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Otto Renois 8 August 1892 in Griesel 4 April 1933 in Bonn war Modellschreiner und Stadtverordneter der KPD Er gilt als erstes Todesopfer des Nationalsozialismus in Bonn 1 Otto Renois um 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Politisches Engagement 1 2 In der Illegalitat 2 Ermordung 2 1 Nachwirkungen 2 1 1 Nach 1945 3 Ehrungen 4 Urteile uber Renois von seinen Zeitgenossen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenRenois wurde in Griesel seit 1945 Gryzyna im brandenburgischen Landkreis Crossen Oder geboren wo er das Schreinerhandwerk erlernte Als Wandergeselle kam er nach Bonn wo er sich 1919 niederliess 1922 ging er mit der Bonnerin Margarethe Schlimbach eine Ehe ein 1927 wurde der gemeinsame Sohn Manfred geboren Die Familie wohnte in Poppelsdorf 1925 legte Renois seine Meisterprufung ab Er war Mitglied des Deutschen Holzarbeiterverbandes 2 3 und arbeitete bei der Kessenicher Mobelfabrik Kurten amp Dinter wo er zum Jahresende 1927 entlassen wurde vermutlich wegen seiner Tatigkeit als Betriebsobmann Bis zu seinem Tod blieb er arbeitslos 4 Politisches Engagement Bearbeiten Am 17 November 1929 wurde Renois uber den Listenplatz 3 der Bonner KPD in den Bonner Stadtrat gewahlt wo er seine Partei u a im Wohlfahrts und im Bauausschuss vertrat 4 Der Schwerpunkt seines Engagements lag in der Sozialpolitik wovon eine Vielzahl von Anfragen und Antragen aus seiner Feder Zeugnis ablegen von Mietbeihilfen fur Unterstutzungsempfanger uber die Anhebung der Wohlfahrtssatze bis zur Einrichtung von Suppenkuchen 5 6 7 Renois gehorte zu den insgesamt vier Bonner Stadtverordneten in der Zeit der Weimarer Republik die aus der Arbeitslosigkeit heraus in den Rat gewahlt wurden 8 Neben seiner Tatigkeit im Rat trat er auch als offentlicher Redner bei KPD Veranstaltungen in Erscheinung 9 Im September 1931 veranstaltete die Interessengemeinschaft fur Arbeiterkultur gemeinsam mit dem Gesamtsportverband Dynamo Bonn einen sogenannten Sport und Kulturtag auf dem Bonner Venusberg Renois zeichnete als Verantwortlicher fur den Verband 10 In der Illegalitat Bearbeiten Bereits am 30 Januar 1933 also unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten tauchte Renois unter und hielt sich fortan in verschiedenen Wohnungen in Koln und Bonn versteckt unter anderem im Friseurladen seines Schwagers Hans Hofs 4 Bei den vorgezogenen Stadtratswahlen am 12 Marz erhielt die KPD trotz der Verfolgung infolge der Reichstagsbrandverordnung noch 7 1 der Wahlerstimmen womit ihr weiterhin drei Ratsmandate zugestanden hatten Allerdings wurden die gewahlten Stadtverordneten der KPD darunter Renois nicht mehr zur konstituierenden Sitzung des Bonner Stadtrats am 31 Marz eingeladen 11 Ermordung Bearbeiten nbsp Stolperstein im Jagdweg 45 12 Im Gegensatz zu seinen ebenfalls in den Rat gewahlten Genossen Wilhelm Parsch und Heinrich Lein in Schutzhaft seit dem 1 bzw 23 Marz 13 war es Renois zunachst gelungen sich einer Verhaftung zu entziehen Dies machte ihn zum meist gesuchten Bonner KPD Funktionar 14 Am Abend des 3 April kehrte er in seine Poppelsdorfer Wohnung zuruck vermutlich um sich von seiner Familie zu verabschieden bevor er ins zur damaligen Zeit vom Volkerbund verwaltete Saargebiet fluchten wollte Bei dieser Gelegenheit nahm ihn eine SS Streife in Schutzhaft Bereits beim Abtransport wurde er im Fahrzeug misshandelt Laut Hofs wurde Renois Hut auf der Poppelsdorfer Allee aus dem Auto geworfen Als Renois dem Befehl Folge leistete