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Die Maximianskathedra ist ein Bischofsstuhl Kathedra aus dem 6 Jahrhundert der sich im Museo arcivescovile in Ravenna befindet Er wird dem ravennatischen Bischof Maximian zugeordnet und ist komplett mit Elfenbeintafeln dekoriert die alttestamentliche und neutestamentliche Darstellungen zeigen Die Maximianskathedra Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 3 Ikonographie 3 1 Monogramm 3 2 Schauseite und Ornamentik 4 Herkunft 5 Chronologische Einordnung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErstmals wird die Kathedra in dem venezianischen Geschichtswerk Chronicon Venetum des 10 Jahrhunderts erwahnt Laut diesem war der Bischofsstuhl einst ein Geschenk des Dogen von Venedig Pietro II Orseolo an den damaligen Kaiser Otto III 1 Nachdem Otto III im Jahre 996 durch Papst Gregor V zum Kaiser gekront worden war unternahm er mehrere Italienfeldzuge Otto unterhielt Beziehungen zum Dogen Venedigs Pietro II Orseolo 1001 reiste der Kaiser erneut nach Italien dort kam es zu einigen kriegerischen Auseinandersetzungen Schliesslich begab er sich nach Ravenna und liess dort dem Dogen zwei kostbare Goldarbeiten zukommen Im Gegenzug beauftragte Pietro Orseolo den Diakon Johannes dem Kaiser eine Kathedra aus Elfenbein zu uberreichen Kurze Zeit spater verstarb dieser jedoch Die Kathedra verblieb aller Wahrscheinlichkeit nach in Ravenna gesichert ist dies aber keineswegs Weitere Quellen finden sich erst 1664 bei dem kunstinteressierten Bischof Gerolamo Fabri 2 Dieser berichtet von einem alten Bischofsstuhl aus Elfenbein versehen mit biblischen Schnitzereien Ebenso schreibt der romische Archaologe Giovanni Giustino Ciampini 1689 uber einen vernachlassigten Bischofssitz Ciampini spricht sogar von einer Restaurierung Doch erst 1919 holte man die Kathedra im Zuge weiterer Aufarbeitungen aus der Vergessenheit und stellte sie im erzbischoflichen Palast auf Dabei bemerkte man eine Vielzahl fehlender Darstellungen In den folgenden Jahrzehnten gelang es einige der verschollen geglaubten Elfenbeinplatten wieder in das Kunstwerk zu integrieren so dass im Jahr 1956 eine zweite Restaurierung erfolgen konnte Wahrend der Uberarbeitung und Rekonstruktion wurden die ursprunglichen holzernen Einfassungen vieler Platten durch Plexiglas ausgetauscht 3 Von den ehemals 39 Tafeln sind lediglich 27 erhalten geblieben Heute ist die Maximianskathedra im ravennatischen Museo arcivescovile zu besichtigen Auffallig bei den historischen Uberlieferungen ist die fehlende Erwahnung dieses Stuhles in den Schriften des spatantiken Geistlichen Agnellus von Ravenna 487 570 An keiner Stelle seines Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis erwahnt er ein Kunstwerk solcher Art 4 Dies kann verschiedene Grunde haben so konnte es sich z B bei den venezianischen Quellen um eine andere Kathedra gehandelt haben Nicht auszuschliessen ist auch die Moglichkeit dass er die heutige nie zu Gesicht bekam weil sie an einem anderen Ort aufbewahrt wurde Aufbau BearbeitenBei der Kathedra handelt es sich um einen stuhlartigen Sitz in Kastenform der auf sieben vierkantigen Fussen ruht Die sitzende Person lehnte an einer leicht gerundeten Ruckenlehne die bis auf Schulterhohe reichte Daran schliessen sich zwei Armstutzen an An den Eckpunkten der Sitzflache ragt jeweils ein Pfosten in die Hohe Diejenigen der Schauseite werden von einem abgeflachten Knauf bekront Im Inneren besteht das Grundgerust der Kathedra aus Ebenholz das durchgangig mit bebilderten Elfenbeinplatten besetzt ist Aussen wie Innenflachen der Ruckenlehne zieren neutestamentliche Darstellungen Demgegenuber schmucken in vertikaler Richtung zehn jeweils funf an jeder Seite alttestamentliche Szenen die Wangenpartien der Armstutzen An der Front sind die vier Evangelisten sowie Johannes der Taufer abgebildet Einige der fehlenden Darstellungen wurden um des Gesamteindruckes willen durch schmucklose Holztafeln ersetzt die man zuvor mit Pergament uberzog 5 Der Sitz ragt 0 58 m in die Hohe