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Otto Bickenbach 11 Marz 1901 in Ruppichteroth im Rheinland 26 November 1971 in Siegburg war ein deutscher Internist und Professor an der Reichsuniversitat Strassburg Er fuhrte im KZ Natzweiler Struthof Giftgasversuche an Haftlingen durch Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Zweiter Weltkrieg 3 1 Giftgasexperimente an KZ Haftlingen 4 Nach Kriegsende 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenBickenbach wurde als Sohn eines Bauern geboren Er beendete seine Schulzeit im Marz 1919 in Elberfeld mit dem Notabitur Danach gehorte er in Berlin und Hamburg dem Freikorps Lettow Vorbeck an Von 1920 bis 1925 studierte Bickenbach Medizin an den Universitaten Koln Marburg Heidelberg und Munchen Von 1920 bis 1923 war Bickenbach Mitglied des Freikorps Ehrhardt Nach Studienende war Bickenbach von 1928 bis 1934 Assistenzarzt in Munchen an der I Medizinischen Universitatsklinik 1 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach der nationalsozialistischen Machtubernahme war er 1933 Begrunder der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation NSBO fur die Krankenhauser der Stadt Munchen Zum 1 Mai 1933 trat Bickenbach der NSDAP Mitgliedsnummer 1 924 430 2 und im Oktober 1933 der SA bei Zudem stand er der Dozentenschaft an der Universitat Munchen vor 1 Dem NS Dozentenbund trat er 1939 bei 3 Bickenbach war ab April 1934 nach der Entlassung Siegfried Thannhausers fur ein halbes Jahr kommissarischer Leiter der Medizinischen Klinik der Universitat Freiburg 4 Nach Zeitzeugenberichten war Bickenbachs Amtsfuhrung dort im Stil eines Sauberungskommissars der gegen noch verbliebene Mitarbeiter des Juden Thannhauser polemisierte deren weiteres Verbleiben im Dienst untragbar sei 5 Ab Oktober 1934 war er Oberarzt unter Johannes Stein an der Universitat Heidelberg und stellvertretender Direktor der dortigen Ludolf Krehl Klinik Von 1937 bis 1938 kooperierte er mit den I G Farben Seine Habilitation erfolgte 1938 in Heidelberg mit der Schrift Blutkreislauf und Atmungskorrelationen als Grundlage konstitutioneller Leistungsfahigkeit 1 Gemeinsam mit Hellmut Weese forschte Bickenbach 1939 zu Vergiftungen mit Phosgen 3 Bickenbach fand nach Tierversuchen heraus dass Urotropin als orale oder intravenose Gabe vorbeugend gegen mogliche Phosgenvergiftungen wirkte 6 Zweiter Weltkrieg BearbeitenEnde August 1939 wurde Bickenbach zur Wehrmacht eingezogen Bickenbach verrichtete seinen Kriegsdienst an der Medizinischen Klinik Heidelberg als stellvertretender Lazarettleiter Gleichzeitig fuhrte er Forschungen an Tieren und Vorlesungen zum Thema Pathologie und Therapie der Kampfstofferkrankungen in Heidelberg durch 1 Ab dem 24 November 1941 war Bickenbach ausserordentlicher Professor an der Reichsuniversitat Strassburg Dort war er Direktor der Medizinischen Poliklinik und gemeinsam mit Rudolf Fleischmann einem Physiker Direktor des Forschungsinstitutes der medizinischen Fakultat 7 Giftgasexperimente an KZ Haftlingen Bearbeiten Im August 1943 war im KZ Natzweiler Struthof eine Gaskammer fur medizinische Menschenversuche in Betrieb genommen worden Bickenbach und sein Assistent Helmut Ruhl fuhrten von Juni bis August 1944 nach einer Versuchsreihe im Sommer 1943 in dieser Gaskammer Giftgasversuche mit Phosgen durch Mehr als 50 Haftlinge hauptsachlich damals als solche bezeichnete Zigeuner die fur medizinische Versuche aus dem KZ Auschwitz nach Natzweiler Struthof verlegt worden waren wurden im Zuge dieser Versuche ermordet 5 Nach Kriegsende BearbeitenNach Kriegsende wurde Bickenbach am 17 Marz 1947 festgenommen und nach Frankreich uberstellt 8 Bickenbach ausserte bei einer Vernehmung dass er mit Rucksicht auf Himmlers Befehl die Giftgasversuche vorgenommen habe jedoch diese Experimente der