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Dieser Artikel behandelt den Begriff aus Sicht der mathematischen Statistik Fur die mittlere quadratische Abweichung von konkreten Daten von ihrem Mittelwert siehe Mittleres Abweichungsquadrat Die mittlere quadratische Abweichung auch erwartete quadratische Abweichung oder mittlerer quadratischer Fehler genannt und mit MQA MQF oder MSE nach der englischen Bezeichnung englisch mean squared error abgekurzt ist ein Begriff der mathematischen Statistik Sie gibt in der Schatztheorie an wie sehr ein Punktschatzer um den zu schatzenden Wert streut Damit ist sie ein zentrales Qualitatskriterium fur Schatzer In der Regressionsanalyse wird sie interpretiert als erwarteter quadratischer Abstand den ein Schatzer vom wahren Wert hat Zwei Schatzfunktionen Die Wahl einer verzerrten Statistik kann hinsichtlich ihrer erwarteten Abweichung vom wahren Wert gegenuber einer erwartungstreuen vorteilhaft sein Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Interpretation 3 Beispiel 4 Konsistenz im quadratischen Mittel 5 Wirksamkeit von Schatzstatistiken 6 Einordnung und verwandte Konzepte 6 1 Wurzel der mittleren quadratischen Abweichung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenGegeben sei ein statistisches Modell X A P ϑ ϑ 8 displaystyle mathcal X mathcal A P vartheta vartheta in Theta nbsp sowie ein Punktschatzer T X A R B R displaystyle T colon mathcal X mathcal A to mathbb R mathcal B mathbb R nbsp fur eine zu schatzende Funktion im parametrischen Fall die Parameterfunktion g 8 R displaystyle g colon Theta to mathbb R nbsp Dann heisst MSE T ϑ E ϑ T g ϑ 2 displaystyle operatorname MSE T vartheta operatorname E vartheta left left T g vartheta right 2 right nbsp die mittlere quadratische Abweichung von T displaystyle T nbsp Dabei bezeichnet E ϑ displaystyle operatorname E vartheta nbsp den Erwartungswert bezuglich des Wahrscheinlichkeitsmasses P ϑ displaystyle P vartheta nbsp Mittels des Verschiebungssatzes der Varianz folgt die aquivalente Darstellung MSE T ϑ Var ϑ T B T ϑ 2 displaystyle operatorname MSE T vartheta operatorname Var vartheta T left mathbb B T vartheta right 2 nbsp Hierbei bezeichnet B T ϑ displaystyle mathbb B T vartheta nbsp die Verzerrung des Schatzers auch Bias genannt Fur Schatzer die Werte in einem allgemeinen Entscheidungsraum annehmen der mit einer Norm displaystyle cdot nbsp versehen ist lasst sich die mittlere quadratische Abweichung definieren als MSE T ϑ E ϑ T g ϑ 2 displaystyle operatorname MSE T vartheta operatorname E vartheta left T g vartheta 2 right nbsp Interpretation BearbeitenEine geringe mittlere quadratische Abweichung bedeutet im klassischen Fall dass gleichzeitig Verzerrung und Varianz des Schatzers klein sind Man befindet sich mit dem Schatzer also im Mittel in der Nahe des zu schatzenden Funktionals geringere Verzerrung und weiss gleichzeitig dass die Schatzwerte wenig streuen geringe Varianz und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in der Nahe ihres Erwartungswerts liegen Mit dem MSE ist es daher moglich Schatzverfahren miteinander zu vergleichen Die Idee ist dass es vorteilhaft sein kann einen leicht verzerrten Schatzer zu bevorzugen der dafur eine wesentlich kleinere Varianz besitzt Dabei gilt das Schatzverfahren mit dem kleineren MSE in der Regel als das bessere Problematisch ist dass der MSE im Allgemeinen vom zu schatzenden unbekannten Grundgesamtheitsparameter abhangt Beispiel BearbeitenEin typischer Fall ist die Schatzung des Mittelwerts einer Normalverteilung Wir nehmen an dass Zufallsvariablen X 1 X n displaystyle X 1 ldots X n nbsp existieren die jeweils normalverteilt mit unbekanntem Erwartungswert g displaystyle gamma nbsp und Varianz 1 sind Der klassische Schatzer ist das Stichprobenmittel X n displaystyle overline X n nbsp Hier ist die