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Als Nurnberger Memorbuch wird ein judisches Totengedenkbuch Memorbuch bezeichnet das ab 1296 in Nurnberg entstand und moglicherweise mit Unterbrechungen bis zum Ende des 14 Jahrhunderts fortgeschrieben wurde Das Manuskript stellt eine wichtige Quelle fur die Geschichte der mittelalterlichen judischen Gemeinden im aschkenasischen Raum und speziell in Nurnberg dar Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Gliederung 2 Uberlieferungs und Forschungsgeschichte 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntstehung und Gliederung BearbeitenEiner Notiz auf der zweiten Seite der Handschrift zufolge geht die Initiative zur Entstehung des Nurnberger Memorbuches auf den Schreiber Isaak von Meiningen zuruck der den Neubau der Synagoge in Nurnberg zum Anlass fur die Anlage des Gedachtnisbuches nahm Dieses beginnt mit einer Reihe von Gebeten und Segensspruchen Die Paginierung legt nahe dass es sich beim Nurnberger Memorbuch in seinem heutigen Zustand nur um ein Fragment der ursprunglichen Handschrift handelt Der erhaltene Teil ist in drei Teile gegliedert die in der Forschung als Nekrolog I Martyrolog und Nekrolog II bezeichnet werden Die Eintrage des Nekrologs I reichen von den 1280er Jahren bis in die 1340er Jahre und sollten dem Gedachtnis an Personen dienen die eine Spende getatigt hatten Neben ihrem Namen werden daher auch die Hohe und der Zweck der Spende aufgefuhrt Zunachst sind die enthaltenen Spenden fur die Errichtung der Synagoge vorgesehen spater allgemein fur die Synagogenbeleuchtung den Friedhof den Unterricht fur Kinder und die Unterstutzung fur Kranke Die Eintrage in diesem Teil des Memorbuches sind im Regelfall nicht genau datiert Das Martyrologium dokumentiert die Verfolgungen im aschkenasischen Raum von der Zeit des ersten Kreuzzuges im 11 Jahrhundert bis zu den Pestpogromen in der Mitte des 14 Jahrhunderts Auch Verfolgungen ausserhalb des Heiligen Romischen Reiches in Frankreich und England werden erwahnt Der erste Teil des Martyrologiums der die Eintrage bis 1298 umfasst geht ohne Ausnahme auf Isaak von Meiningen zuruck der bei der Anlage des Memorbuches also nicht nur die Verfolgungen seiner eigenen Zeit sondern auch die Martyrer der zuruckliegenden Jahrhunderte erfassen wollte Er verzichtete in nahezu samtlichen Eintragen auf eine Darlegung der Umstande der Verfolgung da es ihm vor allem um das Gedenken an die Verstorbenen ging und nicht um eine historische Dokumentation Die Eintrage fuhren fur die ersten Jahre nach dem Ort und in aller Regel auch dem Datum die ermordeten Glaubensgenossen auf wobei diese prazisen Martyrerlisten vermutlich auf der Basis von judischen Verwaltungsdokumenten erstellt wurden Fur den zweiten Teil des Martyrologiums der die Verfolgungswellen des 14 Jahrhunderts umfasst werden dagegen im Regelfall keine einzelnen Namen mehr aufgefuhrt sondern nur noch die Orte der Verfolgung angeschlossen an die Formel Gedenke oh Herr der Ermordeten und Verbrannten von Der Nekrolog II ist wie der Nekrolog I ein Spendenregister Verstorbener der judischen Gemeinde Nurnberg und umfasst Eintragungen fur den Zeitraum von 1373 bis 1392 Die Eintrage sind fast immer datiert und umfassen Spenden fur den Friedhof die Armen und die judischen Siedler im Heiligen Land Uberlieferungs und Forschungsgeschichte BearbeitenSpatestens ab dem spaten 15 Jahrhundert befand sich das Memorbuch im Eigentum der judischen Gemeinde von Mainz in deren Besitz es bis ins 20 Jahrhundert blieb Dies fuhrte zwischenzeitig zu der Annahme die darin enthaltenen Spenderlisten konnten sich auf Angehorige der mittelalterlichen Gemeinde von Mainz beziehen dieser Irrtum wurde aber in den 1890er Jahren durch prosopographische Untersuchungen von Moritz Stern korrigiert Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus gelangte es uber judische Emigranten nach England seitdem ist es nicht mehr zuganglich Das Institute of Microfilmed Hebrew Manuscripts an der Israelischen Nationalbibliothek Jerusalem verfugt allerdings uber eine Fotokopie der Handschrift Die beiden Nekrologie Teile des Nurnberger Memorbuches wurden 1894 bis 1896 durch Moritz Stern in einer deutschsprachigen Ubersetzung herausgegeben 1 wohingegen eine Edition des Originaltextes bislang noch nicht erfolgt ist Von dem Martyrologium dagegen hat Siegmund Salfeld 1898 eine Ausgabe des hebraischen Textes inklusive deutscher Ubersetzung publiziert 2 Weblinks BearbeitenRainer Josef Barzen Das Nurnberger Memorbuch Eine Einfuhrung In Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spatmittelalterlichen Reich Eintrag zum Nurnberger Memorbuch im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Einzelnachweise Bearbeiten Moritz Stern Siegmund Salfeld Die israelitische Bevolkerung der deutschen Stadte Band 3 Nurnberg im Mittelalter Kiel 1894 1896 S 95 172 und S 190 205 Siegmund Salfeld Das Martyrologium des Nurnberger Memorbuches Quellen zur Geschichte der Juden in Deutschland Band 3 Leonhard Simion Berlin 1898 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nurnberger Memorbuch amp oldid 239310373