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Mnemiopsis leidyi deutsch Meerwalnuss ist eine Art der Rippenquallen Ctenophora aus der Ordnung der Lobata Sie ernahrt sich von Zooplankton Fischlarven und eiern Ihr naturliches Verbreitungsgebiet ist der westliche Atlantik wo sie an der Ostkuste Nord und Sudamerikas endemisch ist MeerwalnussMnemiopsis leidyiim New England Aquarium von BostonSystematikStamm Rippenquallen Ctenophora Klasse TentaculataOrdnung LobataFamilie BolinopsidaeGattung MnemiopsisArt MeerwalnussWissenschaftlicher NameMnemiopsis leidyi Agassiz 1865 Aufgrund der umfangreichen Auswirkungen auf aquatische Okosysteme zahlt das Helmholtz Zentrum fur Ozeanforschung Kiel Mnemiopsis leidyi zu den beruchtigtsten invasiven marinen Lebewesen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Biolumineszenz 2 Verbreitung als invasive Art 2 1 Schwarzes Meer 2 2 Kaspisches Meer 2 3 Nord und Ostsee 2 4 Mittelmeer 3 Taxonomie 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenMnemiopsis leidyi ist durchsichtig hyalin meist etwas milchig getrubt Sie erreicht im ausgewachsenen Zustand etwa 100 bis 110 Millimeter Korperlange Bei Ansicht von oben ist der Korper in Tentakel Ebene abgeplattet Die Korperoberflache ist glatt oft mit zahlreichen warzenartigen Vorsprungen Bei Seitenansicht ist der Korper von der Schmalseite aus gesehen elliptisch im Umriss von der breiten Seite rundlich bis beinahe birnenformig Der obere der Mundoffnung entgegen liegende aborale Korperpol ist abgerundet nicht zugespitzt wie bei der sehr ahnlichen und vermutlich nahe verwandten Gattung Bolinopsis In ausgebreiteter Seitenansicht sind auf der Unterseite oral des Korpers verschiedene Anhange erkennbar zwei sehr grosse seitlich sitzende Mundlappen und vier kurzere die Mundoffnung umgebende Fortsatze die Aurikel genannt werden Die flachen Mundlappen erreichen etwa zwei Funftel der Korperlange sie sind etwas breiter als lang sie entspringen bereits nahe dem vorderen Korperende erstrecken sich seitlich des Korpers diesen uberragend und sind am Ende breit abgerundet In den Winkeln zwischen den Mundlappen und dem Korper sind eingesenkte Langsfurchen ausgebildet die typisch fur die Gattung sind Im Ruhezustand uberlappen die Mundlappen Die abgeplatteten dreieckigen Aurikel erreichen etwa ein Viertel der Korperlange sie unterstutzen fingerartig die Nahrungsaufnahme Seitlich der Mundoffnung sitzen zwei Tentakeltaschen die darin liegenden Tentakel sind beim ausgewachsenen Tier recht kurz und vermutlich rudimentar und funktionslos Sie sind nicht wie bei anderen Rippenquallen einziehbar Ausserdem ist der schlitzartige Mund von einer Reihe kurzer einfach gebauter Tentakel umgeben Die acht Reihen plattenformiger Wimperplattchen ermoglichen dem Tier die Fortbewegung die breiten Mundlappen sind an der Bewegung nicht beteiligt Sie sind am lebenden Tier durch Lichtbrechung farbig schillernd Wie typisch fur die Ordnung Lobata bestehen sie aus vier langeren und vier kurzeren Reihen Am distalen aboralen Ende des Organismus sitzt in einer Einsenkung das apikale Sinnesorgan mit der Statocyste Die Larven besitzen einen eiformigen Korper Die beiden Tentakel sind bei ihnen anders als bei den adulten Tieren lang und auffallig sie sitzen in zwei gut