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Der Nuklearunfall von Samut Prakan geschah im Februar 2000 in Thailand Durch die Freisetzung von ionisierender Strahlung aus einem ausgedienten medizinischen Kobalt 60 Bestrahlungsgerat kamen mindestens drei Menschen zu Tode und mehr als tausend waren einer erhohten Strahlenbelastung ausgesetzt Vorwiegend betroffen war hierbei das Areal eines Schrottplatzes in Samut Prakan etwa 20 Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum Bangkoks entfernt Inhaltsverzeichnis 1 Unfall und dessen Entdeckung 2 Bergung 3 Folgen und Auswirkungen des Unfalls 4 Konsequenzen auf internationaler Ebene 5 Ahnliche Unfalle 6 Quelle 7 EinzelnachweiseUnfall und dessen Entdeckung BearbeitenAusloser des Geschehens waren mehrere Strahlenquellen die von Geraten zur Strahlentherapie stammten und seit Oktober 1999 von einem Unternehmen illegal auf einem ungeschutzten Parkplatz in Bangkok gelagert wurden Zu dem eigentlichen Unfall kam es als Schrottsammler eine dieser Quellen an sich nahmen sie zu einem Schrottplatz verbrachten und dort die schutzende Abschirmung aufbrachen um die Materialien Blei Stahl separat weiterverkaufen zu konnen Die Umhullung des radioaktiven Stoffs blieb jedoch unbeschadigt Dem am Gehause der Strahlenquelle angebrachten schriftlichen Warnhinweis der jedoch nicht in thailandischer Sprache verfasst war sowie dem Vorhandensein des Strahlenwarnzeichens an der Ummantelung wurde weder seitens der Schrottsammler noch der Schrottplatz Arbeiter oder der Schrottplatz Besitzerin Beachtung geschenkt moglicherweise war den Personen die Bedeutung auch nicht bekannt In den kommenden Tagen entwickelten sich bei allen Beteiligten die typischen Symptome einer hohen Strahlenexposition Unwohlsein Appetitlosigkeit Durchfall sonnenbrandahnliche Hautschaden schliesslich grossflachige offene Wunden und Haarausfall Trotz dieser Beschwerden suchten die Schrottsammler erst uber eine Woche nach dem Aufbrechen der Strahlenquelle arztliche Hilfe in einem naheliegenden Krankenhaus Die dort tatigen Arzte interpretierten die vorliegenden Krankheitsbilder wiederum erst nach einigen Tagen richtig als Strahlenkrankheit nachdem die Mitarbeiter des Schrottplatzes ebenfalls mit ahnlichen Symptomen ins Krankenhaus gekommen waren Insgesamt zehn Personen aus dem Umfeld der Schrottsammler wurden durch die geoffnete Kobalt 60 Quelle besonders stark der Strahlung ausgesetzt Inzwischen waren 17 Tage seit der Freilegung der Quelle vergangen und diese in dem kaum geordneten Materialhaufen des Schrottplatzes vielfach mit Schrott uberschuttet worden Nachdem die zustandige Behorde uber die Vermutung dass sich im Lebensumfeld der Patienten eine ungeschutzte Strahlenquelle befinden musste in Kenntnis gesetzt wurde begannen unmittelbar die Suche nach der Quelle und die Vorbereitungen zur Bergung Bergung BearbeitenDurchgefuhrte Messungen am Schrottplatz zeigten sehr hohe Strahlungswerte Am Eingang des Schrottplatzes etwa sieben Meter von der Quelle entfernt lag der Wert bei 50 mSv h Direkt beim Schrotthaufen mit der offenen Quelle ergaben die Messungen bis zu 10 Sv h Zum Vergleich Liquidatoren die bei der Katastrophe von Tschernobyl auf dem Reaktordach Aufraumarbeiten eingesetzt waren erhielten dort innerhalb von etwa einer Minute eine Dosis von etwa 200 mSv was 12 Sv h entspricht Eine Evakuierung wurde anfangs von den zustandigen Behorden in Betracht gezogen dann aber verworfen um keine Panik hervorzurufen Lediglich eine Absperrung fur den Dosisbereich uber 0 3 mSv h wurde vorgenommen was einem Umkreis von etwa zehn Metern um den Schrottplatz entsprach Eine schnelle Bergung und Sicherung der Kobalt 60 Quelle wurde durch