www.wikidata.de-de.nina.az
Otto Heinrich Schindewolf 7 Juni 1896 in Hannover 10 Juni 1971 in Tubingen war ein deutscher Palaontologe Grab auf dem Bergfriedhof Tubingen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrungen und Mitgliedschaften 4 Schuler 5 Trivia 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchindewolf wurde 1896 in Hannover geboren Er studierte ab 1914 an der Universitat Gottingen unter anderem bei Hans Stille und Rudolf Wedekind und nach Unterbrechung durch Wehrdienst im Ersten Weltkrieg an der Universitat Marburg wohin er Wedekind folgte bei dem er 1919 uber Ammoniten des Oberdevon aus der Gegend um Hof promoviert wurde 1921 habilitierte er sich als Assistent von Wedekind und 1927 wurde er ausserplanmassiger Professor in Marburg Im selben Jahr ging er zur Preussischen Geologischen Landesanstalt in Berlin wo er Leiter der Palaozoologie war und die Sammlung und Bibliothek betreute 1933 war er in den USA 1947 wurde er ordentlicher Professor fur Palaontologie an der Humboldt Universitat Berlin Von 1948 bis zur Emeritierung 1964 war er Professor an der Universitat Tubingen und Direktor des dortigen Palaontologischen Instituts 1956 1957 war er Rektor der Universitat Schindewolf war mit Hedwig Schindewolf geb Scheel 25 Marz 1900 12 September 2001 verheiratet und hatte mit ihr die Sohne Eberhart Schindewolf und Ulrich Schindewolf Werk BearbeitenAls Palaontologe befasste er sich vor allem mit Ammoniten und Korallen war aber auch sehr an den Folgerungen fur die Evolutionstheorie interessiert die sich aus der Palaontologie ergaben In seiner Typostrophenlehre entwickelte er idealisierte Vorstellungen uber das gesetzmassige Aufbluhen und Aussterben von Arten in der Erdgeschichte Im Gegensatz zur uberwiegenden Mehrzahl der Evolutionsforscher Moderne Synthese die den Fortgang der Evolution durch kleine graduelle Veranderungen annahmen sprach sich Schindewolf fur die Existenz sprunghafter Anderungen durch Grossmutationen im Sinne von Richard Goldschmidt hopeful monsters aus Nach einer griffigen Formulierung von Schindewolf entstand der erste Vogel aus einem Reptilienei Diese sprunghaften Anderungen waren auch nach Schindewolf der eigentliche Grund warum Palaontologen vielfach Ubergangsformen nicht finden konnten In seinem Hauptwerk Grundfragen der Palaontologie stellt Schindewolf seine Typostrophen Theorie umfassend dar Dieses Lehrbuch war lange Zeit das Standardwerk der Evolutionstheorie fur deutsche Palaontologen 1993 erschien eine englische Ubersetzung des Hauptwerkes weil Ansichten Schindewolfs im Werk Stephen Jay Goulds im punctualism Punktualismus bzw punctuated equilibrium z T wieder aufgegriffen werden Schindewolf selbst vermutete spater ausserirdische Ursachen fur die Zunahme von Mutationen Zunahme kosmischer Strahlung 1954 betrieb er Feldstudien im Salzgebirge in Pakistan wo er die Perm Trias Grenze erforschte an dem ein grosser Umbruch in der Fauna stattfand Massenaussterben und wo er Belege fur die von ihm entwickelte alternative Evolutionstheorie suchte Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten1948 erhielt er die Leopold von Buch Plakette 1962 wurde er Ehrenmitglied der Palaontologischen Gesellschaft Er war seit 1952 Mitglied der Leopoldina 1 und seit 1958 korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 2 Wissenschaftler der deutschen Expedition GANOVEX III 1982 1983 benannten den Schindewolfgletscher in der Antarktis nach ihm Schuler BearbeitenHeinrich Karl Erben Karl Alban Hunermann Jurgen Remane Adolf Seilacher Gerd Westermann Jost WiedmannTrivia BearbeitenSchindewolf wird in dem Bestseller Fraulein Smillas Gespur fur Schnee von Peter Hoeg erwahnt Es heisst dort er habe den Begriff Neokatastrophismus in den sechziger Jahren gepragt 3 Schriften Auswahl BearbeitenStudien aus dem Marburger Buntsandstein I Uber Fossilhorizonte im Marburger Buntsandstein Senckenbergiana III fur 1920 Frankfurt a M 1921 S 33 41 Studien aus dem Marburger Buntsandstein II Rindenbildung als rezente chemische Verwitterungserscheinung des Marburger Buntsandsteins Senckenbergiana III fur 1920 Frankfurt a M 1921S 45 49 Prinzipienfragen zur biologischen Systematik Palaontologische Zeitschrift Band 9 1928 S 122 166 Ontogenie und Phylogenie Palaontologische Zeitschrift Band 11 1929 S 54 67 Vergleichende Studien zur Phylogenie Morphogenie und Terminologie der Ammoneenlobenlinie Abhandlungen der Preussischen Geologischen Landesanstalt Heft 115 Berlin 1929 Palaontologie Entwicklungslehre und Genetik Kritik und Synthese Berlin Gebruder Borntraeger 1936 Beobachtungen und Gedanken zur Deszendenzlehre Acta Biotheretica Band 3 1937 S 195 221 Grundlagen und Methoden