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Die Widerstandsgruppe Neues freies Osterreich bildete sich Anfang des Jahres 1944 in der Stadt Freistadt im oberosterreichischen Muhlviertel Im Herbst 1944 wurde die Gruppe verraten und in den letzten Kriegstagen 1945 wurden acht ihrer Mitglieder hingerichtet Daruber hinaus kam es 1945 zu weiteren nationalsozialistischen Graueltaten in der Stadt wie zu Sozialistenmorden und zu standrechtlichen Erschiessungen von Wehrmachtsangehorigen Inhaltsverzeichnis 1 Die Freistadter Widerstandsgruppe Neues Freies Osterreich 1 1 Urteile 1 2 Urteilsvollzug 2 Die Freistadter Sozialistenmorde 3 Die militarischen Standgerichte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksDie Freistadter Widerstandsgruppe Neues Freies Osterreich BearbeitenIm Fruhjahr oder Sommer 1944 schlossen sich einige Freistadter Burger unter Ludwig Hermentin zu einer Organisation zusammen die das Ziel hatte Osterreich von der nationalsozialistischen Herrschaft zu befreien Rappersberger 1997 nennt die militarischen Niederlagen der Wehrmacht und die Ankunft des Deserteurs Johann Konigsecker als Grunde fur den Zusammenschluss 1 Neugebauer 1982 bezeichnet die Freistadter Gruppe als eine der bedeutendsten Widerstandsorganisationen in Oberosterreich 2 Als Hauptfunktionare der Widerstandsbewegung werden in der Urteilsverkundung des Volksgerichtshofes vom 27 Februar 1945 Ludwig Hermentin und Johann Konigsecker genannt Eine Besonderheit der Freistadter Gruppe war dass sie sich im Gegensatz zur ublichen Links rechts Struktur des osterreichischen Widerstandes aus Mitgliedern aller politischen Lager zusammensetzte 3 Die Tatigkeit der Widerstandsgruppe ist noch immer nicht restlos geklart Aufgrund von Dokumenten der Gruppe die der Lehrling Hermentins Helmut Heidelberger geistesgegenwartig beiseiteschaffte nachdem die Gestapo seinen Chef verhaftet hatte erscheinen folgende Plane der Gruppe plausibel Die Absicht Luftlandeoperationen der Alliierten zu unterstutzen indem die Zivilverwaltung von zuverlassigen Osterreichern ubernommen werden sollte Weiter ist eine Verbindung nach Linz und moglicherweise Wien per Funk zu den Englandern uberliefert Die bescheidene Bewaffnung der Gruppe diente vermutlich nur zum Selbstschutz oder dazu Kurzschlusshandlungen von Nazi Funktionaren zu verhindern Eine Geldsammlung wurde durchgefuhrt die fur soziale Zwecke verwendet werden sollte aber auch um die Arbeit der Widerstandsgruppe zu finanzieren 4 Die Aufdeckung der Gruppe erfolgte uber den Linzer Kontaktmann Willibald Thallinger bei dem am 29 September 1944 eine Hausdurchsuchung durchgefuhrt wurde wobei man vermutlich belastende Dokumente entdeckte Anschliessend wurde Thallinger in der Gestapo Haft gefoltert und mit der Aussicht auf Straffreiheit zur Zusammenarbeit mit der Gestapo genotigt unter anderem durch Nikotinentzug da Thallinger ein starker Raucher war Der Gestapo Beamte Johann Haller konnte sich schliesslich mit Thallingers Hilfe in die Gruppe einschleichen 5 Am 9 und 10 Oktober 1944 kam es darauf hin in Freistadt zu einer grossen Verhaftungswelle durch die Gestapo weitere Verhaftungen im Oktober und November folgten Mehr als 50 Manner und Frauen 1 der Burger innen Freistadts wurden ins Gefangnis verbracht 6 Zwei Tage lang waren die Fanghunde der Gestapo der Schrecken der Stadt die Zutreiber des Todes wuteten wie in Feindesland 7 Allen Verhafteten wurde vor dem Volksgerichtshof in Linz unter der Bezeichnung Freistadter Prozess Hochverrat vorgeworfen da sie eine Organisation gegrundet oder unterstutzt hatten die fur die Unabhangigkeit