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Ein Flussigluftsprengstoff englisch Liquid Oxygen Explosive ist ein Mischsprengstoff aus Flussigsauerstoff oder Flussigluft und einem meist organischen Reduktionsmittel Der Sprengstoff war unter den Handelsbezeichnungen Oxyliquit Marsit 1 und Kowastit 2 vor allem zu Beginn des 20 Jahrhunderts bekannt Geschichte BearbeitenUnter dem Namen Oxyliquit entwickelte 1895 Carl von Linde einen Sprengstoff aus dem nach dem Linde Verfahren gewonnenen Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff im Verhaltnis 1 1 Nach ersten Tests und Sprengeinsatzen etwa beim Bau des Simplontunnels 1899 3 und 1900 im Bergwerk Penzberg 4 ruhte die industrielle Nutzung von Flussigluftsprengstoffen zunachst 5 Nachdem der Sauerstoffgehalt der flussigen Luft erhoht und die Herstellungskosten gesenkt werden konnten beschaftigten sich deutsche und franzosische Forscher ab 1912 13 wieder mehr mit Flussigluftsprengstoffen 5 Oxyliquit fand fur zivile und militarische Zwecke vor allem in Deutschland Absatz 1 Flussigluftsprengstoffen wurde nicht nur im Bergbau sondern wegen der wahrend des Ersten Weltkriegs erschwerten Einfuhrbedingungen z B fur Nitroglycerin auch fur den militarischen Einsatz verstarkte Aufmerksamkeit geschenkt 6 Unter anderem meldeten die damalige Marsit Gesellschaft in Berlin Charlottenburg fur das Flussige Luft Sprengverfahren Marsit sowie Kowatsch und Baldus fur Kowastit deutsche und auslandische Patente an 6 2 7 In Frankreich forschten seinerzeit Jacques Arsene d Arsonval und Georges Claude an Flussigluftsprengstoffen 7 Eigenschaften BearbeitenAls Reduktionsmittel konnen verschiedene porose saugfahige Stoffe genutzt werden beispielsweise Kohlepulver Kork oder Holzmehl aber auch mit Kohlenwasserstoffen getranktes Kieselgur 4 Diese wurden in Hulsen aus Loschpapier verwendet Die separaten Bestandteile konnen relativ gefahrlos transportiert werden und fallen nicht unter das Sprengstoffrecht Flussigluftsprengstoffe werden in der Regel erst kurz vor dem Einsatz gemischt beziehungsweise die Hulsen in den Sauerstoff getaucht Durch Verdunsten des Sauerstoffs werden sie relativ schnell wieder ungefahrlich 7 Diese Tatsache erschwert jedoch gleichzeitig eine Lagerung und den Transport von Flussigluftsprengstoffen und damit den wirtschaftlichen Einsatz in grosserem Massstab 8 Die Sprengkapsel musste starker als bei konventionellen Sprengstoffen ausfallen und allgemein war der Zundvorgang anfallig fur Fehlfunktionen Wegen der insgesamt schwierigen und unzuverlassigen Anwendung wird das Verfahren heute nicht mehr genutzt 9 Die Detonationsgeschwindigkeit liegt zwischen 3 und 5 km s 1 10 Einzelnachweise Bearbeiten a b Arthur Marshall Dictionary of explosives 1920 S 70 a b Dietrich Schafer Der Krieg 1914 16 Werden und Wesen des Weltkrieges Bibliographisches Institut 1920 S 174 Google Books Festschrift der Linde AG 125 Jahre Linde Eine Chronik 2004 S 29 PDF 3 0 MB a b Johannes Horowitz Oxyliquit A New Explosive In New York Times 29 April 1900 Digitalisat a b H Kast Schiess und Sprengmittel In Encyklopadisches Handbuch der technischen Chemie Band 1 Teil 2 1921 S 930ff Google eBook a b Wuester Flussige Luft als Sprengmittel im Bergbau In Polytechnisches Journal 330 1915 S 201 203 a b c Review Liquid Air as an explosive In A S R E Journal Band 2 American Society of Refrigerating Engineers 1915 S 53 Google Books H Kast Schiess und Sprengmittel In Encyklopadisches Handbuch der technischen Chemie Band 1 Teil 2 1921 S 930ff Google eBook Thomas Enke Grundlagen der Waffen und Munitionstechnik 2 aktualisierte Auflage Walhalla Fachverlag Regensburg 2021 doi 10 5771 9783802947780 S 109 J Hausen Neuere Arbeiten und Aufgaben der Chemisch Technischen Reichsanstalt In Polytechnisches Journal 342 1927 S 26 29 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flussigluftsprengstoff amp oldid 231746778