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Auf dem amerikanischen Kontinent ist es nur in Mesoamerika in vorkolumbischer Zeit zur Entwicklung von Schriftsystemen gekommen Damit ist Mesoamerika eine der wenigen Regionen der Welt wo eine nicht von aussen angeregte oder beeinflusste Entwicklung einer Schrift stattgefunden hat Die mesoamerikanischen Schriften haben zweifellos gemeinsame Wurzeln ohne dass immer von einer engeren Verwandtschaft gesprochen werden konnte Lange Maya Inschrift auf Stele 31 von TikalDie Anzahl der mesoamerikanischen Schriften hangt ab von der verwendeten Definition Bei aktuellem Kenntnisstand erreichte nur die Maya Schrift die Anforderung dass ein gesprochener Text auch ohne die Anwesenheit des originalen Sprechers allein uber seine graphische Wiedergabe reproduziert werden kann Andere graphische Systeme sind in der Lage einen Inhalt unabhangig von Sprache aufzuzeichnen weshalb dieser auch in jeder denkbaren Sprache wiedergegeben werden kann Zu den Gemeinsamkeiten vieler mesoamerikanischer Schriften gehort die Schreibweise kalendarischer Daten Die Zeichen fur kalendarische Perioden oder Tagesnamen sind meist einer rechteckigen Kartusche mit oder ohne abgerundeten Ecken eingeschrieben Die Zahlzeichen bestehen entweder aus Punkten Scheiben und Balken oder lediglich aus Punkten Inhaltsverzeichnis 1 Praklassische Schriften 1 1 Olmekische Schriften 1 2 Monte Alban Schrift 1 3 Isthmus Schrift 1 4 Izapa Schrift 2 Schriften des Klassikums 2 1 Maya Schrift 2 2 Zapotekische Schrift 3 Spatklassische Fruhpostklassische Schriften 3 1 Zentralmexikanische Schriften 3 2 nuine Schrift 3 3 Cotzumalhuapa Schrift 4 Spatpostklassische Schriften 4 1 Mixtekische Schrift 4 2 Aztekische Schrift 5 Literatur 6 EinzelnachweisePraklassische Schriften BearbeitenNoch ist nicht entschieden welche der fruhen Schriften aus dem Raum der olmekischen Kultur als die fruhesten anzusprechen sind Grund hierfur ist die schwierige Datierung von Steinmonumenten den einzigen Zeugen dieser fruhen Schriften Die Natur der Zeichen auf dem Cascajal Stein wird noch kontrovers diskutiert Olmekische Schriften Bearbeiten siehe Olmekische SchriftDie altesten Wortzeichen Logogramme erscheinen zwischen 400 und 500 v Chr wahrend fruhere Exemplare von Rollsiegeln mit einzelnen Zeichen noch nicht als Schrift anzusprechen sind Monte Alban Schrift Bearbeiten Auf dem Monte Alban finden sich zahlreiche Monumente die den ersten beiden Phasen zugeordnet werden und die Schriftzeichen enthalten Vorlaufer dieser Schrift sind bisher nicht bekannt geworden Ahnliche Schriftzeichen sind auch in einem grosseren Raum nachgewiesen worden Die Zeichen der Phase I sind in vertikalen Kolumnen angeordnet eine Reihe der Zeichen sind von rechteckigen Kartusche mit abgerundeten Ecken eingefasst Die Zahlzeichen bestehen aus unverzierten Balken fur den Zahlenwert 5 und unverzierten Scheiben fur den Zahlenwert 1 die so kombiniert wurden dass die Scheiben uber den Balken lagen Eine Lesung ist weder fur die kalendarischen noch fur die anderen Zeichen in denen Logogramme vermutet werden bisher erfolgreich versucht worden Die Zeichen fur die Namen von Jahren sind durch unterscheidende Beizeichen gekennzeichnet Es ist nicht bekannt welche Sprache zu dieser Zeit von den Erbauern von Monte Alban gesprochen wurde Der Phase II werden die zahlreichen mit graphischen Einritzungen versehenen Steinplatten auf der Aussenseite des Gebaudes J zugeordnet Joyce Marcus vermutet in diesen Platten deren Beschriftung in der Regel identisch aufgebaut ist und die aus einem Ortszeichen einem darunter nach unten hangenden menschlichen Kopf und darunter einer oder mehreren Zeichenkolumnen bestehen Berichte uber Eroberungen 1 In diesen Zeichenkolumnen sind immer mindestens zwei kalendarische Zeichen vorhanden die zusammen vermutlich ein Datum angeben nbsp Monte Alban Stelen 12 und 13 Phase I mit kalendarischen Zeichen nbsp Monte Alban Stele 15 Phase I nbsp Monte Alban Danzante 8 mit vermutlichem Namenszeichen vor dem Gesicht nbsp Monte Alban Danzante 55 mit vermutlichem Namenszeichen nbsp Monte Alban Inschriftentafel von Gebaude J nbsp Monte Alban Inschriftentafel von Gebaude J