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Der Nilflughund Rousettus aegyptiacus ist ein fruchtfressendes Fledertier das zur Familie der Flughunde gehort Er kommt weitverbreitet in Afrika und im Nahen Osten bis nach Indien vor NilflughundNilflughund Rousettus aegyptiacus SystematikOrdnung Fledertiere Chiroptera Familie Flughunde Pteropodidae Unterfamilie RousettinaeTribus RousettiniGattung Hohlenflughunde Rousettus Art NilflughundWissenschaftlicher NameRousettus aegyptiacus E Geoffroy 1810 Nilflughunde wurden erstmals 1810 vom franzosischen Naturforscher und Zoologen Etienne Geoffroy Saint Hilaire beschrieben Er entdeckte sie in der Pyramide von Cheops wahrend Napoleons Agyptenfeldzug Bergmans 1994 1 Gemass der morphologischen Systematik gehorten agyptische fliegende Hunde zur Chiroptera Gruppe der Unterordnung Megachiroptera der Familie Pteropodidae der Unterfamilie Pteropodinae dem Tribus Pteropodini der Gattung Rousettus Kwiecinski und Griffiths 1999 2 Neuere molekulare Studien schreiben diese Gattung jedoch der Unterordnung Yinpterochiroptera und der Uberfamilie Pteropodoidea zu Ao et al 2007 3 Nilflughunde sind mittelgrosse Fledertiere mit einer Flugelspannweite von bis zu 60 cm und einem Gewicht von 80 170 Gramm Die Korperlange der Mannchen variiert zwischen 14 und 19 2 cm wahrend die Weibchen meist kleiner sind 12 1 16 7 cm 4 Die Farbe des Ruckens variiert von dunkelbraun bis massig grau Das Fell am Bauch ist in mehreren Farbtonen heller aschgrau Kurzes Fell bedeckt den ganzen Kopf bis zur Nase Sexueller Dimorphismus wird nicht in der Farbe beobachtet aber bei Mannchen ist der lange Mantel auf dem Nacken starker entwickelt und hat den Anschein einer Mahne in rostigem Farbton Nilflughunde haben ein eher primitives und einfaches Echoortungssystem Ihre Ohren sind klein schwarz oder dunkelbraun der Tragus ist nicht spezialisiert wie bei den Vertretern der Yangochiroptera Die Nilflughunde besitzen grosse Augen die an Dammerung und Nachtsicht angepasst sind Die Farbe der Iris ist braun 5 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Verteilung 2 Bedingungen und Lebensraume 3 Physiologie 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Verhalten 7 Feinde 8 Okosystemrolle und Gefahrdung 9 Sicherheitsstatus 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeographische Verteilung BearbeitenUnter den Flughunden sind die Nilflughunde die am weitesten verbreitete Art Auf dem afrikanischen Kontinent befinden sie sich nordlich von Angola und Nigeria ostlich von Mosambik Kenia und Athiopien Sie kommen im Niltal bis zur Kuste des Mittelmeers vor sie sind typisch im Nahen Osten bis Zypern und in der sudlichen Turkei Im Osten umfasst ihr Lebensraum den Iran Pakistan und Indien Bedingungen und Lebensraume BearbeitenIhre Flugel sind sowohl in feuchtem Tropenklima als auch in ariden Regionen die zwischen 0 und 4000 Meter uber dem Meeresspiegel liegen gleichermassen gut ausgepragt 6 7 Die Tiere halten sich tagsuber in Hohlen oder in Gebauden auf die von Menschen bewohnt werden Im Gegensatz zu den meisten anderen fleischfressenden Fledertieren aus der Superfamilie Pteropodoidea setzen sich die Nilflughunde nicht auf Baumen und offenen Flachen ab Sie leben in Kolonien deren Anzahl von mehreren bis zu Hunderten von Individuen variiert 8 Ihre Population ist gross im Durchschnitt gibt es mehrere hundert Tiere in den Hohlen in einigen Gebieten gibt es aber bis zu 3 000 Individuen 9 Physiologie BearbeitenEs gibt mehrere Unterarten die sich voneinander unterscheiden einschliesslich Schattierungen der Wolle 6 7 Nilflughunde haben einen zweihornigen Uterus mit einer einzigen Vagina 10 daher haben sie eine doppelte Schwangerschaft Nach der Befruchtung der ersten Eizelle in einem