und Freiheit Osterreichs eintrat 4 Urteile Bearbeiten Zum Tode verurteilt wurden Ludwig Hermentin geb 1896 Leiter der Krankenkasse und Kopf der Gruppe wohnhaft in Freistadt Karl Preinfalk geb 1893 Kaufmann wohnhaft in Freistadt Johann Angerer geb 1879 Kaufmann wohnhaft in Freistadt Josef Haunschmidt geb 1906 Molkereileiter wohnhaft in Freistadt Ignaz Bayer geb 1898 Molkereiangestellter wohnhaft in Neumarkt im Muhlkreis Johann Schofer geb 1903 Landratsangestellter wohnhaft in Lasberg Leopold Kotzmann geb 1884 Gemeindesekretar wohnhaft in Sandl vor 1938 Landtagsabgeordneter Willibald Thallinger geb 1911 kfm Angestellter aus LinzLeopold Riepl aus Sandl und Johann Konigsecker wurden ebenfalls zum Tode verurteilt als Wehrmachtsangehorige jedoch von einem Militartribunal Da die Urteilsbestatigungen aufgrund der Wirren der letzten Kriegstage nicht mehr aus Berlin eintrafen wurden die Todesurteile nicht mehr vollstreckt 8 Nach der Verhangung der Todesurteile wurden Gnadengesuche an das Reichsjustizministerium in Berlin gerichtet Da diese Gnadengesuche nicht mehr erledigt wurden waren die folgenden Erschiessungen selbst nach nationalsozialistischem Recht illegal 9 Rappersberger 1997 kommt nach eingehenden Untersuchungen und dem Auffinden von neuen Dokumenten zu dem Schluss dass die Erschiessungen auf Betreiben des Gauleiters Eigruber erfolgten der die behandelnden Justizbeamten so stark unter Druck gesetz hatte dass diese hochstwahrscheinlich um ihr eigenes Leben furchten mussten 10 Urteilsvollzug Bearbeiten Am 1 Mai 1945 wurden 13 Personen am Militarubungsplatz in Treffling hingerichtet Acht Manner der Freistadter Gruppe Neues Freies Osterreich Ludwig Hermentin Karl Preinfalk Willibald Thallinger Johann Angerer Josef Haunschmidt Ignaz Baier Johann Schofer Leopold KotzmannDrei Manner und eine Frau einer Linzer Widerstandsgruppe Karl Hehenberger Josef Grillmayer Zilli Zinner Friedrich DerflingerAusserdem Theresia Erhard die wegen Plunderung verurteilt wurde 9 Die Freistadter Sozialistenmorde BearbeitenOhne jedes Gerichtsverfahren wurden am Abend des 24 April 1945 vier Freistadter und ein Pole aus ihren Wohnungen abgeholt weil sie im Verdacht standen Sozialisten oder Kommunisten zu sein und sudlich von Freistadt an der Jaunitz in der Nahe des ehemaligen Militarschwimmbades erschossen und vergraben 11 Es waren dies der BH Bedienstete Alois Miesenbock der Hilfsarbeiter Richard Gold der Hilfsarbeiter Jakob Smal ein ehemaliger russischer Kriegsgefangener des Ersten Weltkrieges der hier zuruckblieb der Ziegelschlager Johann Zeilinger sowie der Pole Stephan Modelsky ein Landarbeiter Merl 1980 vertritt die Ansicht dass die Ermordung der Genannten von langer Hand geplant worden war da der Angehorige der Kreisleitung Josef Czech zu Frau Miesenbock gesagt habe dass ihm Herr Miesenbock leid tue da es wieder etwas geben werde 11 Ausser dem Kreisleiter Gittmayr waren fur die Tat auch die Mitglieder der Kreisleitung Johann Hauff und Josef Czech voll verantwortlich Weiter waren an den Morden beteiligt Rudolf Knoll Gemeindebeamter aus Pregarten Karl Zimbrich er stammte aus Linz und war Kaffeehauspachter in Freistadt und Josef Obermayr Chauffeur der Kreisleitung 12 Das weitere Schicksal der Tater Kreisleiter Gittmair verhorte vermutlich die Verhafteten hielt sich aber ansonsten zuruck Gittmair ist ebenso wie Czech als klassischer Schreibtischtater zu bezeichnen Czech und Hauf konnten bis heute untertauchen Gittmair erhangte sich am 5 Juni 1946 im Gemeindegebiet von Tumeltsham im Innviertel Zimbrich wurde 1948 zu zehn Jahren schweren Kerkers verurteilt