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Okazaki Fragment heisst in der Molekularbiologie einer der wahrend der DNA Replikation entstehenden kurzen Abschnitte des Folgestrangs aus DNA 1 Bei Prokaryoten ist ein solches Fragment 1000 bis 2000 Nukleotide lang bei Eukaryoten 100 bis 200 2 Benannt ist es nach der japanischen Wissenschaftlerin Tsuneko Okazaki und ihrem Mann Reiji Okazaki die 1968 3 das Modell eines Replikationsmechanismus mit diskontinuierlicher DNA Synthese vorschlugen 4 5 Schema einer Replikationsgabel bei der Replikation eines DNA Doppelstranges wird der Leitstrang fortlaufend am Matrizenstrang aufgebaut wahrend fur den Folgestrang zunachst einzelne Okazaki Fragmente gebildet werden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeiner Ablauf der Replikation 2 Entstehung 3 Luckenfullung und Verknupfung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAllgemeiner Ablauf der Replikation Bearbeiten Hauptartikel Replikation Im Prozess der Replikation wird ein doppelstrangiges DNA Molekul verdoppelt sodass zwei gleiche doppelstrangige DNA Molekule entstehen Fur den Beginn der Replikation muss die vorliegende DNA Doppelhelix zuerst an bestimmten Stellen durch eine Helikase Aktivitat entwunden und die Bindung der Wasserstoffbrucken zwischen den Basenpaaren der beiden antiparallel verlaufenden Strangen gelost werden An der geoffneten Stelle dem Replikationsursprung oder Origin sind die DNA Strange somit voneinander getrennt als zwei einzelstrangige Abschnitte Diese werden nun jeweils als Matrize fur den Aufbau eines durch Basenpaarung bestimmten komplementaren Stranges benutzt Jeder der beiden alten Strange wird also durch einen neu gebildeten Strang zu einem Doppelstrang erganzt Die so semikonservativ gebildeten zwei DNA Doppelstrange haben abgesehen von selten auftretenden Fehlern die gleiche Basensequenz da auch die originalen Strange komplementar zueinander waren Damit liegt die genetische Information dann in zwei Kopien vor Entstehung BearbeitenVom Replikationsursprung ausgehend schreitet die Auftrennung des Doppelstrangs in zwei einzelstrangige Bereiche als Y formige Aufgabelung wahrend der Replikation langs der DNA fort in eine Richtung und bidirektional auch in die andere entgegengesetzte Betrachtet man den in einer Replikationsgabel ablaufenden Prozess der Neusynthese komplementarer DNA Strange genauer wird ein Unterschied deutlich Vom Origin aus kann das Enzym DNA Polymerase an dem einen Matrizenstrang kontinuierlich fortlaufend den komplementaren Strang aufbauen an dem anderen Matrizenstrang aber nicht hier werden diskontinuierlich nacheinander komplementare DNA Teilstrange synthetisiert in sogenannten Okazaki Fragmenten und spater miteinander verbunden Denn die von DNA Polymerasen katalysierte Polymerisation erfolgt schrittweise jeweils durch Anfugen eines aktivierten Nukleotids dNTP an das 3 Ende des bereits synthetisierten Nukleinsaurestranges und ist so ausschliesslich in 5 3 Richtung moglich Die dabei fur den komplementaren Aufbau notwendige Matrize ist antiparallel orientiert also in Richtung 3 5 Da auch die beiden aufgetrennten Matrizenstrange antiparallel zueinander orientiert sind kann eine DNA Polymerase nur an dem einen Matrizenstrang in Bewegungsrichtung der wandernden Replikationsgabel fortschreiten und kontinuierlich den sogenannten Leitstrang englisch leading strand aufbauen An dem anderen Matrizenstrang hingegen muss eine DNA Polymerase in umgekehrter Richtung prozessieren und damit entgegen der Bewegungsrichtung der Replikationsgabel Daher werden hier am freigelegten Matrizenstrang regelmassig zunachst fragmentarisch Teilabschnitte aufgebaut und diese