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Das Okishio Theorem japanisch 置塩の定理 Okishio no teiri besagt Wenn ein Unternehmen seine Profitrate erhoht indem es eine neue Technik einfuhrt die weniger Arbeitseinsatz aber dafur mehr Materialeinsatz benotigt dass sich dann auch gesamtwirtschaftlich eine hohere Profitrate ergibt wenn sich die neue Technik einmal in der ganzen Branche verbreitet hat unter der Voraussetzung dass die Reallohne der Arbeiter also die Kaufkraft der Lohne in bestimmten Waren gemessen sich nicht erhoht haben Dieses Theorem widerspricht dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate von Karl Marx welches annimmt dass nach Verbreitung der neuen Technik auf die gesamte Branche sich gesamtwirtschaftlich eine niedrigere Profitrate ergebe Die Kapitalisten sassen sozusagen in einer Rationalitatenfalle Inhaltsverzeichnis 1 Das Modell von Sraffa 2 Einfuhrung von technischem Fortschritt 3 Ergebnis 4 Marxistische Erwiderungen 5 Nachrichtlich die stoffliche Seite 5 1 Das duale Gleichungssystem 5 2 Die allgemeine Gleichung 5 3 Die konkreten Zahlenbeispiele 5 4 Komparativ statische Methode 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDas Modell von Sraffa BearbeitenDie Argumentation von Nobuo Okishio einem japanischen Wirtschaftswissenschaftler beruht auf einem Sraffa Modell Die Volkswirtschaft soll aus zwei Abteilungen I und II bestehen wobei I die Investitionsguter Produktionsmittel und II die Konsumguter fur die Arbeiter vom Konsum der Kapitalisten wird abgesehen klassische Konsumfunktion herstellt Die Produktionskoeffizienten geben an wie viel von den verschiedenen Inputs notwendig ist um eine Einheit eines bestimmten Outputs zu produzieren Im hiesigen einfachen Fall gibt es nur zwei Outputs x 1 displaystyle x 1 nbsp die Menge der Investitionsguter und x 2 displaystyle x 2 nbsp die Menge der Konsumguter Die Produktionskoeffizienten a 11 displaystyle a 11 nbsp Anzahl der Investitionsguter um ein Investitionsgut herzustellen a 21 displaystyle a 21 nbsp Anzahl an Arbeitsstunden um ein Investitionsgut herzustellen a 12 displaystyle a 12 nbsp Anzahl an Investitionsgutern um ein Konsumgut herzustellen a 22 displaystyle a 22 nbsp Anzahl an Arbeitsstunden um ein Konsumgut herzustellen Die Arbeiter bekommen einen bestimmten Lohn zum Lohnsatz l displaystyle l nbsp je Einheit Arbeit der in Konsumgutern ausgedruckt ist l a 21 displaystyle l cdot a 21 nbsp Anzahl der Konsumguter die notwendig ist um ein Investitionsgut herzustellen l a 22 displaystyle l cdot a 22 nbsp Anzahl der Konsumguter die notwendig ist um ein Konsumgut herzustellen Schematisch kann die Volkswirtschaft so dargestellt werden Input x 1 displaystyle x 1 nbsp Input x 2 displaystyle x 2 nbsp OutputAbteilung I a 11 x 1 displaystyle a 11 cdot x 1 nbsp a 21 l x 1 displaystyle a 21 cdot l cdot x 1 nbsp x 1 displaystyle x 1 nbsp Abteilung II a 12 x 2 displaystyle a 12 cdot x 2 nbsp a 22 l x 2 displaystyle a 22 cdot l cdot x 2 nbsp x 2 displaystyle x 2 nbsp Dies kann in folgenden Gleichungen dargestellt werden a 11 x 1 p 1 a 21 l x 1 p 2 1 r x 1 p 1 displaystyle a 11 cdot x 1 cdot p 1 a 21 cdot l cdot x 1 cdot p 2 cdot 1 r x 1 cdot p 1 nbsp a 12 x 2 p 1 a 22 l x 2 p 2 1 r x 2 p 2 displaystyle a 12 cdot x 2 cdot p 1 a 22 cdot l cdot x 2 cdot p 2 cdot 1 r x 2 cdot p 2 nbsp