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Der Begriff Niederdeutsche Taufer bezeichnet die im norddeutschen und niederlandischen Raum verbreitete radikal reformatorische Tauferbewegung des 16 Jahrhunderts Ungefahre Verbreitung der norddeutsch niederlandischen Tauferbewegung in der Reformationszeit in lila Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gruppierungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Tauferbewegung des niederdeutschen Sprachraumes geht auf den aus Schwabisch Hall stammenden Prediger Melchior Hoffman zuruck der erstmals 1529 in Strassburg mit Taufern zusammengetroffen war und eine apokalyptisch und visionar eingefarbte Theologie entwickelt hatte Im Jahr 1530 wurde er schliesslich zum Grunder der ersten norddeutschen Taufergemeinde im ostfriesischen Emden Von Emden ausgehend breitete sich die Bewegung der Melchioriten bald aus und auch in anderen Orten des nordwestdeutschen und niederlandischen Raumes entstanden tauferische Gemeinden Hauptartikel Taufer in Ostfriesland Vor allem in den Niederlanden wo die Taufer zum Teil an die Ideen der proto reformatorischen Sakramentarier anknupfen konnten entwickelte die Tauferbewegung eine grosse Dynamik und entwickelte sich zeitweise zu einer Massenbewegung Wie bereits in anderen Teilen des Romisch Deutschen Reiches setzte jedoch auch in den Niederlanden bald eine umfassende Verfolgung der noch jungen reformatorischen Bewegung ein Hofman selbst wurde 1533 in Strassburg festgenommen Nach Hofmans Festnahme entwickelten sich in Teilen der Bewegung unter dem Eindruck anhaltender Verfolgungen und apokalyptischer Vorstellungen deutlich militante Tendenzen die unter anderem zum Aufstand im friesischen Oldeklooster 1535 und zu den Ereignissen in Munster fuhrten Viele Taufer lehnten Gewalt jedoch ab und vertraten wie die Bruder Obbe und Dirk Philips eine bewusst pazifistische Linie Der nach Obbe Philips benannten Gemeindebewegung der Obbeniten schloss sich im Jahr 1536 schliesslich auch der bis dahin katholische Pfarrer Menno Simons an Nach dem Scheitern der militanten Taufer von Munster fand im August 1536 im westfalischen Bocholt eine Zusammenkunft der divergierenden Taufergruppen statt um einen Weg aus der nachmunsterischen Krise zu finden Es kam jedoch zu keiner wirklichen Einigung Neben der pazifistisch gepragten Gruppe um Obbe Philips und Menno Simons bestanden zu jener Zeit noch die starker spiritualistisch gepragte nach David Joris benannte Gruppe der David Joristen und die militante nach Jan van Batenburg benannte Gruppe der Batenburger Neben den David Joristen die zum Teil noch bis in das 17 Jahrhundert Bestand hatten dominierten jedoch zunehmend die Obbeniten die spater auch nach Menno Simons Mennoniten genannt wurden Menno Simons stabilisierte die Bewegung zunehmend und vernetzte die verschiedenen Gemeinden untereinander Das Netz der nordeuropaischen Tauferbewegung spannte sich bald vom baltischen bis in den belgischen und rheinlandischen Raum Uber die Einwanderung niederlandischer Taufer entstanden Mitte des 16 Jahrhunderts auch in unter anderem Lubeck und ausserhalb der Reichsgrenzen in Nordfriesland Taufer auf Eiderstedt und im Danziger Werder mennonitische Gemeinden Durch die Emigration norddeutsch niederlandischer Taufer des Danziger Raumes in die Ukraine im 18 Jahrhundert wurde schliesslich auch der Grundstein fur die ethno religiose Gruppe der Russlandmennoniten gelegt Gruppierungen BearbeitenInnerhalb der niederdeutschen Tauferbewegung bildeten sich ab Mitte des 16 Jahrhunderts verschiedene Richtungen heraus die zum Teil bis in das 19 Jahrhundert nachwirkten Neben den bereits genannten David Joristen die zum Teil noch bis in das 17 Jahrhundert neben den Mennoniten Bestand hatten kann auch Adam Pastor und die nach ihm benannten Gruppe der Adamieten genannt werden Adam Pastor besass eine fuhrende Position innerhalb der fruhen Mennoniten wurde jedoch 1552 aufgrund seiner antitrinitarischen Positionen ausgeschlossen Es waren jedoch vor allem Diskussionen