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In der Statistik ist die Operationscharakteristik auch OC Kurve OC englisch fur operating characteristic oder OC Funktion 1 genannt ein Konzept aus der Theorie statistischer Tests mit dem ein funktionaler Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit eines Fehlers 2 Art und der tatsachlichen Lage des unbekannten Parameters 8 displaystyle theta einer Verteilungsfunktion F x 8 displaystyle F x theta hergestellt wird Abhangigkeit des Risikos 2 Art von der wahren Lage des Gegenparameters µ1 im nebenstehenden Text 81 genannt bei einem ein sowie zweiseitigen Hypothesentest Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiel 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Einfluss des Stichprobenumfangs auf die Gutefunktion bzw Teststarke eines rechts einseitigen Tests nbsp Einfluss des Stichprobenumfangs auf die Gutefunktion bzw Teststarke eines zweiseitigen TestsGegeben ist eine Zufallsvariable X displaystyle X nbsp mit einer Verteilungsfunktion F x 8 displaystyle F x theta nbsp die von einem unbekannten Parameter 8 displaystyle theta nbsp abhangt Fur die Schatzung des Parameters werden n displaystyle n nbsp Beobachtungen der Zufallsvariablen gemacht Der Parameter kann dann durch eine Schatzfunktion 8 t X 1 X 2 X n displaystyle hat theta t left X 1 X 2 dotsc X n right nbsp geschatzt werden Es soll eine Vermutung bezuglich des wahren unbekannten Parameters statistisch uberpruft werden Es wird also eine Hypothese bezuglich dieses Parameters aufgestellt die sogenannte Nullhypothese H 0 displaystyle H 0 nbsp Man geht nun davon aus dass bei Wahrheit der Nullhypothese der Schatzwert 8 displaystyle hat theta nbsp in der Nahe des wahren Parameters 8 displaystyle theta nbsp liegen musste und lehnt H 0 displaystyle H 0 nbsp ab wenn die Distanz zu gross ist wenn also 8 displaystyle hat theta nbsp in den Ablehnungsbereich des Tests fallt Der Ablehnungsbereich A B displaystyle AB nbsp wird so festgelegt dass von allen Stichproben selbst dann wenn H 0 displaystyle H 0 nbsp wahr ware ein Anteil von a displaystyle alpha nbsp haufig wahlt man a 5 displaystyle alpha 5 nbsp abgelehnt wurde Man kann im Hypothesentest zwei Arten von Fehlern begehen Man lehnt H 0 displaystyle H 0 nbsp ab obwohl 8 0 displaystyle theta 0 nbsp der wahre Parameter ist Es handelt sich also um einen Fehler den sogenannten a Fehler oder Fehler 1 Art Man lehnt H 0 displaystyle H 0 nbsp nicht ab obwohl ein anderer Parameter 8 1 displaystyle theta 1 nbsp der wahre Parameter ist Das ist der b Fehler oder Fehler 2 Art a displaystyle alpha nbsp wird vor der Testprozedur festgelegt b displaystyle beta nbsp dagegen hangt vom wahren Parameter 8 1 displaystyle theta 1 nbsp ab der in der Regel unbekannt ist Man kann fur die Risikoabschatzung einer falschen Entscheidung die b Fehler fur verschiedene alternative Parameterwerte 8 1 displaystyle theta 1 nbsp berechnen Der b Fehler fur einen alternativen Parameter 8 1 displaystyle theta 1 nbsp berechnet sich als Wahrscheinlichkeit dass 8 displaystyle hat theta nbsp in den Nichtablehnungsbereich N A B displaystyle NAB nbsp der Nullhypothese H 0 displaystyle H 0 nbsp fallt wenn bzw obwohl in Wahrheit 8 1 displaystyle theta 1 nbsp die Verteilung von 8 displaystyle hat