p 1 displaystyle p 1 nbsp Preis fur das Investitionsgut x 1 displaystyle x 1 nbsp p 2 displaystyle p 2 nbsp Preis fur das Konsumgut x 2 displaystyle x 2 nbsp r displaystyle r nbsp Allgemeine Profitrate Durch die von Marx beschriebene Tendenz zum Ausgleich der Profitraten zwischen den Branchen hier Abteilungen bildet sich in der Volkswirtschaft eine einheitliche allgemeine Profitrate r displaystyle r nbsp heraus Vgl Marx Ausgleich der Profitraten zur allgemeinen Durchschnittsprofitrate In der Abteilung I betragen dabei die Ausgaben fur das konstante Kapital die Ausgaben fur die Investitionsguter a 11 x 1 p 1 displaystyle a 11 cdot x 1 cdot p 1 nbsp und fur das variable Kapital a 21 l x 1 p 2 displaystyle a 21 cdot l cdot x 1 cdot p 2 nbsp In der Abteilung II betragen dabei die Ausgaben fur das konstante Kapital a 12 x 2 p 1 displaystyle a 12 cdot x 2 cdot p 1 nbsp und fur das variable Kapital a 22 l x 2 p 2 displaystyle a 22 cdot l cdot x 2 cdot p 2 nbsp Man kann die konstanten und variablen Kapitale der beiden Abteilungen nicht einfach zu einer gesamtwirtschaftlichen Grosse addieren weil man dazu das Grossenverhaltnis zwischen den beiden Abteilungen kennen musste Zur Berechnung dieses Grossenverhaltnisses siehe die nachrichtlichen Berechnungen unten Es werden jetzt folgende Annahmen getroffen p 2 1 displaystyle p 2 1 nbsp Das Konsumgut x 2 displaystyle x 2 nbsp soll als Numeraire dienen der Preis des Konsumgutes p 2 displaystyle p 2 nbsp sei also gleich 1 Der Reallohn sei l 2 p 2 2 displaystyle l 2 cdot p 2 2 nbsp Das Gleichungssystem wird normiert indem die Outputs x 1 displaystyle x 1 nbsp und x 2 displaystyle x 2 nbsp jeweils gleich 1 gesetzt werden Im Marxismus wird ublicherweise angenommen dass der Lohn gleich dem Wert der Arbeitskraft ist also gerade so gross dass die Arbeiter ihre Arbeitskraft erhalten konnen Hier wird also angenommen dass die Arbeiter je Stunde Arbeit zwei Konsumguter benotigen um ihre Arbeitskraft zu erhalten 1 Eine Technik ist bei Sraffa definiert durch die Grosse der Produktionskoeffizienten Beispielsweise sei eine Technik gegeben mit a 11 0 8 displaystyle a 11 0 8 nbsp Anzahl der Investitionsguter um ein Investitionsgut herzustellen a 21 0 1 displaystyle a 21 0 1 nbsp Anzahl an Arbeitsstunden um ein Investitionsgut herzustellen a 12 0 4 displaystyle a 12 0 4 nbsp Anzahl an Investitionsgutern um ein Konsumgut herzustellen a 22 0 1 displaystyle a 22 0 1 nbsp Anzahl an Arbeitsstunden um ein Konsumgut herzustellen Dann erhalt man folgendes gleichgewichtige Gleichungssystem wobei die noch fehlenden Werte fur den Preis p 1 1 78 displaystyle p 1 1 78 nbsp und fur die Profitrate r 0 096 1 9 61 displaystyle r 0 0961 9 61 nbsp schon berechnet und eingesetzt sind 0 8 1 1 78 0 1 2 1 1 1 0 096 1 1 1 78 displaystyle 0 8 cdot 1 cdot 1 78 0 1 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 0961 1 cdot 1 78 nbsp 0 4 1 1 78 0 1 2 1 1 1 0 096 1 1 1 displaystyle 0 4 cdot 1 cdot 1 78 0 1 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 0961 1 cdot 1 nbsp Einfuhrung von technischem Fortschritt BearbeitenMan kann jetzt von Abteilung I eine Unternehmung herausgreifen welche die gleiche Produktionstechnik aufweist wie die Abteilung insgesamt Fur diese Unternehmung gilt also a 11 x 1 p 1 a 21 l x 1 p 2 1 r x 1 p 1 displaystyle a 11 cdot x 