erkennbaren Tentakeltaschen Die acht Reihen von Wimperplattchen sind bei ihnen nahezu gleich lang sie erreichen nicht die Mundoffnung Die charakteristischen Mundlappen beginnen sich ab einer Korperlange von etwa 5 Millimeter auszubilden 2 3 Biolumineszenz Bearbeiten nbsp Bioluminiszierende Mnemiopsis leidyiIndividuen der Art konnen wie die meisten Rippenquallen durch Biolumineszenz im Dunkeln blaugrunes Licht erzeugen 4 Zu sehen sind nur am dunkeladaptierten Tier acht leuchtende Linien die die Korperkontur nachzeichnen Die Lumineszenz wird durch Beruhrung der Wimperplattchen die als Mechanorezeptoren wirken angeregt Licht wird produziert in den Photocyten Licht produzierenden Zellen die auf der Aussenseite der acht das Innere des Tiers durchziehenden Radialkanale zwischen den cilientragenden Zellen der Ruderplattchen und den Wandzellen der Kanale liegen Wie typisch fur Photocyten ist das endoplasmatische Retikulum besonders stark ausgebildet Das lichtemittierende Protein oder Photoprotein ist Mnemiopsin 5 ein Vertreter der Coelenterazine die typisch fur Rippenquallen und Nesseltiere sind Entgegen fruheren Vermutungen wurde nachgewiesen dass Mnemiopsis das Protein selbst synthetisiert und nicht mit Beuteorganismen aus der Nahrung aufnimmt Verbreitung als invasive Art Bearbeiten nbsp Links sind die naturlichen Verbreitungsgebiete von Mnemiopsis leidyi als Linie dargestellt Orte wo die Art eingeschleppt wurde sind rosa markiert nbsp Eine kleine Gruppe von Meerwalnussen nbsp Zwei ausgewachsene ExemplareWahrend die Bestande der Meerwalnuss im westlichen Atlantik wo sie heimisch ist stabil sind kann sie sich als eingeschleppte Art massenhaft vermehren und so fur Probleme sorgen wenn sie auf gute Bedingungen mit ausreichend Nahrung und ohne nennenswerte Feinde treffen 6 Als eingeschleppte Art ist Mnemiopsis leidyi fur ihren verheerenden Einfluss auf Okosysteme bekannt da sie nicht nur mit einheimischen Fischarten um Nahrung konkurriert sondern auch deren Eier und Larven frisst 1 In so einem Fall gibt es die Moglichkeit der biologischen Kontrolle durch andere Arten die als Fressfeind der Problemart eingesetzt werden Im Fall der Meerwalnuss konnte eine andere eingeschleppte Rippenqualle die Seemelone Beroe ovata den okologischen Kollaps verhindern 6 7 Schwarzes Meer Bearbeiten Die Art war ursprunglich in subtropischen Gewassern an der Atlantikkuste von Nord und Sudamerika verbreitet 1982 wurden erstmals Exemplare im Schwarzen Meer gesichtet 8 Vermutlich kamen sie durch Ballastwasser von Frachtschiffen dorthin Auf Grund fehlender Feinde und optimaler Bedingungen kam es zur Massenvermehrung durch den Neobioten wobei einheimische Arten verdrangt wurden Die Ertrage der Sardellen Fischerei fielen auf ein Zehntel dessen was vor dem Eindringen der Art erzielt werden konnte 9 Ihre maximale Populationsdichte im Schwarzen Meer erreichte die Art 1989 mit uber 300 Exemplaren pro Kubikmeter Wasser 10 Als Wissenschaftler aus Rostow am Don sich fur die gezielte Einfuhrung der Rippenqualle Beroe ovata als Fressfeind aussprachen wurde festgestellt dass diese bereits eingetroffen war Die Interaktion zwischen den beiden invasiven Arten wurde mit Hilfe einer Langzeitbeobachtung dokumentiert Im Ergebnis konnte festgestellt werden dass das