Horn der Gebarmutter erfolgt eine zweite Befruchtung mit verzogerter Embryonenimplantation Wenn das erste Jungtier aus irgendeinem Grund zugrunde geht wird sich der Embryo aus dem anderen Teil des Uterus aktiv entwickeln Diese Tatsache wurde durch Beobachtungen bei Tieren in Gefangenschaft festgestellt 11 Das Korpergewicht des Neugeborenen betragt mehr als 20 des Gewichts der Mutter 12 Im Vergleich zu anderen Saugetieren ist dieser Anteil aussergewohnlich hoch Die Jungen der Nilflughunde Rousettus aegyptiacus wiegen am zweiten Lebenstag 22 5 g und die Mutter wiegt 127 g 17 des Muttergewichts wie der Zoologe Erwin Kulzer 1966 beobachtete Das Baby wird blind und hilflos geboren ist aber fahig die Brustwarze der Mutter zu erreichen und fest daran zu saugen 13 Der Zeitpunkt des Offnens der Augen variiert individuell Manche Babys offnen am ersten Tag ihre Augen andere erst am 9 Tag Die Flache der Flugmembran ist im Vergleich zu erwachsenen Tieren noch klein aber in allen anderen Details ist der Flugel bereits vollstandig ausgeformt Charakteristisch sind die Grossen des ersten grossen Fingers am Flugel und die Beine mit Klauen Fur ein Neugeborenes ist dies beim Greifen von entscheidender Bedeutung 12 Bis zwei Wochen hangt das Baby an der Mutter klammert sich mit Krallen an die Wolle und halt die Brustwarze fest Ernahrung BearbeitenIhre Ernahrung umfasst eine Vielzahl von Fruchten Bananen Orangen Trauben Mangos Aprikosen Pfirsiche Apfel Litchi Fruchte Bluten Pollen selten Blatter 7 Nachdem sie Nahrung gefunden haben suchen sie einen ruhigen Ort auf Die Nahrung wird beim Verzehr mit einer Hinterpfote festgehalten Nach jeder Mahlzeit lecken sich die Tiere fleissig 7 Fortpflanzung BearbeitenNilflughunde paaren sich das ganze Jahr uber aber in einigen Gebieten mit einem gemassigteren Klima wird eine jahreszeitabhangige Fortpflanzung in naturlicher Umgebung beobachtet 6 In der Gefangenschaft bringen die Tiere Nachkommen synchron zur Welt Die Frequenz solcher Wellen betragt etwa funf Monate 14 Der Paarungsinitiator ist das Mannchen der das Weibchen mit den Flugeln packt es zu sich zieht und ihr Genick mit seinen Zahne packt Normalerweise schreit das Weibchen bis die Kopulation abgeschlossen ist Typischerweise bringt das Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt Im Moskauer Zoo gab es keine Falle einer Geburt von zwei Jungen der geflugelten Nilflughunde jedoch erwahnt die wissenschaftliche Literatur solche Ereignisse 6 Verhalten BearbeitenGewohnlich verlassen die Nilflughunde ihre Unterkunft eine Stunde nach Sonnenuntergang um nach Nahrung zu suchen Sie kehren gegen vier Uhr morgens zuruck Bis zum Mittag schlafen oder dosen sie eng miteinander verknotet Dann wachen sie auf und bereiten sich auf den Nachtflug vor sie putzen Flugel und Fell Wahrend des Fluges und der Suche nach Nahrung verwenden die Tiere drei sensorische Systeme Die Augen des Nilflughundes sind genauso gut entwickelt wie bei anderen Arten von Pteropodidae jedoch hat die Gattung Rousettus als einzige der Pteropodidae 15 die Fahigkeit der Echolokalisierung erlangt 16 sodass sie in absoluter Dunkelheit fliegen konnen Mit Hilfe der Zunge und der Mundwinkel erzeugen die Tiere eine Reihe von Klicks die bei der Orientierung helfen 17 Bei der Nahrungssuche spielt der Geruchssinn eine wichtige Rolle Mit ihm kann das Tier nicht nur ein funfzig bis einhundert Milligramm kleines Bananenstuck in einem zwanzig Meter langen Korridor erkennen sondern auch die Qualitat und Reife der Fruchte beurteilen 17 In der Gattung Rousettus ist die postnatale Entwicklung ahnlich Mutter tragen in den ersten 2 3 Wochen ihre Jungen standig auf sich Danach lassen sie die Jungen zunachst nur fur wenige Minuten in den Gewolben der Hohle Fast standigen