1 cdot p 1 a 21 cdot l cdot x 1 cdot p 2 cdot 1 r x 1 cdot p 1 nbsp 0 8 1 1 78 0 1 2 1 1 1 0 096 1 1 1 78 displaystyle 0 8 cdot 1 cdot 1 78 0 1 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 0961 1 cdot 1 78 nbsp Diese Unternehmung fuhrt jetzt technischen Fortschritt ein indem sie den notwendigen Einsatz an Arbeit vermindert etwa von a 21 0 1 displaystyle a 21 0 1 nbsp auf a 21 0 05 displaystyle a 21 0 05 nbsp halbiert Schon dies erhoht die technische Zusammensetzung des Kapitals weil jetzt fur die Erstellung einer Einheit des Investitionsgutes nur noch halb so viel Arbeit aber genau so viel Investitionsguter wie vorher benotigt werden Daruber hinaus soll aber angenommen werden dass die Arbeitsersparnis mit einem grosseren Verbrauch an Investitionsgutern einhergeht dass sich also a 11 0 8 displaystyle a 11 0 8 nbsp auf a 11 0 85 displaystyle a 11 0 85 nbsp erhoht Fur diese eine Unternehmung die technischen Fortschritt eingefuhrt hat ergibt sich bei den vorliegenden Preisen und beim gegebenen Lohnsatz diese Grossen bleiben ja zunachst unverandert solange nur eine Unternehmung ihre Technik andert folgende Gleichung 0 85 1 1 78 0 05 2 1 1 1 0 103 6 1 1 78 displaystyle 0 85 cdot 1 cdot 1 78 0 05 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 1036 1 cdot 1 78 nbsp Die Unternehmung konnte also ihre Profitrate von r 9 61 displaystyle r 9 61 nbsp auf 10 36 displaystyle 10 36 nbsp erhohen Dies entspricht soweit ganz den Marxschen Uberlegungen wonach gilt dass eine Unternehmung eine neue Technik nur einfuhrt wenn sich dadurch ihre Profitrate erhoht Karl Marx Band III des Kapitals Marx Engels Werke 25 S 275 Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren freiwillig an sobald sie die Profitrate vermindert Marx erwartet allerdings dass wenn sich die neue Technik in der ganzen Abteilung ausbreitet die Profitrate nicht nur fur den Pionierunternehmer wieder sinkt sondern dass jetzt fur die ganze Wirtschaft eine niedrigere allgemeine Profitrate herrscht Begrundet wird dies traditionellerweise dass nur lebendige Arbeit Mehrwert schaffen kann lebendige Arbeit wurde aber eingespart und dass das konstante Kapital die Ausgaben fur Investitionsguter keinen Wert schaffen sondern lediglich ihren Wert an die Endprodukte abgeben Unterstellt man dass die neue Produktionstechnik sich allgemein in Abteilung I verbreitet und berechnet das neue gleichgewichtige Wachstum und den neuen Preis p 2 displaystyle p 2 nbsp dann erhalt man 0 85 1 1 77 0 05 2 1 1 1 0 103 0 1 1 77 displaystyle 0 85 cdot 1 cdot 1 77 0 05 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 1030 1 cdot 1 77 nbsp 0 4 1 1 77 0 1 2 1 1 1 0 103 0 1 1 displaystyle 0 4 cdot 1 cdot 1 77 0 1 cdot 2 cdot 1 cdot 1 cdot 1 0 1030 1 cdot 1 nbsp Nach Verallgemeinerung der neuen Produktionstechnik im Beispiel Abteilung I und nach Erreichen eines neuen gleichgewichtigen Wachstums ist zwar die Profitrate des Pionierunternehmers wieder niedriger geworden aber insgesamt bleibt die neue allgemeine Profitrate mit 10 30 displaystyle 10 30 nbsp hoher als die ursprungliche von 9 61 displaystyle 9 61 nbsp Ergebnis BearbeitenNobuo Okishio hat diesen Beweis allgemein gefuhrt also das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate widerlegt Allerdings gibt es in obigem Modell nur zirkulierendes Kapital also