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Parastrachia ist eine Gattung der Wanzen mit zwei bekannten Arten die beide in Ostasien leben Die Gattung ist bemerkenswert durch die Brutfursorge des Weibchens fur seinen Nachwuchs Parastrachia Systematik Ordnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Wanzen Heteroptera Teilordnung Pentatomomorpha Familie Corimelaenidae Unterfamilie Parastrachiinae Gattung Parastrachia Wissenschaftlicher Name der Unterfamilie Parastrachiinae Schaefer Dolling amp Tachikawa 1988 Wissenschaftlicher Name der Gattung Parastrachia Distant 1883 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Okologie und Lebensweise 3 1 Soziale Lebensweise 3 2 Endosymbionten 3 3 Phoretische Nematoden 4 Taxonomie und Phylogenie 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenEs handelt sich um relativ grosse Wanzen mit einer Korperlange von 15 bis 18 Millimeter und einer Breite von 8 bis 10 Millimeter mit auffallender roter und schwarzer Warnfarbung Der Korperumriss ist oval der Kopf etwas in das vorn ausgerandete Pronotum eingezogen Der Korper ist uberwiegend leuchtend rot die funfgliedrigen Antennen der Saugrussel und die Beine schwarz Als schwarze Zeichnungselemente finden sich ein Mittelfleck auf dem Pronotum das lange spitz zulaufende Scutellum mit Ausnahme der Spitze und ein Teil des anschliessenden Clavus ein runder schwarzer Punkt auf dem Corium der Hemielytren Die Beine sind stabformig mit im Querschnitt runden Tibien und schwach beborstet nicht wie bei den Erdwanzen zu Grabbeinen umgestaltet Die Huften Coxen der Beine tragen auf der Innenseite eine Reihe einfacher Borsten diese sind vermutlich homolog zu den Borstenkammen der anderen Erdwanzen im weiteren Sinne Die Membran des Vorderflugels weist basal eine Reihe grosser Zellen auf Im Hinterflugel sind Intervannaladern nicht mit der Flugelbasis verbundene Adern in einem durch Faltungslinien begrenzten Feld vorhanden diese sind untereinander nicht verbunden Ein Hamus eine von der Media abgeleitete frei hakenformig endende Ader fehlt Das von den Flugeln bedeckte Dorsum des Abdomens lasst sieben Terga erkennen diese sind weitgehend weichhautig und desklerotisiert Verbreitung BearbeitenParastrachia nagaensis lebt im Westen von China bis nach Nordost Indien und wurde 2007 auch in Laos nachgewiesen 1 dies ist die Sudgrenze der Verbreitung Sie kommt fast nur in Gebirgen vor in Meereshohen etwa zwischen 500 und 3500 Meter Parastrachia japonensis ist ostlich davon verbreitet sie lebt im Suden Chinas von Guizhou nordlich bis zum Qin Ling und im Suden von Japan Die Arten kommen nicht sympatrisch vor wesentliche Unterschiede in den okologischen Anspruchen konnten anhand des Verbreitungsbildes nicht ermittelt werden 2 Okologie und Lebensweise Bearbeiten source source source source Mutterliche Fursorge wahrend des Schlupfvorgangs bei Parastrachia japonensis Beide Arten sind pflanzensaugend phytophag Die Biologie von P nagaensis ist daruber hinaus fast unbekannt P japonensis saugt ausschliesslich an den herabgefallenen Fruchten von Schoepfia Arten in Japan und vermutlich auch in China an Schoepfia jasminodora japanisch Boroboro no ki des einzigen japanischen Vertreters der artenreichen Gattung Schoepfia und der Familie Oleaceae Sie ist sonnenmeidend und lebt in Waldern bevorzugt jungerem