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Als Necromenie bezeichnet man in der Biologie die Wechselbeziehung zwischen Organismen unterschiedlicher Arten bei der ein Partner vom Tod des anderen profitiert ohne diesen selbst herbeizufuhren oder zu beschleunigen Anders als beim Parasitismus wird der Wirtsorganismus wahrend seiner Lebenszeit nicht geschadigt 1 Fadenwurmer der Gattung Pristionchus hier ein geschlechtsreifes Exemplar leben als juvenile Dauerstadien im Verdauungstrakt von Kafern wo sie jedoch bis zum Tod des Insekts keinen Schaden anrichten Inhaltsverzeichnis 1 Formen der Necromenie 2 Beispiele 3 Entwicklungsgeschichtliche Bedeutung 4 Forschungsgeschichte 5 Einzelnachweise 6 LiteraturFormen der Necromenie BearbeitenEinige necromenisch lebende Tierarten konnen wie manche Parasiten Dauerstadien bilden die der Besiedelung anderer Organismen dienen In dieser Ruhephase wird ihr Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert Erst wenn das besiedelte Tier seinen Lebenszyklus beendet hat oder durch widrige aussere Umstande stirbt entwickelt sich aus dem Dauerstadium wieder ein vollstandiger Organismus der sich von den Mikroorganismen und anderen Destruenten auf dem verwesenden Tier ernahrt 2 In anderen Fallen leitet sich die Necromenie von der Phoresie ab bei der kleinere Lebewesen grossere oft flugfahige Tiere als Transportmittel nutzen Sie werden durch dieses Verhalten weit verbreitet und nutzen als Kommensalen dieselben Nahrungsquellen wie ihre grosseren Trager Manche dieser phoretisch lebenden Tiere verlassen den Tragerorganismus jedoch nicht mehr bis nach dessen Tod Erst dann entwickeln sie sich mit Hilfe der neuen Energiequellen auf dem sich zersetzenden Organismus weiter 3 Beispiele BearbeitenBekannte Beispiele sind Fadenwurmer die mit verschiedenen Kaferarten oder Tausendfussern und anderen bodenbewohnenden Lebewesen vergesellschaftet sind Nach dem Tod der Tiere ernahren sie sich von den Bakterien Pilzen und anderen Fadenwurmarten auf den toten Organismen Gut untersucht sind unter den Fadenwurmern die Gattungen Pristionchus und Rhabditis 4 die necromenisches Verhalten zeigen Die Milbenarten Histiostoma polypori und Histiostoma maritimum aus der Familie der Histiostomatidae nutzen Insekten zur Phoresie entwickeln sich jedoch im Gegensatz zu vielen verwandten Milbenarten ausschliesslich auf den Kadavern ihrer Transporteure weiter 5 Necromenie ist weiter verbreitet als man ursprunglich annahm wenn man bedenkt dass die Bakterien die als Nahrung der Fadenwurmer dienen zu einem grossen Teil unverdaut bleiben Auch sie nutzen den Verdauungstrakt des Wurms zum Weitertransport und im Falle seines Todes dient er diesen Saprobionten ebenfalls als Nahrungsquelle 6 Entwicklungsgeschichtliche Bedeutung BearbeitenIn der Entwicklungsgeschichte eines einzelnen Lebewesens ist Necromenie nicht unbedingt obligat fur die Vollendung seines Lebenszyklus bis zur Geschlechtsreife Der Fadenwurm Caenorhabditis vulgaris kann sowohl die Rollasseln der Gattung Armadillidium als auch die Glanzschnecken der Gattung Oxychilus mit Dauerstadien besiedeln im Labor kann er aber seinen Lebenszyklus auch ohne einen Wirtsorganismus vollenden wenn ihm entsprechende Bakterienrasen als Nahrungsquelle zur Verfugung stehen Necromenie ist also fur diese Art fakultativ bringt jedoch neben der Weiterverbreitung durch Phoresie den Vorteil einer geschutzten Umgebung mit einem reichen Nahrungsangebot nach dem Tod des Wirtstieres 7 Manche Wissenschaftler sehen in der Necromenie der Fadenwurmer eine Vorstufe zum Parasitismus Viele Arten der Fadenwurmer leben parasitisch und ernahren sich schon zu Lebzeiten des Wirtes auf dessen Kosten Diese infektiosen Formen nutzen dieselben Mechanismen