Produktionsmittel die gleich in derselben Produktionsperiode in die Endprodukte eingehen Weitere Studien haben die Ergebnisse Okishios fur den Fall einer Wirtschaft mit fixem Kapital die Produktionsmittel wirken langer als eine Produktionsperiode ausgedehnt Arbeitssparender technischer Fortschritt kann demnach zu steigenden und muss nicht zu sinkenden allgemeinen Profitraten fuhren 2 Marxistische Erwiderungen Bearbeiten1 Eine Reaktion von Marxisten bestand darin dass die Kritik angenommen wurde 3 Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate stelle keinen zentralen Bestandteil der Marxschen Theorie dar Es gebe genugend andere Grunde gegen den Kapitalismus so dass man auf eine solche Zusammenbruchstendenz nicht angewiesen sei Eine Variante hiervon ist dass das Gesetz als Erklarung fur die regelmassig wiederkehrenden Konjunkturschwankungen Krisen akzeptiert wird aber nicht als langfristige Tendenz 4 Michael Heinrich wendet sich sowohl gegen eine Zusammenbruchskrise als auch gegen ein Verstandnis der Krise als zyklische Ausgleichsbewegung und schliesst Indem jedoch die Bedingungen der Produktion von Profit immer wieder mit den elementaren Lebensinteressen der Mehrheit der Bevolkerung kollidieren wird sich auch immer wieder von neuem die Frage nach der Legitimitat dieses Gesellschaftssystems und nach der Moglichkeit einer gesellschaftlichen Alternative stellen 5 Oder Ob nun der kapitalistisch buchhaltungsmassige Ausdruck der kapitalistischen Verwertung steigt oder fallt andert nichts am grundsatzlich bornierten Charakter der kapitalistischen Produktionsweise 3 2 Eine zweite Reaktion bestand darin innerhalb des Sraffa Modells nach Moglichkeiten das Okishio Argument zu entkraften gesucht wurde indem etwa das Marx allerdings unbekannte Gesetz der konstanten Lohnquote eingefuhrt wurde sei es dass die Gewerkschaften produktivitatsorientierte Lohnpolitik betreiben sei es dass die Unternehmen im Konkurrenzkampf einen Teil der gestiegenen Produktivitat in Form von gesunkenen Preisen weitergeben und so die Kaufkraft der Lohne die Reallohne steigern Bei konstanter Lohnquote stellt sich die Rationalitatenfalle fur die Unternehmen so dar Die einzelne Unternehmung die technischen Fortschritt einfuhrt macht zunachst einen Extraprofit Doch bei Verallgemeinerung des technischen Fortschritts passen sich die Reallohne so an dass die ursprungliche hohere Lohnquote wieder hergestellt wird Die Unternehmen bleiben aber auf den gestiegenen Kosten fur den erhohten Einsatz an Investitionsgutern sitzen Die Profitrate ist gesunken Gegen diese Argumentation ist einzuwenden dass die Annahme einer konstanten Lohnquote problematisch ist Die Profitrate konnte jedenfalls stabilisiert werden wenn die Lohnquote nach unten angepasst wurde So ist in dem Zahlenbeispiel der Anstieg der Profitrate mit einem Absinken der Lohnquote von 58 6 auf 41 9 verbunden siehe die ausfuhrliche Rechnung unten 3 Die dritte Reaktion schliesslich besteht darin das Sraffa Modell als Rahmen abzulehnen insbesondere auch die komparativ statische Methode 6 Im Kapitalismus wird nicht abgewartet bis sich ein neues Gleichgewicht eingestellt hat sondern die Einfuhrung neuer technischer Methoden ist ein laufender Prozess Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate greift wenn ein immer grosserer Anteil der