Okazaki Fragmente anschliessend zum sogenannten Folgestrang englisch lagging strand verknupft Bei den ublicherweise zwei bidirektional in Gegenrichtung wandernden Replikationsgabeln schliesst sich der Folgestrang der einen an den Leitstrang der anderen Replikationsgabel an In den kleinen ringformigen Genomen von Prokaryoten oder Mitochondrien gibt es meist nur einen Replikationsursprung in grossen eukaryotischen Genomen dagegen oft mehrere Tausend um durch viele gleichzeitig fortschreitende Replikationsgabeln die Geschwindigkeit der Replikation zu erhohen Das fur die Polymerisation der DNA zustandige Enzym in Bakterien der Proteinkomplex DNA Polymerase III Pol III in Saugerzellen DNA Polymerase d und DNA Polymerase e bzw in Mitochondrien DNA Polymerase g braucht als Starthilfe ein kurzes Primer genanntes Oligonukleotid Dieses wird als ein an die DNA Matrize gebundenes kleines RNA Molekul von einer Primase bereitgestellt Die DNA Polymerase fugt daran dann weitere Nukleotide an nun aber Bausteine der DNA dNTP bei der fragmentarischen Synthese des Folgestranges solange bis sie auf das 5 Ende des zuvor gebildeten kurzen Fragments stosst Diese diskontinuierlich wiederholt gebildeten kurzen Abschnitte aus DNA heissen Okazaki Fragmente Luckenfullung und Verknupfung Bearbeiten nbsp Okazaki Fragmente werden Anteile eines durchgangigen Folgestrangs indem der RNA Primer entfernt Nuklease die Lucke gefullt DNA Polymerase und der Teilstrang verknupft DNA Ligase wird hier schematisch gezeigt am Beispiel einer rechtsgangigen Replikationsgabel Ein weiteres Enzym mit Nuklease Aktivitat entfernt dann den RNA Primer eine Reparaturpolymerase die prokaryotische DNA Polymerase I Pol I bzw die eukaryotische DNA Polymerase a ersetzt ihn durch DNA und fullt die Lucke zwischen Fragmenten mit komplementaren Nukleotiden Eine DNA Ligase verknupft die einzelnen komplettierten Fragmente schliesslich durch eine Esterbindung zwischen der Hydroxygruppe des Zuckers Desoxyribose am 3 Ende des einen und dem Phosphatrest am 5 Ende des nachsten Teilstrangs zu einem Folgestrang mit bruchlosem Ruckgrat Diese fur die Integration der Okazaki Fragmente notigen Verfahrensschritte sind denen einer DNA Reparatur ahnlich Literatur BearbeitenAlberts Bray Johnson Lewis Lehrbuch der molekularen Zellbiologie 2 korrigierte Auflage Wiley VCH Weinheim 2001 ISBN 3 527 30493 2 englische Ausgabe B Alberts A Johnson J Lewis et al Molecular Biology of the Cell 4 Ausgabe Garland Science New York 2002 Kapitel DNA Replication Mechanisms Online auf dem NCBI Bookshelf Einzelnachweise Bearbeiten Graw Jochen Genetik 6 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2015 ISBN 978 3 662 44816 8 D Voet J G Voet C W Pratt Lehrbuch der Biochemie 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 2010 S 963 R Okazaki T Okazaki et al Mechanism of DNA chain growth I Possible discontinuity and unusual secondary structure of newly synthesized chains In PNAS Band 59 Nr 2 Februar 1968 doi 10 1073 pnas 59 2 598 PMID 4967086 PMC 224714 freier Volltext S 598 605 T Okazaki Days weaving the lagging strand synthesis of DNA A personal recollection of the discovery of Okazaki fragments and studies on discontinuous replication mechanism In Proceedings of the Japan Academy Series B Physical and Biological Sciences Band 93 Nr 5 Mai 2017 doi 10 2183 pjab 93 020 PMID 28496054 PMC 5489436 freier Volltext S 322 338 A Yudelevich B Ginsberg J Hurwitz Discontinuous synthesis of DNA during replication In PNAS Band 61 Nr 3 November 1968 doi 10 1073 pnas 61 3 1129 PMID 4879822 PMC 305445 freier Volltext S 1129 1136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okazaki Fragment amp oldid 235901166