von dem Endothel oder den Retikulumzellen ist also nicht die Rede Vortrag in Genf 1935 abgedruckt in den Verh dt Gesell f Pathol Bd 28 1935 S 369 The Institut of Koenigsberg E Neumann and Turin G Bizzozero reported observations and drew conclusions that were so revolutionary that they were not accepted Wintrobe M Hematology the Blossoming of a Science a Story of Inspiration and Effort Lea amp Febiger Philadelphia 1985 The beginning of Stem Cell research can be dated back to Ernst Neumann who was appointed professor of pathology at the University of Koenigsberg in 1868 He described in a preliminary communication the presence of nucleated red blood cells in bone marrow BM saps Abb 2 Neumann concluded in his subsequent papers that during postembryonic life erythropoiesis and leukopoiesis are taking place in the BM On the basis of his observations Neumann was the first to postulate the BM as blood forming organ with a common SC for all hematopoietic cells Zech N H Shkumatov A Koestenbauer S Die magic behind stem cells Journal of Assisted Reproduction and Genetics Vo 24 Nr 6 2007 208 214 Krauspe C Ernst Neumann Das Pathologische Institut Konigsberg In Die ostpreussische Arztfamilie Osterrundbrief 1969 S 15 ff Neumann E Hamatologische Studien III Leukozyten und Leukamie Virch Arch 207 1912 S 379 412 Neumann E Hamatologische Studien III Leukozyten und Leukamie Virch Arch 207 1912 S 379 412 Voswinckel Peter 50 Jahre Deutsche Gesellschaft fur Hamatologie und Onkologie Wurzburg 1987 Fauser A A et al Cytotoxic T cell clones derived from pluripotent stem cells CFU GEMM of patients with Hodgkins Lymphoma Blood 60 Nr 6 1982 S 1317 1320 Neumann E Uber die Bedeutung des Knochenmarks f d Blutbildung Ein Beitrag zur Entwicklungsgesch der Blutkorperchen Archiv f Heilkunde 10 1869 68 102 Wagners Archiv Gutzeit R Das Pathologische Institut der Albertina zur Zeit Ernst Neumanns Jahrbuch der Albertus Universitat Bd II Gottinger Arbeitskreis Dikreiter Verlagsges GmbH Freiburg Frankfurt 1952 S 253 254 Scholz H Arzte in West und Ostpreussen Holzner Verlag Wurzburg 1970 Scholz H Arzte in West und Ostpreussen Holzner Verlag Wurzburg 1970 Scholz H Arzte in West und Ostpreussen Holzner Verlag Wurzburg 1970 E Neumann Neue Beitrage zur Kenntnis der Blutbildung In E Wagners Archiv der Heilkunde Band XV 1874 Abb 6fss mit Ubergang zur Erythroblasten 6fa E Neumann Neuer Beitrag zur Kenntnis der embryonalen Leber In Arch f mikr Anat Band 85 Abt I 1914 S 480 520 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pathologisches Institut Konigsberg amp oldid 231318870