die Ruckenlehne erhebt sich um 0 64 m daruber Die Armstutzen schliessen an den Seiten mit 0 18 m an die Sitzflache dazwischen ist 0 62 m breit Ikonographie BearbeitenMonogramm Bearbeiten Nachdem Gerolamo Fabri die Kathedra im 17 Jahrhundert aus der Vergessenheit geholt hatte stellte sich die Frage nach der Zugehorigkeit Einen wichtigen Hinweis dazu lieferte das Monogramm der Schauseite Ein Mann namens Mario Fiorentini nahm sich als Erster dessen Entzifferung an 6 Er kam zu dem Ergebnis die Kathedra sei dem ravennatischen Bischof Maximianus zuzuordnen Fiorentini entschlusselte das Monogramm als Maximianus Episcopus Dem gegenuber steht die Meinung Francois Martroyes und die des kroatischen Archaologen Frane Bulic Martroye sieht den Ursprungsort der Kathedra in Dalmatien 7 Dies fuhrt er auf die Eroberung Dalmatiens durch den venezianischen Dogen Pietro II Orseolo zuruck Sie stellte ein willkommenes Beutegut aus den Trummern Salonas dar und diente als Geschenk an Kaiser Otto III Da in Salona der Bischof Maximus I im 4 Jahrhundert sein Amt ausubte kam fur Martroye nur die Ubersetzung Maximus Salonae Eps in Frage Dem schliesst sich Don Fane Bulic weitestgehend an ordnet die Kathedra aber nicht Maximus I sondern dem dort ebenfalls ansassigen Maximus II zu Dieser lebte ca ein Jahrhundert spater und verstarb im Jahre 615 Beide Entzifferungen sind jedoch das Resultat eines Analysefehlers Martroye und Bulic sehen am unteren Rand des X im Monogramm falschlicherweise einen Balken Dieser hatte die Annahme eines L zur Folge Die Lange dieses Balkens ist jedoch zu gering Zudem sind beide Zuordnungen aufgrund stilistischer Prufungen nicht haltbar Folglich versuchte man in Ravenna selbst einen Hinweis fur die Zugehorigkeit des Monogramms zu finden Nach einigen Vergleichen stellte man fest dass lediglich der Bischof Maximian als einzige Bezugsperson ubrig geblieben war In einer der Hauptquellen zur Geschichte Ravennas dem Liber Pontificalis ecclesiae Ravennatis beschreibt Agnellus das Leben des Maximian Die starke Tatigkeit Maximians als Mazen legt es durchaus nahe dass es sich bei dem Monogramm um das seine handelt Einen endgultigen Beweis seiner Zugehorigkeit brachte der Vergleich mit ahnlichen Monogrammen die ihm zugeschrieben wurden und in Anlehnung an Agnellus verifiziert werden konnten Schauseite und Ornamentik Bearbeiten Die Schauseite der Kathedra zeigt ahnlich den Wangen und der Ruckenlehne Elfenbeinplatten mit Darstellungen christlicher Themen Sie zeigt die vier Evangelisten in deren Mitte sich Johannes der Taufer befindet Jeder der funf Heiligen tragt ein langes Pallium hat den rechten Arm und selbige Hand zu einem Segens bzw Redegestus erhoben und halt in der verhullten Linken ein Evangelienbuch Ausgenommen ist hier Johannes Ihm kommt eine besondere Stellung in dieser Szenerie zu Er halt eine flache Scheibe in die Hohe Sie tragt das Bild eines Lammes Es stellt symbolisch den Gottessohn Jesus Christus dar Herkunft BearbeitenEine der am meisten diskutierten Fragen ist die der Herkunft Dass eine Antwort hier unablassig scheint findet in mehreren Bereichen seine Begrundung Zum einen ware so eine Zuweisung weiterer Elfenbeinarbeiten moglich Zum anderen bildet die Entschlusselung einen bedeutenden Anhaltspunkt in der ikonographischen Kunstentwicklung Weiterhin kann sie fur die Darstellung des kulturellen Kontextes eine wichtige Rolle spielen Ist sie das Ergebnis ost oder westromischer Kunstfertigkeit Zur Klarung dieser Frage analysierten Forscher sowohl die Ikonographie als auch die Platten an sich Betrachtet man die Platten der Heiligengestalten so fallt auf dass diese in unterschiedlichen Massen gefertigt wurden Sowohl die beiden ausseren als auch die mittlere Platte sind grosser proportioniert als die ubrigen schmaleren Tafeln Der Wechsel von Breite und Enge unterliegt einem Schema das sich auch auf kleinasiatischen Saulensarkophagen finden lasst 8 Dies entspricht also einer ostlichen Tendenz Weiterhin werden in den Segmentbogen hinter den Kopfen der Heiligen