nbsp Monument aus Huamelulpan Oaxaca mit kalendarischem Zeichen nbsp Steinblock aus Huamelulpan Oaxaca mit kalendarischem ZeichenIsthmus Schrift Bearbeiten siehe Isthmus SchriftDie Belege fur die Isthmus oder Epi Olmekische Schrift sind in einem weiten Gebiet nordlich ostlich und nordwestlich des Isthmus von Tehuantepec zu finden es sind jedoch nur wenige Funde mit stark unterschiedlicher Lange der Texte Ein Zentrum mit mehreren wegen ihrer Verwitterung meist nicht mehr gut erkennbaren Zeichenkolumnen ist der Fundort Cerro de las Mesas bei Piedras Negras in Veracruz Mehrere der Monumente tragen Daten in einem System das strukturell der Langen Zahlung der Maya Inschriften entspricht und die nach diesem System umgerechnet vom zweiten bis ins sechste Jahrhundert datieren Versuche eine langsten Inschriften die La Mojarra Stele 1 auf der Basis einer vermuteten Zugehorigkeit zu einer Mixe Zoque zu entziffern werden noch kontrovers beurteilt Izapa Schrift Bearbeiten Von der Izapa Schrift sind nur wenige Belege ans Licht gekommen so dass ungewiss ist ob es sich um eine eigene Schrift handelt Der langste Text stammt aus Kaminaljuyu in Guatemala Kennzeichnend fur einige der Inschriften ist die Verwendung der Langen Rechnung fur die kalendarische Aufzeichnung die bei Anwendung der fur den Maya Kalender etablierten Umrechnung Daten im ersten Jahrhundert ergeben nbsp Stele aus El Baul Guatemala Datum 2 Juni 32 nbsp Stele 5 aus Takalik Abaj Guatemala Daten 126 und 103 83 Lesung unsicher Schriften des Klassikums BearbeitenMaya Schrift Bearbeiten siehe Maya SchriftDie Schrift der klassischen Mayakultur ist ohne Zweifel die leistungsfahigste die jemals in der Neuen Welt entwickelt und gebraucht wurde Sie war soweit gegenwartig bekannt die einzige die einen sprachlich gegebenen Text genau das heisst lautlich exakt reproduzierbar aufzeichnen konnte Die Schrift verwendet in variabler Kombination Logogramme und Silbenzeichen wodurch fur die Entzifferung eine Bestatigung von Lesungen erleichtert wird Die Maya Schrift macht intensiven Gebrauch von kalendarischen Angaben nicht nur in der Langen Zahlung sondern auch weiteren zumeist astronomisch basierten Zyklen Zapotekische Schrift Bearbeiten Die Schrift der Phasen IIIA und IIB von Monte Alban unterscheidet sich deutlich von der der davor liegenden Phasen Besonders auffallig ist der Unterschied in der Anordnung der Zeichen die nicht mehr so prazise ist und in der Ausfuhrung Auch im Zeichenschatz gibt es Anderungen nur wenige Zeichen scheinen direkt aus der davor liegenden Zeit ubernommen zu sein Im Gegensatz zu vorher treten auch keine Zahlenwerte uber 13 mehr auf woraus sich schliessen lasst das andere kalendarische Angaben gemacht wurden nbsp Stele 1 von Monte Alban Phase IIIA nbsp Stele 6 von Monte Alban Phase IIIASpatklassische Fruhpostklassische Schriften BearbeitenZentralmexikanische Schriften Bearbeiten Im spaten Klassikum treten an einer Reihe von Orten Monumente mit Schriftzeichen auf In Xochicalco Teotenango Maltrata sowie in Cacaxtla und vereinzelt in Tula Es handelt sich regelmassig um nicht in einem Textzusammenhang stehende Zeichen sehr oft mit Zahlzeichen Balken und Scheiben verbunden Daneben finden sich auch anschaulich gestaltete Zeichen die vermutlich Namen von Orten und Personen ausdrucken Da die zugrunde liegende Sprache nicht bekannt ist durfte eine Lesung aussichtslos sein Ahnliche Zeichen finden sich auch isoliert aber eingebettet in Szenen in Flachrelief in Chichen Itza beispielsweise im Tempel des Chac Mool nbsp Monument von Xochicalco mit Kalenderzeichen Vorderseite vermutlich Jahreszeichen nbsp Reliefstein aus Xochicalco mit narrativer Szene und vielen Kalenderzeichen Palacio de Cortes Cuernavaca nbsp Stele aus Xochicalco Museo Nacional de Antropologia nbsp Schriftzeichen auf der Pyramide der Gefiederten Schlange nbsp Reliefierter Steinblock mit Kalenderzeichen Maltrata heute Jalapa Museum nbsp Stele aus Teotenango nbsp Teotenango Felsrelief eines Jaguars mit Kalenderzeichen nbsp Kalenderzeichen auf einem Steinrelief Tula Hidalgo nbsp Kalenderzeichen auf Wandgemalde in Cacaxtla Gebaude A nbsp Namenszeichen auf Wandgemalde in Cacaxtla Gebaude Anuine