Produktion je Arbeitsplatz investiert wird und nicht in zusatzliche Arbeitsplatze Eine solche andauernde Entwicklung kann durch die komparative Statik der Sraffa Modelle nicht erfasst werden 4 In einer vierten Reaktion wird bezweifelt dass Okishio mit dem Hinweis auf das Kostenkriterium der Technikwahl das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate widerlegt und einen Anstieg der Marxschen Profitrate begrundet habe Okishio versteht unter der Profitrate den Quotienten aus der Differenz zwischen dem Guterpreis und dem Kostpreis der Ware zum Kostpreis Erfolgt der Einsatz der neuen Technik unter der auch von Marx getroffenen Voraussetzung dass der Verbrauch des konstanten Kapitals weniger zunimmt als der Verbrauch des variablen Kapitals abnimmt also die Produktionskosten sinken muss die so definierte Profitrate zwangslaufig steigen Man konne zwar das Verhaltnis des Mehrwertes zum Kostpreis der Waren als Profitrate bezeichnen schreibt Klaus Muller Nur sei das nicht die Profitrate deren Entwicklungstendenz Marx begrundete Marx und Engels bezogen den Mehrwert nicht auf das verbrauchte Kapital den Kostpreis sondern auf das vorgeschossene Gesamtkapital Die Kostpreisprofitrate konne steigen wahrend gleichzeitig die Marxsche Kapitalvorschussprofitrate sinkt Das Verhaltnis des Mehrwerts zum Kostpreis ist nur dann mit der wirklichen Profitrate 7 identisch wenn der Kapitalvorschuss und der Kapitalverbrauch gleich sind oder was auf dasselbe hinauslauft wenn das Kapital genau einmal im Jahr umschlagt Die Behauptung technische Neuerungen wurden die Marxsche Profitrate erhohen ist daher falsch 8 Nach Klaus Muller sinkt die Marxsche Kapitalvorschussprofitrate trotz eines Anstiegs der Kostpreisprofitrate Okishios wenn bei einer Senkung des Kostpreises die Kapitalumschlagshaufigkeit n um mehr als e zuruckgeht bzw bei einem Anstieg der Organischen Zusammensetzung OZ die Mehrwertrate um weniger als q zunimmtDie Kennziffer e gibt die prozentuale relative Anderung der Umschlagszahl Umschlagshaufigkeit an die den Einfluss eines Anstiegs der Kostpreisprofitrate auf die Kapitalvorschussprofitrate gerade ausgleicht Die Kennziffer q gibt den notwendigen prozentualen Anstieg der Mehrwertrate an der die Steigerung der OZ gerade aufhebt und die Kapitalvorschussprofitrate damit nicht andert 9 Alfred Muller und Stephan KrugerBei Alfred Muller und Stephan Kruger ist Voraussetzung fur den Fall der Profitrate sowie der zyklischen Schwankungen dass Produktion industriell mit Hilfe von Maschinerie erfolgt 10 Die kapitalistischen Unternehmen suchen ihre Profite unabhangig voneinander eigenverantwortlich zu steigern es gibt keine zentrale Planungsinstanz der Volkswirtschaft 11 Okishio abstrahiert dagegen in seinem Modell vom fixem Kapital es gibt nur zirkulierendes Kapital Diese Zulassigkeit dieser Abstraktion ist umstritten Nach Alfred Muller berucksichtigt das Okishio Theorem nicht das Besondere der kapitalistischen Gesellschaft 12 Gabe es eine gesamtwirtschaftliche Koordinationsinstanz und ware das kapitalistische Privateigentum an Produktionsmitteln aufgehoben waren bei Beherrschung der Steuerungsmittel und bei Losung des Informationsproblems Angebot und Nachfrage ausgeglichen und die Wirtschaft bewegte sich auf einem stetigen Gleichgewichtspfad Die Schwierigkeiten entstehen