massenhafte Auftreten ausgewachsener Mnemiopsis leidyi Exemplare sich seit der Anwesenheit von Beroe ovata nicht mehr vom Fruhjahr bis in den Herbst erstreckt sondern auf einen kurzeren Zeitraum im Sommer begrenzt ist 7 Kaspisches Meer Bearbeiten Vermutlich wiederum durch das Ballastwasser von Schiffen konnte Mnemiopsis leidyi auch in das Kaspische Meer vordringen Am 17 Oktober 2006 wurde die Art von Forschern des Leibniz Institut fur Meereswissenschaften auch in der Ostsee entdeckt Eine Dichte von 30 Exemplaren pro Kubikmeter Wasser wurde festgestellt 11 Die Population stieg auch hier stark an und erreichte 92 Exemplare pro Kubikmeter Die Art vermehrt sich am besten bei Wassertemperaturen zwischen 24 und 28 C kann sich aber ab 12 C reproduzieren An der amerikanischen Atlantikkuste ist sie nordlich bis zur Narragansett Bay verbreitet In der Ostsee und Nordsee konnen sie bei Wassertemperaturen bis 4 C uberwintern 12 Warmere Winter konnten die Populationen daher noch schneller wachsen lassen Nord und Ostsee Bearbeiten Insgesamt treten in der Nordsee immer haufiger Quallen auf darunter auch Fressfeinde der Mnemiopsis leidyi die Glas Lappenqualle Bolinopsis infundibulum und wie im Schwarzen Meer die Melonenquallen der Gattung Beroe Forscher der zur Helmholtz Gemeinschaft gehorenden Biologischen Anstalt Helgoland BAH deuteten diesbezuglich an dass die Fressfeinde die Meerwalnuss zumindest wie bereits im Schwarzen Meer geschehen in Schach halten konnten 13 Im Herbst 2007 erreichte Mnemiopsis leidyi die Danziger Bucht sowie den Finnischen und den Bottnischen Meerbusen Auch in der Ostsee konnte die Meerwalnuss das Okosystem empfindlich storen da sie kaum naturliche Feinde hat 14 Mittelmeer Bearbeiten 2016 wurden die ersten Exemplare in der Adria gesichtet wo nachteilige Folgen fur Fischerei und Tourismus befurchtet werden 15 Mittlerweile konnte Mnemiopsis leidyi ausser im Mittelmeer auch im angrenzenden Agaischen Meer nachgewiesen werden 16 Taxonomie BearbeitenIn der Gattung Mnemiopsis sind drei Arten beschrieben Mnemiopsis mccradyi Mayer 1900 soll sich durch den starker warzigen Korper von M leidyi unterscheiden 2 Diese Art wurde an der amerikanischen Atlantikkuste sudlich von Cape Hatteras angegeben 17 gilt nun aber meist als synonym zu M leidyi 18 Auch die Typusart der Gattung Mnemiopsis gardeni L Agassiz 1860 ist moglicherweise synonym so dass die Gattung monotypisch ware 19 Dies wurde aber nomenklatorische Probleme aufwerfen weil nach den Regeln der zoologischen Nomenklatur dann dies der valide Name der Art ware so dass der in Hunderten von Artikeln verwendete Artname Mnemiopsis leidyi zum Synonym wurde Mnemiopsis bildet mit den Gattungen Bolinopsis und Leseuria die Familie Bolinopsidae Bigelow 1912 Allerdings wurde im Jahr 2015 nach genetischen Daten die Monophylie dieser Familie in Zweifel gezogen 20 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Meerwalnuss Album mit Bildern Videos und Audiodateien Ausfuhrliche Beschreibung der Invasive Species Specialist Group englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Invasive Rippenqualle Erfolgreich dank wiederholter Einwanderung Helmholtz Zentrum fur Ozeanforschung Kiel aufgerufen am 7 Februar 2022 a b Alfred Goldsborough Mayer 1912 Ctenophores of