den Hut zuruckzuholen wurde auf ihn geschossen 15 Gegen 1 30 Uhr am Morgen des 4 April wurde er mit einem Halsdurchschuss in die chirurgische Universitats Klinik eingeliefert wo er von Alfred Gutgemann 15 operiert wurde Gegen 5 30 Uhr starb er an Herz und Kreislaufversagen 16 Margarethe Renois wurde erst nach dem Tod ihres Mannes informiert Man bat sie und ihren Schwager Hofs den aufgebahrten Leichnam Renois im gerichtsmedizinischen Institut zu identifizieren Bei dieser Gelegenheit gelang es Hofs heimlich ein Foto aufzunehmen Anstatt des Leichnams wurde der Witwe geraume Zeit spater eine Urne ausgehandigt 15 Nachwirkungen Bearbeiten nbsp Grab von Otto Renois auf dem Poppelsdorfer FriedhofAm 5 April 1933 erschien im Bonner General Anzeiger eine kurze Meldung aus dem Buro des kommissarischen Oberburgermeisters Ludwig Rickert die behauptete Renois sei auf der Flucht erschossen worden 17 Es entstanden jedoch schon bald Zweifel an dieser offiziellen Version Hofs brachte Abzuge seiner heimlichen Aufnahme in Umlauf um auf den von breiten Teilen der Bevolkerung vermuteten Mord an Renois hinzuweisen 18 Zur Beerdigung am 15 April fand sich eine grosse Menschenmenge ein 19 Margarethe Renois erstattete Anzeige gegen Peter Holzhauer den Fuhrer der SS Streife die ihren Mann verhaftet hatte 15 In der Nacht zum 1 Juni schrieben Freunde der Renois an eine Hausfassade in der Wilhelmstrasse in der sich auch das Landgericht befand Wann Mordprozess Renois Holzhauer Kurze Zeit spater wurde ein kommunistisches Flugblatt mit derselben Frage verbreitet Holzhauer seit 1930 Mitglied der NSDAP sowie der Bonner SS war nach der Machtergreifung zum Hilfspolizisten ernannt worden Er war speziell zustandig fur Verhaftungen und Verhore politisch Verdachtiger und galt sowohl bei politischen Gegnern als auch bei seinen eigenen Leuten als ausserst gewalttatig Die Ermittlungen wurden 1934 ohne Anklage eingestellt 20 Eine Beschwerde Margarethe Renois beim Justizministerium blieb ebenso erfolglos 15 Ende August 1933 wurde ein Brief des Bonner Schreiners Johann Radermacher an eine hollandische Familie beschlagnahmt und geoffnet Darin berichtete dieser uber die Bonner Verhaltnisse unmittelbar nach der Machtergreifung Vor allem wegen seiner ausfuhrlichen Beschreibungen nachtlicher Verhaftungen sowie Misshandlungen durch SA und SS das Schicksal Renois den er als sehr guten Bekannten bezeichnete schildert er detailliert und der Tatsache dass der Brief ins Ausland adressiert war wurde Radermacher am 17 November wegen Heimtucke zur Hochststrafe von zwei Jahren Gefangnis verurteilt 21 Margarethe Renois wurde am 24 Juli 1935 wegen Kontakten zu Heinrich Lein und Wilhelm Parsch verhaftet Parsch und Lein waren Teil einer kommunistischen Widerstandsgruppe die eng mit der studentischen Widerstandsgruppe um Walter Markov zusammenarbeitete Am 9 Mai 1936 wurde sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat in einem minder schweren Fall zu zwei Jahren Gefangnis verurteilt 22 Wahrend ihrer Haftzeit wurde die Grabstatte ihres Mannes eingezogen und der Gedenkstein beseitigt 1940 konnte sie mit Hilfe eines ihr bekannten SA Sturmfuhrers die Wiederherstellung des Grabes erwirken 23 Nach 1945 Bearbeiten In der kurz zuvor gegrundeten kommunistischen Volksstimme erschien am 4 April 1946 ein detaillierter Bericht uber die Todesumstande Otto Renois Der Autor beklagte darin die unterlassene juristische Aufklarung des Falls sowie die Deckung des mutmasslichen Taters Peter Holzhauer seitens der zustandigen