Sekundarwald in der kollinen Hohenstufe wahrend die Nahrungspflanze eigentlich sonnige Standorte bevorzugt Sie kommt deshalb fast nur an Baumen unter eigentlich marginalen ungunstigen Standortbedingungen vor Bei hohen Temperaturen wird sie inaktiv Sommerruhe oder Astivation Sie ist sowohl bei der Astivation wie bei der Uberwinterung gesellig und bildet manchmal Ansammlungen aus Hunderten von Individuen die aufgrund der roten Warntracht sehr auffallend sind vergleichbar den Aggregationen der Feuerwanze denen die Tiere farblich ausserst ahnlich sehen Sie sitzen dabei entweder am Boden oder in niedriger Vegetation niemals auf dem Wirtsbaum selbst Zum Uberwintern ziehen sich die Aggregationen manchmal in den Boden oder unter Streu zuruck Einige Tiere werden aus unbekannten Grunden im ersten Jahr gar nicht aktiv Sie verbleiben bis zum nachsten Fruhjahr in Ruhephase werden also erst im zweiten Jahr aktiv sie kommen dabei fast zwei Jahre ohne jede Nahrungsaufnahme aus Die Paarung erfolgt im April anschliessend sterben die Mannchen Nur diese zeigen vorher Flugaktivitat Die Eier werden im Boden unter der Nahrungspflanze abgelegt Soziale Lebensweise Bearbeiten Aufbauend auf Beobachtungen von Shuji Tachikawa und Carl W Schaefer das weibliche Wanzen die Nahrungsfruchte umhertragen wurde entdeckt dass Weibchen von Paratrachia japonensis ihre Nachkommen mit Nahrung versorgen 3 Dabei handelt es sich um ein Verhalten das innerhalb der Wanzen bisher einmalig geblieben ist Ein Weibchen legt seine etwa 100 Eier in eine kleine selbst gegrabene Erdhohle ab Das Weibchen kann die zusammenklebende Eimasse bei Bedrohung mit dem Saugrussel aufnehmen und wegtragen Die Larven leben gemeinsam in diesem Nest das vom Weibchen aggressiv gegen mogliche Fressfeinde verteidigt wird Die Larven ernahren sich zunachst nicht von Fruchten sondern von anderen Eiern Aus einem grossen Anteil der Eier schlupft nicht nach etwa 18 Tagen eine Nymphe aus sondern diese bleiben unverandert liegen und werden nach und nach ausgesaugt Solche nur der Ernahrung dienenden Eier werden trophische Eier genannt vom griechischen Verb trophein sich ernahren 4 Wahrenddessen und spater werden Schoepfia Fruchte aus bis zu 15 Meter Entfernung von der Mutter ins Nest getragen die Fruchte sind etwa 1 bis 2 Zentimeter gross und wiegen uberschlagig etwa das Dreifache der Wanze Es werden sorgfaltig besonders geeignete Fruchte des richtigen Reifegrads ausgewahlt die sie am Geruch und an der Farbe erkennt an geringwertigen Fruchten ist keine Entwicklung der Nymphen moglich Egal wie gewunden der Hinweg war kann das Weibchen in gerader Linie zum Nest zuruckkehren 5 Sie orientiert sich beim Heimfinden unter anderem am Muster der Helligkeit das durch Lucken im Kronendach erzeugt wird 6 Sie ist Tag und Nacht aktiv unabhangig vom Wetter Die Mutter besitzt einen besonderen durch Stridulation erzeugten Ton der die Nymphen zur Nahrung lockt 7 Die Nymphen verlassen das Nest fruhestens im dritten Stadium sie verbleiben aber manchmal bis zum funften letzten Stadium darin wenn die Mutter ungewohnlich erfolgreich beim Sammeln war Die Nymphen bleiben auch spater aggregiert Die imaginalen Wanzen mussen nach der Hautung zur Imago ca neun Monate weitgehend ohne Nahrungsversorgung uberdauern bis im nachsten Fruhjahr wieder Fruchte von Schoepfia gebildet werden