sobald das Kapitalverhaltnis hereinkommt und der Produktionsprozess nur ein Mittel fur den Verwertungsprozess des Kapitals wird Letzteres geschieht durch die einzelnen Kapitalisten ohne gesamtwirtschaftliche Abstimmung Ahnlich bei Stephan Kruger 13 hier tatigen die Unternehmen autonome also von der augenblicklichen Gewinn oder Kostenlage unabhangige Investitionen je nach Lage In der Krise werden Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen die sowohl die Arbeitsproduktivitat erhohen als auch die technische Zusammensetzung des Kapitals um so aus der Krise zu kommen Dem augenblicklichen Vorteil fur die einzelne Unternehmung steht langfristig der Fall der allgemeinen Profitrate gegenuber wegen der so steigenden Zusammensetzung des Kapitals Nachrichtlich die stoffliche Seite BearbeitenDas duale Gleichungssystem Bearbeiten Fur die bisherigen Uberlegungen war es ausreichend nur die Geldgrossen zu betrachten Sollen weitergehende Untersuchungen durchgefuhrt werden um etwa die Grossen konstantes Kapital c variables Kapital v und Mehrwert oder Profit m fur die Wirtschaft insgesamt zu berechnen bzw Verhaltnisse zwischen diesen Grossen wie die Mehrwertrate m v oder die Wertzusammensetzung des Kapitals c v zu berechnen dann muss das Grossenverhaltnis zwischen den Abteilungen I Investitionsguter und II Konsumguter ermittelt werden Dies geschieht indem man das stetige Wachstum von der stofflichen Seite her darstellt In den bisherigen Gleichungen wurde berechnet wie unter bestimmten technischen Gegebenheiten die durch die Produktionskoeffizienten dargestellt wurden und unter einem bestimmten gegebenen Reallohn der als Menge an Konsumgutern x 2 displaystyle x 2 nbsp je Arbeitsstunde dargestellt wurde sich eine einheitliche Profitrate r herausbildet wobei noch ein Preis festzulegen war Hier wurde der Preis p 2 displaystyle p 2 nbsp fur das Konsumgut x 2 displaystyle x 2 nbsp gleich 1 gesetzt Numeraire und der Preis fur das Investitionsgut x 1 displaystyle x 1 nbsp berechnet Damit waren in Geldgrossen ausgedruckt die Bedingungen fur ein stetiges Wachstum ermittelt Die allgemeine Gleichung Bearbeiten Damit auch stofflich ein stetiges Wachstum moglich ist muss folgendes gelten a 11 x 1 K a 12 x 2 1 g x 1 displaystyle a 11 cdot x 1 K cdot a 12 cdot x 2 cdot 1 g x 1 nbsp a 21 l x 1 K a 22 l x 2 1 g K x 2 displaystyle a 21 cdot l cdot x 1 K cdot a 22 cdot l cdot x 2 cdot 1 g K cdot x 2 nbsp Es muss also jetzt eine zusatzliche Grosse K berechnet werden die das Grossenverhaltnis zwischen den Abteilungen I und II wiedergibt wobei der Abteilung I das Gewicht 1 und der Abteilung II dann das Gewicht K zugeordnet wird Wird bei solchen Wachstumsmodellen unterstellt dass die gesamten Profite in der nachsten Periode dazu verwendet werden um auf gleicher technischer Grundlage nach Massgabe der Profitrate r mehr zu produzieren dann ergibt sich dass die Wachstumsrate stofflich betrachtet g gleich der Profitrate r ist Die konkreten Zahlenbeispiele Bearbeiten Fur das erste Zahlenbeispiel mit der Profitrate r 9 61 displaystyle r 9 61 nbsp ergibt sich 0 8 1 0 280 8 0 4 1 1 0 096 1 1 displaystyle 0 8 cdot 1 0 2808 cdot 0 4 cdot 1 cdot 1 0 0961 1 nbsp 0 1 2 1 0 280 8 0 1 2 1 1 0 096 1 0 280 8 1 displaystyle 0 1 cdot 2 cdot 1 0 2808 cdot 0 1 cdot 2 cdot 1 cdot 1 0 0961 0 2808 cdot 1 nbsp