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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum englischen Grazisten siehe Nicholas Carr Grazist 1524 1568 Nicholas Carr auch Nicholas G Carr sowie Nick Carr 1 1959 ist ein US amerikanischer Autor und Wirtschaftsjournalist der sich insbesondere mit der Entwicklung des Internets und mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalen Revolution beschaftigt Nicholas Carr 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Positionen 3 Rezeption 4 Auszeichnungen 5 Schriften Auswahl 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNicholas Carr studierte englische und amerikanische Literatur und Sprache am Dartmouth College und in Harvard 2 Er war zunachst Redakteur spater neben Sarah Cliffe zwischen 2000 und 2003 3 Chefredakteur der Harvard Business Review Seit 2008 bis vor kurzem war Carr Mitglied des Editorial Board of Advisors der Encyclopaedia Britannica 4 Carr ist Mitglied im Vorstand des Cloud Computing Projekts des World Economic Forum Er publiziert unter anderem im britischen Guardian und in der Times sowie in den amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften The Atlantic The New York Times The Wall Street Journal Wired The New Republic in der Financial Times und in der deutschen Wochenzeitung Die Zeit Ausserdem tritt Carr bei Tagungen auf und halt Vortrage 5 Positionen BearbeitenNicholas Carr vertritt uberwiegend kritische und pessimistische Thesen in Bezug auf die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und den durch das Internet gepragten Digital Lifestyle Er ist publizistisch zuerst hervorgetreten mit seinem Aufsatz IT doesn t matter auf Deutsch sinngemass etwa auf die IT kommt es nicht an der im Mai 2003 also kurze Zeit nach dem Platzen der sogenannten Dotcom Blase in der Harvard Business Review erschienen war 6 und der kurz darauf in erweiterter Form auch als Buch herauskam 7 Carr vertritt darin die Ansicht der Einsatz von Informationstechnik verspreche im Zeitablauf immer weniger einen strategischen Wettbewerbsvorteil fur Unternehmen weil bei sinkenden Kosten und immer besserer Verfugbarkeit IT auch von den Mitbewerbern eingesetzt werde Durch die fortschreitende Standardisierung glichen sich die Produktionsweisen und die Ablaufe bei den Wettbewerbern aneinander an Der grosste Fehler den man beim Einsatz von Informationstechnik begehen konne bestehe darin zu viel fur die firmeneigene IT Infrastruktur auszugeben Vom Ergebnis her gesehen lohne es sich nicht immer die neueste und damit die teuerste Technik einzusetzen Einsparmoglichkeiten sieht Carr in erster Linie im Verzicht auf unnotige Software Updates und im Einsatz von Open Source Software Wer sich einen Eindruck davon verschaffen wolle wie hoch das diesbezugliche Einsparpotential sein konne moge sich die Gewinnspanne eines Konzerns wie Microsoft vor Augen fuhren 6 Diese Thesen sorgten freilich fur eine umfangreiche Kontroverse die teils heute noch nachwirkt 8 9 In seinem Essay The amorality of Web 2 0 das amoralische Web 2 0 10 wendet sich Carr gegen die Verklarung des Internets und des Web 2 0 In dem Aufkommen von freien Inhalten in Blogs und Wikis erkennt er einen kulturellen Verfall Wikipedia sei nur ein blasser Abglanz der Britannica und die Blogosphare sei oberflachlich weil den Bloggern Meinungen wichtiger seien als eine kontinuierliche Berichterstattung Deshalb wendet er sich gegen den Amateurkult dem er das Konnen professioneller Journalisten und Lexikonautoren gegenuberstellt deren Tatigkeit aber durch die Kostenfreiheit der Web 2 0 Formate und die Zeitungskrise gefahrdet sei 10 In der Folge beschaftigte sich Carr mit dem Aufkommen des Cloud Computing 11 Das Internet das ursprunglich nur ein blosses Verteilernetzwerk gewesen sei werde durch die Einrichtung der Cloud selbst nicht nur zu einem universellen Computer sondern auch zu einem universellen Medium 12 Die Computerisierung habe die Produktivitat erhoht wodurch viele Arbeitsplatze verlorengegangen seien Dieser Prozess werde durch den Ubergang zum Cloud Computing weiter verscharft Einerseits konnten nun Amateure komplizierte Arbeiten in der Kulturproduktion am eigenen Rechner ubernehmen wie beispielsweise die Tonmischung bei Tonaufnahmen oder das Bearbeiten von Fotos andererseits sei es fragwurdig geworden ob die weiterhin teuren kulturellen Guter wie etwa der Journalismus auch weiterhin finanzierbar sein