der palaontologischen Chronologie Berlin Borntraeger 1944 3 Auflage Naturwissenschaftlicher Verlag vormals Borntraeger Berlin 1950 Zum Kampf um die Gestaltung der Abstammungslehre Die Naturwissenschaften Band 31 1944 S 269 282 Fragen der Abstammungslehre Aufsatze und Reden der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Band 1 Frankfurt Kramer 1947 Wesen und Geschichte der Palaontologie Reihe Probleme der Wissenschaft in Vergangenheit und Gegenwart Wissenschaftliche Editionsgesellschaft Berlin 1948 Grundfragen der Palaontologie Geologische Zeitmessung Organische Stammesentwicklung Biologische Systematik Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1950 Der Zeitfaktor in der Geologie und Palaontologie Akademische Antrittsvorlesung Tubingen 8 Juli 1948 Stuttgart E Schweizerbart 1950 Der Zeitfaktor in Geologie und Palaontologie Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 102 Heft 1 1950 S 149 167 Uber die moglichen Ursachen der grossen erdgeschichtlichen Faunenschnitte Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte 1954 S 457 465 Studien zur Stammesgeschichte der Ammoniten Teil 1 Abhh d Akad Wiss u d Lit Mainz math naturwiss Kl 1960 S 635 743 Neue Systematik Palaontologische Zeitschrift Band 36 1962 S 59 78 Neokatastrophismus Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 114 1963 S 430 445 Erdgeschichte und Weltgeschichte Abh d Akad Wiss u d Lit Mainz math naturwiss Kl 1964 S 56 104 Uber den Typus in morphologischer und phylogenetischer Biologie Akad d Wissensch Mathem Naturwiss Klasse 4 1969 S 55 131 Phylogenie und Anthropologie aus phylogenetischer Sicht In Gadamer Vogler Hrsg Neue Anthropologie Band 1 Seite 230 292 Stuttgart 1972 Basic questions in paleontology geologic time organic evolution and biological systematics Herausgeber Wolf Ernst Reif Vorwort Stephen Jay Gould University of Chicago Press 1993Literatur BearbeitenHeinrich Karl Erben Nachruf auf Otto Heinrich Schindewolf Jahrb Akad Wiss Lit Mainz 1971 und Palaontologische Zeitschrift Band 45 1971 S 75 86 mit vollstandigem Publikationsverzeichnis Dieter Korn Schindewolf Otto Heinrich in Ronald Singer Hrsg Encyclopedia of Paleontology Band 2 Chicago 1999 Jurgen Kullmann Jost Wiedmann Hrsg Festband Otto H Schindewolf zur Vollendung seines 70 Lebensjahres am 7 Juni 1966 Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Band 125 H 1 3 1966 zu Schindewolf von Kullmann Wiedmann S xi xxvii Jurgen Kullmann Jost Wiedmann Otto Heinrich Schindewolf zum Gedachtnis Atempto Tubingen 39 40 1971 S 120 121 Wolf Ernst Reiff The search for a macroevolutionary theory in german paleontology Journal of the History of Biology Band 19 1986 S 79 130 Wolf Ernst Reiff Typology and the primacy of morphology The concepts of O H Schindewolf Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Band 205 1997 S 355 371 Olivier Rieppel Schindewolf Otto Heinrich in New Dictionary of Scientific Biography Band 6 2008 S 351 355 Online Gottfried Zirnstein Schindewolf Otto Heinrich Nikolaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 786 f Digitalisat Martin Amrein Der Vogel aus dem Reptilienei Eine Untersuchung von Otto H Schindewolfs Evolutionstheorie Bern Studies 2011 ISBN 978 3 9523421 7 6 Adolf Seilacher Otto H Schindewolf 7 Juni 1896 10 Juni 1971 Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte 1972 S 69 71 Curt Teichert From Karpinsky to Schindewolf Memories of some great paleontologists Journal of Paleontology Band 50 1976 S 1 12Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Heinrich Schindewolf im Katalog der Deutschen NationalbibliothekFoto eines Portratgemaldes an der Universitat Tubingen Memento vom 6 Januar 2013 im Webarchiv archive today Encyclopedia com Otto Heinrich Schindewolf An Elite CafeMedia Publisher abgerufen am 27 Marz 2020 Schindewolf Otto Heinrich Hessische Biografie Stand 11 November 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Mitgliedseintrag von Otto Schindewolf bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 20 Juni 2016 Prof Dr Otto H Schindewolf Mitgliedseintrag bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften abgerufen am 20 Juni 2016 Peter Hoeg Fraulein Smillas Gespur fur Schnee Die Stadt Teil 3 Kapitel 1 Normdaten Person GND 118755099 lobid OGND AKS LCCN nr90012470 VIAF 34541303 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schindewolf Otto HeinrichALTERNATIVNAMEN Schindewolf OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher PalaontologeGEBURTSDATUM 7 Juni 1896GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 10 Juni 1971STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Heinrich Schindewolf amp oldid 228476628