theta nbsp regiert b P 8 N A B 8 1 displaystyle beta operatorname P left hat theta in NAB mid theta 1 right nbsp b displaystyle beta nbsp hangt also von 8 1 displaystyle theta 1 nbsp ab und kann daher auch als Funktion des alternativen Parameters 8 1 displaystyle theta 1 nbsp dargestellt werden b f 8 1 displaystyle beta f theta 1 nbsp Diese Funktion wird als Operationscharakteristik haufig auch O C 8 1 displaystyle OC theta 1 nbsp geschrieben bezeichnet Die Gegenwahrscheinlichkeit zu b displaystyle beta nbsp ist die Wahrscheinlichkeit dass H 0 displaystyle H 0 nbsp abgelehnt und dafur H 1 displaystyle H 1 nbsp akzeptiert wird wenn 8 1 displaystyle theta 1 nbsp der wahre Parameter ist Hier ist die Ablehnung von H 0 displaystyle H 0 nbsp zu Gunsten von H 1 displaystyle H 1 nbsp also erwunscht weshalb die entsprechende Funktion g 8 1 1 O C 8 1 displaystyle gamma theta 1 1 OC theta 1 nbsp auch Gutefunktion und ihr Funktionswert fur gegebenes 8 1 displaystyle theta 1 nbsp Trennscharfe oder Teststarke genannt wird Gutefunktion und Operationscharakteristik stellen damit beide vollstandige Charakterisierungen des zugehorigen Tests dar Man erkennt an ihnen bspw ob der Test mit wachsender Beobachtungszahl immer besser wird Konsistenz und ob die Wahrscheinlichkeit H 0 displaystyle H 0 nbsp abzulehnen grosser ist wenn H 1 displaystyle H 1 nbsp zutrifft als wenn H 0 displaystyle H 0 nbsp zutrifft Unverfalschtheit Beispiel Bearbeiten nbsp b Fehler Die rote Normalverteilungskurve gibt an wie der Stichprobenmittelwert X verteilt ware wenn m 260 g ist Die rote Flache reprasentiert den a Fehler von 5 Die blaue Kurve zeigt die Verteilung von X wenn m in Wahrheit 255 g betruge Die blaue Flache ist dann die Wahrscheinlichkeit dass X 256 7 ist und H0 damit nicht abgelehnt wird obwohl die Forellen im Durchschnitt untergewichtig sind Entsprechendes gilt fur die grune Kurve bei der das wahre Durchschnittsgewicht der Forellen sogar nur noch 252 g betragt wie zu sehen ist das Risiko 2 Art sie dennoch als normalgewichtig einzustufen nun wesentlich kleiner nbsp Operationscharakteristik Der Ordinatenwert der Grafik gibt den b Fehler in Abhangigkeit vom unbekannten Parameter m1 an Fur m 260 ist der Wert 0 95 also gerade 1 a Ein Forellenzuchter liefert seinem Grossabnehmer Forellen die im Durchschnitt mindestens 260 g wiegen sollen Bei Lieferung wird getestet ob das Durchschnittsgewicht mindestens 260 Gramm betragt Wird die Hypothese abgelehnt wird die Lieferung beanstandet Es sei bekannt dass das Gewicht X displaystyle X nbsp der Forellen normalverteilt ist mit der Varianz s 2 64 g 2 displaystyle sigma 2 64 mathrm g 2 nbsp und einem unbekannten Erwartungswert m displaystyle mu nbsp Es werden in einer Stichprobe n 16 displaystyle n 16 nbsp Forellen gewogen wobei die i displaystyle i nbsp te Forelle x i g displaystyle x i mathrm g nbsp wiegt Das Durchschnittsgewicht x 1 n i 1 n x i displaystyle overline x frac 1 n sum i 1 n x i nbsp dieser Forellen wird ermittelt Da der Mittelwert bei jedem Versuch anders ausfallt ist diese Grosse ebenfalls eine Zufallsvariable X displaystyle overline X nbsp und normalverteilt mit den Parametern m displaystyle mu nbsp und Var X s 2 n displaystyle operatorname Var left overline X right frac sigma 2 n nbsp Die Hypothesen