Schrift Bearbeiten In einer kleinen Zone rings um den Ort Tequixtepec haben sich meist relativ kleine Monumente aus befestigten Hohensiedlungen erhalten Sie weisen einzelne kalendarische Zeichen mit kreisrunden Kartuschen und vermutlich Ortszeichen auf welche an die mixtekischen Zeichen erinnern nbsp Stele aus Tequixtepec Kalenderzeichen der nuine Schrift nbsp Stele aus Tequixtepec Ortszeichen der nuine SchriftCotzumalhuapa Schrift Bearbeiten Aus dem Raum von Cotzumalhuapa sind eine Reihe von Monumenten bekannt mit einfachen Darstellungen von menschlichen Figuren zumeist in Verbindung mit dem rituellen mesoamerikanischen Ballspiel in einem von einem deutlich erhohten Rahmen umgebenen Feld In diesem Feld sind am Rande eigenartige kalendarische Angaben angeordnet an Stelle eines Kalenderzeichens fur einen Tag und einer davon getrennten Zahlenangabe sind hier die Kalenderzeichen in kreisrunden Kartuschen entsprechend der beabsichtigten Zahlenangabe vervielfacht nbsp Stele aus El Baul Guatemala nbsp Monument aus Bilbao GuatemalaSpatpostklassische Schriften BearbeitenIm Postklassikum breitete sich in Mesoamerika ein weites Gebiete von Zentralmexiko bis zur karibischen Kuste erfassender Kunst und Kulturstil aus Zu diesem gehorte auch eine Form schriftlicher Aufzeichnungen in Verbindung mit einem bestimmten Stil ausfuhrlicher narrativer erzahlender bildlicher Darstellung Gemeinsam war diesem Stil eine weitgefasste Konvention in der graphischen Realisierung der wiederzugebenden Themen Mixtekische Schrift Bearbeiten Die Belege fur die mixtekische Schrift entstammen zu einem Teil Stuckreliefs in archaologischen Fundstellen Der grosste Teil findet sich jedoch in den rund ein Dutzend Bildhandschriften die aus dem mixtekischen Kulturbereich als Originale erhalten geblieben sind Die mixtekische Bilderschrift kombiniert die narrative Darstellung in der die zu ubermittelnden Inhalte durch anschauliche bildliche Abbildungen wiedergegeben werden mit Schriftzeichen fur kalendarische Daten Personen und Ortsnamen nbsp Mixtekische Schriftzeichen in Stuck auf einem Grabeingang in Lambityecto Oaxaca nbsp Mixtekische Handschrift Codex Nuttall Seite 16Aztekische Schrift Bearbeiten siehe Aztekische SchriftDie aztekische Schrift ist vor allem bekannt aus einer geringen Anzahl von Steinmonumenten mit wenigen Zeichen fur Daten Jahre in einem rechteckigen Rahmen und Namen von Personen und Orten Die Konvention der Darstellung ist weniger strikt reglementiert als in der mixtekischen Schrift allerdings ist dieser Schluss insofern vielleicht unzutreffend als keine aus vorspanischer Zeit stammende Bilderhandschrift erhalten ist Die zahlreichen Kopien und Verarbeitungen aus kolonialer Zeit sind zu einem jeweils unterschiedlich hohen Grad durch die in der Kolonialzeit erfolgte Beeinflussung durch europaische Abbildungen gepragt wodurch der Blick auf die vorspanischen Vorbilder verstellt ist Literatur BearbeitenStephen D Houston Writing systems overview and early development In The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 510815 9 Bd 3 S 338 340 David Stuart Writing systems Maya systems In The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 510815 9 Bd 3 S 340 343 Javier Urcid Serrano Writing systems Zapotec In The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 510815 9 Bd 3 S 343 344 Maarten E R G N Jansen Writing systems Mixtec systems In The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 510815 9 Bd 3 S 344 346 Hanns J Prem Writing systems Central Mexican systems In The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press Oxford 2001 ISBN 0 19 510815 9 Bd 3 S 346 347 Hanns J Prem Calendrics and writing In Contributions of the University of California Archaeological Research Facility No 11 1971 S 112 132 Einzelnachweise Bearbeiten Joyce Marcus The iconography of militarism at Monte Alban and neighboring sites in the Valley of Oaxaca In Henry B Nicholson Hrsg Origins of religious art and iconography in preclassic Mesoamerica UCLA Latin American Studies Series Los Angeles 1976 ISBN 0 87903 031 3 S 125 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mesoamerikanische Schriften amp oldid 191525560