Verzerrung null Bias X n 0 displaystyle operatorname Bias overline X n 0 nbsp da der empirische Mittelwert erwartungstreu fur g displaystyle gamma nbsp ist Da X n displaystyle overline X n nbsp selbst normalverteilt mit Erwartungswert g displaystyle gamma nbsp und Varianz 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp ist folgt MSE X n 1 n displaystyle operatorname MSE overline X n frac 1 n nbsp Konsistenz im quadratischen Mittel BearbeitenEine Schatzstatistik heisst konsistent im quadratischen Mittel falls fur n displaystyle n to infty nbsp gilt 1 MSE 0 displaystyle operatorname MSE rightarrow 0 nbsp Wirksamkeit von Schatzstatistiken BearbeitenGegeben seien zwei Schatzstatistiken T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp Die Schatzstatistik T 1 displaystyle T 1 nbsp heisst MSE wirksamer wenn MSE T 1 MSE T 2 displaystyle operatorname MSE T 1 leq operatorname MSE T 2 nbsp fur alle zulassigen Verteilungen gilt Des Weiteren wird eine Schatzstatistik als MSE wirksamst bezeichnet wenn ihr MSE fur alle zulassigen Verteilungen stets der kleinste ist 2 Einordnung und verwandte Konzepte BearbeitenInterpretiert man die Schatztheorie als statistisches Entscheidungsproblem so ist jeder Punktschatzer eine Entscheidungsfunktion Die Abweichung der Entscheidungsfunktion von dem zu schatzenden Wert wird dann durch eine Verlustfunktion gewichtet Diese gibt an wie gross der Schaden ist der durch eine Schatzung entsteht Die Verlustfunktion wird dann mit der Entscheidungsfunktion zur Risikofunktion kombiniert die den mittleren Schaden bei Verwendung einer bestimmten Entscheidungsfunktion angibt In diesem Kontext ist die mittlere quadratische Abweichung die Risikofunktion die bei Verwendung der Gauss Verlustfunktion L ϑ g ϑ 2 displaystyle L cdot vartheta cdot g vartheta 2 nbsp entsteht Die Risikofunktion wird dann durch Erwartungswertbildung gewonnen Bei analoger Konstruktion unter Verwendung des Laplace Verlustes erhalt man den mittleren betraglichen Fehler E ϑ T g ϑ displaystyle operatorname E vartheta left left T g vartheta right right nbsp Wurzel der mittleren quadratischen Abweichung Bearbeiten Eine verwandte Kennzahl ist die Wurzel der mittleren quadratischen Abweichung RMSE oder RMSD Sei 8 displaystyle hat theta nbsp ein Punktschatzer fur 8 displaystyle theta nbsp dann ist sie wie folgt definiert R M S E 8 MSE 8 E 8 8 2 displaystyle RMSE hat theta sqrt operatorname MSE hat theta sqrt mathbb E hat theta theta 2 nbsp Bei einer Prognose y 1 y n displaystyle hat y 1 dots hat y n nbsp R M S E MSE i 1 n y i y i 2 n displaystyle RMSE sqrt operatorname MSE sqrt sum i 1 n frac y i hat y i 2 n nbsp 3 Siehe auch BearbeitenMittlere absolute Abweichung vom arithmetischen MittelLiteratur Bearbeitenmittlere quadratische Abweichung In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0439 8 Hans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Ludger Ruschendorf Mathematische Statistik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41996 6 doi 10 1007 978 3 642 41997 3 Claudia Czado Thorsten Schmidt Mathematische Statistik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 17260 1 doi 10 1007 978 3 642 17261 8 Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Fahrmeir Rita Kunstler Iris Pigeot Gerhard Tutz Statistik Der Weg zur Datenanalyse 8 uberarb und erg Auflage Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 50371 3 S 344 Ludwig Fahrmeir Rita Kunstler Iris Pigeot Gerhard Tutz Statistik Der Weg zur Datenanalyse 8 uberarb und erg Auflage Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 50371 3 S 347 Green Kass Congalton Russell G Assessing the Accuracy of Remotely Sensed Data Principles and Practices Second Edition Hrsg CRC Press Ukraine 2008 S 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mittlere quadratische Abweichung amp oldid 233167989