wie ihre necromenisch lebenden Verwandten Dafur sind auch ganz ahnliche Gene und Signalwege in deren Zellen verantwortlich wie bei den Arten die ihre Trager nicht schadigen 8 Forschungsgeschichte BearbeitenGeorge O Poinar berichtete 1986 in der Erstbeschreibung des Fadenwurms Rhabditis myriophila von dem seltsamen Verhalten des Wurms der in einem juvenilen Stadium durch den Mund in den Verdauungstrakt des Doppelfussers Oxidus gracilis eindrang wo er jedoch keinen Schaden anrichtete sondern in einem Dauerstadium verblieb 9 Poinar beobachtete dass sich Rhabditis myriophila erst zur Geschlechtsreife weiterentwickeln konnte sobald sein Wirtsorganismus ins Verwesungsstadium ubergegangen war 1989 veroffentlichte Walter Sudhaus von der Freien Universitat Berlin zusammen mit Franz Schulte die Erstbeschreibung eines Fadenwurms der dasselbe Verhalten zeigte Der Begriff Necromenie englisch necromeny wurde dafur gepragt Er leitet sich aus den altgriechischen Wortern nekros nekros Leiche und menein menein warten ab und bedeutet Warten auf den Kadaver Die neu entdeckte Fadenwurmart wurde daherRhabditis necromena genannt 2 Einzelnachweise Bearbeiten Catarina Pietschmann Und der Rundwurm der hat Zahne MaxPlanckForschung Das Wissensmagazin der Max Planck Gesellschaft 1 S 51 57 2014 S 57 PDF deutsch a b Walter Sudhaus amp Franz Schulte Rhabditis Rhabditis necromena sp n Nematoda Rhabditidae from south Australian diplopoda with notes on its siblings R myriophila Poinar 1986 and R caulleryi Maupas 1919 Nematologica 35 1 S 15 24 Brill Online Books and Journals Leiden 1989 doi 10 1163 002825989X00025 Karin Kiontke amp Walter Sudhaus Ecology of Caenorhabditis species Worm Book The Online Review of C elegans Biology 9 Januar 2006 doi 10 1895 wormbook 1 37 1 Online F Schulte Necromenie kontrollierter Parasitismus zwischen Rhabditis Arten und Bodentieren Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft 82 S 248 1989 Stefan Wirth Phylogeny Biology and character transformations of the Histiostomatidae Acari Astigmata Dissertation an der Freien Universitat Berlin Department of Biology Chemistry and Pharmacy 2004 PDF englisch Robbie Rae Metta Riebesell Iris Dinkelacker Qiong Wang Matthias Herrmann Andreas M Weller Christoph Dieterich Ralf J Sommer Isolation of naturally associated bacteria of necromenic Pristionchus nematodes and fitness consequences Journal of Experimental Biology 211 S 1927 1936 2008 doi 10 1242 jeb 014944 Scott E Baird David H A Fitch Scott W Emmons Caenorhabditis vulgaris sp n Nematoda Rhabditidae A necromenic associate of pill bugs and snails Nematologica 40 1 4 S 1 11 1994 Walter Sudhaus Evolution of insect parasitism in rhabditid and diplogastrid nematodes In S E Makarov amp R N Dimitrijevic Hrsg Advances in arachnology and developmental biology Monographs 12 S 143 161 Vienna Belgrade Sofia 2008 PDF George O Poinar Jr Rhabditis myriophila sp n Rhabditidae Rhabditida Associated with the Millipede Oxidis gracilis Polydesmida Diplopoda Proceedings of the Helminthological Society of Washington 53 2 S 232 236 1986 PDFLiteratur BearbeitenWalter Sudhaus amp Friedrich Schulte Rhabditis Rhabditis necromena sp n Nematoda Rhabditidae from south Australian diplopoda with notes on its siblings R myriophila Poinar 1986 and R caulleryi Maupas 1919 Nematologica 35 1 S 15 24 Brill Online Books and Journals Leiden 1989 doi 10 1163 002825989X00025 Walter Sudhaus Redescription of Rhabditis Oscheius tipulae Nematoda Rhabditidae Associated with Leatherjackets Larvae of Tipula paludosa Diptera Tipulidae Nematologica 39 1 S 234 239 Brill Online Books and Journals Leiden 1993 doi 10 1163 187529293X00187 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Necromenie amp oldid 224907680