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Matthias Mertens 5 Dezember 1906 in Straelen 1 Februar 1970 in Gaesdonck war ein deutscher romisch katholischer Priester und im KZ Dachau inhaftiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenMatthias Mertens wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Wachtendonk auf und machte 1926 sein Abitur am Collegium Augustinianum Gaesdonck Ab dem Sommersemester 1927 studierte er in Munster und Bonn Katholische Theologie In Bonn war er 1929 30 in der katholischen Studentenverbindung WKStV Unitas Salia Bonn und in Munster 1930 31 in der WKStV UNITAS Sugambria aktiv aus der er wegen des Eintritts ins Priesterseminar ausschied trat dieser jedoch spater im Leben wieder bei 1 Im folgenden Jahr am 17 Dezember 1932 wurde Mertens von Weihbischof Johannes Scheifes im St Paulus Dom in Munster zum Priester geweiht Anschliessend war Mertens als Kaplan in Materborn tatig schon hier kam er mehrfach mit dem nationalsozialistischen Regime in Konflikt So wurde er z B 1935 vor einem Sondergerichtshof wegen Verstosses gegen das Heimtuckegesetz angeklagt weil er in Predigten den Munsterschen Bischof Clemens August Graf von Galen verteidigt hatte wurde jedoch freigesprochen 2 Nach dem glimpflichen Ausgang dieses Prozesses versetzte ihn der Bischof um ihn zu schutzen als Kaplan nach Oberhausen Schmachtendorf Auch hier trat Mertens bald als mutiger Kritiker der NSDAP auf etwa als er gemeinsam mit seinem Pfarrer Eduard Albring die Reichstagswahl im Fruhjahr 1936 boykottierte Ich stellte im Wahllokal offentlich fest dass die Wahl kontrolliert wurde und verweigerte ebenso offentlich meine Stimmabgabe wobei das Ereignis von mir und anderen schnellstens in breiter Offentlichkeit publiziert wurde 1 Trotz weiterer Anzeigen konnte Mertens noch bis 1941 seine Seelsorgearbeit fortsetzen Dann im Juli und August 1941 verlas Mertens die drei NS kritischen Predigten seines Bischofs im Gottesdienst weswegen die ortliche NSDAP fur den 21 September 1941 eine Demonstration gegen den Bischof plante Daraufhin trug Mertens an demselben Tag im Gottesdienst noch einmal die von der NSDAP besonders kritisierten und in der gleichgeschalteten Presse entstellten Passagen der Predigten vor Seiner Lesung fugte Mertens folgende Worte hinzu Meine Andachtigen Wir sind unserem Bischof dankbar dass er fur Wahrheit Recht und Gerechtigkeit eine Lanze gebrochen hat dass er es mutig tat wo es mit grossen Gefahren fur ihn verbunden war Wer dagegen demonstriert der demonstriert damit gegen Wahrheit Recht und Gerechtigkeit Und das ist nicht nur unchristlich das ist auch im hochsten Masse undeutsch und alles was sich daran beteiligt ist Pobel 3 Infolge dieser Predigt wurde Mertens erneut angezeigt Am 6 Januar 1942 wurde er auf Befehl der Staatspolizeileitstelle Dusseldorf verhaftet und in das Polizeigefangnis in Mulheim an der Ruhr verbracht Am 17 April 1942 wurde er in das KZ Dachau eingeliefert wo er im sogenannten Pfarrerblock sofort seinem ihm aus Materborn bekannten Mithaftling Karl Leisner begegnete Die Priesterweihe Leisners im KZ am 17 Dezember 1944 war fur Mertens ein zutiefst beeindruckendes Erlebnis uber das er spater seinen Bericht Priesterweihe hinter Stacheldraht 1949 schrieb Diesen beginnt er mit den Worten Im Folgenden soll nichts von all dem was der Leser bisher uber die unmenschlichen Grausamkeiten und Harten aus deutschen Konzentrationslagern gehort und gesehen hat beschonigt oder auch nur verkleinert werden Nein es ware vielmehr an der Zeit der an Boden gewinnenden Meinung entgegenzutreten als ob die KZ Greuel uberhaupt ubertrieben werden konnten Wenigstens eine durchschnittliche Phantasie wurde nicht ausreichen die Geschehnisse hinter den Stacheldrahtzaunen des dritten Reiches einfachhin zu