werden Es konnte sich herausstellen dass die Kultur der Vielfalt die das Internet erschaffen hat in Wirklichkeit nur eine Kultur der Mittelmassigkeit ist 12 Im deutschen Sprachraum ist Nicholas Carr vor allem durch seine pessimistischen Einschatzungen zum Zusammenhang der Internetnutzung und der dadurch bewirkten Veranderung des Denkens bekannt geworden In dem Essay der 2008 in der Zeitschrift The Atlantic unter dem Titel Is Google making us stupid auf Deutsch etwa Macht uns Google blod erschienen war 13 spater in einer erweiterten Fassung in dem Buch The Shallows deutscher Titel Wer bin ich wenn ich online bin und was macht mein Gehirn solange Wie das Internet unser Denken verandert 14 15 16 stellt er fest dass er etwa zehn Jahre nachdem er begonnen hatte online zu lesen nicht mehr so wie fruher in der Lage war langere Texte aufzunehmen Einerseits sei die Textmenge die wir heute dank der digitalen Medien zu verarbeiten hatten wesentlich hoher als noch in den 1970er und 1980er Jahren als das Fernsehen noch das Leitmedium war Aber auch das Lesen habe sich verandert es sei sprunghafter geworden und die Hirnforschung belege dass sich die Lesegewohnheiten auf die Gestalt des Gehirns auswirkten und sich dieses mit seinem Gebrauch verandere indem es sich anpasse Langere kontemplative und analytische Gedankengange und Texte wurden dadurch immer mehr erschwert oder sogar unmoglich gemacht Dahinter stehe auch ein kommerzielles Interesse denn je mehr Seiten ein Benutzer anklicke desto mehr Daten konne ein Konzern wie Google uber ihn sammeln um sie bei der Platzierung von Werbung zu verwenden Ausserdem werde dadurch die Produktivitat der Wissensarbeit knowledge work gesteigert Carr schlagt einen pessimistischen Ton an Letztlich musse aber offenbleiben ob diese Entwicklung als nachteilig zu bewerten sei denn auch bei der Erfindung des Buchdrucks habe es kritische Stimmen gegeben die meinten mit der billigeren Verfugbarkeit von Buchern waren Nachteile verbunden die die Vorteile bei weitem uberwiegen wurden 13 Rezeption BearbeitenNicholas Carrs Thesen sind vor allem von Kritikern der digitalen Medien wahrgenommen und vielfach rezipiert worden So bezog sich Frank Schirrmacher in seinem Buch Payback im Jahr 2009 auf Carr 17 Der Spiegel griff im August 2008 den Titel des Atlantic auf und fragte seinerseits Macht das Internet doof 18 Manfred Spitzers Thesen zur Digitalen Demenz sind mit Carrs Buch Wer bin ich wenn ich online bin und was macht mein Gehirn solange in Verbindung gebracht worden 19 Mercedes Bunz befand im Jahr 2012 die besorgte Frage ob der Gebrauch von Google blod mache sei nach dem Versuch sie ernsthaft zu diskutieren zunachst in Magazinen und in der Tagespresse spater auch bei Tisch letztlich an die Stammtische vertagt worden Sie stellt Carr in eine Reihe mit anderen ganz verschiedenen jedenfalls pessimistischen Kritikern der Digitalisierung und halt ihnen entgegen dass es nicht die Gerate oder die Web 2 0 Plattformen seien die unser Denken veranderten sondern unser Umgang mit ihnen 20 Auszeichnungen BearbeitenWriter in residence an der Universitat Berkeley 2011 Nominierung fur den Pulitzer Preis fur das Buch The Shallows What the Internet Is Doing to Our Brains in der Kategorie General nonfiction 21 Schriften Auswahl BearbeitenDigital Enterprise How to Reshape Your Business for a Connected World Boston Harvard Business School Press 2001 ISBN 1 57851 558 0 Does IT Matter Boston Harvard Business School Press 2004 ISBN 1 59139 444 9 The big switch Die Vernetzung der Welt von Edison bis Google Der grosse Wandel Ubersetzung aus dem Amerikanischen von Reinhard Engel Heidelberg mitp Verlag 2009 ISBN 978 3 8266 5508 1 Wer bin ich wenn ich online bin und was macht mein Gehirn solange Wie das Internet unser Denken verandert engl The Shallows Mind Memory and Media in the Age of Instant Information Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Dedekind Munchen Blessing Verlag 2010 ISBN 978 3 89667 428 9 Neuauflage unter dem Titel Surfen im Seichten Was das Internet mit unserem Hirn anstellt Munchen Pantheon Verlag 2013 ISBN 978 3 570 55205 6 Abgehangt Wo bleibt der Mensch wenn Computer entscheiden Aus dem Amerikanischen von Karin Miedler und Sigrid Schmid Hanser Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 446 44032 6 Utopia is creepy and other provocations W W Norton amp Company New York 2016 ISBN 978 0 393 25454 9Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Nicholas Carr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Nicholas Carr bei Perlentaucher Private Website Rough Type Blog von Nicholas CarrEinzelnachweise Bearbeiten So bei der Zeitung The Guardian Nick Carr Profil Ohne Datum Abgerufen am 7 Januar 2013 Soweit nicht anders angegeben stutzt sich die Schilderung des Lebenslaufs auf die Selbstdarstellung auf Nicholas Carrs privater Website Biography Memento vom 6 November 2013 imInternet Archive In nicholasgcarr com 2004 2008 Abgerufen am 5 Januar 2013 Zur genauen Dauer der Tatigkeit als Chefredakteur der Zeitschrift konnten keine unmittelbaren Angaben gefunden werden Das alteste auffindbare Dokument das ihn als solchen ausweist datiert aus dem Jahr 2000 das jungste aus dem Jahr 2003 First mover disadvantage In Growth Strategies FutureScan 14 August 2000 How to build motivation in today s workplace In The Christian Science Monitor 17 Marz 2003 Jeweils abgerufen am 5 Januar 2013 uber HighBeam Research Recent members Nicholas Carr Author editor and blogger In britannica com Ohne Datum Abgerufen am 5 Januar 2013 Speaking In Nicholas Carr 9 Mai 2014 abgerufen am 4 Juni 2016 amerikanisches Englisch a b Nicholas Carr IT Doesn t Matter In Harvard Business Review May 2003 pp 5 12 Eine freie Onlinefassung kann auf Carrs Blog in acht Teilen abgerufen werden 1 2 3 4 5 6 7 8 online am 6 Januar 2013 Does IT Matter Information Technology and the Corrosion of Competitive Advantage Boston Harvard Business School Press 2004 ISBN 1 59139 444 9 Vgl die Dokumentation der Diskussion auf IT Doesn t Matter Memento vom 26 Oktober 2013 imInternet Archive In nicholasgcarr com 2004 Abgerufen am 6 Januar 2013 Letters to the Editor Does IT matter An HBR Debate Memento vom 14 Mai 2008 imInternet Archive PDF 503 kB Zusammenstellung von Leserbriefen zur Diskussion uber Carrs Aufsatz in der Harvard Business Review Juni 2003 a b Nicholas Carr The amorality of Web 2 0 In Rough Type 3 Oktober 2005 Abgerufen am 6 Januar 2013 Nicholas Carr The big switch Die Vernetzung der Welt von Edison bis Google Der grosse Wandel Ubersetzung aus dem Amerikanischen von Reinhard Engel Heidelberg mitp Verlag 2009 ISBN 978 3 8266 5508 1 a b Nicholas Carr Unsere Zukunft in der Matrix In Die Zeit 8 November 2009 Abgerufen am 6 Januar 2013 a b Nicholas Carr Is Google making us stupid What the Internet is doing to our brains In The Atlantic July August 2008 Wer bin ich wenn ich online bin und was macht mein Gehirn solange Wie das Internet unser Denken verandert engl The Shallows Mind Memory and Media in the Age of Instant Information Aus dem amerikanischen Englisch von Henning Dedekind Munchen Blessing Verlag 2010 ISBN 978 3 89667 428 9 Neuauflage unter dem Titel Surfen im Seichten Was das Internet mit unserem Hirn anstellt Munchen Pantheon Verlag 2013 ISBN 978 3 570 55205 6 Nicholas Carr Does the Internet Make You Dumber In The Wall Street Journal 5 Juni 2010 Abgerufen am 6 Januar 2013 Jonah Lehrer Our Cluttered Minds In The New York Times 4 Juni 2010 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 7 Juni 2021 Frank Schirrmacher Payback Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun was wir nicht tun wollen und wie wir die Kontrolle uber unser Denken zuruckgewinnen Karl Blessing Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 89667 336 7 Seiten 58 62 passim Der Spiegel 33 2008 11 August 2008 Mit den Titelgeschichten Frank Hornig Martin U Muller Susanne Weingarten Die Daten Sucht S 80 und Julia Bronstein Abschreiben 2 0 S 86 Abgerufen am 14 Januar 2013 Werner Bartens Bestseller Digitale Demenz von Manfred Spitzer Krude Theorien populistisch montiert In Suddeutsche Zeitung 9 September 2012 Abgerufen am 13 Februar 2013 Mercedes Bunz Die stille Revolution Wie Algorithmen Wissen Arbeit Offentlichkeit und Politik verandern ohne dabei viel Larm zu machen Suhrkamp Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3518260432 edition unseld 43 Seite 25f 51f 2011 Finalists In pulitzer org Ohne Datum Abgerufen am 6 Januar 2013 Normdaten Person GND 136701744 lobid OGND AKS LCCN n00102292 VIAF 118698452 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Carr NicholasALTERNATIVNAMEN Carr Nicholas G Carr NickKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Autor und WirtschaftsjournalistGEBURTSDATUM 1959 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nicholas Carr amp oldid 238347209