Muscheln sichtbar Die Tatsache dass der Verschluss nicht zu erkennen der Muschelausgang hingegen deutlich zu sehen ist verweist auf den Gebrauch ostlicher allem voran byzantinischer Kunst Neben der Schauseite liefern die Darstellungen der biblischen Zyklen stilistische Hinweise auf ihre Herkunft Die Tafeln sind sehr plastisch ausgearbeitet Verglichen mit den Konsulardiptycha des 6 Jahrhunderts fallen die starker betonten Gewandungen und die individuellen Eigenheiten der Gesichter ins Auge Diese Detailliertheit ist charakteristisch fur das Wirken byzantinischer bzw ostlicher Kunst Neben der Analyse des Dargestellten hat man bei den Restaurierungen die einzelnen Tafeln untersucht Dabei fand man auf der Ruckseite der Wangenplatten griechische Zahlmarken Daraus resultiert zweierlei Erstens konnte man feststellen dass mehrere Kunstler an der Fertigung beteiligt waren und zweitens war der Gebrauch von Zahlmarken im Byzantinischen Reich bis in die Spatantike hinein ublich Gerade Konstantinopel bildete dabei eines der Zentren 9 Insgesamt hat sich in der Forschung die Meinung durchgesetzt dass die Maximianskathedra in einer Elfenbeinwerkstatt des spatantiken Konstantinopels gefertigt wurde Chronologische Einordnung BearbeitenUrkundlich ist lediglich die Nennung einer Elfenbeinkathedra bekannt Diese Uberlieferungen welche das Kunstwerk mit dem venezianischen Dogen Pietro II Orseolo und Kaiser Otto III in Verbindung bringen weisen in die Zeit um 1001 Es ist jedoch nicht belegt dass der Stuhl ebenfalls in jener Phase entstanden ist Die Moglichkeit einer vorangegangenen Fertigung bleibt offen Da die Forschung schriftkundlich nicht weiterkam wandte sie sich den kunstlerischen Darstellungen der Kathedra zu Besonders das Monogramm und die biblischen Zyklen standen hier im Vordergrund So wird die alttestamentliche Bilderserie ikonographisch ins 5 Jahrhundert datiert 10 Nach Morath war das 6 Jahrhundert eine Zeit in der der Osten der spatantiken Welt besonders Konstantinopel eine geistige Unruhe christologischer Auseinandersetzungen zu bewaltigen hatte 11 Um dem entgegenzuwirken verbildlichte man dem Volke u a das Leben Jesu und Marias Eine Untersuchung der Schauseite lieferte ebenfalls einige Indizien So sind es denn die vier Evangelienbucher welche eine stilistische Einordnung moglich machen Die mit einem Gemmenkreuz gekennzeichneten Schriften werden in ihrer Form und Darstellungsweise seit dem 5 Jahrhundert gefertigt Das wohl wichtigste Element zur Datierung der Kathedra bildet jedoch das Monogramm des Maximianus Geht man davon aus und dass der Stuhl zu seiner Zeit in Auftrag gegeben wurde so lasst sich der Zeitraum betrachtlich eingrenzen Maximian bekleidete in den Jahren 546 556 das Amt des Bischofs Somit liefert das Monogramm einen Verweis in diese Zeitspanne Berucksichtigt man nun noch die Ubersetzung in Episcopus so konnte man den Zeitraum unter grosstem Vorbehalt sogar in seine ersten vier Amtsjahre als Bischof 546 550 legen 12 Aufgrund oben angefuhrter Argumente und Untersuchungen datiert die Forschung die Maximianskathedra an den Anfang der 50er Jahre des 6 Jahrhunderts Literatur BearbeitenGunther Wolfgang Morath Die Maximianskathedra von Ravenna Ein Meisterwerk christlich antiker Reliefkunst Freiburger theologische Studien 54 Herder Freiburg 1940 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cathedra des Maximianus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten G W Morath S 8 f G W Morath S 9 Leonard von Matt Giuseppe Bovini Ravenna Koln 1971 S 199 Claudia Nauerth Agnellus von Ravenna Liber Pontificalis Bischofsbuch Lateinisch Deutsch Herder Freiburg i Br 1996 Leonard von Matt Giuseppe Bovini Ravenna Koln 1971 S 199 G W Morath S 10f G W Morath S 11 G W Morath S 105 Friedrich Wilhelm Deichmann Ravenna Hauptstadt des spatantiken Abendlandes Stuttgart 1989 S 348 G W Morath S 108 G W Morath S 109 Leonard von Matt Giuseppe Bovini Ravenna Koln 1971 S 199 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maximianskathedra amp oldid 217300642