Das Gewicht von Abteilung II betragt K 0 280 8 displaystyle K 0 2808 nbsp Fur das zweite Zahlenbeispiel mit der Profitrate r 10 30 displaystyle r 10 30 nbsp ergibt sich 0 85 1 0 141 54 0 4 1 1 0 103 0 1 displaystyle 0 85 cdot 1 0 14154 cdot 0 4 cdot 1 cdot 1 0 1030 1 nbsp 0 1 2 1 0 141 54 0 05 2 1 1 0 103 0 0 141 54 1 displaystyle 0 1 cdot 2 cdot 1 0 14154 cdot 0 05 cdot 2 cdot 1 cdot 1 0 1030 0 14154 cdot 1 nbsp Das Gewicht von Abteilung II betragt jetzt K 0 141 54 displaystyle K 0 14154 nbsp Die jeweiligen Wachstumsraten g displaystyle g nbsp sind gleich den Profitraten r displaystyle r nbsp Auf der linken Seite der Gleichungen stehen in der jeweils ersten Gleichung die Inputs an x 1 displaystyle x 1 nbsp und in der jeweils zweiten Gleichung steht links die Menge an x 2 displaystyle x 2 nbsp die als Input benotigt wird Auf der rechten Seite der Gleichungen steht in der ersten als Output ein Gut von x 1 displaystyle x 1 nbsp und in der zweiten Gleichung K Guter von x 2 displaystyle x 2 nbsp Bewertet man den Input an x 1 displaystyle x 1 nbsp mit dem Preis p 1 displaystyle p 1 nbsp dann erhalt man das konstante Kapital c Bewertet man den Input an x 2 displaystyle x 2 nbsp mit dem gesetzten Preis p 2 1 displaystyle p 2 1 nbsp dann erhalt man das variable Kapital v Bewertet man den Output eines Guts x 1 displaystyle x 1 nbsp und K Guter von x 2 displaystyle x 2 nbsp mit den jeweiligen Preisen p 1 displaystyle p 1 nbsp und p 2 displaystyle p 2 nbsp erhalt man den gesamten Umsatz der Volkswirtschaft c v m Zieht man von diesem Umsatz den Betrag fur das konstante und das variable Kapital c v ab erhalt man als Rest den Profit m Es lasst sich dann die Wertzusammensetzung des Kapitals c v die Mehrwertrate m v und die Lohnquote v m v berechnen Fur die Lohnquote ergibt sich im ersten Fall 58 6 displaystyle 58 6 nbsp und im zweiten Fall 41 9 displaystyle 41 9 nbsp Dies entspricht Mehrwertraten von 0 706 bzw 1 389 Fur die Wertzusammensetzung des Kapitals c v ergibt sich im ersten Fall 6 34 und im zweiten Fall 12 49 Nach der Formel Profitrate p m v c v 1 displaystyle p frac frac m v frac c v 1 nbsp errechnen sich wieder die beiden Profitraten 9 61 displaystyle 9 61 nbsp und 10 30 displaystyle 10 30 nbsp Komparativ statische Methode Bearbeiten Bei diesem Beispiel ist zu beachten dass die komparativ statische Methode zugrunde liegt das heisst es werden verschiedene Wirtschaften die sich auf einem gleichgewichtigen Wachstumspfad befinden miteinander verglichen Geht man von einer Gleichgewichtsbetrachtung zu Ungleichgewichtsmodellen uber konnen sich durchaus andere Ergebnisse einstellen Wenn die Kapitalisten die technische Zusammensetzung des Kapitals erhohen weil dies ihnen die Profitrate erhoht kann daraus auch unter dem Druck der Konkurrenz ein andauernder Prozess werden der dazu fuhrt dass die Wirtschaft nicht mehr die Zeit hat um in einen neuen gleichgewichtigen Wachstumspfad einzuschwenken sondern fortgesetzte arbeitssparende Rationalisierungsinvestitionen fuhren zu einer Stagnationstendenz Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate wird heutzutage auch unter dem Eindruck der Okoshio Kritik als ein Ungleichgewichtsmodell verstanden Literatur BearbeitenDuncan K Foley Understanding Capital Marx s Economic Theory Harvard University Press 1986 ISBN 0 674 92088 