Behorden 24 Der Bonner Stadtdirektor schrieb 1948 an die Staatsanwaltschaft der in Bonn allgemein als gewalttatig und gefahrlich bekannte Peter Holzhauer sei gezielt auf Otto Renois angesetzt worden 15 Abermals blieb es aufgrund mangelnder Beweislage bei einem Ermittlungsverfahren 25 Ehrungen Bearbeiten nbsp Strassenschild in der Bonner Reutersiedlung mit neuem Legendentext 2018 Auf Beschluss des Bonner Stadtrats vom 5 August 1949 wurde in der damals neu entstehenden Reutersiedlung im Norden Kessenichs eine Strasse nach Renois benannt 26 In einer Vitrine vor dem Ratssaal im Bonner Stadthaus wird das vom Bonner Stadtarchiv zusammengestellte Gedenkbuch verfolgter Stadt und Gemeindeverordneter aufbewahrt Dort findet sich auch ein Eintrag zu Renois 27 Sein Grab auf dem Poppelsdorfer Friedhof wird in der Liste der Ehrengraber gefuhrt 28 Im Gedenkraum der Gedenkstatte Bonn 29 ist er Teil der Wandinstallation Das dort ausliegende Gedenkbuch 30 widmet ihm einen ausfuhrlichen Beitrag 2004 wurde vor seinem ehemaligen Wohnsitz im Poppelsdorfer Jagdweg ein Stolperstein verlegt 31 Am 4 April 2018 legten Mitglieder des Bonner Kreisverbands der Partei Die Linke anlasslich Renois 85 Todestag an seinem Grab einen Kranz nieder Ein Vorstandsmitglied hielt eine Gedenkrede 32 33 Am 15 Mai beschloss die Bezirksvertretung Bonn einstimmig auf Antrag der Partei einen neuen Text fur die Legendenschilder der Renoisstrasse 34 Urteile uber Renois von seinen Zeitgenossen BearbeitenRenois war wegen seines sozialen Engagements uber die Parteigrenzen hinweg respektiert und anerkannt 6 Selbst der NS Oberburgermeister Rickert soll gesagt haben Renois sei ein ruhiger sachlicher vornehmer Mensch gewesen der sich allgemeiner Beliebtheit erfreut habe Die langjahrige CDU Stadtverordnete Therese Korner bezeichnete Renois als Edelmann 7 Literatur BearbeitenHorst Pierre Bothien 6 O Js 458 35 Der grosse Prozess gegen eine Widerstandsgruppe von Kommunisten und Sozialisten 1936 in Bonn StadtMuseum Bonn 2017 ISBN 978 3 931878 49 8 Lothar Schenkelberg Die Bonner Stadtverordneten in der Weimarer Republik Ein biographisches Lexikon Bonner Geschichtswerkstatt Bonn 2014 ISBN 978 3 9806609 7 6 Horst Pierre Bothien gegen jede Storung der inneren Front Bonnerinnen und Bonner vor dem Sondergericht Koln Klartext Essen 2012 ISBN 978 3 8375 0884 0 Josef Niesen Bonner Personenlexikon 3 verbesserte und erweiterte Auflage Bouvier Bonn 2011 ISBN 978 3 416 03352 7 Horst Pierre Bothien Das braune Bonn Personen und Ereignisse 1925 1939 Klartext Essen 2005 ISBN 3 89861 419 0 Wolfgang Alt Heribert Faber Christian Kleist Helmut Uessem Poppelsdorf Chronik 1904 2004 Festschrift 100 Jahre Ortsteil von Bonn Bonn 2004 ISBN 3 00 013953 2 Dieter Partzsch Sie lebten einst in Kessenich Leben und Wirken bekannter Kessenicher Burger einschliesslich der Personlichkeiten nach denen in Kessenich Strassen benannt worden sind Bonn 1997 35 Nazimord blieb ungesuhnt In Paul Zurnieden Bonner Geschichte n Bonn 1994 S 158 161 Verein An der Synagoge Hrsg Bonn und die NS Zeit Die NS Zeit im Spiegel Bonner Nachkriegszeitungen 1946 1949 Bonn 1990 36 Helmut Vogt Bonn in Kriegs und Krisenzeiten 1914 1948 In Dietrich Horoldt Hrsg Geschichte der Stadt Bonn Band 4 Dummler Bonn 1989 ISBN 3 427 82141 2 Stadtarchiv Bonn Hrsg Die nationalsozialistische Machtergreifung in Bonn 1932 33 Eine Dokumentation aus Bonner Zeitungen Bonn 1983 37 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Renois Sammlung von Bildern Bonnerinnen und Bonner im Gegensatz zum