Kontakt haben Mutter und Kind bei Rousettus 30 40 Tage 18 12 Im Laufe der Zeit verlasst die Mutter ihr Junges fur immer langere Zeitraume Die Jungtiere die inzwischen Unabhangigkeit gewinnen beginnen nach mindestens 25 Tagen sich in der Kolonie durch aktiven Einsatz ihrer Flugel zu bewegen R leschenaulti versucht ab 40 55 Tagen nach der Geburt kurze Strecken plump in einer geraden Linie flattern 18 R Aegyptiacus s erster Flug im Alter von 63 70 Tagen erfolgt immer wahrend des Tages und wird uber die Mutter 5 durchgefuhrt Das Weibchen hort nach 60 70 Tagen auf das Junge mit Milch zu futtern 19 und es wechselt zu Obst Am 100sten Tag nach der Geburt verlassen die Jungtiere den Bau ihrer Mutter 5 Sie bleiben zunachst in der Nahe Vollig unabhangig werden sie nach neun Monaten wenn sie die Grosse und das Gewicht von Erwachsenen erreichen 18 Feinde BearbeitenDer Hauptfeind ist der Mensch Naturliche Rauber sind nicht beschrieben worden aber wahrscheinlich sind Greifvogel wie Falken und Hohlenrauber wie Schlangen Ihr Nachtleben ihre Hohlenwohnungen ihre Flug und Tarnfarben helfen ihnen sich vor Raubern zu schutzen 20 Okosystemrolle und Gefahrdung BearbeitenNilflughunde sind Bestauber fur diejenigen Pflanzen an denen sie sich ernahren Aufgrund ihrer fruchtfressenden Ernahrung werden die Nilflughunde wahrend der Vegetationsperiode oft als Bedrohung fur Obstkulturen angesehen Plantagenbesitzer und Landwirte machen oft Jagd auf die Nilflughunde um das Risiko von Ernteschaden und Gewinnverlusten zu verringern 20 Ausserdem werden sie als Nahrungsmittel verwendet Infolgedessen nimmt ihre Anzahl in einigen Regionen ab 20 Sicherheitsstatus BearbeitenDer Nilflughund ist in Anh IV FFH Richtlinie gelistet und daher in Deutschland nach 7 Abs 2 Nr 14 b Bundesnaturschutzgesetz streng geschutzt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nilflughund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marburg virus found in African fruit bats Rousettus aegyptiacus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Mickleburgh et al 2004 Abgerufen am 11 Mai 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Wim Bergmans Taxonomy and biogeography of African fruit bats Mammalia Megachiroptera 4 The genus Rousettus Gray 1821 In Beaufortia Band 44 Nr 4 1994 ISSN 0067 4745 naturalis nl abgerufen am 8 Januar 2018 Gary G Kwiecinski Thomas A Griffiths Rousettus egyptiacus In Mammalian Species Nr 611 5 Mai 1999 ISSN 0076 3519 S 1 9 doi 10 2307 3504411 oup com abgerufen am 8 Januar 2018 Lei Ao Xiuguang Mao Wenhui Nie Xiaoming Gu Qing Feng Karyotypic evolution and phylogenetic relationships in the order Chiroptera as 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bat Rousettus aegyptiacus Mammalia Chiroptera In Journal of Zoology Lond Band 232 1994 org pl abgerufen am 8 Januar 2018 B Herzig Straschil G A Robinson On the ecology of the fruit bat rousettus aegyptiacus leachi A Smith 1829 in the Tsitsikama Coastal National Park In Koedoe Band 21 Nr 1 9 Marz 1978 ISSN 2071 0771 S 101 110 doi 10 4102 koedoe v21i1 965 koedoe co za abgerufen am 8 Januar 2018 Craig S Hood Comparative morphology and evolution of the female reproductive tract in macroglossine bats mammalia chiroptera In Journal of Morphology Band 199 Nr 2 1 Februar 1989 ISSN 1097 4687 S 207 221 doi 10 1002 jmor 1051990207 wiley com abgerufen am 8 Januar 2018 E I Kozhurina O G Ilchenko Tajny reproduktivnoj biologii letuchih sobak In Plecotus Et Al Nr 13 2010 ISSN 1606 9900 S 20 23 elibrary ru abgerufen am 8 Januar 2018 a b c Search Results Biodiversity Heritage Library Abgerufen am 8 Januar 2018 englisch Erwin Kulzer Untersuchungen uber die Biologie von Flughunden der Gattung Rousettus 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