arztlichen Ethik zuwiderlaufen 6 Ein Protokoll von der Einvernahme Bickenbachs wurde als Doc No 3848 im Nurnberger Arzteprozess verwendet In diesem Dokument ausserte Bickenbach ihm sei mitgeteilt worden dass die Personen die als Meerschweinchen dienen sollten auf Grund ordentlicher Gerichtsentscheidungen zum Tode verurteilt worden seien 9 Zusammen mit seinem Strassburger Kollegen Eugen Haagen wurde er von einem franzosischen Militargericht in Metz am 24 Dezember 1952 aufgrund des Verbrechens der Anwendung gesundheitsschadlicher Substanzen und Giftmord zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt Im Januar 1954 wurde das Urteil seitens eines Pariser Militargerichts aufgehoben In einem weiteren Prozess im Mai 1954 vor einem Militargericht in Lyon wurden Bickenbach und Haagen schliesslich zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt Im Herbst 1955 kamen beide im Rahmen einer Amnestie frei 8 Bickenbach fuhrte anschliessend als Internist eine Arztpraxis in Siegburg 4 Das Berufsgericht fur Heilberufe in Koln kam 1966 zu der Einschatzung Bickenbach habe durch seine Beteiligung an den Versuchen in den Konzentrationslagern seine Berufspflichten nicht verletzt 10 Literatur BearbeitenMichael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 23 24 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 596 16048 0 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 3 Auflage S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 14906 1 Florian Schmaltz Kampfstoff Forschung im Nationalsozialismus Zur Kooperation von Kaiser Wilhelm Instituten Militar und Industrie Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 880 9 Ralf Forsbach Hans Georg Hofer Internisten in Diktatur und junger Demokratie Die Deutsche Gesellschaft fur Innere Medizin 1933 1970 Berlin 2018 S 213 216 Ansgar Sebastian Klein Euthanasie Zwangssterilisation Humanexperimente NS Medizinverbrechen an Rhein und Sieg 1933 1945 Stadt und Gesellschaft Bd 8 Wien Koln Weimar 2020 S 329 330 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Bickenbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gedenken und Erinnern der DGIM https www dgim history de biografie Bickenbach Otto 1125Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Florian Schmaltz Kampfstoff Forschung im Nationalsozialismus Zur Kooperation von Kaiser Wilhelm Instituten Militar und Industrie Gottingen 2005 S 521f Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 2851606 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 47f a b Angelika Uhlmann Der Sport ist der praktische Arzt am Krankenlager des deutschen Volkes Wolfgang Kohlrausch 1888 1980 und die Geschichte der deutschen Sportmedizin Dissertation Freiburg 2004 lt urn nbn de bsz 25 opus 15907 gt a b Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer Frankfurt am Main 1997 S 378ff a b Menschenversuche Ungezugelte Bosheit In Der Spiegel Ausgabe 46 vom 14 November 1983 S 86 90 Patrick Wechsler La Faculte de Medecine de la Reichsuniversitat Strassburg 1941 1945 a l heure nationale socialiste Dissertation Strasbourg 1991 a b Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer Frankfurt am Main 1997 S 385f Zitiert bei Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer Frankfurt am Main 1997 S 380 Aktenzeichen I T 15 62 siehe Ernst Klee Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 48 Normdaten Person GND 132274108 lobid OGND AKS VIAF 67622881 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bickenbach OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Internist fuhrte im KZ Natzweiler Struthof Giftgasversuche an Haftlingen durchGEBURTSDATUM 11 Marz 1901GEBURTSORT RuppichterothSTERBEDATUM 26 November 1971STERBEORT Siegburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Bickenbach amp oldid 227982247