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Mimili ist eine Erzahlung von Heinrich Clauren Sie erschien 1815 16 in Fortsetzungen in der Zeitschrift Der Freimuthige oder Unterhaltungsblatt fur gebildete unbefangene Leser spater in zahlreichen Nachauflagen und ist eine Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Offizier und einer Bergbauerntochter im Berner Oberland Angelehnt an den Briefroman Julie oder Die neue Heloise Rousseau 1761 thematisiert sie den Konflikt zwischen Tugend und Begehren Mimili nach der Natur gemalt von Wocher gestochen von Bolt Titelkupfer der Erstausgabe von 1816 Mimili informiert den Flachlander Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Vorbilder 3 Rezeption 4 Bewertung 5 Wilhelm Hauffs Verriss 6 Ausgaben 7 Einzelnachweise 8 WeblinksInhalt BearbeitenEin preussischer Offizier mit Namen Wilhelm gerade mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet sucht im Berner Oberland die Ruhe die er im larmenden Paris der sogenannten Hauptstadt der Welt nicht findet Er mochte in einer Almhutte beim Sennen ubernachten da stellt sich dort ein Madchen ein Mimili das ebenfalls dort ubernachten will Diese etwas peinliche Kollision bewirkt dass das Madchen den Fremden nach unten ins Haus ihres Vaters einladt und ihn auch gleich hinab begleitet Sie kommen einander sehr schnell naher wobei Mimili sich als ausgezeichnete Botanikerin erweist die sogar die lateinischen Namen der Pflanzen kennt Als Wilhelm von Mimilis frei oder unfreiwillig zur Schau gestellten Reizen vollig kopflos um ihre Hand bittet handelt der Vater einen Aufschub von einem Jahr aus in dieser Zeit will er versuchen fur Mimili einen Mann zu finden der die Hoferbin nicht ins ferne Deutschland entfuhrt sondern die Wirtschaft auf ihrem Erbhof fortfuhrt An dieser Stelle brach die Ich Erzahlung nach etwa 80 des Gesamtvolumens in ihrer ersten Auflage ab Clauren setzt sie dann in der dritten Person fort indem er von Wilhelms Tod in der Schlacht von Belle Alliance berichtet der die ahnungsvolle Mimili ebenfalls auf den Tod erkranken lasst In einer zweiten Wendung behauptet der Autor durch den Brief eines Nachbarn davon unterrichtet zu sein dass Wilhelm nur schwer verletzt war zu Mimili geeilt ist und die Sterbende vorm sicheren Tod errettete Wilhelm und Mimili heiraten Kindersegen stellt sich ein Vorbilder BearbeitenClauren war gebildet und belesen und bediente sich erfolgreicher literarischer Modelle die er konsequent trivialisierte So findet sich die beruhmte Szene aus Goethes Werther in der der Protagonist von Ruhrung und Entzucken uberwaltigt wird als er die geliebte Lotte erlebt wie sie den Hunger ihrer Geschwister stillt bei Clauren zu einer Szene trivialisiert in der Mimili das Geflugel futtert und dabei liebevoll mit jedem einzelnen Tier redet Federvieh hatte ich in meinem Leben hundert tausend mal futtern gesehen aber wer Mimili in diesem lustigen Kreise sah musste von ihrer Laune von ihrer Gemuthlichkeit von ihrer glucklichen Gabe in das einfachste Geschaft Genuss und Charakter zu legen bezaubert werden Heinrich Clauren Mimili Auch die Idee die hohen Schweizer Berge mit vollbusigen Frauen zu assoziieren hat Clauren vorgefunden und zwar im 23 Brief von Jean Jacques Rousseaus Julie oder Die neue Heloise Dort beschreibt der ins Wallis verbannte Saint Preux die Walliserinnen und vergleicht ihr Aussehen mit dem Julies seiner Geliebten Lachelnd stellte ich zuweilen die grossen Barte und das derbe Ansehen der Gaste mit der blendenden Haut dieser jungen schuchternen Schonen zusammen die uber ein Wort erroteten und dadurch um so anmutiger wurden Aber einigen Anstoss nahm ich an dem gewaltigen Umfang ihres Busens der nur in der blendenden Weisse einen der Vorzuge des Modells hatte womit ich ihn zu vergleichen wagte jenes einzigen verschleierten Modells dessen verstohlen abgelauschte Umrisse mir die jenes Bildwerks vor die Augen stellte das nach dem schonsten Busen der Welt geformt ward Jean Jacques Rousseau Julie oder Die neue Heloise Auch den expliziten Kampf zwischen Tugend und Trieb hat Clauren von Rousseau ubernommen Im Unterschied zu Goethe und Rousseau jedoch fuhrt Clauren seine Protagonisten nur scheinbar