Die Provisionierung des Nestes wird als mogliche Anpassung an den unregelmassigen unvorhersagbaren Fruchtfall von Schoepfia gedeutet 3 Die wenigen weit verstreut am Boden liegenden geeigneten Fruchte sind fur die kleinen Nymphenstadien nur sehr schwer erreichbar sie wurden fur die Suche erhebliche Energie aufwenden mussen Endosymbionten Bearbeiten Wie die meisten pflanzensaugenden Wanzen besitzt auch Parastrachia japonensis endosymbiotische Bakterien im Darm 8 Diese sitzen in Ausbuchtungen Krypten des Mitteldarms Die Hauptaufgabe des Symbionten ist das Recycling von Harnsaure wahrend der Ruheperioden ohne Nahrungsaufnahme Durch Antibiotikagaben sterilisierte Wanzen wiesen in dieser Zeit eine sehr hohe Mortalitat auf Das zu den Gammaproteobacteria gehorende Darmbakterium gehort einer eigenen Entwicklungslinie an und ist naher mit Symbionten einer Zikadenart und der Tsetsefliege verwandt die Bearbeiter schlagen dafur eine neue Art Candidatus Benitsuchiphilus tojoi vor Der Gattungsname ist dabei vom japanischen Namen der Wanzenart Benitsuchi Kamemushi inspiriert das Artepitheton ehrt den Mikrobiologen Sumio Tojo Phoretische Nematoden Bearbeiten Auf der Korperoberflache von Parastrachia japonensis konnen regelmassig Dauerlarven des bakterienfressenden Nematoden Caenorhabditis japonica gefunden werden der Nematode nutzt offensichtlich die Wanze als Verbreitungsmittel Phoresie 9 Er ist dabei wirtsspezifisch und an die Weibchen der Wanzenart gebunden Die Wirtserkennung erfolgt chemisch Kairomon Taxonomie und Phylogenie BearbeitenDie Gattung umfasst nur zwei Arten Parastrachia nagaensis Distant 1908 Parastrachia japonensis Scott 1880 Die Gattung Parastrachia stellte die Wissenschaftler lange Zeit vor besondere Herausforderungen was ihre Verwandtschaftsverhaltnisse angeht weil sie mosaikartig Merkmale der Pentatomidae und der Cydnidae vereint sie wurde mit ungewohnlicher Haufigkeit in Familien ein und wieder ausgegliedert Obwohl inzwischen etwas mehr uber die Verwandtschaft bekannt ist halt diese Unsicherheit im Prinzip bis heute an P japonensis wurden vom Erstbeschreiber John Scott zunachst in die rauberische oder zoophage Gattung Asopus Pentatomidae Asopinae gestellt Eine Reihe morphologischer Argumente spricht aber gegen eine Zugehorigkeit 10 zu den Pentatomidae oder auch den Cydnidae in die sie ebenfalls von vielen Bearbeitern einsortiert worden waren 11 Schaefer u a schlugen schliesslich eine eigene Unterfamilie Parastrachiinae innerhalb der Cydnidae vor 12 die Sweet und Schaefer spater in den Familienrang erhoben 10 darin sind ihnen viele Bearbeiter gefolgt 13 Eine umfassende Bearbeitung der Pentatomoidea nach Merkmalen der Morphologie und der molekularen Phylogenie nach Vergleich homologer DNA Sequenzen 14 ergab als Schwestergruppe die Gattung Dismegistus Diese weist eine ahnlich bewegte taxonomische Historie auf ihre Familienzugehorigkeit ist unklar und umstritten 15 Wahrend Grazia u a sie in eine umdefinierte Unterfamilie Parastrachiinae innerhalb der Familie Corimelaenidae einbeziehen haben andere Bearbeiter von diesem Schritt bisher abgesehen Jerzy Lis einer der besten Kenner der Erdwanzen im weiteren Sinne halt die Zusammengehorigkeit nach einem wichtigen morphologischen Merkmal Borstenkamme auf den Coxen fur nicht gesichert 16 wahrend ein weiteres morphologisches