erfinden Wollte aber einer ihre Einzelheiten schildern als Handhaben der SS Henker oder als Erlebnisse der betroffenen Opfer ohne ihrer Zeuge gewesen zu sein so musste man schon eine Erfindungsgabe von wahrhaft krankhaften Ausmassen voraussetzen 4 Da die amerikanischen Truppen anruckten wurde Mertens am 9 April 1945 aus dem KZ Dachau entlassen Bereits im Juli trat er wieder seinen Dienst in Schmachtendorf an Seine Gesundheit war jedoch durch die Jahre im KZ schwer angegriffen woran auch mehrere Kuraufenthalte nicht viel andern konnten So wurde Mertens zunachst 1949 zur Schonung und besseren arztlichen Betreuung als Krankenhausseelsorger nach Recklinghausen versetzt Im August 1953 schliesslich wurde Mertens zum Prokurator Rektor und zunachst auch Spiritual an seiner alten Schule in Gaesdonck ernannt Diesen Dienst versah er trotz aller durch die KZ Haft verursachten gesundheitlichen Probleme bis zu seinem Tode und war so massgeblich am Wiederaufbau des Collegium Augustinianum nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligt Ehrungen BearbeitenIn Schmachtendorf wurde 1986 die an der St Josef Kirche vorbeifuhrende Gregorstrasse in Kaplan Mertens Weg umbenannt Vor der Kirche wurde 1987 ein Gedenkstein fur Mertens errichtet 5 Schriften BearbeitenPriesterweihe hinter Stacheldraht Aus dem Konzentrationslager Dachau In Neue Zurcher Nachrichten In funf Teilen am 28 29 30 31 Marz und 1 April 1949 Vollstandig auch in Gaesdoncker Blatter 41 Jg 1988 S 14 26 Literatur BearbeitenHeinz Boberach Bearb Berichte des SD und der Gestapo uber Kirchen und Kirchenvolk in Deutschland 1934 1944 Matthias Grunewald Verlag Mainz 1971 Veroffentlichungen der Kommission fur Zeitgeschichte 12 S 611 Vera Bucker Kaplan Matthias Mertens In Vera Bucker Hg Kreuz unter dem Hakenkreuz Oberhausener Katholiken im NS Alltag Hg im Auftrag des Katholikenausschusses und des Katholischen Stadtsekretariats Oberhausen Laufen Oberhausen 2003 Kirche in Oberhausen 6 ISBN 3 87468 196 3 S 230 250 Paul Dyckmans Matthias Mertens In Gaesdoncker Blatter 23 Jg 1970 S 118 f Christian Frieling Matthias Mertens In Ders Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 ISBN 3 402 05427 2 S 140 143 Franz Hermes Erneute Ehrung fur Matthias Mertens in Oberhausen In Gaesdoncker Blatter 41 Jg 1988 S 27 30 Franz Hermes Noch eine Erinnerung an Matthias Mertens In Gaesdoncker Blatter 37 Jg 1984 S 64 68 Joseph Scholten Ein Bekenner aus Gaesdoncker Reihen Eine Erinnerung an Rektor Matthias Mertens In Gaesdoncker Blatter 37 Jg 1984 S 60 63 Auch in Gaesdoncker Blatter N F 1 Jg 1999 Bd II Historisches Lesebuch Hg v Jorg Baden u Alois Tack S 110 113 Einzelnachweise Bearbeiten a b Zitiert nach Zu einem neuen Lebensbild von Bbr Matthias Mertens 1906 1970 Priester in Oberhausen Schmachtendorf Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1993 S 140 Zitiert nach Christian Frieling Matthias Mertens Nr 29753 In Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 S 140 143 hier S 141 Matthias Mertens Priesterweihe hinter Stacheldraht Aus dem Konzentrationslager Dachau In Gaesdoncker Blatter 41 Jg 1988 S 14 26 S 14 Vgl Franz Hermes Erneute Ehrung fur Matthias Mertens in Oberhausen In Gaesdoncker Blatter 41 Jg 1988 S 27 30 Weblinks BearbeitenZu einem neuen Lebensbild von Bbr Matthias Mertens 1906 1970 Priester in Oberhausen Schmachtendorf Foto und Auszuge aus den Gestapo Akten uber Mertens PDF 269 kB Normdaten Person GND 189432098 lobid OGND AKS VIAF 221166120 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mertens MatthiasKURZBESCHREIBUNG deutscher Geistlicher und NS OpferGEBURTSDATUM 5 Dezember 1906GEBURTSORT StraelenSTERBEDATUM 1 Februar 1970STERBEORT Collegium Augustinianum Gaesdonck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthias Mertens amp oldid 232986412