den Umstand erschwert dass einerseits die genaue Lage der Quelle nicht bekannt war und weiterhin die Arbeiten durch grosse Mengen sonstigen Schrotts die auf dem Areal unsortiert lagerten behindert wurden Ausserdem waren die agierenden Einsatzkrafte bezuglich Bergungstechnik und Schutzausrustung nur durftig ausgestattet Deshalb wurden unkonventionelle Mittel angewendet So wurde zur Lokalisierung der Strahlenquelle auf dem Schrottplatz eine fluoreszierende Platte genutzt die an die Spitze eines langen Bambus Stabs montiert war Wahrend Arbeiten in der Nacht konnte so erfolgreich die Lage der Quelle bestimmt werden da die Platte in der Nahe der Strahlenquelle durch diese zum Leuchten gebracht wurde Hierzu musste jedoch gewartet werden bis kein storender Mondschein mehr vorhanden war Die Quelle konnte schliesslich vom restlichen Schrott separiert und in einem Bleibehalter gesichert werden Bei den Bergungsarbeiten wurden insgesamt 52 Personen eingesetzt Die hochste erhaltene Strahlenbelastung fur Personen aus dieser Gruppe lag bei 32 mSv Folgen und Auswirkungen des Unfalls BearbeitenDie im Umfeld des Schrottplatzes lebenden Menschen wurden innerhalb eines Zeitraumes von ungefahr drei Wochen einer Strahlungsbelastung ausgesetzt die die in der Umwelt naturlich vorkommende Strahlung um ein Vielfaches uberstieg Im Umkreis von 100 Metern um den Schrottplatz lebten zum Zeitpunkt des Unfalls 1872 Menschen Eine Gruppe von insgesamt 258 Personen lebte im Nahbereich von 50 Metern um den Schrottplatz darunter funf schwangere Frauen Eine dieser Frauen entschied sich wegen des Unfallgeschehens fur einen Schwangerschaftsabbruch Die Strahlenbelastung bei den zehn direkt Beteiligten Schrottsammler und handlerin Schrottplatz Arbeiter sowie Verwandte dieser Personen war enorm Nachtragliche Berechnungen ergaben fur vier Ganzkorperdosen von etwa 2 Gy fur zwei weitere Individuen lagen die Werte zwischen 2 Gy und 6 Gy und die restlichen vier Personen erlitten Belastungen von mehr als 6 Gy Die Aquivalentdosis fur die verschiedenen Personen Kohorten lag somit da es sich um eine Gammastrahlen Exposition handelte bei jeweils etwa 2 Sv 2 Sv bis 6 Sv sowie mehr als 6 Sv Von den letzteren vier Beteiligten verstarben zwei 18 und 20 Jahre alte mannliche Angestellte der Schrottplatz Inhaberin sowie deren Ehemann innerhalb von acht Wochen Nach mehrjahrigem Rechtsstreit verurteilte im Jahre 2009 ein thailandisches Gericht das fur die illegale Lagerung der Strahlenquellen verantwortliche Unternehmen Kamol Sukosol Electric Co Ltd zur Zahlung einer Entschadigung in Hohe von insgesamt 640 276 Baht 1 Aufgeteilt auf die zwolf in diesem Prozess klagenden Strahlenopfer ergibt sich somit eine Entschadigungssumme von umgerechnet jeweils zirka 1 300 Euro Konsequenzen auf internationaler Ebene Bearbeiten nbsp Warnung vor gefahrlichen radioaktiven StoffenDieser sowie ahnlich gelagerte Unfalle fuhrten seitens der IAEO zur Entwicklung des neuen zusatzlichen Warnsymbols fur gefahrliche radioaktive Stoffe das speziell so entworfen wurde dass auch ungebildete Personenkreise zum Beispiel Kinder Analphabeten die Symbolik korrekt deuten konnen Ahnliche Unfalle BearbeitenGoiania Unfall Radiologischer Unfall von Ciudad JuarezQuelle BearbeitenThe Radiological Accident in Samut Prakarn Internationale Atomenergie Organisation Wien 2002 englisch iaea org PDF 1 1 MB Einzelnachweise Bearbeiten Radiation victims lose compensation Nicht mehr online verfugbar In Bangkok Post 21 Oktober 2009 ehemals im Original abgerufen am 14 Marz 2011 englisch 1 2 Vorlage Toter Link www bangkokpost com Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nuklearunfall von Samut Prakan amp oldid 237018899