Merkmal Spermatheca die Gruppierung unterstutzt 17 Eine enge Verwandtschaft von Parastrachia und Dismegistus ist danach wahrscheinlich fur die endgultige Klarung des Status sind aber weitere Untersuchungen erforderlich Einzelnachweise Bearbeiten Carl W Schaefer Yusaku Kikuhara Parastrachia nagaensis Distant Hemiptera Parastrachiidae from Laos In Oriental Insects Volume 41 2007 Issue 1 S 459 462 doi 10 1080 00305316 2007 10417529 Gengping Zhu Guoqing Liu Wenjun Bu Jerzy A Lis Geographic distribution and niche divergence of two stinkbugs Parastrachia japonensis and Parastrachia nagaensis In Journal of Insect Science 13 2013 S 102 online a b James T Costa The Other Insect Societies Harvard University Press 2006 ISBN 0 674 02163 0 S 297 301 Mantaro Hironaka Shintaro Nomakuchi Shiho Iwakuma Lisa Filippi Trophic egg production in a subsocial shield bug Parastrachia japonensis Scott Heteroptera Parastrachiidae and its functional value In Ethology 111 12 2005 S 1089 1102 doi 10 1111 j 1439 0310 2005 01112 x Mantaro Hironaka Sumio Tojo Shintaro Nomakuchi Lisa Filippi Takahiko Hariyama Round the clock Homing Behavior of a Subsocial Shield Bug Parastrachia japonensis Heteroptera Parastrachiidae Using Path Integration In Zoological Science Vol 24 2007 Issue 6 S 535 541 doi 10 2108 zsj 24 535 Mantaro Hironaka Koichi Inadomi Shintaro Nomakuchi Lisa Filippi Takahiko Hariyama Canopy compass in nocturnal homing of the subsocial shield bug Parastrachia japonensis Heteroptera Parastrachiidae In Naturwissenschaften 95 4 2008 S 343 346 S Nomakuchi T Yanagi N Baba A Takahira M Hironaka L Filippi Provisioning call by mothers of a subsocial shield bug In Journal of Zoology Volume 288 2012 Issue 1 S 50 56 doi 10 1111 j 1469 7998 2012 00923 x Takahiro Hosokawa Yoshitomo Kikuchi Naruo Nikoh Xian Ying Meng Mantaro Hironaka Takema Fukatsu Phylogenetic position and peculiar genetic traits of the midgut bacterial symbiont in the stinkbug Parastrachia japonensis In Applied and Environmental Microbiology Vol 76 2010 No 13 S 4130 4135 online 1 2 Vorlage Toter Link aem asm 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Volume 93 1988 Issue 4 S 283 311 doi 10 1111 j 1096 3642 1988 tb01365 x Thomas J Henry Biodiversity of Heteroptera In Robert G Foottit Peter H Adler Insect Biodiversity Science and Society Wiley Blackwell 2009 ISBN 978 1 4051 5142 9 Jocelia Grazia Randall T Schuh Ward C Wheeler Phylogenetic relationships of family groups in Pentatomoidea based on morphology and DNA sequences Insecta Heteroptera In Cladistics 24 2008 S 932 976 doi 10 1111 j 1096 0031 2008 00224 x I A D Robertson The Pentatomoidea Hemiptera Heteroptera of Sub Saharan Africa a database Malindi 2009 online Jerzy A Lis Coxal combs in the Cydnidae sensu lato and three other related cydnoid families Parastrachiidae Thaumastellidae Thyreocoridae Hemiptera Heteroptera functional taxonomic and phylogenetic significance In Zootaxa 2476 2010 S 53 64 Dominique Pluot Sigwalt amp Jerzy A Lis Morphology of the spermatheca in the Cydnidae Hemiptera Heteroptera Bearing of its diversity on classification and phylogeny In European Journal of Entomology Vol 105 2008 Issue 2 S 279 312 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Parastrachia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parastrachia amp oldid 229176448