lauten nun H 0 m m 0 260 displaystyle H 0 colon mu geq mu 0 260 nbsp und H 1 m lt 260 displaystyle H 1 colon mu lt 260 nbsp Soll der Fehler erster Art beispielsweise a 0 05 displaystyle alpha 0 05 nbsp betragen ergibt sich der kritische Wert fur die Prufgrosse X displaystyle overline X nbsp als m 0 z 1 a s n 260 1 65 8 4 256 7 displaystyle mu 0 z 1 alpha cdot frac sigma sqrt n 260 1 65 cdot frac 8 4 256 7 nbsp mit z 1 a displaystyle z 1 alpha nbsp als 1 a displaystyle 1 alpha nbsp Quantil der Standardnormalverteilung H 0 displaystyle H 0 nbsp wird also abgelehnt wenn x lt 256 7 displaystyle overline x lt 256 7 nbsp ist der Ablehnungsbereich ist 256 7 displaystyle infty 256 7 nbsp Ist jetzt tatsachlich m m 0 displaystyle mu mu 0 nbsp wahr wurde in 5 aller Stichproben x displaystyle overline x nbsp in den Ablehnungsbereich fallen es wurde die Lieferung zu Unrecht zuruckgeschickt werden was dem a Fehler entspricht Es kann aber beispielsweise auch vorkommen dass das Durchschnittsgewicht in Wahrheit m 255 g displaystyle mu 255 mathrm g nbsp betragt dass aber zufallig x gt 256 7 g displaystyle overline x gt 256 7 mathrm g nbsp ist Das ist der b Fehler fur m 255 g displaystyle mu 255 mathrm g nbsp Die Prufgrosse X displaystyle overline X nbsp ist nun bei unveranderter Varianz in Wahrheit normalverteilt wie X N 255 2 displaystyle overline X sim mathcal N 255 2 nbsp Die Wahrscheinlichkeit dass die Nullhypothese nicht abgelehnt wird ist dann P X 256 7 m 1 255 displaystyle P overline X geq 256 7 mid mu 1 255 nbsp und berechnet sich mit Hilfe der Normalverteilung als 1 F 256 7 255 64 16 1 F z 256 7 255 2 displaystyle 1 Phi left 256 7 mid 255 frac sqrt 64 sqrt 16 right 1 Phi z left frac 256 7 255 2 right nbsp 1 0 802 3 0 197 7 displaystyle 1 0 8023 0 1977 nbsp wobei F 256 7 255 2 displaystyle Phi 256 7 mid 255 2 nbsp der Wert der Normalverteilungsfunktion mit den Parametern 255 und 2 an der Stelle 256 7 ist und F z displaystyle Phi z nbsp der entsprechende Wert der Standardnormalverteilung Es wurde also in ca 20 aller Stichproben die Lieferung akzeptiert werden obwohl die Forellen im Durchschnitt untergewichtig sind Betragt dagegen in Wahrheit m 252 displaystyle mu 252 nbsp ergibt sich der b Fehler als 1 F 256 7 252 2 0 009 4 displaystyle 1 Phi 256 7 mid 252 2 0 0094 nbsp hier ist die Gefahr einer falschen Entscheidung nur noch sehr gering Die Grafik der Operationscharakteristik zeigt wie mit wachsender Entfernung von m 0 displaystyle mu 0 nbsp der b Fehler sinkt Man ist bestrebt moglichst schnell in den Bereich eines kleinen b Fehlers zu kommen Mit der Erhohung des Stichprobenumfangs kann man den b Fehler reduzieren Einen Test mit kleinem b Fehler nennt man auch trennscharf weil hier die Verteilungen stark getrennt sind Siehe auch BearbeitenROC KurveLiteratur BearbeitenHartung Joachim Elpelt Barbel Klosener Karl Heinz Statistik Lehr und Handbuch der angewandten Statistik 9 durchges Aufl Oldenbourg Munchen 1993 insbesondere Seite 135ff und 381ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Operating characteristics Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Bernd Ronz Hans G Strohe 1994 Lexikon Statistik Gabler Verlag S 268 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Operationscharakteristik amp oldid 234542978