Nationalsozialismus Stadt Bonn abgerufen am 5 April 2019 Kurzbiographien von Bonner Personlichkeiten die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden Gedenkbuch verfolgter Stadt und Gemeindeverordneter Stadt Bonn abgerufen am 5 April 2019 Zeitfenster Dezember 2017 Weihnachtsgrusse aus Beuel 1913 Stadt Bonn abgerufen am 15 Juli 2019 Postkarte von Otto Renois aus der Autographensammlung des Stadtarchivs Bonn pdf Datei 346 kB Kranzniederlegung am Grab von Otto Renois anlasslich seines 85 Todestages DIE LINKE Bonn 4 April 2018 archiviert vom Original abgerufen am 18 August 2020 Florian Helfer und Theresa Michels Otto Renois eine Begegnung Bonner Leerstellen Unbekannte Orte der NS Gewalt in Bonn und Umgebung 18 August 2020 abgerufen am 22 November 2020 Einzelnachweise Bearbeiten vgl Bothien 2016 S 12 Niesen 2011 S 385 Vogt 1989 S 528 vgl Bothien 2012 S 22 Beschlagnahmeaktion vollzogen Labournet Germany abgerufen am 29 Mai 2017 Rede von Andreas Buderus Arbeitskreis gegen Rassismus und Rechtsextremismus der ver di NRW Sud am 9 11 2001 vor der Universitat Bonn a b c vgl Schenkelberg 1999 S 141 Alt u a 2004 S 37 a b Niesen 2011 S 384 a b Zurnieden 1994 S 159 Schenkelberg 2014 S 27 Bothien 2017 S 12 Bernhard Berzheim Venusberg Der Balkon von Bonn Geschichte eines Stadtteils Bonner Heimat und Geschichtsverein Stadtarchiv 2001 ISBN 3 922832 31 8 S 115 vgl Zurnieden 1994 S 158 159 Stolperstein bei openstreetmap org auf OpenStreetMap vgl Schenkelberg 2014 S 184 148 Bothien 2005 S 40 a b c d e f Zurnieden 1994 S 160 Bothien 2005 S 143 GA v 5 April 1933 Aus dem Buro des Staatskommissars der kommunistische Stadtverordnete Renois auf der Flucht erschossen nachgedruckt in Stadtarchiv Bonn 1983 Zeitungsartikel 107 vgl Bothien 2005 S 40 41 143 Partzsch 1997 S 134 Bothien 2005 S 40 42 Bothien 2012 S 20 22 Bothien 2017 S 29 38 45 Vogt 1989 S 528 Fritz Tewes In memoriam Otto Renois In Volksstimme 4 April 1946 nachgedruckt in Verein An der Synagoge 1990 S 2 Bothien 2005 S 114 Renoisstrasse im Bonner Strassenkataster Gedenkbuch verfolgter Stadt und Gemeindeverordneter Stadt Bonn abgerufen am 5 April 2019 Ehrengraber auf dem Poppelsdorfer Friedhof Kolpingsfamilie Poppelsdorf abgerufen am 29 Mai 2017 Ausstellung und Sammlung Gedenkstatte Bonn Arbeitskreis der NS Gedenkstatten und Erinnerungsorte in NRW e V abgerufen am 29 Mai 2017 Bonner Gedenkbuch Arbeitskreis der NS Gedenkstatten und Erinnerungsorte in NRW e V abgerufen am 29 Mai 2017 Katalog der bisher in Bonn verlegten Stolpersteine Stand 2016 PDF Gedenkstatte fur die Bonner Opfer des Nationalsozialismus An der Synagoge e V abgerufen am 29 Mai 2017 pdf Datei Sebastian Flick Gedenken an ermordeten Politiker Kreisverband der Linken legt am 85 Todestag von Otto Renois einen Kranz nieder In General Anzeiger 5 April 2018 S 21 Kranzniederlegung am Grab von Otto Renois anlasslich seines 85 Todestages DIE LINKE Bonn archiviert vom Original abgerufen am 9 April 2018 Drucksachen Nr 1811135 Antrag Erganzendes Strassenschild Otto Renois Vervollstandigung und Erneuerung vom 24 April 2018 Online PDF Online im Bonner Rats und Informations System nwbib de nwbib de nwbib de Normdaten Person GND 1155482158 lobid OGND AKS VIAF 614152331596003260008 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Renois OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Kommunist und WiderstandskampferGEBURTSDATUM 8 August 1892GEBURTSORT GrieselSTERBEDATUM 4 April 1933STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Renois amp oldid 237438786