0 Alan Freeman Price value and profit a continuous general treatment In Alan Freeman Guglielmo Carchedi Hrsg Marx and non equilibrium economics Elgar Cheltenham Brookfield US 1996 mpra ub uni muenchen de ein mathematisches Argument gegen das Okishio Theorem mit Tippfehlern in den Formeln Michael Heinrich Die Wissenschaft vom Wert Westfalisches Dampfboot Munster 2003 ISBN 3 89691 454 5 Nobuo Okishio Technische Veranderungen und Profitrate 1961 Deutsch in H G Nutzinger E Wolfstetter Hrsg Die Marxsche Theorie und ihre Kritik 2 Bande Frankfurt am Main 1974 Piero Sraffa Warenproduktion mittels Waren Nachworte von Bertram Schefold Erstveroffentlichung 1960 Suhrkamp Frankfurt am Main 1976 Klaus Muller Georg Quaas Kontroversen uber den Arbeitswert Eine politokonomische Debatte Potsdam 2020 ISBN 978 3 947802 48 7 Klaus Muller Profit Koln 2016 ISBN 978 3 89438 606 1 Einzelnachweise Bearbeiten Uber die Aufteilung des gesamten Arbeitsvolumens in Stunden auf die einzelnen Arbeitskrafte ist keine Aussage getroffen Man konnte etwa annehmen dass ein Arbeiter etwa acht Stunden je Tag arbeitet mit einem entsprechend hohen Tageslohn Die Anzahl der Arbeiter verandert sich dann entsprechend mit dem Gesamtarbeitsvolumen in Stunden gemessen Bertram Schefold Fixes Kapital als Kuppelprodukt und die Analyse der Akkumulation bei unterschiedlichen Formen des technischen Fortschritts In Beitrage zur Marxschen Theorie 13 Frankfurt am Main 1979 S 284 ff a b Michael Heinrich Kritik der politischen Okonomie Schmetterling Verlag Stuttgart 2004 ISBN 3 89657 588 0 S 148 ff Helmut Dunkhase Zur Profitratendiskussion in den Marxistischen Blattern In Marxistische Blatter November 2010 Zur Profitratendiskussion in den Marxistischen Blattern Helmut Dunkhase PDF Michael Heinrich Die Wissenschaft vom Wert Westfalisches Dampfboot Munster 2003 ISBN 3 89691 454 5 S 369 f Alan Freeman Price value and profit a continuous general treatment Paper No 1290 April 1996 mpra ub uni muenchen de 7 November 2007 01 40 PDF 685 kB Karl Marx Das Kapital In Marx Engels Werke Band 25 Dietz Verlag Berlin 1972 S 237 Klaus Muller Tendenzieller Fall oder Anstieg Zur Komplexitat okonomischer Erscheinungen am Beispiel der allgemeinen Durchschnittsprofitrate Marx Engels Jahrbuch 2009 Akademie Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 05 004677 8 S 47 75 Klaus Muller Tendenzieller Fall oder Anstieg Zur Komplexitat okonomischer Erscheinungen am Beispiel der allgemeinen Durchschnittsprofitrate In Marx Engels Jahrbuch 2009 Akademie Verlag Berlin 2010 S 67 70 72 Stephan Kruger Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation Konjunkturzyklus und langfristige Entwicklungstendenzen Kritik der Politischen Okonomie und Kapitalismusanalyse Band 1 Hamburg 2010 S 414 f Alfred Muller Die Marxsche Konjunkturtheorie Eine uberakkumulationstheoretische Interpretation S 103 f Alfred Muller Die Marxsche Konjunkturtheorie Eine uberakkumulationstheoretische Interpretation PapyRossa Koln 2009 Dissertation 1981 S 160 Stephan Kruger Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation Konjunkturzyklus und langfristige Entwicklungstendenzen Kritik der Politischen Okonomie und Kapitalismusanalyse Band 1 Hamburg 2010 ISBN 978 3 89965 376 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okishio Theorem amp oldid 234749969