uber den Bann die zur Entstehung nach ihrer Herkunft benannter hochdeutscher waterlandischer flamischer und friesischer Parteien bei den niederlandisch norddeutschen Taufern Mennoniten fuhrten Die hochdeutschen Gemeinden stammten aus dem sud und westdeutschen Raum Ihre Gemeinden fanden sich vom Niederrhein bis in das Elsass Spater entstanden auch in den Niederlanden und Norddeutschland hochdeutsche Gemeinden Kennzeichnend fur sie war die Ablehnung der unter anderem von Menno Simons vertretenen Bannpraxis Uberschneidungen gab es vor allem mit den Schweizer Taufern Die 1556 und 1559 in Strassburg stattgefundenen Konferenzen konnen dem Spektrum der hochdeutschen Taufer zugerechnet werden 1 Die nach der hollandischen Region Waterland benannte Partei der Waterlander etablierte sich Ende der 1550er Jahre Sie offnete sich fur neuen Entwicklungen und war zum Teil spiritualistisch gepragt Die Gruppe der Waterlander stellten zu jener Zeit etwa 20 der niederlandischen Taufer Ihr Zentrum hatten sie vor allem in den Kustenregionen zwischen Amsterdam und Alkmaar waterlandische Gemeinden fanden sich jedoch auch ausserhalb dieser Region Einer ihrer bekannten Vertreter war Hans de Ries Die Waterlander sollen die erste tauferische Richtung der Niederlande gewesen sein die bewusst die Bezeichnung Doopsgezinde Taufgesinnte verwendete 2 Die Gruppen der Friesen und Flamen entstanden 1566 nach der Flucht der von Verfolgung betroffenen belgischen flamischen Taufer in den Norden der Niederlande und waren eher konservativ gepragt Wahrend die Friesen jedoch auf einem starken Gemeindebann bestanden betonten die Flamen die Autonomie der Gemeinde was zu einer Entzweiung beider Gruppen fuhrte Hinzu kamen zum Teil auch kulturelle Differenzen So nahmen viele Friesen Anstoss an einem aus ihrer Sicht zu weltlichen Lebenswandel der Flamen Als bekannter Vertreter der Partei der Friesen kann Leenaert Bouwens als Vertreter der Flamen Dirk Philips genannt werden 1588 kam es innerhalb der flamischen Gemeinden zu einer weiteren Aufspaltung zwischen jungen und alten Flamen wobei die jungen Flamen die liberale Gruppe bildete die sich den anderen Richtungen gegenuber offen zeigte Parteien wie die Friesen oder Flamen waren nicht ausschliesslich an eine bestimmte Region gebunden So bildeten sich hochdeutsche waterlandische friesische oder flamische Gemeinden auch ausserhalb ihrer Herkunftsregionen und bezeichnete eher die inhaltliche als die geografische Ausrichtung einer Gemeinde Aus der Gruppe der Flamen entstanden spater auch die nach Uko Walles benannten Uko Wallisten Mitte des 17 Jahrhunderts brach mit der Entstehung der liberaleren Lammisten und der konservativeren Sonnisten in Amsterdam ein neuer Konflikt aus Trotz dieser Parteibildungen gab es jedoch auch immer wieder Bemuhungen um eine starkere Vernetzung und Einheit der tauferischen Gemeinden was ab Ende des 16 Jahrhunderts zu einer Reihe von gemeinsamen Erklarungen bis hin zum Dordrechter Bekenntnis von 1632 fuhrte 3 4 Bereits um 1600 entstand mit der Bevredigde Broederschap Befriedete Bruderschaft ein erster Zusammenschluss hochdeutscher friesischer und waterlandischer Gemeinden in den Niederlanden 5 Spater folgten weitere Zusammenschlusse Literatur BearbeitenHans Jurgen Goertz Taufer Tauferische Bewegungen In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Portal Tauferbewegung Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema TauferbewegungEinzelnachweise Bearbeiten Nanne van der Zijpp und Robert Dollinger High German Mennonites In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Astrid von Schlachta Gefahr oder Segen Die Taufer in der politischen Kommunikation Gottingen 2009 S 60 Hans Jurgen Goertz Religiose Bewegungen in der Fruhen Neuzeit Oldenbourg Verlag 1993 ISBN 978 3 486 55759 6 S 34 Horst Robert Balz Mennoniten In Theologische Realenzyklopadie Band 22 1992 S 451 Nanne van der Zijpp Bevredigde Broederschap In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niederdeutsche Taufer amp oldid 200172748