the Atlantic Coast of North America Carnegie Institution of Washington Publication no 162 Mnemiopsis leidyi auf Seite 26 ff Otto M P Oliveira amp Alvaro E Migotto 2006 Pelagic ctenophores from the Sao Sebastiao Channel southeastern Brazil Zootaxa 1183 1 26 R A Moore 1924 Luminescence in Mnemiopsis Journal of General Physiology 6 4 403 412 M R Aghamaali V Jafarian S Sariri M Molakarimi B Rasti M Taghdir R H Sajedi S Hosseinkhani 2011 Cloning sequencing expression and structural investigation of mnemiopsin from Mnemiopsis leidyi an attempt toward understanding Ca2 regulated photoproteins Protein Journal 30 8 566 574 doi 10 1007 s10930 011 9363 8 a b Quallen retten Kaspi Fischer Bild der Wissenschaft aufgerufen am 7 Februar 2022 a b T Shiganova L Legendre A Kazmin amp P Nival 2014 Interactions between invasive ctenophores in the Black Sea assessment of control mechanisms based on long term observations Marine Ecology Progress Series Vol 507 S 111 123 doi 10 3354 meps10806 T A Shiganova 1998 Invasion of the Black Sea by the ctenophore Mnemiopsis leidyi and recent changes in pelagic community structure Fisheries Oceanography 7 305 310 doi 10 1046 j 1365 2419 1998 00080 x Tamara A Shiganova amp Yulia V Bulgakova 2000 Effects of gelatinous plankton on Black Sea and Sea of Azov fish and their food resources ICES Journal of Marine Science 57 641 648 doi 10 1006 jmsc 2000 0736 T Shiganova Z Mirzoyan E Studenikina S Volovik I Siokou Frangou S Zervoudaki E Christou A Skirta H Dumont 2001 Population development of the invader ctenophore Mnemiopsis leidyi in the Black Sea and in other seas of the Mediterranean basin Marine Biology 139 3 431 445 doi 10 1007 s002270100554 Jamileh Javidpour Ulrich Sommer Tamara Shiganova 2006 First record of Mnemiopsis leidyi A Agassiz 1865 in the Baltic Sea Aquatic Invasions 1 4 299 302 doi 10 3391 ai 2006 1 4 17 Sandra Kube Lutz Postel Christopher Honnef Christina B Augustin 2007 Mnemiopsis leidyi in the Baltic Sea distribution and overwintering between autumn 2006 and spring 2007 Aquatic Invasions 2 2 137 145 Maarten Boersma Arne M Malzahn Wulf Greve Jamileh Javidpour 2007 The first occurrence of the ctenophore Mnemiopsis leidyi in the North Sea Helgoland Marine Research 61 55 doi 10 1007 s10152 006 0055 2 Die Meerwalnuss erobert die Ostsee Stiftung Meeresschutz aufgerufen am 7 Februar 2022 Quallenpest in Kroatien Artikel von Thomas Roser Stuttgarter Nachrichten 1 Marz 2021 Mnemiopsis leidyi Meerwalnuss Meerwasser Lexikon aufgerufen am 7 Februar 2022 Jennifer E Purcell Tamara A Shiganova Mary Beth Decker Edward D Houde 2001 The ctenophore Mnemiopsis in native and exotic habitats U S estuaries versus the Black Sea basin Hydrobiologia 451 145 176 Mills C 2011 Mnemiopsis L Agassiz 1860 WoRMS World Register of Marine Species abgerufen am 21 April 2017 Phylum Ctenophora list of all valid species names by Claudia E Mills abgerufen am 21 April 2017 Paul Simion Nicolas Bekkouche Muriel Jager Eric Queinnec Michael Manuel 2014 Exploring the potential of small RNA subunit and ITS sequences forresolving phylogenetic relationships within the phylum Ctenophora Zoology Jena 118 2 102 114 doi 10 1016 j zool 2014 06 004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meerwalnuss amp oldid 233204529