in Tod und Katastrophe sie finden einander und werden glucklich Rezeption BearbeitenMimili war Claurens grosster schriftstellerischer Erfolg die Erzahlung wurde ins Danische Englische Ungarische und Polnische ubersetzt Eine Dramatisierung wurde 1832 in Wien aufgefuhrt Bis in die Gegenwart halt Reclam dem Werk die Treue Mimili zeichnet exemplarisch den Weg in Innerlichkeit und Natur vor den die Literatur des anbrechenden Biedermeier gehen sollte Bewertung BearbeitenMimili ist eines der am meisten in Grund und Boden kritisierten Werke der deutschen Literatur woraus sich schliessen lasst welch ein Argernis die Erzahlung vor allem aber ihr buchhandlerischer Erfolg fur die etablierte Literaturszene war Dieses Schicksal teilt Clauren mit Autoren wie Christian Heinrich Spiess und E Marlitt In der geschaftstuchtigen Ausnutzung des Cliffhanger Effekts erweist sich Clauren aus heutiger Sicht als Pionier der Unterhaltungsdramaturgie 1 Mimili befand sich lange auf dem Index fur jugendgefahrdende Schriften von dem das Werk erst im Februar 2008 gestrichen wurde Wilhelm Hauffs Verriss BearbeitenWilhelm Hauff hatte mit seinem Roman Der Mann im Mond den er 1825 unter Claurens Namen erscheinen liess dessen Erzahltechnik und Stil virtuos imitiert was seinem Verleger eine Klage Claurens einbrachte Hauff legte nach mit seiner Controvers Predigt uber H Clauren und den Mann im Mond gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827 In diesem Verriss kritisiert er das einschmeichelnd Angenehme das scheinbar Naturliche das lacherlich Ruhrende und schliesslich das aufgesetzt Reizende der Mimili Manier 2 Und was ist dieses Reizende Das ist die Sinnlichkeit die er aufregt das sind jene reizenden verfuhrerischen lockenden Bilder die eurem Auge angenehm erscheinen Es freut mich zu sehen dass ihr da unten die Augen nicht aufschlagen konnet Es freut mich zu sehen dass hin und wieder auf mancher Wange die Rote der Beschamung aufsteigt Es freut mich dass Sie nicht zu lachen wagen meine Herren wenn ich diesen Punkt beruhre Ich sehe ihr alle verstehet nur allzu wohl was ich meine Ein Lessing ein Klopstock ein Schiller und Jean Paul ein Novalis ein Herder waren doch wahrhaftig grosse Dichter und habt ihr je gesehen dass sie in diese schmutzigen Winkel der Sinnlichkeit herabsteigen mussten um sich ein Publikum zu machen Oder wie Sollte es wirklich wahr sein dass jene edleren Geister nur fur wenige Menschen ihre hehren Worte aussprachen dass die grosse Menge nur immer dem Marktschreier folgt weil er kostliche Zoten spricht und sein Bajazzo possierliche Sprunge macht Armseliges Mannervolk dass du keinen hoheren geistigen Genuss kennst als die korperlichen Reize eines Weibes gedruckt zu lesen zu lesen von einem Marmorbusen von hupfenden Schneehugeln von schonen Huften von weissen Knien von wohlgeformten Waden und von dergleichen Schonheiten einer Venus Vulgivaga Armseliges Geschlecht der Weiber die ihr aus Clauren Bildung schopfen wollet Errotet ihr nicht vor Unmut wenn ihr leset dass man nur eurem Korper huldigt dass man die Reize bewundert die ihr in der raschen Bewegung eines Walzers entfaltet dass der Wind der mit euren Gewandern spielt das lusterne Auge eures Geliebten mehr entzuckt als die heilige Flamme reiner Liebe die in eurem Auge gluht als die Gotterfunken des Witzes der Laune welche die Liebe eurem Geiste entlockt Verlorene Wesen wenn es euch nicht krankt euer Geschlecht so tief so unendlich tief erniedrigt zu sehen geputzte Puppen die ihr euren jungfraulichen Sinn schon mit den Kinderschuhen zertreten habt leset immer von andern geputzten Puppen bepflanzet immer eure Phantasie mit jenen Vergissmeinnichtblumchen die am Sumpfe wachsen ihr verdienet keine andere als sinnliche Liebe die mit den Flitterwochen dahin ist Ausgaben BearbeitenMimili Eine Erzahlung von H Clauren Hilscher Dresden 1816 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dmimilieineerzh00heunuoft MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Wenk in http www textem de 826 0 html http www gutenberg org files 13452 13452 8 txtWeblinks BearbeitenMimili im Projekt Gutenberg DE Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mimili amp oldid 228051718