Obermayr jedoch freigesprochen 13 Die militarischen Standgerichte BearbeitenIn den letzten Kriegstagen wurden neun Wehrmachtsangehorige von einem militarischen Standgericht der Freistadter Kaserne zum Tode verurteilt und erschossen 14 Karl Haghofer Waldburg 35 Jahre Hubert Gruber Eferding 36 Jahre Johann Fuchsgruber Hansdorf 43 Jahre Albert de Deyn Dendermonde 27 Jahre Horst Hilmar Seidel Trieb 35 Jahre Albert Kubsik Golling 37 Jahre Johann Schinnerl Steyr 20 Jahre Adolf Habelt Wien 43 Jahre Oskar Moser Ottenschlag 33 JahreJohann Blochl 1972 berichtet von einer Frau die mitansehen musste wie ihr Mann erschossen wurde und voller Verzweiflung aus Leibeskraften um Erbarmen fur ihren Mann bat 15 Und Merl 1980 beschreibt in Besatzungszeit im Muhlviertel einen besonders tragischen Vorgang Mir ging immer das Schicksal des jungen Mannes aus Steyr besonders nahe Dieser hatte sich im Waldviertel von den schon in Auflosung begriffenen Truppenverbanden abgesetzt und hatte vom Postamt in Monchdorf aus seine Eltern in Steyr telefonisch benachrichtigt dass er sich aus der Gefahrenzone zuruckziehen konnte und nunmehr in wenigen Tagen daheim sein werde Eine fanatische Postbeamtin verstandigte die Gendarmerie der junge Mann wurde nach Freistadt uberstellt zum Tod verurteilt und sofort hingerichtet Der den jungen Osterreicher zur Richtstatte begleitende Stadtpfarrer Kittinger erzahlte mir dass der junge Bub es gar nicht begreifen und fassen konnte was mit ihm geschah 14 Die Postbeamtin Marianne Reindl die den jungen Mann aus Steyr angezeigt hatte wurde 1948 wegen Denunziation zu zwolf Jahren schweren Kerkers plus Vermogensverfall verurteilt 16 Siehe auch BearbeitenWiderstand in Osterreich EndphaseverbrechenLiteratur BearbeitenJohann Blochl Meine Lebenserinnerungen OLV Linz 1972 Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Widerstand und Verfolgung in Oberosterreich 1934 1945 Band 2 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1982 Edmund Merl Besatzungszeit im Muhlviertel anhand d Entwicklung im polit Bezirk Freistadt OLV Buchverlag Linz 1980 Wolfgang Neugebauer Diverse Widerstandsgruppen In Widerstand und Verfolgung in Oberosterreich 1934 1945 Band 2 S 356 357 Hrsg Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Osterreichischer Bundesverlag Gesellschaft m b H Wien 1982 OO Nachrichten Mahnmal feierlich eingeweiht In Textarchiv OO Nachrichten Linz Extra vom 10 Mai 1990 S 1336021185 URL OO Nachrichten Archiv download 5 Juli 2005 OO Rundschau Debatte um Denkmal fur Deserteure Freistadter Rundschau Nr 25 23 Juni 2005 Othmar Rappersberger Die Widerstandsgruppe Neues freies Osterreich in Freistadt 1944 45 und ihr Schicksal In Freistadter Geschichtsblatter Das Schicksalsjahr 1945 in Freistadt 2 Teil Heft 11 Hrsg Stadtgemeinde Freistadt Freistadt 1997 Franz Steinmassl Das Hakenkreuz im Hugelland Nationalsozialismus Widerstand und Verfolgung im Bezirk Freistadt 1938 1945 Hrsg Franz Steinmassl Edition Geschichte der Heimat Grunbach 1982 Einzelnachweise Bearbeiten Rappersberger 1997 Seite 18 Neugebauer 1982 Seite 18 Neugebauer 1982 Seite 356 a b Steinmassl 1988 Seite 121 Steinmassl 1988 Seite 123 Merl 1980 Seite 14 Muhlviertler Bote 9 April 1946 In Hakenkreuz im Muhlviertel S 132 Steinmassl 1988 Seite 126f a b Steinmassl 1988 Seite 127 Rappersberger 1997 Seite 117 a b Merl 1980 S 17 Steinmassl 1988 S 153f Steinmassl 1988 S 157f a b Merl 1980 S 18 Blochl 1972 S 136 Steinmassl 1988 S 117Weblinks BearbeitenErzahlte Geschichte Hellmut Heidlberger Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neues freies Osterreich amp oldid 225592028